Pushpak HarivamshaZurück WeiterNews

2.14. Wie der Dämon Pralamba besiegt wurde

Vaisampayana sprach:
Nach einer Weile verließen die beiden Söhne von Vasudeva den Palmenhain und kehrten zum Bhandira Baum zurück. Dort hüteten sie weiter die Kühe, die im schönen Wald von saftigem Gras gut gediehen. Manchmal schlugen diese Feindevernichter ihre Trommeln, sangen oder pflückten Blüten und Früchte von den Bäumen. Sie riefen die Kühe und Kälber bei ihren Namen, und über ihren Schultern hingen Seile. Ihre Brust war mit Girlanden schöner Blumen geschmückt, und sie erschienen wie zwei junge Bullen, denen gerade die Hörner wuchsen. Der eine hatte die Farbe von hellem Gold und war in dunkelblaue Kleider gehüllt, der andere von dunklem Kollyrium und trug gelbe Kleider. So erschienen sie wie eine helle und eine dunkle Wolke, die mit einem Regenbogen vereint waren. Sie trugen schöne Ohrringe aus Kusha Gras und Blüten und wanderten mit passender Kleidung durch den Wald. Diese beiden Unbesiegbaren vergnügten sich mit ihren Freunden in der Nähe des Govardhana Berges mit den Kinderspielen, die überall in der Welt üblich sind. So folgten jene, die sogar von den Himmlischen verehrt werden, dem menschlichen Verhalten von Kuhhirten und erfreuten sich entsprechend in den Wäldern. Heiter und vergnügt erreichten sie in kurzer Zeit den Bhandira Feigenbaum, der eine mächtige Krone trug und einer der Besten seiner Art war. Und hier spielten diese beiden unvergleichlichen Kämpfer, diese Helden, die so mächtig wie Löwen waren. Sie vergnügten sich mit den anderen Hirtenjungen voller Freude, warfen Steinchen, ahmten den Flug von Vögeln nach und veranstalteten verschiedenste Wettkämpfe. Und während sie auf diese Weise spielten, erschien Pralamba, dieser Erste der Dämonen, und suchte nach einer passenden Gelegenheit, sie zu töten. Er hatte die Gestalt eines Hirtenjungen angenommen, der mit Girlanden aus wilden Blüten geschmückt war, und begann, die beiden Brüder mit Lachen und Spielen zu gewinnen. Obwohl dieser mächtige Dämon kein Mensch war, trug er ihre Gestalt und suchte eifrig ihre Gemeinschaft. Die Hirtenjungen betrachteten ihn als ihresgleichen und spielten mit diesem Feind der Götter arglos wie mit einem Freund. Doch Pralamba richtete als Hirtenjunge seinen übelgesinnten Blick besonders auf Krishna und Rohinis Sohn, und suchte beständig nach einer Schwäche von ihnen. Schließlich erkannte er Krishna mit seinen wundervollen Kräften als unbesiegbar, gab ihn auf und setzte seinen Ehrgeiz auf den Tod von Sankarshana.

Oh Sündloser, eines Tages spielten die Hirtenjungen Rehspringen (mit geschlossenen Beinen), jeweils zwei gegeneinander, und alle machten mit. Krishna sprang gegen einen Hirtenjungen namens Sridama und Sankarshana gegen Pralamba. Die anderen Jungen schlossen sich ihnen paarweise an, das Spiel begann und sie sprangen mit ganzer Kraft. Krishna schlug seinen Gegner Sridama und Sankarshana schlug Pralamba, und schließlich waren die Jungen auf der Seite von Krishna siegreich. So erreichten sie im Wettkampf das Ziel am Bhandira Feigenbaum, und von dort mußten die Besiegten die Sieger zum Startpunkt zurücktragen. Entsprechend lud Pralamba seinen Gegner Sankarshana auf seine Schultern, und wie eine dunkle Wolke den Mond trägt, so rannte der mächtige Dämon schnell davon. Doch er konnte die Last des starkarmigen Sohnes von Rohini kaum ertragen, und so vergrößerte der Dämon seinen Körper wie eine Wolke, die von Indra zum Regnen befohlen wurde. Bald zeigte Pralamba, dieser Erste der Dämonen, seinen eigenen Körper, der so riesig wie der Bhandira Baum war und wie ein Berg aus schwarzem Kollyrium glänzte. Mit strahlendem Gesicht und auf dem Kopf eine Krone mit dem Glanz der Sonne und fünf Zacken wie Blütenknospen erschien er wie eine Wolke, durch welche die Sonne bricht. Mit mächtigem Kopf und Nacken und schrecklichen Augen so groß wie Wagenräder glich er dem Tod persönlich, und unter dem Gewicht seiner Schritte sank die Erde ein. Sein Körper war mit Blumengirlanden und anderen Ornamenten geschmückt. So bewegte sich der gewaltige Pralamba wie eine mit Wasser vollgesogene Regenwolke. Mit schnellen Schritten trug der mächtige Dämon den Sohn der Rohini davon, wie der Gott des Todes die ganze Welt zur Zeit der universalen Auflösung. Dabei erschien der junge Sankarshana auf den Schultern von Pralamba so strahlend wie der Mond über einer dunklen Regenwolke. Doch bald erkannte Sankarshana, daß sein Leben in Gefahr war, und sprach vom Rücken des Dämons zu Krishna:
Oh Krishna, ich werde von diesem Dämon davongetragen, der so groß wie ein Berg geworden ist. Durch die Kraft der Maya, der großen Illusion, hatte er menschliche Gestalt angenommen. Wie kann ich diesen übelgesinnten Dämon beherrschen und besiegen, dessen Stolz und Kraft so riesig wie sein Körper anwächst?

Aber Krishna kannte sehr wohl das Wesen und die Macht des Sohns von Rohini, und deshalb sprach er heiter und gelassen mit einem Lächeln:
Oh Gottheit, du durchdringst alles und bist das Universum selbst. Das ist das höchste Geheimnis. Diese menschliche Gestalt hast du nur angenommen. Meditiere und erinnere dich an deine Form als Narayana während der Auflösung, wenn alles ein Meer ist. Erkenne dich als Höchste Seele. Erinnere dich an dein wahres Wesen, aus dem das Wasser, Brahma, die Rishis, Götter und alle anderen Geschöpfe wie auch deine Person mit ihren Fähigkeiten entstanden sind. Der Raum ist dein Kopf, der lebensspendende Wind ist dein Atem, das Feuer dein Mund, das Wasser dein Körper, die Erde deine Füße, und der Schöpfer von allem ist dein Denken. Du hast tausende Gesichter, tausend Glieder, tausend Füße, tausend Augen und tausend Nabel, aus denen tausend Lotusblüten wachsen. Mit der tausendstrahligen Sonne als Diskus vernichtest du alle Feinde. Sogar die Himmlischen sehen nur, was du zuvor gezeigt hast. Keiner kann etwas erfassen, was du zuvor nicht ausgesprochen hast. Alles, was man in dieser Welt wissen kann, hast du ihnen offenbart. All die Himmlischen zusammen können die Wahrheit nicht erkennen, die du allein kennst. Kein anderer Gott kann dein wahres Wesen sehen, das den ganzen Raum durchdringt. Sie alle verehren nur eine selbstgeschaffene Erscheinung. All die Götter zusammen können dein Ende nicht erkennen und verehren dich als Ananta, den Endlosen. Du bist das Kleinste und das Größte. Du bist das Eine jenseits aller gegensätzlichen Wahrnehmung. Oh Gottheit, du bist die Stütze des ganzen Universums. Auf dir beruhen alle Welten, und aus dir entstehen alle Geschöpfe. Du bist die Quelle der vier Ozeane und der vier Kasten (Brahmanen, Kshatriyas, Vaisyas und Shudras). Du bist der Herr der vier Zeitalter (Satya, Treta, Dwapara und Kali Yuga) und der Verzehrer in den vier Opferfeuern. So wie ich der Herr des Universums bin, so bist auch du es. Dessen bin ich sicher. Wir sind der eine Körper, der zum Wohle der Welt zwei verschiedene Formen angenommen hat. Ich bin der ewige Vishnu und du die Urschlange Sesha. Wir sind die eine, ewige Gottheit, die durch Verkörperung die Welt erhält. Was ich bin, das bist auch du. Wir sind das Eine, die Höchste Seele, die ewige Macht selbst. Oh Gott, warum zögerst du wie jemand ohne Bewußtsein? Zertrümmere mit deiner mächtigen Faust, die dem Donnerblitz gleicht, den Kopf dieses Dämons, der ein Feind der Götter ist!

Vaisampayana fuhr fort:
Bei diesen Worten erinnerte sich der starkarmige Sohn der Rohini an sein uraltes Wesen, füllte sich mit seiner ureigenen Macht, welche die ganze Welt durchdringt, und zerschlug mit seiner wohlgeformten Faust wie mit dem Donnerblitz den Kopf von Pralamba. Der Schädel des Dämons zerbrach, und sein Kopf wurde in den Körper gedrückt, worauf er sein Leben aushauchte, auf die Knie sank und zu Boden fiel. Mit hingestrecktem Körper erschien Pralamba wie eine am Himmel dahinschwindende Wolke. Und wie von einem Berg viele Bäche mit roten Mineralien fließen, so floß das Blut aus dem kopflosen Körper. Nachdem Pralamba auf diese Weise geschlagen und seine Macht gebrochen war, umarmte der starkarmige Sohn der Rohini seinen Bruder Krishna, der zusammen mit den Göttern im Himmel und den Kuhhirten auf Erden mit Lobeshymnen seinen großen Sieg pries. Und im Himmel hörte man eine unsichtbare Stimme verkünden: „Dieser Dämon wurde durch die Kraft („Bala“) eines Jungen wie im Spiel geschlagen.“ Und weil dieser Dämon, der für Götter unbesiegbar war, von diesem Jungen besiegt wurde, gaben ihm die Götter den Namen Baladeva. Seit dieser Zeit ist er aufgrund seiner Macht in allen Welten als Baladeva bekannt.


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