Pushpak HarivamshaZurück WeiterNews

1.55. Vishnus Entschluß zur Inkarnation auf Erden

Vaisampayana sprach:
Als der Madhu Vernichter, der Gott aller Götter, diese Worte von Narada gehört hatte, sprach er lächelnd mit vorzüglichen Worten:
Oh Narada, höre meine passende Antwort auf all diese Worte, die du zum Wohlergehen der drei Welten an mich gerichtet hast. Ich weiß, daß all diese Dämonen unter den Menschen auf der Erde geboren wurden und Feindschaft in ihren Herzen hegen. Ich weiß, daß Kansa als Sohn von König Ugrasena geboren wurde und Keshi in Gestalt eines Pferdes. Ich kenne auch den Elefanten Kuvalayapida, die Ringer Chanura und Mushtika sowie den Dämon Arishta in Gestalt eines gewaltigen Bullen. So sind mir auch Khara, der große Dämon Pralamba und Putana, die Tochter von Vali, bekannt. Ich kenne auch Kaliya, der (als Schlangenkönig) in einem See am Rande der Yamuna lebt und sich dort vor Garuda (der sich von Schlangen ernährt) versteckt. Ich kenne auch Jarasandha, der sich als Kaiser über alle Könige gestellt hat, und den Dämon Naraka, der in der Stadt von Pragjyotisha lebt. Ich weiß auch, daß Vana auf Erden in der Stadt Sonitapura als Mensch geboren wurde. Dieser energievolle und hochmütige Dämon ist mit seinen tausend Armen sogar für die Götter unbesiegbar. Ich bin mir auch bewußt, daß die große Last des Bharata-Landes auf mir ruht, und weiß genau, wie all diese heldenhaften Könige untergehen und sich im Reich von Indra erfreuen werden, ohne daß sie in ihre Körper zurückkehren müssen. Für mich und alle Wesen werde ich durch meine Yogakraft auf die Erde hinabsteigen und in Gestalt eines Menschen den Untergang all dieser mächtigen Dämonen bewirken, die von Kansa angeführt werden. Ich werde sie so schlagen, daß sie ihren Frieden finden werden. Durch meine Yogakraft werde ich die rechten Mittel hervorbringen. Es ist meine wesenhafte Pflicht, alle Feinde der Götter im Kampf zu vernichten. Ich werde die Feinde all dieser Hochbeseelten töten, die sich selbst zum Wohle der Erde geopfert haben, all der Götter, Rishis und Gandharvas, die auf mein Gebot hin zur Erde hinabgestiegen sind. Oh Narada, diesen Entschluß habe ich bereits gefaßt. Möge mir Brahma, der Große Vater, dort eine Wohnstätte bereiten. Oh Allvater, sage mir, in welchem Land ich geboren werde, und in welchem Haus ich wohnen soll, um die Dämonen zu besiegen.

Und Brahma sprach:
Oh allwissender Herr, oh Narayana, höre von mir den Weg zum Erfolg und wer deine Eltern auf Erden sein werden. Du wirst im Stamm der Yadavas geboren und deren Familien verherrlichen. Dann wirst du die Dämonen zum Guten töten, deine Familie vermehren und das Dharma in der Menschenwelt wieder aufrichten. Höre noch mehr darüber. Oh Narayana, vor langer Zeit führte Kasyapa in einem großen Opfer die Milchkühe des hochbeseelten Varuna fort, damit sie ihre Milch für sein Opfer geben. Doch als das Opfer beendet war, wollten die beiden Ehefrauen von Kasyapa namens Aditi und Surabhi die Kühe von Varuna nicht wieder zurückgeben. Daraufhin kam Varuna zu mir, neigte sein Haupt und sprach:
Oh Verehrter, der Lehrer Kasyapa hat meine Kühe weggeführt, und nachdem er sein Ziel erreicht hatte, ließ er sie unter dem Einfluß seiner beiden Frauen Aditi und Surabhi nicht zurückbringen. Oh Vater, alle meine Kühe geben nach Wunsch himmlische und unvergängliche Milch. Von ihrer eigenen Kraft beschützt wanderten sie frei durch die Meere und gaben beständig Milch, die dem Amrit der Götter glich. Außer Kasyapa gibt es wohl keinen, der sie so bezaubern konnte, daß sie ihm folgten. Oh Brahma, sei es ein Meister, ein Lehrer oder jemand anderes - wer vom Weg abkommt, den solltest du zurückbringen. Du bist unsere höchste Zuflucht. Oh Vater der Welt, wenn gerechte Strafe vor den Mächtigen halt macht, die das Dharma mißachten, dann kann es keine Ordnung in der Welt geben. Laß geschehen, was sein soll. Du bist allmächtig und der Herr von allem. Gib mir meine Kühe wieder, und ich werde in den Ozean zurückkehren. Diese Kühe sind meine Seele und meine endlose Stärke. Denn von all deiner Schöpfung sind die Kühe und Brahmanen eine ewige Quelle von Kraft. Besonders sollten die Kühe beschützt werden, denn sie beschützen wiederum die Brahmanen. So wird die Welt durch den Schutz der Kühe und Brahmanen wohl bewahrt.

Oh Narada, nach diesen Worten von Varuna, dem König der Gewässer, sprach ich wohlwissend über die Entführung der Kühe einen Fluch über Kasyapa aus. Mit dem Anteil seiner Person, mit dem er die Kühe entführt hat, soll der hochbeseelte Kasyapa als Kuhhirte auf Erden geboren werden. Und seine beiden Frauen Surabhi und Aditi, die wie zwei Feuerhölzer für die Geburt der Götter sind, mögen ihn begleiten. Als Kuhhirte geboren, wird er glücklich mit ihnen leben. Dieser Teil von Kasyapa, der an Macht ihm selbst gleicht, wird den Namen Vasudeva tragen und im Land der Kühe leben. Nicht weit von Mathura an einem Berg namens Govardhana wird er Kühe hüten und an Kansa Steuern zahlen. Seine beiden Frauen Aditi und Surabhi werden als die Ehefrauen von Vasudeva namens Devaki und Rohini zur Welt kommen. Verkörpert als ein Junge, der alle Merkmale eines Kuhhirten trägt, wirst du dort aufwachsen, wie du es damals als Zwerg getan hattest, der mit drei Schritten die Welt eroberte. Oh Madhu Vernichter, mit deiner Yogakraft umhüllst du dein Selbst mit dieser Form und gehst diesen Weg zum Wohle der Welt. Mit Siegesrufen und Verehrung werden dich all diese Götter willkommen heißen. So steige hinab zur Erde und nimm deine Geburt durch Rohini und Devaki, um sie zu erfreuen. Oh Vishnu, mit dir werden tausend Hirtenmädchen die Erde bevölkern. Wenn du durch die Wälder wandern und Kühe hüten wirst, werden sie deine schöne, mit Girlanden aus wilden Blüten geschmückte Gestalt bewundern. Oh Narayana, wenn du als Junge durch die Dörfer der Kuhhirten gehen wirst, werden sich alle wieder jung und glücklich fühlen. Oh Lotusäugiger, deine lieben Freunde, die dem Hüten der Kühe hingegebenen Kuhhirten, die in ihren Dörfern leben und oft im Wasser der Yamuna baden, werden eine große Zuneigung zu dir erfahren. Wahrlich, das Leben von Vasudeva wird gesegnet sein. Du wirst ihn als Vater ansprechen und er dich als Sohn. Wen sonst außer Kasyapa könntest du als deinen Vater akzeptieren? Wer sonst außer Aditi könnte dich, oh Vishnu, gebären? So geh durch deine ureigene Yogakraft den Weg des Sieges, oh Madhu Vernichter. Und auch wir werden in unsere Wohnstätten zurückkehren.

Vaisampayana fuhr fort:
Vishnu entließ die Götter in ihre himmlischen Bereiche und begab sich selbst zu seiner Wohnstätte am nördlichen Ufer des Milchozeans. Dort befindet sich eine Höhle im Berg Meru, die schwer zu betreten ist und zusammen mit seinen drei Schritten während der Sonnenwende verehrt wird. In dieser Höhle ließ sich der allmächtige und allwissende Hari nieder und konzentrierte sich auf seine Geburt im Haus von Vasudeva.

Hier endet mit dem 55. Kapitel das Harivamsha Parva im gesegnete Harivamsha Purana.


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