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2.110. Naradas Frage nach dem Wundervollen

Vaisampayana sprach:
Im gleichen Monat als Pradyumna von Sambara, der seinen eigenen Tod suchte, davongetragen wurde, gebar Jambavati den Sohn Samba. Von Kindheit an wurde er von Balarama im Gebrauch der Waffen trainiert, und die anderen Vrishnis achteten ihn wie Balarama selbst. Nach der Geburt von Samba wohnte Krishna sicher vor Feinden und rivalisierenden Nachbarn glücklich in seiner vorzüglichen Stadt wie Indra in Amaravati. Angesichts des wachsenden Wohlstandes der Vrishnis fühlte sich mancher große König arm, und selbst Indra verlor allen Stolz auf seinen Reichtum.

Eines Tages versammelten sich viele Könige in Hastinapura zu einem Opfer, das Duryodhana veranstaltete. Hier erzählten sie sich über den enormen Reichtum von Krishna mit seinen Söhnen in der Stadt Dwaraka an den Ufern des Ozeans. Über ihre Botschafter hatten sie davon erfahren und wünschten nun, den Palast von Krishna zu sehen, der für seine Gastfreundschaft und Selbstzügelung bekannt war. So zog König Duryodhana mit seinen Brüdern, der im Auftrag von Dhritarashtra das Königreich regierte, zusammen mit den Söhnen des Pandu und Dhrishtadyumna sowie den Königen von Pandya, Chola, Kalinga, Valhika, Drawida und Khasa mit achtzehn Akshauhinis an Truppen zur Stadt der Yadavas, die von Krishna beschützt wurde. Dort schlugen die Könige am Raivataka Berg mit allem Gefolge ihre jeweiligen Lager auf, und der lotusäugige Krishna kam mit den führenden Yadavas und begrüßte sie. Inmitten dieser göttergleichen Könige erstrahlte der Madhu Vernichter, der Beste der Yadavas, wie eine Sonne im Herbst. Krishna ehrte sie nach Rang und Würde, und setzte sich dann auf einen goldenen Thron. Auch die Könige nahmen ihre jeweiligen Sitze ein, und die ganze königliche Versammlung erschien so herrlich und strahlend wie die Versammlung der Götter und Dämonen unter der Führung von Brahma. Dann wurden in Anwesenheit von Krishna verschiedene Reden gehalten, als sich plötzlich ein großer Sturm erhob, Gewitterwolken donnerten und Blitze herabschlugen. Aus diesen schrecklichen Wolken kam der Asket Narada mit verfilzten Locken und seiner Vina in der Hand. Der Freund von Indra erschien einer Flamme gleich wie ein Geistesblitz unter den versammelten Königen. Und sobald dieser Erste der Asketen den Boden berührt hatte, verschwand das Unwetter. So betrat Narada diese ozeangleiche Versammlung der Könige und sprach zu Krishna, dem Besten der Yadavas, auf seinem Thron:
Oh Starkarmiger, du bist höchst wundervoll und gesegnet. Du bist der Beste unter den Menschen und der Verehrteste unter den Göttern. Oh Purushottama, in den Welten ist keiner mehr gesegnet als du.

So angesprochen lächelte der mächtige Krishna und antwortete:
Ja, ich bin voller Wunder und gesegnet, besonders bezüglich der Gaben (Dakshinas).

Auf diese Worte inmitten der Könige sprach Narada, der Erste der Munis:
Oh Krishna, damit habe ich die gesuchte Antwort gefunden. Nun kehre ich wieder in meine gewünschten Regionen zurück.

Über diese Worte waren die versammelten Könige höchst erstaunt und konnten den Sinn nicht ergründen. Und als sie sahen, wie Narada wieder gehen wollte, fragten sie Krishna, den Herrn des Universums:
Oh Madhava, Narada sagte, daß du „wundervoll und gesegnet“ bist, und du hast geantwortet „bezüglich der Gaben“. Oh Krishna, wir verstehen diese seltsamen Worte des Himmlischen nicht. Wenn wir der wahren Bedeutung würdig sind, dann wünschen wir, diese zu hören.

Darauf sprach Krishna zu all den führenden Königen:
Natürlich seid ihr würdig, darüber zu hören. Narada wird euch helfen. Oh himmlischer Heiliger, erkläre den Königen die wahre Bedeutung deiner Frage und meiner Antwort.

Daraufhin setzte sich Narada auf einen weißen, goldverzierten Sitz und begann, die Worte zu erklären. Narada sprach:
Oh ihr versammelten Könige, hört nun, wie ich die Antwort auf diese große Frage gefunden habe. Eines Tages, als sich die Sonne am Ende der Nacht erhob, wanderte ich allein am Ufer der Ganga. Da sah ich eine große Schildkröte. Sie lag wie ein Berg und hatte ihre vier Beine und den Kopf in ihren Panzer zurückgezogen, der so hart wie der Klangkörper meiner Vina war, mit Wasser und Schlamm bedeckt und so zäh wie Elefantenhaut. Ich berührte dieses Wasserwesen mit meiner Hand und sprach: „Oh Schildkröte, ich denke, du bist ein wundervolles und höchst gesegnetes Geschöpf, weil du so einen unzerbrechlichen Panzer hast, der dich beschützt. Damit kannst du sorglos leben und furchtlos im Wasser und auf der Erde wandern.“ Darauf sprach die Schildkörte wie ein Mensch zu mir: „Oh Muni, was ist daran wundervoll? Und weshalb sollte ich gesegnet sein? Diese zum Ozean fließende Ganga ist gesegnet, in der hunderte oder sogar tausende solcher Wesen leben. Gibt es ein größeres Wunder?“ Daraufhin näherte ich mich erstaunt der Ganga und sprach: „Oh Beste der Flüsse, du bist höchst wundervoll und gesegnet. Du bist die Zuflucht vieler großer Wesen, hast tiefe Seen und beschützt auf deinem Weg zum Ozean die Einsiedeleien der Heiligen. Deshalb bist du wundervoll und gesegnet.“ Daraufhin nahm die Ganga eine menschliche Gestalt an und sprach zu mir: „Oh Narada, der von den Göttern und Gandharvas geliebte und beste Freund von Indra! Oh Erster der Zweifachgeborenen, der gern Streit provoziert, sprich nicht so! Ich bin weder wundervoll noch gesegnet. Ich wundere mich allerdings über solche Worte von einem Wahrhaften wie dir. Oh Heiliger, der Ozean ist wundervoll und gesegnet, in den die vielen Flüsse strömen wie ich selbst.“ Als ich die Worte der Ganga, die in den drei Welten fließt, gehört hatte, ging ich zum Ozean und sprach: „Oh großer Ozean, oh Herr der Gewässer! Du bist voller Wunder und gesegnet in der Welt, denn du bist die Quelle von allem Wasser, und alle Flüsse kommen zu dir wie treue Ehefrauen.“ So angesprochen schwoll der Ozean durch die Kraft des Windes auf, erhob sich und sprach: „Oh himmlischer Sänger, oh Bester der Zweifachgeborenen, sprich nicht so! Ich bin weder wundervoll noch gesegnet. Gesegnet ist die Erde, die mich trägt. Was wäre wundervoller als die Erde in diesem Universum?“ Auf die Worte des Ozeans hin ging ich erstaunt zur Erde und sprach: „Oh schöne Erde, oh Geduldige, du bist voller Wunder und gesegnet in der Welt, weil du all die Menschen und anderen Lebewesen trägst und ernährst. Durch dich wurde die Geduld geboren, und du bist der Ort der Taten für alle, die sich in höhere Welten erheben möchten.“ Verwundert über meine Worte erschien die Erde vor mir und sprach entrüstet: „Oh Bester der himmlischen Sänger, der gern den Kampf provoziert, bitte sprich nicht so! Ich bin weder wundervoll noch gesegnet. Meine Geduld hängt von anderen ab. Oh Bester der Zweifachgeborenen, es sind die großen Berge, die wirklich voller Wunder und gesegnet sind. Ohne sie könnte ich nicht bestehen. Sie formen diese ganze Erde.“ Oh König, als ich diese Worte hörte, ging ich zu den großen Bergen und sprach: „Oh ihr Berge, ihr seid voller Wunder und gesegnet in der Welt, denn ihr seid die Quellen des Goldes und vieler Edelsteine und gebt der Erde ihr beständiges Gesicht.“ Darauf antworteten die feststehenden Berge, die mit herrlichen Wäldern geschmückt sind, mit freundlichen Worten: „Oh brahmanischer Heiliger, wir sind weder wundervoll noch gesegnet. Der Schöpfergott Brahma allein ist voller Wunder und gesegnet, sogar unter den Himmlischen, denn er ist der Vater aller Geschöpfe.“

Daraufhin ging ich zum Großen Vater Brahma, um ein Ende dieser Frage zu finden. Ich näherte mich auf rechte Weise dem vierköpfigen Gott, dem selbstgeborenen Schöpfer der Welten. Ich verehrte den Lotusgeborenen und sprach demütig voller Hoffnung auf eine abschließende Antwort: „Oh Herr, du allein bist voller Wunder und gesegnet als Vater dieser Welt. Ich sehe niemand anderen in der Welt, der dir gleicht. Du hast dieses ganze Universum mit allen belebten und unbelebten Geschöpfen erschaffen. Oh Gott der Götter, aus dir wurden alle Götter, Dämonen, Menschen und anderen Lebewesen geboren, die Sinne haben und in der Welt erblickt werden können. Deshalb bist du der Ewige, der Gott der Götter. Was für eine Wunder, oh Bester der Götter, du bist der Erstgeborene und Schöpfer aller Welten.“ Als der Große Vater meine Worte hörte, sprach er: „Oh Narada, warum nennst du mich wundervoll und gesegnet? Die Veden, welche die ganze Welt aufrechterhalten, sind wundervoll und gesegnet. Oh Zweifachgeborener, erkenne mich als Verkörperung der wahren Essenz des Rig, Saman, Yajur und Atharva. Die Veden erhalten mich, und ich erhalte sie.“ Als ich diese Worte des selbstgeborenen Schöpfers gehört hatte, konzentrierte ich mich auf die Veden. Und aufgrund des Wortes vom Großen Vater, verehrte ich die Veden, näherte mich ihnen und sprach: „Oh ihr Veden, ihr seid voller Wunder und auf ewig gesegnet. Der Große Vater bezeichnete euch als die Quelle des Brahmans. Der Selbstgeborene hat euch über alles gestellt. Weder Gesetze noch Rituale sind höher als ihr. Deshalb bin ich zu euch gekommen.“ Daraufhin schauten mich die Veden an und antworteten: „Oh Narada, die Opfer für die Höchste Seele sind wundervoll und gesegnet. Wir wurden für das Opfer geschaffen und sind nicht unser eigener Herr. Die Opfer sind unser Herr.“ Als ich gehört hatte, daß die Veden höher als der selbstgeborene Gott und die Opfer höher als die Veden sind, näherte ich mich den Opfern und sprach: „Oh ihr Opfer, nach den Worten von Brahma und den Veden seid ihr voller Segen. Es gib nicht Wundervolleres in der Welt als euch. Ihr werdet von den Zweifachgeborenen gepflegt und seid höchst segensreich. Durch euch wird das Feuer genährt, die Götter mit Opfergaben befriedigt und die Heiligen mit Mantras bewahrt.“ Als ich so gesprochen hatte, antworteten die Opferfeuer und alle anderen Opfer auf den Opferplätzen: „Oh Muni, die Worte ‚wundervoll und gesegnet‘ gebühren uns nicht. Vishnu allein ist voller Wunder, und er ist der höchste Segen. Alles, was dem heiligen Feuer geopfert und von uns empfangen wird, geben wir dem lotusäugigen Vishnu.“ Daraufhin suchte ich den Weg zu Vishnu, der hierher auf die Erde führte. Hier erblickte ich Krishna umgeben von euch großen Königen. Da sprach ich zum Lotusäugigen in eurer Mitte: „Oh Krishna, du bist voller Wunder und höchst gesegnet.“ Und er antwortete: „Ja, bezüglich der Gaben (Dakshinas).“ Denn Vishnu ist das Ziel aller Opfer. Er erhält und empfängt alles. So bekam ich die passende Antwort von ihm, und die Frage, die mit der Schildkröte begonnen hatte, fand ihr Ende mit dem Opfer in diesem Höchsten Geist. Damit habe ich eure Frage über das Geheimnis dieser Worte beantwortet. Nun kehre ich dahin zurück, von wo ich gekommen bin.

Nachdem Narada in die himmlischen Regionen gegangen war, kehrten auch die großen Könige voller Bewunderung mit ihren Armeen in ihre jeweiligen Königreiche zurück. Und Krishna, der heroische Führer der Yadavas, betrat strahlend wie ein Feuer seine Wohnstätte.


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