Pushpak Die SündflutZurück WeiterNews

Raub der Draupadi - Siebenter Gesang

Da entstand im Walde ein sehr furchtbares Geschrei der zornigen Krieger, als sie den Bhîmas und Ardschunas sahen.

Der schlechtgeistige König Dschajadrathas, als er die Standarten- Spitzen der Kuru- Fürsten sah, sprach er, dessen Stärke vernichtet war, zu Draupadî der glänzenden auf dem Wagen:

Da kommen diese fünf großen Helden, deine Gatten, glaube ich, o Krischnâ, sind es. Du aber, die kundige, nenne uns einen jeden, o Schönhaarige, der Wagenstehenden Pânduiden.

Draupadî:

Was hilft es dir, du Tor, die großen Bogenträger zu kennen, nachdem du eine Leben- kürzende Tat vollbrachtest? Diese Helden sind meine Gatten, die genaht sind; für euch gibt es keine Rettung hier in dem Kampfe.

Doch muß ich dir alles verkünden, von dem sterben- werdenden gefragt, dies ist Pflicht; ich habe weder Besorgnis noch Furcht vor dir, da ich mit den jüngeren Brüdern den Gerechtigkeits- König sehe.

Jener, an dessen Standarten- Spitze die beiden Trommeln tönen, Nandas und Upanandas, die lieblichen und schönen, diesem Unterscheidungskundigen seiner Pflicht folgen beständig die pflichtbedachten Menschen.

Er, mit des Goldes reinem Gelb, mit einer der Pratschanda- Blume ähnlichen Nase, der schlanke, großäugige, der trefflichste des Kuru- Geschlechtes, ihn nennen sie Judhischthiras, des Dharmas Sohn, meinen Gatten.

Dieser schenkte selbst dem Feinde, welcher um Schutz fleht, das Leben, der Gerechtigkeit- übende Held der Männer. Flehe ihn um Gnade alsbald, du Tor, zur Erhaltung deines Lebens, mit gefalteten Händen und niedergelegten Waffen.

Dann siehst du jenen, den auf dem Wagen stehenden großhändigen, gleich einem ausgewachsenen Sála- Fisch, mit zusammengebissenen Lippen, und zusammengezogenen Augenbrauen, Wrikôdaras mit Namen mein Gatte ist dieser.

Pferde aus edlem Stamm, rüstige, wohlgebändigte, große Kraft habende, ziehen den Helden. Seine Taten sind übermenschlich und „Bhîmas, (der Furchtbare)“, ist sein auf der Erde verbreiteter Ruf.

Seine Beleidiger finden keine Rettung, niemals vergißt dieser der Feindschaft, des Feindes Untergang bestimmt habend naht er, und auch nach der Vollbringung überläßt er sich nicht ganz der Besänftigung. —

Jener vorzüglichste der Bogenträger, der standhafte, berühmte, mit besiegten Sinnen, der die Alten ehrende Held der Männer, der Bruder und Schüler des Judhischthiras, Dhanandschajas mit Namen mein Gatte ist dieser;

der weder aus Begier noch aus Furcht noch aus Habsucht verließe die Pflicht oder Schandtat beginge, dem Feuer ähnlich an Glanz, der Sohn Kuntî's, der Zermalmer feindlicher Scharen, der aller Pflichten Unterscheidung kennt, den Furchtgequälten ein Furcht- Tilger, der Einsichtige. —

Jener, dessen Gestalt man die vorzüglichste nennt auf der Erde, den die Pânduiden alle umschirmen, ihnen werter als das Leben, den ergebenen; dieser Held ist Nakulas mein Gatte,

welcher mit dem Schwert kämpfet, mit leichter, geschickter Hand, der große, verständige, den Sahadêwas als Zwillingsbruder habende, dessen Tat du heute sehen wirst, Blödsinniger! der des Indras ähnlich im Kampfe mit den Heeren der Daitja's,

der Waffen- geübte Held, der verständige, weise, Liebes- erzeigende dem Dharmas- Sohne dem Könige, dem Mond und der Sonne an Glanz ähnlich, der letztgeborene und Liebling der Pânduiden. —

Jener dem an Einsicht kein Mann gleicht, der beredte, unter den Guten der Unterscheidung kundige, der stets zur Rache geneigte Held, der verständige, weise, ist Sahadêwas mein Gatte.

Er verließe das Leben, ginge in das Feuer, nicht aber spräche er pflichtwidriges, der stets einsichtige, der Krieger- Pflicht sich freuende, der Kuntî lieber als das Leben, der Held der Männer.

Wie ein am Meeresstrand zerschellendes mit Edelsteinen angefülltes Schiff auf eines gehörnten Fisches Rücken, so wirst du dein Heer, aller Kämpfer beraubt von den Pându- Söhnen zerrüttet sehen.

So sind dir nun genannt diese Pându- Söhne, welche im Unsinn verachtend du fortgingst. Wenn du diesen entkommst mit unverletztem Körper, so wirst du fürwahr lebendig Wiedergeburt erlangen.

Aber die fünf Kuntî- Söhne, wie fünf Indra's, verlassend das mit gefalteten Händen dastehende Fußvolk, verfinsterten das Wagen- Heer, die ergrimmten, durch einen Pfeil- Regen von allen Seiten bedrängend.

Raub der Draupadi - Achter Gesang:

„Stehet, kämpfet, schnell umzingelt sie!“ so trieb der Sindhu- König die Herrscher der Männer an.

Dann erhob sich ein sehr schrecklicher Lärm der Krieger, indem sie den Bhîmas, Ardschunas und die Zwillinge sahen nebst Judhischthiras.

Bestürzung überfiel die Siwiden, Suwirakiden und Sindhuer, als sie jene Mann- Tiger sahen, Stärke- berauschten Tigern gleich.

Den mit Gold gezierten, ganz eisernen Streitkolben schwingend, stürzte Bhîmas auf den vom Verhängnis getriebenen Sindhuer.

Ihn deckte Kôtikas kämpfend, mit einer großen Menge Wagen den Bhîmas umringend.

Mit vielen Wurfspießen, Lanzen und Pfeilen, von der Helden Armen geschleuderten, schleuderten, geworfen zitterte Bhîmas nicht.

Einen Elefanten mit seinen Reitern, und vierzehn Fußgänger tötete mit dem Streitkolben Bhîmas an der Spitze des Sindhu- Heeres.

Fünfhundert tapfere Berg- bewohnende Helden tötete Ardschunas, den Sindhuer suchend, an der Spitze des Heeres.

Der König selbst tötete von den vorzüglichsten Kämpfern der Suwiriden in einem Augenblicke ein Hundert in der Schlacht.

Es zeigte sich Nakulas daselbst, vom Wagen gesprungen das Schwert in der Hand, die Köpfe der Fußgänger wie Samen ausstreuend wieder und wieder.

Sahadêwas aber, mit dem Wagen genaht, schoß nieder mit Pfeilen die auf Elefanten kämpfenden, wie Pfaue von den Bäumen.

Dann sprang mit dem Bogen Trigarta’s vom großen Wagen und mit dem Streitkolben tötete er die vier Pferde des Königs.

Den zu Fuß genahten verwundete der König, der Kuntî- Erfreuer, mit einem Halbmond-ähnlichen Pfeile, an der Brust, der Gerechtigkeitsfürst.

Durchbohrten Herzens fiel jener Held, aus dem Munde Blut speiend, dem Judhischthiras zugewendet, wie mit gespaltener Wurzel ein Baum.

Vom Wagen sprang dann der von Indrasênas begleitete Gerechtigkeitsfürst, dessen Pferde getötet, und bestieg den großen Wagen des Sahadêwas.

Dem Nakulas aber nahten Kschêmankaras und Mahâmukhas, beide auf beiden Seiten mit einem Regen spitzer Pfeile ihn überschüttend.

Die mit Wurfspießen ihn überschüttenden, zwei Regen- schwangeren Wolken gleich, tötete der Sohn Mâdrî's, mit einem einzigen Pfeile.

Trigarta's König Surathas war jetzt seiner Deichsel genaht und ließ umwerfen den Wagen, durch einen Elefanten, Er, des Ganges der Elefanten kundig.

Nakulas aber sprang furchtlos von jenem Wagen, Schild und Schwert in der Hand, und Boden gefaßt habend stand er da wie ein unbeweglicher Berg.

Surathas aber sandte, um Nakulas zu töten, einen trefflichen Elefanten, ergrimmten, mit aufgehobenem Rüssel.

Dem spaltete Nakulas mit dem Schwerte, wie er sich umher bewegte, nebst den Fangzähnen den Rüssel bei der Wurzel.

Es stieß aus ein großes Gebrüll der Harnisch- gezierte Elefant, und, kopfgesenkt fallend zur Erde, zerschmetterte er die Reiter.

Diese große Tat vollbracht erreichte der Madrî- geborene Held den Wagen Bhîmas und war gerettet.

Bhîmas aber schlug den Kopf ab mit einem gekrümmten Schwerte dem Pferd- treibenden Wagenlenker des heranstürmenden Königs Kôtikas.

Nicht merkte dieser König, daß sein Wagenlenker getötet vom schnellarmigen; seine Pferde, deren Lenker erschlagen, liefen umher in der Schlacht hier und dort.

Aber der Pânduide Bhîmas, der Kämpfenden Trefflichster, tötete, genaht, mit einem Pfeile den des Wagenlenkers beraubten, der abgewendet hatte das Antlitz.

Allen zwölf Suwirakiden spaltete Ardschunas mit spitzen Geschossen die Bogen sowohl als die Köpfe.

Siwiden und Häupter der Ikschwakuiden, Trigarter und Sindhuer, auf Schußweite genahte, erlegte der große Held.

Von Ardschunas hingestreckt waren zu sehen sowohl viele Elefanten mit den Panieren zugleich, als auch große Helden mit den Standarten.

Die Erde bedeckend lagen auf dem ganzen Schlachtfelde kopflose Körper und körperlose Köpfe.

Hunde, Geier, Reiher, Raben, Falken, Schakale und Krähen sättigten sich daselbst an der erschlagenen Helden Fleisch und Blut.

Da wandte der erschreckte Sindhu- König Dschajadrathas, nachdem jene Helden gefallen, Krischnâ loslassend seinen Geist zur Flucht.

Da das Heer in Verwirrung war, ließ er absteigen Draupadî, und lebenssüchtig floh er, der Herrscher der Männer, in den Wald.

Der Gerechtigkeits- König, hinter Dhaumjas die Draupadî sehend, ließ auf den Wagen sie heben vom Sohne der Mâdrî, dem Helden.

Die auseinander laufenden Krieger, nachdem Dschajadrathas geflohen, erlegte, drohend und drohend, mit Geschossen Bhîmas.

Ardschunas aber, da er Dschajadrathas fliehen sah, hielt ab den Bhîmas, welcher tötete des Sindhuers Krieger.

Ardschunas:

„Durch dessen Vergehen uns dieses Leid traf, Tapferer! den sehe ich nicht in diesem Schlachtfelde, den Dschajadrathas.

Diesen suche, Heil dir! was frommt es dir die Krieger niederzustrecken? Unselig ist diese Tat; oder was ist deine Meinung?“

Bhîmas aber, von Ardschunas dem verständigen so angeredet, sprach, den Judhischthiras anblickend, der beredte, diese Rede:

Schon sind die Feinde, deren Helden getötet, meistens nach allen Richtungen geflohen; darum nimm die Drupadas- entsprossene, o König, und kehre zurück von hier.

Mit den Zwillingen, o Fürst der Herrscher! und mit Dhaumjas, dem großgeistigen, zur Einsiedelei gelangt tröste die Draupadî.

Nicht wird mir lebend entgehen der sinnlose Sindhu- Fürst, wäre er auch dem Abgrunde der Hölle genaht, oder wäre Indras sein Wagenlenker.

Judhischthiras:

„Töten mußt du ihn nicht, Großarmiger! obwohl er schlechten Geistes ist, der Sindhuer; der Duhsalâ gedenke, und der Gândhârî der berühmten.“

Dies gehört, sprach Draupadî mit verwirrten Sinnen, die zornige, schamhafte, verständige, zu Bhîmas und Ardschunas den beiden Gatten:

„Wenn ihr mir tun wollt etwas Liebes, so tötet den niedrigsten der Männer, die Schmach der Sindhuer, den sündhaften, schlechtgeistigen, den verächtlichen seines Stammes.

Ein Feind welcher Räuber der Gattin ist, und ein Feind welcher Räuber des Reichs ist, darf, selbst wenn er um Gnade fleht, im Kampfe nicht geschont werden.“

So angeredet verfolgten die beiden Tiger der Männer den Sindhuer; der König aber kehrte zurück mit Krischnâ und dem Opferpriester.

Angelangt sah er die Einsiedelei voll zerbrochener Büßer- Sitze und Gefäße, und angefüllt von Mârkhandêjas und den anderen Brahmanen.

Ihnen, welche Draupadî beklagten, den vertieften, nahte der Einsichtsvolle nebst der Gattin, und umgeben von den beiden Brüdern.

Jene waren erfreut, als sie zurückgekehrt den Fürsten sahen und zurückgebracht die Draupadî, nachdem besiegt die Sindhuer und Siwiden.

Von den Brahmanen umgeben setzte sich nieder daselbst der König; Draupadî aber die vortreffliche trat in die Einsiedelei mit den Zwillingen. —

Bhîmas und Ardschunas aber, hörend in einer Krôsa- Entfernung den Feind, antreibend die Pferde, eilten sie schnell hinzu.

Dies große Wunder übte hierbei der Held Ardschunas, daß er in Krôsa- Entfernung die Pferde tötete des Sindhuers.

Mit himmlischen Pfeilen versehen, auch in der Zeit der Bedrängnis ohne Furcht, vollbrachte er schwer zu vollbringende Tat mit geweihten Geschossen.

Dann stürmten sie los, die beiden Helden Bhîmas und Ardschunas, auf den einzigen Sindhuer, den sich fürchtenden geistverwirrten, dessen Pferde getötet.

Der Sindhuer aber, voll Schmerz, die trefflichen Pferde getötet und Ardschunas den Vollbringer übertapferer Tat sehend, strengte sich an zur Flucht und lief in den Wald.

Als Ardschunas den rasch entfliehenden Sindhuer sah, sprach nachfolgend der großarmige die Worte:

„Wie! mit dieser Tapferkeit entführst du gewaltsam eine Frau? Königssohn, kehre zurück nicht ziemt dir die Flucht.

Wie! die Untergebenen in der Feinde Mitte zurücklassend fliehst du?“ So angeredet vom Sohne der Kuntî kehrte der Sindhuer nicht zurück.

„Stehe, stehe!“ rufend stürmte los auf ihn Bhîmas, der starke. „Töte ihn nicht!“ sagte Ardschunas der mitleidige.


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