Pushpak HarivamshaZurück WeiterNews

2.72. Krishnas Antwort und Kasyapas Verehrung von Mahadeva

Vaisampayana sprach:
Als Narada, dieser Beste aller Heiligen, die schöne Stadt Dwaraka erreichte, erblickte er Narayana, diesen Feindevernichter und Ersten der Menschen. Er saß gelassen in seinem Palast zusammen mit Satyabhama und erschien in großer Herrlichkeit, die jeden anderen Glanz überstrahlte. Er sah den gelübdetreuen und hochbeseelten Krishna, wie er mit lieben Worten seine Ehefrau beruhigte und über die ganze Sache nachdachte. Als er Narada erblickte, erhob sich Vishnu sogleich und begrüßte ihn mit den üblichen Riten der Gastfreundschaft. Und nachdem Narada bequem saß und sich von der Reise erholt hatte, befragte ihn der Madhu Vernichter über den Parijata Baum. Daraufhin, oh Janamejaya, berichtete der Heilige mit dem asketischen Verdienst alles, was Indra seinem jüngeren Bruder zur Antwort gegeben hatte. Und nachdem Krishna diese Worte von Narada gehört hatte, sprach er zu ihm:
Oh Bester der tugendhaften Heiligen, schon morgen werde ich nach Amaravati, der Stadt von Indra, gehen!

Dann begab sich Hari zusammen mit Narada zum Ufer des Ozean und sprach dort im Vertrauen weiter zu ihm:
Oh Heiliger, reise noch heute zur Wohnstätte von Indra, grüße ihn von mir und überbringe diesem Ersten der Unsterblichen, dem hochbeseelten Indra, folgende Worte: „Oh Herr und König der Götter, du wirst mir im Kampf nicht widerstehen können. Wisse, daß ich fest entschlossen bin, den Parijata Baum herabzubringen.“

Auf diese Worte von Krishna hin, begab sich Narada erneut in die himmlische Region und überbrachte dem König der Götter die Botschaft von Krishna, dem unermeßlich Energievollen. Daraufhin wandte sich Indra an Vrihaspati, den Lehrer der Götter, und Vrihaspati sprach:
Oh Schande! Diese üble Situation entstand nur, weil ich abwesend war und im Reich von Brahman verweilte. Daraus wird sicherlich Streit entstehen. Warum, oh Herrscher der Welt, hast du mich in dieser Sache nicht schon eher befragt? Oh Vernichter von Vritra, zweifellos war es das Schicksal, das aufgrund vergangener Taten die ganze Welt regiert. Keiner hat die Macht, das Schicksal zu verhindern. Leidenschaftliche Taten sind selten gut. Durch Leidenschaft ist diese Sache ins Rollen gekommen und wird uns Unehre und Mißerfolg bringen.

Darauf sprach Indra zum hochbeseelten Vrihaspati:
Sei doch so gut und sage mir, was in der gegenwärtigen Situation zu tun ist.

Da überlegte der tugendhafte Vrihaspati mit wohlwollendem Geist, der die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft vollkommen durchschaut, eine Weile mit gesenktem Kopf und antwortete dann:
Nun kämpfe, so gut du kannst, mithilfe deines Sohnes (Jayanta) gegen Janardana. Währenddessen werde ich mein Bestes tun, das Problem auf rechte Weise zu lösen.

Nach diesen Worten begab sich Vrihaspati zu den Ufern des Milchozeans und berichtete dort alles dem hochbeseelten Kasyapa. Und nachdem Kasyapa alles gehört hatte, wurde er ärgerlich und sprach:
Ach, zweifellos mußte das alles geschehen! Der Gott der hundert Opfer entflammte einst in lustvoller Begierde nach der tugendhaften Ehefrau des Rishis Devasarman (MHB 13.40). Jetzt holt ihn der leidvolle Fluch dieser Sünde ein. Oh Heiliger, um diese Sünde zu büßen habe ich hier im Wasser harte Askese geübt. Doch ich konnte die üblen Folgen nicht völlig verhindern. Oh Askesereicher, ich werde mit Aditi als Vermittler zu ihnen gehen. Wenn uns das Schicksal günstig ist, werden wir die Beiden zurückhalten können.

Daraufhin sprach Vrihaspati, dessen Seele das Dharma ist, zu Kasyapa, dem Sohn von Marichi: „Oh Askesereicher, wenn die Zeit reif ist, dann erscheine im rechten Moment.“ Kasyapa antwortete „So sei es!“, verabschiedete Vrihaspati und ging, um den Gott Rudra zu verehren, den Herrn der Geisterwesen. Dort rief der höchst intelligente Kasyapa zusammen mit Aditi den freundlichen und hochbeseelten Gott an, der den Bullen als Symbol trägt, um einen Segen zu erlangen. Dann begann der Sohn von Marichi, den höchsten Herrn und Lehrer des Universums mit vedischen und selbst verfaßten Hymnen zu preisen, um seine Gunst zu gewinnen. Und Kasyapa sprach:
Verehrung dem Allmächtigen, dem Herrn des Universums, dem Höchsten Wesen, dem Schöpfer aller Welten, dem manifestierten Dharma, dem Besten der Götter, dem Herrn der Gnade, dem Selbstbeherrschten und Träger aller Mächte. Ich verneige mich vor dieser höchsten Zuflucht im Universum, dem Herrn aller Himmlischen, dem Vernichter aller Sünden, der Urintelligenz im mystischen Wasser, der alles entfaltet, alles durchdringt und alles erhält. Ich suche Zuflucht beim höchsten Herrn des Universums, dem selbstbeherrschten Asketen, der die Sinne wie ein Rudel Wölfe besiegt hat, dem Dreiäugigen mit der strahlenden Erscheinung aus reiner Quelle. Ich verneige mein Haupt vor dem großen und unbestrittenen Meister des Universums, unter dessen Schutz alle weltlichen Geschöpfe stehen, dem Licht aller Lichter, und dem Besten unter den Göttern, der die Heiligen segnet, die den Soma wie die Strahlen des Mondes trinken. Nähre mich mit deiner ewigen Energie! Ich nehme Zuflucht in diesem heiligen Wesen, dem Herrn aller Welten, der sich im Atharva Veda verkörpert hat, der fünf Köpfe trägt (die fünf Koshas oder Hüllen: Materie, Odem, Denken, Vernunft und Seligkeit), der Quelle aller Wesen, dem Vollkommenen, dem mächtigen Vernichter der Dämonen, dem Opfernden und dem Opfer selbst. Möge mir der Herr gnädig sein, in dem das Weltennetz aus Illusion gewebt ist, die Seele von allem und das Universum selbst, der seine Verehrer auf dem Weg zur Seligkeit führt und im geistigen Wagen in die höchsten Himmel erhebt. Ich verneige mich vor Mahadeva, der in allen Herzen wohnt, dem unvergleichlich Schönen, der manifestierten Intelligenz in Form der Veden und ihrer Zweige, dem mächtigen Führer der Tugend, dem Schöpfer der Welten, dem zornvoll Gerechten, dem höchst Verehrenswerten und dem Tausendäugigen, der auf hunderten Wegen erreicht werden kann. Verehrung dem Reinen, der im Yoga erkennbar ist, in den Veden gepriesen wird und für Sünde unerreichbar bleibt, der Ursache für Schöpfung und Auflösung sowie für Glück und Leid der Welten, dem Herrn aller Geschöpfe, dem Träger der Weltenlast, dem Meister der Sinne und Urquell des Wissens, dem Gott, dessen Stirn mit der Mondsichel geschmückt ist. Ich suche den Schutz vom Träger des Dreizacks, der die Früchte der Tugend verleiht, die üblen Mächte der Leidenschaft mindert und die heilsamen Qualitäten fördert, der die Tugend und das Opfer selbst ist sowie das Verdienst zum Bereinigen von Sünden, der die Früchte der Tugend aus heilsamen und guten Taten empfängt, der die Essenz von allem und seinem Gelübde treu ist. Ich suche Zuflucht bei dem Herrn mit grenzenloser Energie, der alle Taten stützt und die Quelle von allem ist, der nicht auf Opfergaben wie andere Götter angewiesen ist, der in allen Opfern verehrt wird, alle Opfergaben empfängt und selbst als Opferpriester erscheint, dem Ursprung des Universums, dem Erstgeborenen und Urältesten in der Schöpfung, dem Brahman selbst. Verehrung deiner Form als Vishnu, jenseits der drei natürlichen Qualitäten und der Illusion dieser Welt, die du vollkommen durchdringst und damit alle Geschöpfe hervorbringst. Du bist die reine Schönheit, das reine Selbst und die Wohnstätte der Wahrheit, aus der sich deine Maya, die Illusion der Welt, zur Heilung der Übelgesinnten erhebt. Ich verneige mich vor dir, dem OM der Yogis, dem Leidlosen in allen Taten, dem Dharma selbst, dem Gelübdetreuen, dem unfehlbaren Bogenschützen, dem für Waffen Unerreichbaren, dem Herrn der lebendigen Schöpfung und dessen Zerstörer. Möge mich der ruhmreiche Gott beschützen, der ohne einen Zweiten ist, der gute Freund von allen, die Verkörperung von Vergangenheit und Zukunft, der Empfänger aller Opfergaben durch das Feuer, der Vernichter der Leidenschaft, Begierde und aller anderen Dämonen, der Unteilbare und der Teilende. Möge der Herr mir wohlgesonnen sein, der als das Eine die ganze Welt durchdringt, der als Höchste Seele den Lebensatem gibt, der in seinem Wesen vollkommen gut ist und stets das Gute sucht. Oh Gott, beschütze mich in allen Formen, der du als Brahma aus der Qualität der Güte den Himmel in dieser Welt der Illusion geschaffen hast, der Allwissende und Kenner des Brahman, der Träger aller guten Qualitäten, der als Vielfalt Erscheinende und alle Feinde Vernichtende. Beschütze mich mit deiner Gattin, oh Shankara, der alle sinnlichen und übersinnlichen Objekte hervorbringt, der Selbstseiende und Selbstgeborene, der Eine und Unteilbare, der Vielgestaltete und Quell des Lebens, der Gewährer von Wohlstand und Träger von Asketenkleidung, die Kraft des Windes und das Gefäß der Empfängnis, die höchste und unvergängliche Glückseligkeit. Höre mich, oh Rudra, du Dreiäugiger, Ernährer, Lehrer und Gewährer von allem, du Höchster aller Höchsten, Sieger in jedem Kampf, Herr aller Herren und Gott der Götter. Ich suche Zuflucht bei Shiva, dem Mund der Götter in Form des Feuers, dem Soma im Opfer, dem Rächer der Übeltaten, dem Vernichter des Baums der Wiedergeburten, dem Zeuge aller Handlungen, dem Kenner der natürlichen Eigenschaften und ihrer Körper, sowie Ursache der Auflösung aller Dinge. Ich suche Zuflucht bei Rudra, der auch von den Stärksten nicht besiegt werden kann, der Anfang, Mitte und Ende aller Welten und Opfer ist, der Träger aller Eigenschaften der Natur, der Stille und Eine, der in den vedischen Opferriten in Form verschiedener Götter gepriesen wird, der Gottheit aller Wesen von der tiefsten Erde bis zum höchsten Himmel. Ich verneige mich vor dem Herrn, der die Elefantenhaut trägt, dem Besten der Entsagenden, dem mit allen Ornamenten Geschmückten, dem einfach zu Erfreuenden, der den Zorn beherrscht und von jeder Sünde frei ist, die ewigseiende, vollkommene und höchste Seele, welche die ganze Natur durchdringt, dem uralten Asketen mit verfilzten Haaren, der Verehrenswerteste unter allen Verehrenswerten. Ich nehme Zuflucht beim Gott der Götter, dem Heiligsten aller Heiligen, dem Reinsten aller Reinen, dem Opfer aller Opfer, dem Größten aller Großen, dem Strahlendsten aller Strahlenden, dem Meister aller Meister der Sinne und ewig Gepriesenen. Ich verneige mich vor dem Herrn, dem Wunder in jedem Herzen, dem Höchsten Geist mystischer Verehrung, dem selbststrahlenden Licht ohne ein zweites, dem selbstverkörperten OM und Urquell jeder Seele, dem Träger aller Eigenschaften und Seligkeit. Möge mich der Herr beschützen, der ungeschaffene Schöpfer aller Geschöpfe, der Unsichtbare, der mit allen Wesen identisch ist und zugleich jenseits davon, der Selbstexistente, in dem sich alles wieder auflöst, und der gütige Geber von göttlicher Ekstase, Herrlichkeit und Seligkeit. Möge er mich beschützen, der jedem nahe ist, der durch Entsagung offenbart und Selbsterkenntnis denen gibt, die ihm hingebungsvoll vertrauen, dem Gott aller Tugendhaften und Gerechten, der alle Wünsche erfüllt und Vollkommenheit gibt. Möge er die Ursachen für geistiges und körperliches Leiden vernichten, und als Schöpfer der Welten und Gott der Götter seine mächtigen Waffen schwingen, um mich und alle Wesen von ihrer Sünde zu reinigen. Möge mich der höchste Herr beschützen, der Herrscher des Universums, der vor langer Zeit die übelgesinnten Dämonen, als sie die Götter quälten, mit schrecklichen Pfeilen schlug und ihre dreifache Stadt zerstörte. Verehrung dem Herrn des Opfers, dem Anfang und Ende aller Geschöpfe, dem Zerstörer des Opfers von Daksha, welcher den höchsten Gott, den Allwissenden, nicht erkannt und bedacht hatte. Möge mein Sohn Indra und ich selbst unter dem Schutz von dem stehen, der als Brahma diese Welt schöpft, als Vishnu erhält und als Rudra zerstört, dem Geheimsten aller Geheimen, dem Einen, der als Vielfalt erscheint, in allen Opfern wohnt und alle Eigenschaften trägt. Möge uns die Höchste Seele beschützen, in der die drei natürlichen Qualitäten der Schöpfung, Erhaltung und Zerstörung in der Ewigkeit erscheinen, in deren Wesen die Güte (in Form von Vishnu) als Beschützer der Welt entsteht, die Dunkelheit in Form von Rudra zur Zerstörung der Übeltäter und die Leidenschaft (in Form von Brahma) als Schöpferkraft der Welten. Möge mir Mahadeva mit seiner Gattin Uma gnädig sein, der ewige Beschützer aller Tugendhaften, von dem die grenzenlose Form von Vishnu nur ein kleiner Teil ist, in dessen Körper Brahma und seine geistigen Söhne mit Marichi an der Spitze geboren werden und unfähig sind, ihn zu verlassen. Möge der Herr zufrieden mit uns sein, aus dem alle fünf Elemente entstanden sind, der sie erhält und wieder in sich zurückzieht, der die Kraft der Erinnerung ist, das Wohlergehen und die höchste Erkenntnis für den Hochbeseelten, der voller Hingabe die Höchste Seele sucht. Wahrlich, die Gottheit kann all unserem Leid ein Ende setzen. Diese ganze männliche Schöpfung ist identisch mit dem dreiäugigen Gott, und der weibliche Anteil ist die Göttin Uma. Sie erhalten alles und neben den beiden gibt es im ganzen Universum kein Drittes. Mahadeva allein ist das höchste Brahman. Er ist alles und der Herr von allem.

So verehrt, offenbarte sich der allmächtige Gott, der den Bullen als Symbol trägt, diese Seele des Dharma, vor Kasyapa, dem Ersten der Dharma Beschützer. Und mit erfreutem Herzen sprach der Gott der Götter zu Kasyapa:
Oh Stammvater der Welt (Prajapati), ich kenne den Grund, warum du mich auf diese Weise anbetest. Die beiden hochbeseelten Götter Indra und sein jüngerer Bruder Upendra werden sich wieder beruhigen. Doch den Parijata Baum wird der berühmte Krishna davontragen. Oh Kasyapa, vor langer Zeit wurde Indra vom Heiligen Devasarman verflucht, weil er die Ehefrau dieses Askesereichen begehrte. Deshalb wird er diese Niederlage erleben müssen. Oh Kenner des Dharma, begib dich mit Aditi, der Tochter von Daksha, zur Wohnstätte von Indra. Zweifellos werden eure beiden Söhne ihren Wohlstand bewahren.

Nachdem Kasyapa diese Worte von Shiva gehört hatte, dem weisen Enkelsohn des Lotusgeborenen, verneigte sich der höchst Mächtige vor der Gottheit, dem Lehrer aller Himmlischen, und kehrte zufrieden in den Himmel zurück.


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