Pushpak HarivamshaZurück WeiterNews

2.7. Wie Krishna die beiden Arjuna Bäume entwurzelte

Vaisampayana sprach:
Nach einiger Zeit begannen die beiden Babys Krishna und Sankarshana auf ihren Knien zu krabbeln. Die beiden schönen Jungen glichen der aufgehenden Sonne und waren von Kindheit an zusammen. Sie waren eine Person in zwei verschiedenen Körpern, wie aus der gleichen Form gegossen. Sie spielten und lachten auf gleiche Weise, lagen im gleichen Bett, lebten von gleicher Nahrung und trugen gleiche Kleider. Sie waren zwei Verkörperungen voller Energie des einen Zeugen aller Welten, der diese menschliche Gestalt angenommen hatte, um die Dämonen zu vernichten und das einzig große Werk zu vollbringen, das Dharma wieder aufzurichten. Als Beschützer des ganzen Universums wurden sie dafür als Kuhhirten geboren. Während sie sich im Dorf gemeinsam erfreuten, erschienen sie wie Sonne und Mond am Himmel, wenn deren Strahlen zusammenfließen. Als sie überall umherkrabbelten, bewegten sich ihre Arme wie Schlangen, und ihre Körper waren mit Staub bedeckt wie zwei junge Elefanten. Manchmal waren sie so sehr von Asche und Dreck beschmiert, daß sie wie die Söhne des Feuers erschienen. Manchmal krabbelten sie auf ihren Knien sogar in die Kuhgatter und spielten dort mit den Kälbern, bis ihre Gesichter von Kuhdung bedeckt waren. Die Göttin Shri segnete sie mit Wohlergehen, und so gediehen sie zur Freude ihrer Eltern, obwohl sie auch manchen Unfug unter den Dorfbewohnern anstellten, und ihr Lachen weithin zu hören war. Bald hingen ihnen die langen Locken spielerisch vor den Augen, so daß die beiden so lieblich anzusehen waren wie der volle Mond. Sie wuchsen mit Leichtigkeit heran und pflegten bald ausgelassen durch das ganze Dorf zu laufen. Selbst Nanda konnte sie kaum noch zügeln. Eines Tages schimpfte Yasoda in der Nähe ihres Ochsenkarrens mit dem lotusäugigen Krishna. Dann knüpfte sie ihm einen Strick um den Bauch und band das andere Ende an einen schweren Mörser, während sie mehrfach sprach: „So, nun geh, wenn du kannst!“ Mit diesen Worten wandte sie sich wieder ihrer Arbeit zu. Doch als Yasoda in der Hütte verschwunden war, ging Krishna zur Freude alle Dorfbewohner wieder hinaus über den Dorfplatz, um mit den anderen zu spielen. Beim Gehen zog er den schweren Mörser hinter sich her, bis zum Waldrand, wo ihm zwei mächtige Bäume im Weg standen, die man Yamala und Arjuna nannte. Dort verklemmte sich der Mörser zwischen ihren Stämmen und je mehr er zog, um so fester verkeilte er sich. So begann Krishna, mit großer Kraft an den beiden Bäumen zu ziehen, bis er sie entwurzelte, und sie krachend mit ihren mächtigen Kronen zu Boden fielen, während der kleine Junge lachend dazwischen stand. Damit zeigte der Herr den Kuhhirten, welche himmlischen Kräfte in ihm waren, und durch seine übernatürliche Macht blieb sogar der Strick unversehrt. Die Milchfrauen auf ihrem Weg zum Ufer der Yamuna erblickten das Kind zwischen den umgestürzten Bäumen und erschraken zutiefst. Weinend liefen sie zu Yasoda und sprachen mit sorgenvollen Gesichtern:
Oh Yasoda, säume nicht und komm schnell mit uns! Schlimmes ist geschehen. Die zwei mächtigen Bäume, die wir als Götter verehren, weil sie unsere Wünsche erfüllen, sind auf deinen Sohn gefallen. Wie ein Kalb an einen Strick gebunden steht dein Sohn lachend zwischen den Bäumen. Steh auf und geh, du dumme Frau. Es war keine kluge Idee, deinen Sohn anzubinden. Zum Glück lebt er noch und ist dem Rachen des Todes entkommen.

Als Yasoda diese Worte hörte, war sie ganz erschrocken, begann zu jammern und eilte zu dem Ort, wo die Bäume umgestürzt waren. Dort sah sie ihren Sohn zwischen den beiden Bäumen mit dem Strick um seinen Bauch und den Mörser hinter sich herziehend. Und alle alten und jungen Frauen und Männer des Hirtendorfes kamen schnell herbei, um dieses Wunder zu bestaunen. Da sprachen die Hirten am Waldesrand untereinander:
Wer hat diese mächtigen Bäume entwurzelt, welche die Heiligtümer unseres Dorfes waren? Es gab weder Sturm noch Regen, Gewitter oder wilde Elefanten. Warum stürzten diese beiden Bäume plötzlich um? Ach, nun haben sie ihre ganze Herrlichkeit und Kraft verloren, wie Regenwolken, die ihr Wasser abgeregnet haben. Oh Nanda, diese beiden Arjuna Bäume waren dir wohlgesinnt und wollten dir Gutes tun. Denn obwohl sie so mächtig waren, fielen sie auf eine Weise zu Boden, daß sie deinem kleinen Jungen nicht den geringsten Schaden zufügten. Doch das Umfallen dieser Bäume ist nach dem Tod von Putana und dem umgeworfenen Wagen die dritte Katastrophe, die unser Dorf heimsucht. Wir sollten als einfache Kuhhirten hier nicht länger leben und darüber nachdenken, dieses Dorf zu verlassen, denn diese Vorzeichen verkünden nichts Gutes.

Dann befreite Nanda seinen Sohn schnell vom Mörser, nahm ihn auf seine Arme und schaute immer und immer wieder in sein Lotusgesicht, als wäre er gerade aus dem Reich des Todes zurückgekehrt. Seine Augen konnten sich kaum satt sehen. Dann tadelte er seine Frau Yasoda und ging mit allen anderen zurück ins Dorf. Von diesem Tag an, als Krishna mit einem Strick („Dama“) um seinen Bauch („Udara“) gebunden war, wurde er von den Hirten des Dorfes auch Damodara genannt. Oh Bester der Bharatas, solche wunderbaren Taten vollbrachte Krishna, als er unter den Kuhhirten lebte, obwohl er noch ein kleiner Junge war.


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