Pushpak HarivamshaZurück WeiterNews

2.64. Krishna empfängt den Reichtum von Naraka

Vaisampayana sprach:
Nachdem Naraka, dieser Sohn der Erde, der an Macht dem Indra glich, geschlagen war, begann Vishnu, der jüngere Bruder von Indra, dessen Wohnstätte zu betrachten. Und als Krishna die Schatzkammer von Naraka betrat, erblickte er all die gehorteten Reichtümer, die schönen Juwelen, Perlen, Korallen, Diamanten, Saphire, Smaragde und viele andere Edelsteine in üppigen Behältern, große Berge von Gold so strahlend wie Feuer, Gefäße aus Silber so hell wie der Mond, wertvolle Ornamente, die jedes Auge blendeten, kostbare Sofas und Betten mit wunderschönen Verzierungen sowie herrschaftliche Sitze so strahlend wie die Sonne. Er sah den königlichen Schirm von stattlichster Größe, wie ein weißer Wolkenberg, den Naraka, wie wir es gehört haben, von Varuna geraubt hatte. Weder Kuvera, der König der Schätze, noch Indra oder Yama besaßen solche Berge an Reichtümern, wie Krishna im Haus von Naraka erblickte. Niemand hatte je zuvor von einer solchen Anhäufung wertvoller Juwelen gehört. Und nachdem Naraka, der Sohn der Erde, sowie Nisunda und Hayagriva gefallen waren, übergaben die überlebenden Dämonen, die zuvor jene Reichtümer beschützt hatten, die angesammelten Juwelen und Damen aus den inneren Gemächern, an Krishna, den sie jetzt allein als würdig dafür betrachteten.

Die Dämonen sprachen:
Oh Janardana, all diese angesammelten Reichtümer übergeben wir dir, die verschiedenen Juwelen und Edelsteine, die 20.000 furchterregenden Elefantenbullen mit vielfältigen Waffen, die 40.000 Elefantenweibchen, die 800.000 Pferde aus bester Zucht und vorzügliche Kühe, soviel du wünschst. Oh Herr, all dies schaffen wir dir ins Reich der Andhakas und Yadavas. Auch herrliche Roben, bequeme Betten feinster Art, wunderschöne, sprechende Vögel, Sandel und andere kostbare Hölzer, Berge von Gold und Silber, sowie alles andere, was Naraka in den drei Welten angesammelt hat, gehören nun dir, auf gerechte Weise gewonnen. Die Schätze und Juwelen der Götter, Gandharvas und Nagas, alles läßt sich hier im Palast von Naraka finden.

Krishna betrachtete all diese Juwelen, nahm sie an und ließ sie von den Dämonen nach Dwaraka bringen. Dann ergriff er den goldverzierten Schirm von Varuna, bestieg Garuda, diesen König der Vögel, der wie die Verkörperung einer Regenwolke erschien, und flog zum vorzüglichen Juwelenberg. Dort wehte eine himmlische Brise, und alles erstrahlte im reinen Glanz goldener Juwelen noch heller als die Sonne. Auf diesem Berg erblickte der Madhu Vernichter Stadttore, die mit Juwelen und Flaggen geschmückt waren, und dahinter unzählige Paläste, die wie Gold funkelten, so daß der Berg wie eine Wolke voller Blitze erstrahlte. Dort sah er all die wunderschönen Töchter der Gandharvas und Götter mit dem goldenen Teint, den verführerischen Körpern und lieblichen Gesichtern, die Naraka überall entführt und hier eingesperrt hatte. Sie lebten in dieser Stadt wie die Göttinnen im Himmel voller Freude und frei von irdischen Begierden. Keiner konnte sie davontragen, denn Narakas Macht beschützte sie. Diese Jungfrauen, die ihr Haar in einem Zopf gebunden trugen und in seidene Kleider gehüllt waren, näherten sich dem starkarmigen Krishna. Ihre schönen Körper waren durch Gelübde und Fasten abgezehrt. So erwarteten sie ihren Herrn, umringten jetzt den Löwen der Yadus und standen mit gefalteten Händen. Sie versammelten sich um Krishna, weil sie wußten, daß die mächtigen Dämonen Naraka, Mura, Hayagriva und Nisunda besiegt waren. Und auch die älteren Dämonen, die zu ihrem Schutz hier dienten, näherten sich dem Nachkommen des Yadu und verneigten sich mit gefalteten Händen, obwohl sie wesentlich älter waren als er. Als die lieblichen Jungfrauen den lotusäugigen Krishna schauten, wußten sie alle sogleich, daß er ihr Ehemann werden sollte. Sie blickten mit gezügelten Sinnen in sein mondgleiches Gesicht, fühlten große Seligkeit und sprachen zum Starkarmigen:
Was Narada, der himmlische Heilige, der in die Herzen aller Wesen schaut, und der Gott des Windes uns vorhergesagt haben, ist nun wahr geworden. Sie versprachen, daß Vishnu, der ewige Herr Narayana, der Träger von Muschelhorn, Diskus, Keule und Schwert den Dämon Naraka, den Sohn der Erde, schlagen und unser Ehemann werden wird. Nun sehen wir unseren geliebten Herrn vor uns, den großen Feindevernichter, von dem wir gehört haben. Wahrlich gesegnet sind wir heute, diese hochbeseelte Gottheit schauen zu dürfen.

Daraufhin begrüßte der jüngere Bruder von Indra mit Freude die lotusäugigen Jungfrauen und beruhigte sie. Krishna sprach zu ihnen mit lieben Worten und ehrte sie angemessen. Und nachdem der Madhu Vernichter mit jeder gesprochen hatte, und sie alle zufrieden waren, ließ er sie in Sänften steigen, die von Dienern getragen wurden. Dann erklang ein lautes Rauschen, als sich die tausenden Dämonendiener mit den Sänften so schnell wie der Wind in die Lüfte erhoben und nach Dwaraka flogen. Und den ganzen Gipfel von diesem verehrten Berg, der wie Sonne und Mond erstrahlt, mit den Juwelen und Gold verzierten Stadttoren und dem schönen Wald voll stattlicher Bäume, wo sich zahllose Vögel, Rehe, Elefanten und Tiger tummelten, mit den Felsen, wo Affen, Bären, Hirsche und Antilopen lebten, mit den Tälern, wo sich liebliche Bäche schlängelten und die Luft von den Stimmen zahlloser Tiere widerhallte - diesen ganzen, wunderschönen Bergesgipfel voller Glanz und Leben ergriff Vishnu mit seinen beiden Händen und hob ihn mit großer Kraft auf den Rücken von Garuda. Und Garuda trug diesen gewaltigen Juwelenberg zusammen mit Krishna und seiner Frau Satyabhama, als wäre es nur ein Spiel für ihn. Mit dem Schlag seiner starken Flügel erzeugte der König der Vögel, der wie ein riesiger Berg erschien, ein lautes Donnern, das alle Richtungen erfüllte. Die Felsen wurden zerbrochen, die Bäume entwurzelt, die Wolken zerstreut und umhergewirbelt. Und nach den Wünschen von Janardana erhob er sich schnell wie der Wind über die Bahnen von Sonne und Mond. Oh Herrscher, so erreichte er den Berg Meru, der von den Göttern und Gandharvas besucht wird, und erblickte die Wohnstätten der Himmlischen. Dann durchquerte der große Feindevernichter die höchst strahlenden Regionen der Viswadevas, Sadhyas, Maruts und Aswin Zwillinge, und betrat im Reich der Götter den Palast ihres Königs. Dort stieg Krishna vom Rücken Garudas und ging zu Indra, dem Gott der hundert Opfer, der ihn mit großer Freude empfing. Danach übergab ihm der unvergängliche Krishna die Ohrringe der Aditi und verehrte ihn zusammen mit seiner Gattin Satyabhama. Daraufhin wurde auch Krishna von Indra mit vorzüglichen Juwelen verehrt, und die gleiche Verehrung empfing Satyabhama von Sachi, der Tochter von Pauloma und Gattin von Indra.

Gemeinsam mit ihren Frauen begaben sich dann Indra und Krishna zur herrlichen Wohnstätte von Aditi, der Mutter der Götter. Dort erblickten die Hochbeseelten die himmlische Mutter in Askese vertieft und von einer Schar himmlischer Apsaras umringt und verehrt. Zusammen mit Janardana näherte sich der Gatte der Sachi seiner Mutter, verehrte sie, übergab die beiden Ohrringe und erzählte von den glorreichen Taten Krishnas. Aditi war sehr zufrieden, umarmte ihre beiden Söhne und ehrte sie mit vorzüglichen Segen. Danach verehrten Sachi und Satyabhama mit freudigen Herzen die Füße der Göttin Aditi. Und die berühmte Mutter der Götter begrüßte sie voller Zuneigung, segnete sie und sprach zu Krishna:
Mein Sohn, wie dieser König der Götter als Unsterblicher in allen Welten verehrt wird, so sollst auch du unsterblich und unbesiegbar vor allen Wesen sein. Und diese vorzüglichste all deiner Frauen, die wunderschöne und liebliche Satyabhama, soll in allen Welten verehrt werden und die Verkörperung ewiger Jugend und Freude sein. Von ihr wird stets Charme und himmlischer Duft ausgehen. Oh Krishna, solange du diese menschliche Gestalt trägst, soll diese, deine Gattin von der Vergänglichkeit des Alters frei sein.

So wurde Krishna von der Mutter der Götter geehrt und gesegnet, und auch von Indra mit vielen Juwelen beschenkt. Dann nahm er Abschied und bestieg mit Satyabhama den Sohn der Vinata, um unter der Verehrung der Himmlischen durch die Gärten der Götter zu fliegen. Als sie den Garten von Indra besuchten, erblickte der starkarmige Krishna den riesigen, himmlischen Baum Parijata, der von den Göttern und ihren Frauen verehrt wird, weil er immer Blüten mit himmlischen Düften trägt und einzigartig ist. Denn wer sich diesem Baum nähert, der gewinnt die Erinnerung an seine vorhergehenden Leben zurück. Obwohl dieser Baum unter dem Schutz der Götter stand, hob ihn Krishna mit seiner grenzenlosen Kraft empor und lud ihn auf den Rücken von Garuda. Dann stiegen Krishna und Satyabhama unter den empörten Blicken der Frauen der Götter in die Lüfte auf, um wieder nach Dwaraka zurückzukehren. Als Indra von dieser Tat Krishnas erfuhr, brachte er sein Einverständnis zum Ausdruck und sprach, daß dieser Starkarmige getan hatte, was zu tun war.

So geschah es, daß Krishna, dieser große Feindevernichter, unter der Verehrung der Himmlischen und gepriesen von den Heiligen aus dem Himmel wieder nach Dwaraka zurückkehrte. Er bewältigte die große Distanz in kürzester Zeit und erblickte bald die Stadt der Yadavas. Krishna, der jüngere Bruder von Indra, hatte eine große Tat vollbracht und landete nun auf dem Rücken von Garuda wieder sicher in Dwaraka.


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