Aber der Madrasbeherrscher, der König, zu welchem Nâradas gekommen war, saß im Gespräch in der Mitte der Halle.
Da kam, alle heilige Badestellen besucht habend, zur Wohnung zurück Sâwitrî nebst den Räten.
Und mit Nâradas beisammen sitzend den Vater sehend, beugte sie sich, die schöne, mit dem Haupt zu beider Füßen.
Nâradas:
Wohin gegangen war deine Tochter? Und woher kommt sie, Herrscher der Männer? Warum vermählt sich kein Gatte mit dieser mannbaren Jungfrau?
Aswapatis:
In diesem Geschäfte gerade von mir ausgesandt ist sie eben zurückgekehrt, darum vernimm von ihr, o göttlicher Seher, was für ein Gatte von ihr gewählt.
„Du aber berichte ausführlich!” So aufgefordert vom Vater, wie eines Gottes Rede vernehmend, sprach sie, die schöne, dieses:
Es war in Salwa ein pflichtergebener Kschatrijas König, Djumatsênas genannt, der wurde blind.
Dem Aug- beraubten, eines unmündigen Sohnes Vater, dem verständigen wurde das Reich genommen in seiner Blindheit, von einem nachbarlichen alten Feind.
Mit seiner Gattin, eines unmündigen Kindes Mutter, ging er in den Wald; zu einer großen Wildnis gelangt übte er Buße, der sehr fromme.
Sein Sohn, der in der Stadt geborene, aufgewachsene im Büßungswald ist Satjawân, der mir gleiche; „er sei mein Gatte” so habe ich im Geiste ihn gewählt.
Nâradas:
Ach, wehe! einen großen Fehler hat Sâwitrî, o Fürst, unwissend begangen, daß sie den tugendbegabten Satjawân gewählt.
Wahrheit redet sein Vater, Wahrheit spricht seine Mutter, darum gaben ihm die Brahmanen den Namen Satjawân.
Diesem Knaben sind die Pferde wert, er bildet Pferde aus Lehm, und er zeichnet in bunter Farbe Pferde, darum wird er auch Tschitraswas genannt.
Der König:
Ist er glänzend, verständig, dieser Fürstensohn? Ist duldsam und ein Held Satjawân, des Vaters Liebling?
Nâradas:
Wie die Sonne ist er glänzend, dem Wrihaspatis ähnlich an Verstand; wie der große Indras ist er ein Held, und wie die Erde mit Geduld begabt.
Aswapatis:
Ist der Königssohn auch ein Gabenspender und gottselig? Ist er wahrhaft? Ist er schön, oder edelmütig, oder lieblich zu sehen?
Nâradas:
Dem Sankritiden Ratidewas ist er aus eigner Natur an Gabe gleich, gottselig auch und wahrheitredend wie Siwis von Usinara,
Und wie Jajatis ist er edelmütig, und wie der Mond lieblich zu sehen; an Gestalt kommen ihm nicht gleich die beiden Aswinen, dem starken Sohne des Djumatsênas.
Dieser bezähmte, dieser sanfte, der Held, mit besiegten Sinnen, dieser freundliche, nicht fluchende, standhafte, glänzende:
In ihm ist Geradheit beständig, ihm ist stetige Festigkeit; so wird er in Kürze von den Andachtreichen und Tugendreichen beschrieben.
Aswapatis:
Mit allen Tugenden begabt schilderst du ihn mir, o Glückseliger! seine Fehler auch künde mir, wenn deren irgend an ihm sind.
Nâradas:
Ein Fehler fürwahr haftet, zu den Tugenden gesellt, an ihm; diesem Fehler aber kann auch mit Anstrengung kein anderer beigefügt werden.
Einen Fehler hat er und keinen anderen: von heute an wird Satjawân in einem Jahre, vollbrachten Lebens, den Körper ablegen.
Der König:
Gehe Sâwitrî, gehe, einen anderen wähle, o Schöne! An ihm haftet ein großer Fehler, einer, welcher den Tugenden beigesellt.
Wie mir der Glückselige sagte, Nâradas, der von den Göttern bewirtete, wird er in einem Jahre, vollbrachten Lebens, den Körper ablegen.
Sâwitrî:
Einmal fällt das Loos, einmal wird vermählt die Tochter, einmal sagt er (der Vater) „Ich gebe”; dies sind die drei Einmal der Guten.
Lebensreich oder lebensarm, tugendhaft oder tugendlos, einmal ist er gewählt von mir zum Gatten, nicht einen zweiten wähle ich.
Mit dem Geist wird der Entschluß gefaßt, verkündet mit der Rede dann, und mit der Tat hernach vollbracht, darum ist Schiedsrichter mir der Geist.
Nâradas:
Fest ist der Sinn, o Trefflichster der Männer, deiner Tochter Sâwitrî; nicht ist sie abzuhalten auf irgend eine Weise von dieser Pflicht.
Keinem anderen Manne sind die Tugenden des Satjawân, darum auch gefällt mir seine Vermählung mit deiner Tochter.
Aswapatis:
Unumstößlich ist die wahrhafte Rede, die du sprachst; ich werde sie erfüllen wahrlich; denn du, Glückseliger! bist mein Meister.
Nâradas:
Ohne Störung sei die Verlobung deiner Tochter Sâwitrî; ich aber gehe jetzt; Heil sei euch allen!
Also sprach er, und auffliegend ging er zum Himmel; der König aber besorgte seiner Tochter Vermählung.