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1.45. Der Kampf zwischen Göttern und Dämonen

Vaisampayana sprach:
Nach diesen Vorbereitungen erhob sich ein schrecklicher Kampf zwischen den Armeen der Götter und Dämonen, um ihre jeweiligen Gegner zu schlagen. Mit vielfältigsten Waffen kämpften sie gegeneinander wie Berge auf Berge stoßen. So begann dieser Kampf voller Wunder zwischen den Göttern und Dämonen wie zwischen Tugend und Sünde oder Demut und Stolz. Von allen Seiten erfüllte sich der Himmel mit Kampfwagen, die von schnellen Pferden gezogen wurden, sowie von Kriegern mit Schwertern in den Händen. Keulen prallten aufeinander, Pfeile flogen in dichten Wolken von vollgespannten Bögen und eiserne Speere von kraftvollen Armen. Bald wurde diese Schlacht zwischen Göttern und Dämonen so überaus schrecklich, daß sich ihr Terror über die ganze Welt ausbreitete wie die fürchterlichen Wolken während der universalen Auflösung am Ende des Schöpfungstages. Die Dämonen überhäuften Indra und die anderen Götter mit eisernen Keulen und riesigen Felsen, und so wurden die Himmlischen in diesem gewaltigen Kampf schwer von den Dämonen gequält, in denen sich bereits der Stolz auf den Sieg regte, während die Götter ihren Mut verloren. Sie wurden vom Netz der Waffen von Ditis Söhnen zerrieben, ihre Köpfe wurden von den Keulen zerschlagen, ihre Körper verstümmelt, und aus ihren Wunden flossen Ströme von Blut. Gebunden von den Schlingen der Dämonen, durchbohrt von ihren Pfeilen und überwältigt von ihrer Illusionsmacht standen die Götter wie versteinert. Sie waren ohnmächtig und zeigten kaum noch ein Lebenszeichen. So hatten die Dämonen die ganze Armee der Himmlischen betäubt, wodurch sie ihre Waffen nicht mehr gebrauchen konnten.

Da zerriß Indra, der tausendäugige König der Götter, das Netz der Illusion, widerstand und zerstörte ihre Pfeile mit seinem Donnerblitz und brach in die schrecklichen Reihen der Dämonenarmee ein. Dort schlug er all die Dämonen der vordersten Reihen mit seiner Waffe der Dunkelheit (Tamas bzw. Trägheit oder Betäubung) und hüllte auch den Rest der Armee in Dunkelheit ein. Durch die Energie des Königs der Götter konnten die Dämonen plötzlich nichts mehr unterscheiden, weder sich noch die Götter. Auf diese Weise wurden die Götter aus den Schlingen der Illusion befreit, waren höchst erfreut und begannen, die von Dunkelheit überwältigen Dämonen zu schlagen. Und so angegriffen, ihres Bewußtseins beraubt und entmutigt durch die Dunkelheit, fielen die Dämonen wie die Berge, als sie vor langer Zeit ihre Flügel verloren. Die stolzen Dämonen waren wie gelähmt und wurden zu einem Ozean der Dunkelheit. Selbst ihr himmlischer Palast glich nur noch einer Masse dunkler Wolken.

Daraufhin erhob sich der Dämon Maya und vernichtet diese Illusion der Dunkelheit, indem er eine höchst schreckliche Feuerillusion erschuf, die dem Feuer der Auflösung am Ende der Yugas glich. Und nachdem diese Illusion von Maya alle Dunkelheit verbrannt hatte, nahmen die Dämonen wieder strahlende Formen an und erschienen wie lodernde Sonnen erneut auf dem Schlachtfeld. Daraufhin flohen die Götter, verbrannt von dieser Feuerillusion, zum Mond und legten sich in seinem kühlen Tau nieder. Als ihre Herrlichkeit durch das Feuer zerstört war, suchten sie Zuflucht beim Träger des Donnerblitzes und klagten ihm ihr Leid. Und angesichts der verbrannten und gequälten Armee der Götter durch die Illusion von Maya, sprach Varuna auf Bitten von Indra:
Oh König der Götter, vor langer Zeit übte der energievolle Urva, der Sohn des brahmanischen Heiligen Bhrigu, mit der Vollkommenheit des Brahman strengste Askese. Doch mit diesem asketischen Feuer quälte er die ganze Welt wie eine Sonne, die beständig im Zenit steht. Da erschienen die Heiligen mit den Göttern und Rishis vor ihm und sogar der Dämonenkönig Hiranyakashipu. Und die Rishis sprachen zum Asketen folgende Worte zum Wohle der Welt:
Unter den großen Familien der Rishis ist dein Stamm am verlöschen, weil du allein lebst, keine Nachkommen hast und nicht an den Fortbestand deiner Familie denkst. Du hast ein Leben der Keuschheit angenommen und übst härteste Askese. Viele Familien selbstbeherrschter Rishis neigen sich dem Ende zu, weil es an jeglicher Nachkommenschaft fehlt. Oft existiert nur noch einer von ihnen. Doch wenn all diese Familien vergehen, wie soll sich ihre Wirkung entfalten? Du bist der Erste aller Asketen und so strahlend wie Brahma. Deshalb bedenke die Vermehrung deines Stammes und vervielfältige dich selbst. Widme deine große Energie und bringe einen zweiten Körper aus deinem hervor.

So angesprochen von den Rishis, war der selbstbeherrschte Asket im Geist getroffen und wehrte ihre Worte ab, indem er sprach:
Dies wurde vor langer Zeit als die ewige Aufgabe der Asketen bestimmt, die in den Wäldern von Früchten und Wurzeln leben und dem vedischen Pfad folgen. Das wohlgeübte Gelübde der Keuschheit wurde den Brahmanen, die von Brahma geboren wurden, von Brahma selbst verkündet. Als Priester zu amtieren, zu lehren und Lohn anzunehmen sind die drei Aufgaben der Brahmanen, die im Hausstand leben. Unsere Pflicht als Waldeinsiedler ist das einsame und keusche Leben im Wald. Durch harte Buße und Mitgefühl für alle Wesen in Gedanken, Worten und Taten gehen die Munis, die von Luft oder Wasser leben, die nur ihre Zähne oder zwei Steine als Mörser verwenden oder inmitten von Feuern sitzen, den heiligen Pfad und erreichen das Höchste. Auf dieser Keuschheit in Gedanken, Worten und Taten ist ihre Brahmanenschaft gegründet. Das haben die brahmanischen Heiligen der höchsten Regionen verkündet. In der Keuschheit wohnt Zufriedenheit, und in der Keuschheit wohnt Askese. Durch Keuschheit erreichen die Brahmanen die Seligkeit des Himmels. Ohne Keuschheit gibt es kein Yoga und ohne Yoga kein höchster Erfolg. Es gibt keine bessere Askese in der Welt als Keuschheit. Man sollte die fünf Elemente mit den fünf Sinnesorganen überwinden und Keuschheit üben. Welche größere Askese gäbe es? Sich die Haare zu rasieren, ohne den Yoga der Entsagung zu üben, schwierigste Gelübde beachten ohne das höchste Ziel, und den Dharma-Weg gehen ohne Keuschheit, diese drei gelten als Scheinheiligkeit. Als Brahma seine geistgeborenen Söhne zeugte, wo war seine Ehefrau, seine Lust und seine sexuelle Vereinigung? Ihr selbstbeherrschten Rishis verfügt über große asketische Energie. Deshalb zeugt geistgeborene Söhne als euer väterliches Werk. Denn Asketen sollten ihre Nachkommen auf geistige Weise hervorbringen. Sie sollten keine Frauen heiraten müssen, damit sie ihnen Kinder gebären. Was ihr als fromme Männer über den heiligen Weg gesagt habt, scheint mir nicht dem Dharma zu entsprechen. Mit diesem energievollen Körper, der reiner Geist ist, werde ich einen feuergleichen Sohn zeugen und aus meinem Körper gebären, ohne eine Frau zu heiraten. So werde ich, wie es für Waldeinsiedler würdig ist, aus meinem Körper einen zweiten hervorbringen, der die ganze Welt verbrennen kann.

So sprach der Asket Urva, vertiefte sich in Meditation und entzündete mit Feuerstäben und heiligem Kusha Gras ein Feuer auf seinem Schenkel. Daraus erhob sich von Flammen umhüllt ein Sohn, der bereit war, die ganze Welt zu verbrennen. Und so wurde aus dem Schenkel von Urva dieses allesvernichtende und zornvolle Aurva Feuer geboren, als stände die Auflösung der drei Welten bevor. Und sobald der Sohn geboren war, sprach er zu seinem Vater mit flammenden Worten:
Oh Vater, ich werde vom Hunger gequält. Laß mich frei, damit ich die ganze Welt verzehren kann.

Und so geschah es zu jener Zeit, daß die Flammen bis zum Himmel aufloderten, und das allesvernichtende Feuer die zehn Richtungen mit allen Elementen verzehrte und auf diese Weise wachsen konnte. Da erschien Brahma, der Vater aller Geschöpfe, vor dem Asketen, der diesen höchst ausgezeichneten Sohn gezeugt hatte. Und wie er sah, daß die Welten mit den Rishis in diesem zornvollen Aurva Feuer aufloderten, das aus dem Schenkel von Urva geboren wurde, da verehrte er den Asketen und sprach zu ihm:
Zügle die Energie deines Sohnes aus Mitgefühl für die Welt. Oh Zweifachgeborener, ich gewähre deinem Sohn den höchst vorzüglichen Segen von Zufriedenheit und Mitgefühl. Ich schenke ihm auch die beste Wohnstätte und nektargleiche Nahrung. Höre meine wahrhaften Worte, oh Erster der Asketen.

Darauf antwortete Urva:
Gesegnet bin ich. Ich habe heute eine große Gunst empfangen, wenn der Herr meinen Sohn segnet und ihm diese Neigung verleiht. Doch durch welche Opfergaben wird mein Sohn zufrieden und glücklich sein, wenn er aufwächst und seine Jugend wünscht? Wo wird er wohnen und wovon wird er leben? Welche Nahrung bestimmst du diesem höchst Kraftvollen entsprechend seiner Stärke?

Und Brahma sprach:
Dieser Junge soll in einem Teil des Ozeans wohnen, der dem Maul eines Pferdes gleicht. Oh Zweifachgeborener, ich bin aus dem Wasser geboren, und das Wasser ist mein Wesen. Und weil ich so tiefgründig mit dem Wasser verbunden bin, segne ich das Wasser als Opfergabe für deinen Sohn. Er soll im Wasser wohnen und sich vom Wasser ernähren. Oh Gelübdetreuer, zur Zeit der universalen Auflösung am Ende der Yugas wird dieses Feuer zusammen mit mir all die Welten verbrennen. So bestimme ich, daß dieses Feuer bis zum Ende des Schöpfungstages vom Wasser leben soll. Dann soll es alle Geschöpfe mit den Göttern, Dämonen und Rakshasas verbrennen.

Darauf sprach Aurva „So sei es!“, legte vor seinem Vater seinen äußeren Glanz nieder, und ging in die Tiefen des Ozeans, eingehüllt in gesegnete Flammen. Brahma und die anderen Rishis kehrten in ihre jeweiligen Wohnstätten zurück, und in Kenntnis der Macht des Aurva Feuers gingen sie ihre jeweiligen Wege. Doch angesichts dieser wunderbaren Geschehnisse warf sich der Dämonenkönig Hiranyakashipu vor dem Asketen Urva nieder, verehrte ihn und sprach:
Oh Erster der Munis, du hast der Welt ein großes Wunder gezeigt. Oh Heiliger, der Große Vater war zufrieden mit deiner Askese. Oh Gelübdetreuer, wenn ich durch meine Taten würdig bin, dann laß mich dein und deines Sohnes Diener sein. Sieh mich an, wie ich dich verehre und deine Zuflucht suche. Hab Mitgefühl mit mir und laß mich durch dein asketisches Feuer nicht untergehen.

Und Urva antwortete:
Ich bin gesegnet und geehrt, weil du mich als deinen Lehrer akzeptierst. Oh Gelübdetreuer, so mußt du nicht länger die Macht meiner Askese fürchten. Nimm diese Illusion eines Feuers, diese Flamme, die ohne Brennstoff lodert, was nicht einmal das Feuer selbst erreichen kann. Diese Illusion wird dir helfen, die Feinde deiner Familie zu vernichten. Sie wird deine Armee beschützen und deine Feinde verbrennen.

Darauf sprach der Dämonenkönig Hiranyakashipu „So möge es sein!“, verehrte den Ersten der Asketen und kehrte erfreut in seine himmlischen Regionen zurück.

Und Varuna fuhr fort:
Dies ist die Illusion, welche die Götter nicht ertragen konnten und welche vor langer Zeit durch Urva mit seinem Sohn Aurva erschaffen wurde. Doch mit dem Tod von Hiranyakashipu hat sie sicherlich an Kraft verloren. Solche Vergänglichkeit ist der Fluch (und schließlich auch der Segen) einer jeden Illusion, die von einer Person geschaffen wird. Oh König der Götter, wenn diese Illusion vergangen ist, wirst du wieder froh sein. Oh Indra, gib mir dafür meinen Freund, den Mond, der aus dem Wasser geboren wurde. Vereint mit ihm und dem Wesen des Wassers werde ich zweifellos durch deine Gunst diese Illusion vernichten.


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