Vaisampayana sprach:
Oh Herrscher der Menschen, als die Schwäne die Worte von Indra gehört hatten, begaben sie sich wie oft zuvor in die Vajra Festung. Sie landeten in den schönen und höchst angenehmen Teichen, die mit goldfarbenen Lotusblüten und Lilien bedeckt waren. Und obwohl sie schon öfters hier gesehen wurden, staunten alle über ihren wunderbaren Glanz und Gesang. Als Vajranabha den bezaubernden Gesang dieser himmlischen Schwäne auf den Teichen der inneren Gemächer hörte, war er ihnen höchst geneigt und sprach:
Ihr wohnt im Himmel, und ganz und gar himmlisch ist euer Gesang. Seid stets willkommen und verschönert die Feste in meinem Palast. Oh ihr himmlischen Schwäne, betrachtet mein Haus als das eure und betretet es ohne Furcht.
Oh Nachkomme des Bharata, so angesprochen von Vajranabha betraten die Vögel den Palast des Dämonenkönigs, um das Werk der Götter zu vollbringen. Und indem sie sich wie Menschen verhielten und ihre Sprache nutzten, schufen sie eine gewisse Vertrautheit mit allen. Bald waren die Damen der inneren Gemächer höchst erfreut über die wunderbaren Geschichten, die sie von den Schwänen hörten. Und bald trafen sie dort auch die schöne Jungfrau Prabhavati, die unvergleichliche Tochter von Vajranabha mit dem süßen Lächeln, und gewannen ihr Zutrauen. Dabei wurde die Schwanendame Suchimukhi ihre ganz besondere Freundin. Sie erzählte der Tochter von Vajranabha viele bezaubernde Geschichten, und als sie ihr ganzes Vertrauen gewonnen hatte, sprach sie:
Oh Prabhavati, ich denke, du bist die Beste an Schönheit, Tugend und Begabung in den drei Welten. Deshalb möchte ich dir etwas sagen. Oh Mädchen mit dem bezaubernden Lächeln, deine Kindheit ist vergangen, und was vergangen ist, kehrt nicht zurück, wie das Wasser in einem Fluß. Oh Liebste, es gibt keine größere Freude für eine Frau, als das Glück, mit einem Mann vereint zu sein. Damit sage ich dir die Wahrheit. Oh Schönste, dein Vater wünscht, daß du während einer Gattenwahl deinen Ehemann bestimmen sollst. Doch keiner unter denen, die hier erscheinen dürfen, wird dir angemessen sein. Oh beste Dame, viele Aufwärter mit Schönheit, Heldentum und anderen Fähigkeiten wirst du zurückweisen und damit beschämen müssen. Oh Vorzüglichste, ich kenne nur einen, der dir an Schönheit und Abstammung angemessen ist. Das ist Pradyumna, der Sohn von Rukmini, der in den drei Welten an Adel und Heldentum unvergleichlich ist. Doch wie könnte er hier erscheinen? Oh du mit der schönen Taille, obwohl er ein Mensch unter Menschen ist, erscheint dieser höchst Mächtige und Tugendhafte wie ein Gott unter Göttern und übertrifft alle Dämonenkönige. Bei seinem Anblick kann eine Frau ihre spontane Liebe nicht zurückhalten, wie die Kuh ihre Milch oder der Fluß sein Wasser. Sein Gesicht übertrifft den Vollmond, seine Augen den Lotus und sein Gang den Löwen. Oh schönste Jungfrau, was soll ich noch sagen? Der mächtige Vishnu hat ihn aus der Essenz der Welt hervorgebracht. So gab er dem körperlosen Gott (der Liebe, Kama) einen Körper. Als Kind wurde er vom sündhaften Dämon Sambara ergriffen und davongetragen. Doch ohne seine Tugend zu verlieren, besiegte er als Junge den Dämon und lernte von ihm alle Arten der Illusion. So besitzt Pradyumna alle erdenklichen Qualitäten, die in den drei Welten wünschenswert sind. In seinem Glanz gleicht er der Sonne, an Geduld der Erde und an Tiefe dem Ozean.
Als Prabhavati diese Worte der Schwanendame vernommen hatte, antwortete sie:
Oh liebe Dame, ich habe schon viele Male in Gesprächen zwischen meinem Vater und Narada davon gehört, daß Vishnu im Reicht der Menschen geboren wurde. Oh Sündlose, die Dämonen betrachten ihn als großen Feind, der zu meiden ist. Er hat bereits viele Dämonenstämme mit Diskus, Bogen und Keule in seinen Händen vernichtet. Um sich selbst zu beschützen, läßt ihn der Dämonenkönig mithilfe der Dämonen in den verschiedenen Städten sorgsam beobachten. Oh Süßlächelnde, jede Frau wünscht, daß die Familie ihres Ehemannes höher steht als die ihres Vaters. Wenn du also einen Weg findest, Pradyumna hierherzubringen, werden ich und unsere Familie höchst gesegnet sein. Oh Süßsprechende, sage mir, wie Pradyumna aus dem Geschlecht der Vrishnis mein Ehemann werden kann? Denn ich hörte von den älteren Dämonenfrauen, daß Hari ein gefürchteter Feind und eine große Qual der Dämonen ist. Ich hörte auch, wie Pradyumna geboren und der mächtige Sambara von ihm getötet wurde. So hat er schon lange seinen Platz in meinem Herzen. Doch wie kann ich mit ihm zusammenkommen? Oh Freundin, du bist zweifellos voller Weisheit, und ich vertraue dir. Sei meine Botschafterin und finde einen Weg, wie wir vereint werden können.
Daraufhin beruhigte sie die Schwanendame und sprach lächelnd:
Oh schöne Prabhavati, ich werde als deine Botschafterin gehen und ihm deine große Verehrung mitteilen. Oh Süßlächelnde, ich werde alles tun, damit er hierherkommt und diese Verkörperung des Liebesgottes dein Mann wird. Oh Schönäugige, vertraue mir, und sage deinem Vater, daß ich vorzügliche Geschichten erzählen kann. Das wird uns von großem Nutzen sein.
So angesprochen, handelte Prabhavati entsprechend, und der Dämonenkönig sprach zur Schwanendame in den inneren Gemächern:
Oh schöne Suchimukhi, Prabhavati sagte mir, daß du vorzügliche Geschichten erzählen kannst. So unterhalte uns, und erzähle von den seltenen Wundern, die du in der Welt gesehen hast, seien sie erfreulich oder unerfreulich.
Oh König, darauf sprach die Schwanendame zu Vajranabha, dem strahlenden Indra unter den Dämonen:
Oh Erster der Danavas, ich sah eine weise Asketin namens Sandili, die wundervolle Taten in der Nähe des Berges Meru vollbrachte. Ich sah auch die großherzige Kausalya, die stets zum Wohle aller Wesen wirkt und wie Sandili eine gute Freundin der Tochter des Bergkönigs ist (Uma). Dann sah ich auch einen vorzüglichen Künstler, der von den Munis einen Segen erhalten hatte, jede beliebige Gestalt annehmen kann, von allen geliebt wird und sich selbst als Nahrung für alle Wesen in den drei Welten darbringt. Oh großer Held, dieser Künstler reist durch Uttarakuru, Bhadrasva, Ketumala und andere Länder der Erde. Er kennt viele Gesänge und Tänze der Götter und Gandharvas. Mit seinen Künsten bringt er sogar die Himmlischen zum Staunen.
Darauf antwortete Vajranabha:
Oh Schwanendame, über diese Frauen habe ich schon viele Male gehört. Die hochbeseelten Siddhas und Charanas haben darüber berichtet. Doch, oh Tochter einen Vogels, ich wäre neugierig, den Künstler zu sehen, der den großen Segen erhalten hat. Warum ist er hier noch nie erschienen? Er hat wohl noch nichts von meiner Großzügigkeit gehört.
Da sprach die Schwanendame:
Oh Erster der Dämonen, dieser Künstler reist durch alle sieben Inselkontinente, und wenn er von vorzüglichen Menschen hört, dann besucht er sie. Oh König, wenn er von deiner Größe erfährt, wird er sicherlich auch hierher kommen.
Auf diese Worte erwiderte Vajranabha:
Oh Beste der Vögel, möge dir Gutes geschehen! Tue alles, damit der Künstler hier erscheine!
So geschickt von Vajranabha, begaben sich die Schwäne zu Krishna und dem König der Götter und berichteten ihnen alles. Und als Krishna den Bericht vernommen hatte, schickte er Pradyumna los, um Prabhavati zu gewinnen und Vajranabha zu schlagen. Oh Nachkomme des Bharata, mit seiner göttlichen Maya (Illusion) sandte er die Yadavas in Verkleidung von Schauspielern. Pradyumna war als Held verkleidet, Samba als Narr, Gada als Diener und andere Yadavas in weiteren Rollen. Die berühmten Tänzerinnen des Hofes wurden zu Schauspielerinnen, die musizierten und tanzten. Sie alle wurden als Gefolge des Künstlers Bhadra verkleidet. Dann bestiegen die mächtigen Yadava Krieger den Wagen von Pradyumna und brachen auf, das Werk der strahlenden Götter zu vollbringen. Oh König, die Verkleidung der Männer und Frauen war vollkommen, und so erreichten sie Supura, eine Vorstadt der Vajra Festung.