Pushpak Die SündflutZurück WeiterNews

Raub der Draupadi - Sechster Gesang

Nachdem die Weltgegenden durchzogen hatten die Kuntî- Söhne, Gazellen, Eber und Büffel erlegend, vereinigten sich die Bogenträger, die trefflichsten auf der Erde, die einzeln wandernden.

Zum großen Kâmjaka- Walde gekommen, dem von Wild und Schlangen erfüllten, von Vögeln durchtönten, sprach zu den Brüdern Judhischthiras, hörend die Stimmen der heulenden Tiere;

Der lichten Gegend nahend schreien gräßlich diese wilden Tiere und Vögel, eine schreckliche Gefahr verkündend, daß von Feinden bedrängt wird der Kâmjaka- Wald.

Schnell kehret zurück, weg mit der Jagd! Es bebt, es brennt mir das Herz, voll Besorgnis wird es mir bewegt im Busen, trübend den Geist.

Wie ein See, dessen Schlangen vom Garudas getötet, wie ein königloses Reich dessen Glück zerstört ist, so erscheint mir der Wald Kâmjaka, einem Gefäße gleich, dessen Wasser von berauschten Elefanten getrunken.

Fahrend auf großen, schönen, mit rüstigen, windschnellen Sindhu- Pferden bespannten Wagen, eilten sie, die Helden der Männer, nach ihrer Einsiedelei.

Aber den zurückkehrenden nahte ein lautstimmiger Schakal heulend zur linken Seite; dies erwägend sprach Judhischthiras zu Bhîmas und Ardschunas:

„Wie da heult dieser abscheuliche Schakal zur linken Seite uns nahend! Gewiß haben die sündhaften Kuruiden, uns verachtend, eine Gewalttat verübt.

Eingehend hierauf in jenen Wald sahen sie, die gejagt hatten im großen Forst, ein weinendes Weib; es war die dienende Amme der Geliebten.

Auf sie zu lenkte eilends Indrasênas und vom Wagen gesprungen lief er hin zu ihr; sehr betrübt sprach er sodann zur Amme diese Rede:

Was weinst du, gefallen zur Erde? Warum trocknet erblaßt dein Antlitz?

Ist nicht von sündhaften Verbrechern Draupadî geraubt, die Königstochter von undenkbarer Schönheit, die großäugige, welche die Fürsten des Kuru- Geschlechts ihrem eignen Körper gleichachten?

Wenn auch die Königin in die Erde gegangen ist oder zum Himmel gestiegen oder in das Meer; ihrem Gang werden folgen die Kuntî- Söhne; so grämt sich des Dharmas Sohn.

Welcher Unsinnige will solchen standhaften, unbesiegbaren Feind- Zermalmern die ihrem Leben gleichgeachtete Geliebte rauben, wie einen unschätzbaren Edelstein?

Nicht weiß dieser, daß sie Beschützer hat, sie, die der Pânduiden sichtbares Herz ist. Wessen Körper durchbohrt habend werden heute die schrecklichen, spitzen Pfeile in die Erde dringen?

Gräme dich nicht, Furchtsame, wisse daß heute Krischnâ zurückkehren wird. Die vereinigten Feinde sämtlich geschlagen habend werden die Kuntî- Söhne dann mit Draupadî sich vereinigen.

Dann sprach, das schöne Antlitz trocknend, die Amme zum Wagenlenker Indrasênas: „Dschajadrathas hat, die fünf Indras- Ähnlichen verachtend, Krischnâ entführt mit Gewalt.

Noch sind neu jene Wege, und gebrochen welken die Bäume. Kehret zurück, schnell folget nach! denn noch nicht weit gegangen ist die Königstochter.

Leget an alle, die ihr dem Indras gleichet, die großen und schönen Harnische, und nehmt die Bogen, die ersprießlichen, und die Pfeile, und ziehet schnell den Weg;

Ehe sie von Drohung und Strafe betäubt, geistesverwirrt, mit trocknendem Antlitz, irgend einem Unwürdigen ihren Leib gibt, als gösse sie in die Asche einen Löffel mit vorzüglicher gereinigter Opferbutter angefüllt.

Ehe in einem Spreufeuer gleichsam die Opferbutter geopfert wird; ehe ein Blumenkranz gleichsam an einer Leichenstätte entblättert wird; ehe die Soma- Pflanze auf dem Altar wie von einem Hunde geleckt wird, während berauscht die Brahmanen sind;

Ehe ein Schakal, in einem großen Walde gejagt habend, das Lotusfeld zerstört. — Möge nicht eurer Geliebten schönnasiges, schönäugiges, Mondglanz- ähnliches, klares, herrliches Antlitz

irgend ein Übeltäter berühren, wie ein Hund die Opferbutter auf dem Altar. Diesen Wegen folget schnell, lasset nicht rasch vorübergehen die Zeit!“

Judhischthiras:

„Weiche zurück, Treffliche, hemme die Rede! In unserer Gegenwart sprich nicht Lästerungen. Seien es Könige oder Königssöhne, von ihrer Macht berauschte, sie werden getäuscht werden.“

Dies gesprochen, zogen sie schnell weiter, folgend jenen Wegen, wieder und wieder aufatmend wie Schlangen, und schwingend die Sehne der großen Bogen.

Bald sahen sie außteigen den Staub des Heeres Dschajadrathas, und in des Fußvolks Mitte gehend den Dhawnjas, welcher Bhîma'n zurief „eile herbei!“

Es trösteten den Dhaumjas die Königssöhne wehmütigen Geistes: „vergnügt folge!“ sprechend, und wie Falken nach Fleisch gierig so stürmten sie schnell auf Jenes Heer.

Die Helden, an Tapferkeit dem großen Indras ähnlich, ergrimmt ob der Kränkung der Draupadî, ihr Zorn loderte als sie gewahrten den Dschajadrathas und auf seinem Wagen die Geliebte.

Es riefen zu dem Sindhu- König die großen Bogenträger, Bhîmas sowohl als Ardschunas, die beiden Zwillinge und der König; die Feinde aber unterschieden nicht mehr die Weltgegenden.


Zurück Inhaltsverzeichnis Weiter