Pushpak HarivamshaZurück WeiterNews

2.119. Die Entführung von Aniruddha und sein Kampf

Vaisampayana sprach:
Nachdem Chitralekha in Dwaraka angekommen war, erblickte sie all die Paläste und begann zu überlegen, mit welchen Mitteln sie Aniruddha entführen könnte. Als sie darüber nachdachte, sah sie den Asketen Narada, wie er im Wasser meditierte. Da weiteten sich ihre Augen vor Freude. Sie näherte sich, verehrte ihn und stand mit geneigtem Kopf. Daraufhin segnete sie Narada und sprach:
Oh Chitralekha, sage mir aufrichtig, warum bist du hierher gekommen?

Und Chitralekha antwortet mit gefalteten Händen dem in allen Welten verehrten himmlischen Heiligen:
Oh Herr, höre mich an. Ich bin hier als Botin erschienen, um Aniruddha mitzunehmen. Oh Muni, höre auch den Grund dafür. Ein mächtiger Dämon namens Vana wohnt in der Stadt Shonita. Seine Tochter ist die wunderschöne Usha. Sie liebt diesen Besten der Männer, den Sohn von Pradyumna, den sie aufgrund eines Segens der Göttin zu ihrem Ehemann erwählt hat. Ich bin hier erschienen, um die beiden zu vereinen. Oh bester Muni, bitte hilf mir und informiere Krishna, daß ich Aniruddha nach Shonita gebracht habe, damit der Lotusäugige den gewaltigen Kampf gegen Vana gewinnen kann, der sich daraufhin erheben wird. Denn der höchst mächtige Dämon ist im Kampf unschlagbar, und so wird ihn Aniruddha nicht besiegen können. Der starkarmige Krishna allein kann den tausendarmigen Dämon schlagen. Oh Verehrter, dafür bin ich hier erschienen, damit der Lotusäugige davon erfahren möge. Oh Herr, segne mich, daß ich Krishna nicht fürchten muß, der die Wahrheit sieht. Wie sonst könnte ich Aniruddha davontragen? Wenn der mächtige Krishna zornig wird, kann er die drei Welten verbrennen. So könnte er aus Sorge um seinen Enkelsohn auch mich mit einem Fluch vernichten. Oh Himmlischer, bitte handle so, das Usha ihren Ehemann bekommt und ich nichts befürchten muß.

So angesprochen von Chitralekha sprach der himmlische Narada folgende, freundliche Worte:
Oh Dame mit dem lieblichen Lächeln, fürchte nichts und höre, wie ich dir Schutz gewähre. Wenn du Aniruddha in das Gemach der Jungfrau gebracht hast und ein Kampf stattfinden wird, dann erinnere dich an mich. Oh schöne Dame, der Kampf ist meine Liebe, und ich finde darin große Freude. Um deine Aufgabe zu erfüllen, empfange nun von mir die Tamasa-Macht, die alle Welten betäuben kann. Ich selbst habe sie durch harte Askese errungen.

Als Chitralekha, die so schnell wie Gedanken fliegen konnte, diese Worte vernommen hatte, sprach sie „So sei es!“, verabschiedete sich voller Verehrung vom hochbeseelten Narada, erhob sich in die Lüfte und suchte die Wohnstätte von Aniruddha. Im Zentrum von Dwaraka erblickte sie den schönen Palast von Pradyumna, der Verkörperung des Liebesgottes Kama, und gleich daneben den Palast von Aniruddha. Er hatte herrliche Terrassen, goldene Säulen und Torbögen aus Saphir. Er war mit Girlanden und Wasserbecken geschmückt. Die Türme ragten wie stolze Pfauen in die Luft, alles war mit Juwelen verziert und von der Musik der Gandharvas erfüllt. So erblickte Chitralekha inmitten von Dwaraka den Palast, wo Aniruddha, der Sohn von Pradyumna, glücklich lebte. Sogleich betrat sie das Haus und erblickte den Sohn des Liebesgottes, wie er sich inmitten schöner Damen vergnügte, wie der Mond unter den Sternen. Wie Kuvera, der Gott des Reichtums, saß er auf einem höchst vorzüglichen Thron und trank berauschenden Wein, während die Mädchen tanzten und sangen. Doch sein Geist war nicht daran gebunden. Chitralekha sah, wie er weder nach Vergnügen verlangte noch nach berauschendem Wein. Da war sie erleichtert und erkannte, daß sicherlich ein anderer Traum seinen Geist beherrschte. Und als sie Aniruddha auf diese Weise unter den schönen Damen erblickte, wie die Standarte von Indra, überlegte sie: „Wie kann ich das Werk vollbringen, das Gute erreichen und von Schuld frei bleiben?“ Daraufhin entschloß sich die schönäugige Chitralekha mit der Tamasa-Macht alle Anwesenden außer Aniruddha zu betäuben. Danach erhob sie sich in die Luft über dem Palast und sprach ungesehen die folgenden, süßen Worte zum Sohn des Liebesgottes:
Oh heldenhafter Nachkomme des Yadu, geht es dir gut? Hast du Tag und Nacht glücklich verbracht? Oh starkarmiger Sohn der Rati, höre, was ich dir verkünden möchte. Ich habe eine Freundin namens Usha, die dich in ihrem Traum erblickt und zum Ehemann erwählt hat. Nun lebst nur noch du in ihrem Herzen. Oh Bester, sie weint ununterbrochen, seufzt und sehnt sich nach deiner Liebe. Oh Held, rette ihr Leben und geh zu ihr. Ohne dich wird sie sicherlich sterben. Oh Yadava, selbst wenn du tausend Frauen in deinem Herzen hast, du solltest ihr deine Hand reichen, denn sie liebt dich über alles. Die Göttin selbst hat ihr den Segen gewährt, dich als Ehemann zu bekommen. Ich habe ihr dein Bild gegeben, und sie trägt es an ihrem Herzen. Allein die Hoffnung, dich zu sehen, hält sie am Leben. Oh Bester der Yadus, wie sich Usha vor dir verneigt, so verneige auch ich mich zu deinen Füßen. Sei gnädig und erfülle ihren Herzenswunsch. Oh Held, höre, ich will dir Herkunft, Charakter und Gestalt von ihr beschreiben. Ihr Vater ist der heroische Dämon Vana, der Sohn von Virochana und König in der Stadt Shonita. Ihr Geist ist dir hingegeben, sie legt ihr Leben in deine Hand und wünscht dich zum Ehemann. So hat es ihr die Göttin bestimmt, und nun lebt diese wunderschöne Jungfrau allein in der Hoffnung, mit dir verbunden zu sein.

Als Aniruddha diese Worte von Chitralekha gehört hatte, sprach er:
Oh schöne Dame, auch ich sah sie im Traum, und seitdem denke ich Tag und Nacht an ihre Schönheit, wie sie weint und auf mich wartet. Oh Chitralekha, wenn ich deiner Gunst würdig bin und deines freundschaftlichen Dienstes, dann bring mich zu ihr. Ich wünsche meine Geliebte noch heute zu sehen. Ich brenne im Kummer der Liebe und bitte dich mit gefalteten Händen, laß meinen Traum wahr werden.

Daraufhin freute sich Chitralekha, daß sie ihren Auftrag erfüllen konnte, und angesichts des Wunsches von Aniruddha sprach sie: „So sei es!“ Mit der Kraft der Illusion erhoben sie sich in die Lüfte und erreichten auf den Wegen der himmlischen Siddhas und Charanas in gedankenschnelle die Stadt Shonita. Von allen ungesehenen erschien Chitralekha, die beliebige Gestalten annehmen konnte, im Palast von Usha und brachte ihrer Freundin den heldenhafte Aniruddha, der wie ein Gott erschien, in herrliche Kleider gehüllt und mit wertvollen Ornamenten geschmückt. Usha war höchst erstaunt, als sie ihn im Kreise ihrer Gefährtinnen im Palast erblickte, und führte ihn in ihr Gemach. Dort begrüßte und verehrte sie mit vor Freude weit geöffneten Augen den Yadu Prinzen mit den üblichen Gastgeschenken. Dann dachte sie an Chitralekha, dankte ihr mit lieben Worten und sprach voller Furcht:
Oh Freundin, wie kann dies geheim bleiben? Du bist in diesen Dingen wohlerfahren. Es kann nur gut gehen, solange es unter uns bleibt. Wenn es bekannt wird, ist unser Leben in Gefahr.

Darauf antwortete Chitralekha:
Oh Freundin, höre, was ich in dieser Sache zu sagen habe. Das Schicksal kann man nicht ändern. Durch die Gunst der Göttin wird sich für dich alles zum Guten wenden. Wenn sie es will, wird niemand davon erfahren.

Diese Worte beruhigten Usha und sie antwortete: „So sei es!“ Dann sprach sie zu Aniruddha:
Ich bin so glücklich, daß der Mann, der wie ein Dieb in meinem Traum erschienen ist, nun endlich vor mir steht. Denn ich war von großer Sorge überwältigt, wie ich meinen Geliebten finden sollte, der so schwer zu finden war. Oh starkarmiger Held, ein Frauenherz ist sehr empfindsam und deshalb frage ich dich, wie es dir geht.

Als Aniruddha diese zärtlichen und süßen Worte von Usha hörte, erwiderte dieser Erste der Yadavas ihre Liebe. Er lächelte, trocknete die Tränen der Tochter von Vana und sprach folgende Worte, die ihr Herz gewannen:
Oh schöne Dame, sei unbesorgt, durch deine Gunst geht es mir gut. Oh Mädchen mit der lieblichen Stimme, höre meine Worte als gute Botschaft. Ich war noch nie zuvor an diesem Ort. Nur einmal im Traum habe ich diese Stadt besucht und dich in deinem Gemach erblickt. Oh Furchtsame, zu deiner Freude bin ich hierhergekommen. Denn die Worte der Gattin von Shiva können niemals unwahr sein. Um die Göttin und dich zu erfreuen, bin ich hier erschienen. So sei mir gnädig, ich stehe dir zu Diensten.

So angesprochen von ihrem Geliebten führte ihn Usha, die mit schönen Ornamenten geschmückt war, mit großer Furcht in ein einsames Gemach. Dort vollzogen sie die Hochzeitsriten nach der Gandharva Art und verbrachten die Nacht wie ein Paar Chakravaka Vögel. Mit himmlischen Girlanden und Düften geschmückt erfreute sich die schöne Usha mit ihrem geliebten Ehemann Aniruddha im Verborgenen und genoß große Glückseligkeit. Doch es dauerte nicht lange, und die Wächter von Vana entdeckten Usha zusammen mit Aniruddha, diesen Besten der Yadavas. Unverzüglich informierten sie Vana über das Verhalten seiner Tochter, der sogleich seinen Soldaten befahl:
Geht schnell und tötet diesen sündhaften Übeltäter, der unsere Familie beschmutzt hat. Ach, wie er Usha geschändet hat, so hat er unseren ganzen Stamm geschändet. Ohne meinen Segen hat er meine Tochter entehrt. Ach, was für ein Übermut, welche Unverschämtheit und Arroganz eines Dummkopfes, der gewaltsam in meine Stadt und meinen Palast eingedrungen ist!

So sprach Vana und trieb seine Soldaten zur Eile. Die höchst mächtigen und schrecklichen Dämonen legten ihre Rüstungen an, ergriffen ihre verschiedenen Waffen und eilten, um Aniruddha zu töten. Als der heroische Sohn von Pradyumna den Lärm der heranstürmenden Soldaten hörte, fragte er sich „Was ist das?“ und erhob sich sogleich. Da erblickte er die Dämonen mit kampfbereiten Waffen, wie sie das ganze Haus umzingelten. Angesichts dieser schrecklichen Armee begann die berühmte Tochter von Vana zu weinen, fürchtete den Tod ihres Geliebten und rief immer wieder: „Oh mein Ehemann!“ Doch als Aniruddha die rehäugige Usha zitternd mit Tränen in den Augen erblickte, sprach er:
Oh Schöne, fürchte dich nicht, ich werde dich beschützen. Es gibt keinen Grund zur Angst, denn eine Zeit der Freude steht bevor. Selbst wenn alle Diener von Vana hierherkommen, ich habe nicht die mindeste Furcht. Oh Liebliche, werde nun Zeuge meiner Kraft.

So sprach Aniruddha, ergriff seine Waffen, biß sich zornig auf die Lippen und ging den Soldaten entgegen. Als Chitralekha sah, daß sich nun ein schrecklicher Kampf gegen die Armee von Vana erheben würde, dachte sie an den himmlischen Narada. Und sobald sie an ihn dachte, erschien der Heilige in der Stadt Shonita am Himmel über Aniruddha und sprach zu ihm:
Fürchte nichts, oh Held. Alles wird gut. Dafür bin ich hier in diese Stadt gekommen.

Als der höchst mächtige Aniruddha Narada erblickte, verehrte er ihn und machte sich zum Kampf bereit. Er ließ sein Löwengebrüll ertönen und erschien plötzlich vor den Soldaten wie ein wilder, angestachelter Elefant. Als sie sahen, wie dieser starkarmige Held mit verbissenem Gesicht aus dem Palast stürmte, schreckten sie zunächst furchtvoll zurück. Daraufhin ergriff der Sohn von Pradyumna, der in allen Arten des Kampfes höchst erfahren war, eine mächtige Keule, die er am Eingang des Palastes fand, und schleuderte sie gegen seine Feinde. Doch auch sie waren meisterhafte Kämpfer und bedeckten Aniruddha mit einem Sturzregen aus Keulen, Knüppeln, Schwertern, Speeren und Pfeilen. Doch er ertrug all diese Waffen der Dämonenkrieger und ließ sein Löwengebrüll ertönen wie das Donnern einer Gewitterwolke. Und wie die Sonne durch die Wolken bricht, so stand er plötzlich zwischen ihnen und wirbelte seine schreckliche Keule. Bei diesem Anblick rief Narada, der Stab und Antilopenfell trug: „Wohl getan! Wohl getan!“ Denn von der Keule mit unvergleichlicher Kraft geschlagen flohen die Soldaten davon, wie dunkle Wolken sich im Wind zerstreuen. Und wie die Dämonen vom Schlachtfeld rannten, ließ Aniruddha sein Löwengebrüll ertönen und rief lächelnd: „Wartet doch! Wo wollt ihr hin?“ Doch sie flohen voller Furcht zu Vana, und selbst dort konnten die blutüberströmten Dämonen mit schockierten Augen keine Ruhe finden. Der König versuchte sie zu ermuntern und sprach:
Habt doch keine Furcht! Oh ihr mächtigen Dämonen, werft diese Schwäche ab und kämpft weiter!

Doch als er weiterhin die Angst in ihren Augen sah, fuhr er fort:
Wo ist euer Heldenmut, der in den drei Welten berühmt ist? Warum benehmt ihr euch wie Eunuchen? Wer ist es, der euch so jämmerlich überwältigt hat? Seid ihr nicht in edlen Familien geboren und Meister im Kampf? Nutzlos seid ihr! Schnell, verschwindet aus meinen Augen!

So rügte sie der mächtige Vana mit vielen harten Worten und befahl viele Tausend andere machtvolle Dämonen zum Kampf. Darüber hinaus schickte er die Armee der Pramathas aus dem Gefolge von Rudra mit verschiedensten Waffen, um Aniruddha zu töten. Daraufhin erfüllte sich ringsherum alles mit den Soldaten von Vana wie der Himmel mit Gewitterwolken aus denen Blitze schlugen. Manche brüllten wie Elefanten und andere wie der Donner, und überall hörte man ihre Schlachtrufe zum Angriff. Der mächtige Aniruddha nahm die Herausforderung an und kämpfte allein gegen diese ganze Dämonenschar. Das war wirklich ein großes Wunder. Im wilden Kampf ergriff er die Keulen und Lanzen der mächtigen Dämonen und schlug sie mit ihren eigenen Waffen. Danach wirbelte Aniruddha mit großer Kraft seine eigene Keule und schlug die Dämonen scharenweise. Er zeigte die zweiunddreißig Arten des Kampfes, war in tausenden Gestalten zu sehen und wanderte über das Schlachtfeld wie der Tod mit weit geöffnetem Rachen. Daraufhin flohen die Dämonen erneut blutgebadet zu ihrem König Vana. Sie hatten alle Herrlichkeit verloren, jammerten und flohen nach allen Seiten auf Elefanten, Pferden und Wagen. Sie waren so voller Schrecken, daß sie sich gegenseitig zertrampelten und Blut erbrachen. Nicht einmal im großen Krieg gegen die Götter hatten die Dämonen solche Angst erfahren, wie in diesem Kampf mit Aniruddha. Manche erbrochen Blut und andere fielen mit Keulen, Lanzen und Schwertern in den Händen wie zertrümmerte Berge. Die restlichen Dämonen flohen voller Panik in die Lüfte und ließen ihren König im Stich. Als Vana sah, wie seine große Armee auf diese Weise zerschlagen war, loderte der Zorn in ihm auf wie das Feuer am Ende der Welt. Und Narada, der überall durch die Himmel wandert, war höchst zufrieden mit dem Kampf von Aniruddha, begann zu tanzen und rief: „Wohlgetan! Exzellent!“

Daraufhin bestieg Vana voller Zorn seinen Streitwagen mit Kumbhanda als Wagenlenker und stürmte mit erhobenen Waffen gegen Aniruddha. Dabei erschien der Dämon mit Speeren, Lanzen, Keulen und Schwertern in seinen tausend Händen so strahlend wie Indra mit den tausend Augen. Seine tausend Arme waren vielfältig bewaffnet, mit Leder geschützt und herrlichen Ornamenten geschmückt. Dann ließ der Dämon mit zornesroten Augen sein Löwengebrüll ertönen, spannte seinen mächtigen Bogen und rief: „Warte nur! Warte!“ Als der unschlagbare Sohn von Pradyumna diese Worte von Vana auf dem Schlachtfeld hörte, blickte er ihm ins Gesicht und lächelte. Wie einst der Streitwagen von Hiranyakashipu im Kampf zwischen den Göttern und Dämonen, wurde der Wagen von Vana von tausend Pferden gezogen und war mit hunderten Glöckchen, roten Standarten und Fahnen geschmückt. Er war mit Bärenfellen ausgelegt und über eine Meile lang. Als Aniruddha diesen mächtigen Dämon auf sich zustürmen sah, wurde dieser Beste der Yadavas von Freude erfüllt und erstrahlte auf dem Schlachtfeld. Und wie Vishnu als Löwenmensch vor langer Zeit den König der Dämonen angriff, so nahm Aniruddha mit Schwert und Schild diesen Kampf auf. Als ihn Vana auf diese Weise erblickte, freute er sich bereits über seinen Sieg, denn Aniruddha war ohne Rüstung, und Vana kannte dessen Unbesiegbarkeit nicht. So rief er voller Zorn: „Greift ihn! Tötet ihn!“ Doch der Sohn von Pradyumna stand gelassen, schaute Vana ins Angesicht und lächelte über diese zornvollen Worte. Damit beruhigte er auch die schöne Usha, die beim Anblick des drohenden Zweikampfes voller Furcht in Tränen ausgebrochen war. Dagegen wuchs der Zorn von Vana, und er sandte unzählige, tödliche Kshudraka Pfeile gegen Aniruddha, die jener jedoch mit seinem Schwert zerschlug. Dann zielte Vana mit tausend weiteren scharfen Kshudraka Pfeilen auf den Kopf von Aniruddha, die dieser mit dem Schild abwehrte und wie eine aufgehende Sonne mit tausend Strahlen erschien. Und wie ein Löwe im Wald gelassen einen wilden Elefanten anblickt, so schaute der Yadu Prinz in diesem Kampf auf Vana. Daraufhin ergriff Vana noch stärkere Pfeile, die jedes Schild durchdringen konnten, und traf damit den unschlagbaren Aniruddha, der daraufhin im Zorn entbrannte und eine wunderbare Tat zeigte. Voll blutender Wunden stürmte er mit Schild und Schwert gegen den Wagen von Vana. Weder Keulen, Lanzen, Pfeile oder Schwerter konnten ihn aufhalten. Er sprang zornig in die Höhe und zerschlug mit seinem Schwert zuerst die Zügel und dann die Pferde. Doch Vana, der im Kampf höchst erfahren war, bedeckte ihn mit einem neuen Sturzregen aus Pfeilen, Keulen und Speeren. Darauf jubelte die ganze Dämonenarmee im Glauben, ihren Gegner getötet zu haben. Doch plötzlich sprang er wieder auf und stand vor dem Wagen von Vana, der im Zorn loderte und einen höchst schrecklichen Speer ergriff. Er war mit Glöckchen geschmückt, strahlte wie die Sonne, loderte wie das Feuer und war so tödlich wie der Stab von Yama. Diesen Speer schleuderte er wie einen Meteor gegen Aniruddha, der die höchst tödliche Waffe auf sich zukommen sah, in die Luft sprang und den Speer noch im Flug ergriff. Und sogleich schleuderte er ihn zurück, so daß er die Brust von Vana durchbohrte und in der Erde verschwand. Schwer verwundet mußte sich Vana an seinem Fahnenmast festhalten. Und als der Wagenlenker Kumbhanda seinen Herrn ohnmächtig werden sah, sprach er:
Oh König der Dämonen, warum unterschätzt du diesen Gegner? Wir sehen, wie er sein Ziel erreicht hat und gelassen steht. Benutze deine Macht zur Illusion im Kampf, sonst wirst du ihn niemals schlagen können. Verkenne diesen Feind nicht. Beschütze dich und uns durch deine Illusionskraft! Wenn du ihn nicht besiegst, wird er uns alle schlagen. Schlage ihn, oh Held, sonst wird er noch hunderte von uns schlagen und Usha davontragen.

Ermuntert durch die Worte von Kumbhanda sprach der Dämonenkönig mit neuem Zorn folgende harten Worte:
Ich will ihn im Kampf schlagen und töten. Ich werde ihn ergreifen, wie Garuda eine Schlange ergreift.

So sprach der mächtige Vana, und machte sich Kraft seiner Illusion unsichtbar mit seinem Wagen, der einer Stadt der Gandharvas glich, samt Standarte und Pferden. Und aus dem Unsichtbaren begann er, Aniruddha mit dichten Schauern scharfer Pfeile zu bedecken. Als der unschlagbare Sohn von Pradyumna seinen Gegner verschwinden sah, suchte er mutig in allen zehn Richtungen. Daraufhin benutze der mächtige Dämon seine Tamas-Macht und begann, Aniruddha mit schlangenartigen Pfeilen zu binden. Bald waren alle Glieder seines Körpers mit zahllosen Schlangen gefesselt, und der Sohn von Pradyumna stand unbeweglich wie der Berg Meru. Doch obwohl er sich auf dem Schlachtfeld nicht mehr bewegen konnte und von Schlangen umringt war, die feuriges Gift aus ihren Mündern spieen, wurde Aniruddha, das Selbst aller Wesen, weder von Furcht noch von Schmerz überwältigt.

Daraufhin sprach Vana, der sich immer noch an seiner Standarte festhalten mußte, voller Zorn über seinen Gegner zu seinem Wagenlenker:
Oh Kumbhanda, töte unverzüglich diesen sündhaften Übeltäter, der unseren Stamm und meinen Ruf in der Welt befleckt hat!

Doch Kumbhanda erwiderte:
Oh König, dazu möchte ich einige Worte sprechen. Höre mir zu, wenn es dir beliebt. Laß uns zuerst herausfinden, wessen Sohn dieser Held mit der Kraft von Indra ist, woher er kommt und wer ihn hierher gebracht hat. Oh König, ich sah in der Schlacht, wie er mit der Leichtigkeit eines Göttersohnes kämpfte. Er ist mächtig, voller Energie und ein Meister der Waffen. Oh Erster der Dämonen, er hat keine Sünde begangen, die den Tod verdiente. Deine Tochter hat er auf Gandharva-Art geheiratet, und nun kannst du sie keinem anderen mehr geben, noch wird sie ein anderer haben wollen. Bedenke dies, bevor du ihn tötest. Vielleicht wäre es besser, sich mit ihm zu versöhnen. Ich denke, es wäre ein großer Fehler, ihn zu töten, und ein großer Gewinn, ihn zu verschonen. Er ist sicherlich einer der besten Männer und verdient jeden Respekt. Schau, sein Körper ist ringsherum mit Schlangen gefesselt, und er klagt nicht. Er ist sicherlich hochgeboren, mutig, kraftvoll und höchst fähig. Schau, oh König, wie dieser mächtige Held trotz seiner Fesseln den Mut nicht verliert. Wäre er nicht durch deine Illusionskraft gebunden, hätte er zweifellos alle Dämonen im Kampf besiegt. Er ist ein Meister in allen Arten des Kampfes und sogar kraftvoller als du. Obwohl er mit giftigen Schlangen gefesselt und von Blut bedeckt ist, zieht er seine Stirn in drei Falten und beachtet uns nicht. Wer ist dieser junge Mann? Obwohl er nur zwei Arme hat, stellte er sich im Kampf gegen dich mit den tausend Armen und blieb unbeeindruckt von deiner Kraft. Wer verfügt über solche Macht? Darüber hinaus, oh König, ist deine Tochter ihm zugetan. Welchem anderen Mann willst du sie geben? Dieser mächtige Held ist sicherlich für sie bestimmt, und wenn er hochgeboren ist, verdient er unseren Respekt. Oh Erster der Dämonen, ich denke, du solltest ihn verschonen.

So angesprochen vom hochbeseelten Kumbhanda antwortete der Feindevernichter Vana „So sei es!“, übergab den gefesselten Aniruddha seinen Wächtern und kehrte in seinen Palast zurück. Als Narada sah, wie der höchst mächtige Aniruddha durch die Illusionskraft des Dämons gebunden war, eilte dieser Beste der Rishis auf dem Weg durch die Lüfte nach Dwaraka. Und wie sich Narada entfernte, wußte Aniruddha:
Dieser übelgesinnte Dämon ist bereits im Kampf geschlagen. Daran gibt es keinen Zweifel, denn Narada geht und informiert Krishna, den Träger von Muschelhorn, Diskus und Keule.

Als Usha mit tränenvollen Augen sah, wie ihr Ehemann von Schlangen gefesselt war, klagte sie laut. Doch Aniruddha sprach:
Oh zarte Dame, warum weinst du? Oh Mädchen mit den Rehaugen, du wirst bald sehen, wie Krishna, der Madhu Vernichter, hier erscheinen wird. Wenn du den Klang seines Muschelhorns und seiner Waffen hören wirst, wird er die Dämonen mit all ihrem Gefolge schlagen.

Nach diesen Worten von Aniruddha war Usha beruhigt, und begann nun besorgt über ihren übelgesinnten Vater nachzudenken.


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