Pushpak Bhagavata Purana Buch 12Zurück WeiterNews

12.3. Das Lied von Mutter Erde und das Heilmittel im Kali-Yuga

Der ehrenwerte Suka sprach:
Als die Erde sah, wie die Könige so emsig damit beschäftigt waren, sie zu erobern, lachte sie und sagte:
Ach, sieh nur, wie diese Könige mich erobern wollen und dabei nur Spielzeuge des Todes sind! Die Begierde der Menschenherrscher und sogar der Weisen ist doch nur zum Scheitern verurteilt. Denn die Könige vertrauen auf einen Klumpen Materie, der mit einer Wasserblase vergleichbar ist. Sie denken: „Laßt uns zuerst das Sechsfache (der fünf Sinne und des Denkens) erobern, um die führenden Minister und die Berater zu unterwerfen. Dann befreien wir die Bürger, Freunde und Verwandten von ihren Dornen, wie man Elefanten führt. Auf diese Weise werden wir Schritt für Schritt die ganze Erde und ihren Gürtel an Meeren erobern.“ Aber mit solchen Gedanken bleiben ihre Herzen von Erwartungen gefangen, und sie erkennen nicht die Vergänglichkeit ihrer Existenz. Und nachdem sie die Länder am Meer erobert haben, dringen sie mit all ihrer Macht auch in die Meere vor. Was nützt ein solcher Sieg des Selbst? Der wirkliche Sieg des Selbst ist doch die Befreiung. Die Manus und ihre Söhne übten schließlich alle Entsagung und gingen den Weg, den sie gekommen waren. Aber diejenigen, denen es an wahrer Intelligenz mangelt, versuchen, mich im Krieg zu erobern. Wegen mir entstehen unter materialistisch gesinnten Menschen sogar Kriege zwischen Vätern und Söhnen oder zwischen Brüdern, denn ihre Herzen werden von der Begierde nach Macht beherrscht. Sie sagen „Dieses ganze Land ist mein und nicht dein, du Narr!“, weil sie mich begehren. So streiten sich die Herrscher, töten einander und werden getötet. Solche Könige wie Prithu, Pururava, Gadhi, Nahusha, Bharata, Kartavirjarjuna, Mandhata, Sagar, Rama, Khathvanga, Dhundhuha, Raghu, Trinavindu, Yayati, Sharyati, Shantanu, Gaya, Bhagiratha, Kakutstha, Naishadha, Nriga, Hiranyakashipu, Vritra, Ravana, der die ganze Welt leiden ließ, Namuchi, Sambara, Bauma, Hiranyaksha und Taraka, wie auch viele andere Dämonen und Könige mit großer Macht über andere, waren alles wohlgelehrte und unbesiegbare Helden und unterwarfen alle anderen. Sie lebten für mich, oh Mächtiger, und verwirklichten ihre große Begierde nach Besitz. Aber durch die Macht der Zeit, die alles der Vergänglichkeit unterwirft, konnten sie ihre Ziele niemals ganz erreichen, und überlieferte Geschichten sind alles, was von ihnen übriggeblieben ist.

Und Suka fuhr fort:
Oh Mächtiger, diese Erzählungen, die ich dir über die großen Könige berichtet habe, die ihren Ruhm in allen Welten verbreiteten und dann wieder verschwanden, drücken nicht das höchste Ziel aus. Sie sind nur eine Fülle von Worten, um auf Entsagung und Weisheit hinzudeuten. So ist es das wiederholte Erzählen und Singen über die Eigenschaften des Höchsten Herrn, der in den Versen gepriesen wird, das alles Unheilvolle zunichte macht. Und wer diese hingebungsvolle Bhakti-Liebe zu Krishna wünscht, sollte dies regelmäßig üben und immer wieder hören.

Da fragte der ehrenwerte König Parikshit:
Oh Herr, durch welche Mittel beseitigen die im Kali-Yuga lebenden Menschen die Sorgen, die sich aufgrund dieses Zeitalters angesammelt haben? Bitte erkläre mir, wie es ist. Wie ist es mit den Yugas, ihrem jeweiligen Dharma, ihrer Zeitdauer und auch mit der Zeit selbst, die eine Wirkung des Allmächtigen ist, von Vishnu und der Höchsten Seele?

Und der ehrenwerte Suka antwortete:
Oh König, das Dharma der Menschen im goldenen Satya-Yuga wird von den Menschen in dieser Zeit mit all seinen vier Beinen aufrechterhalten, nämlich den mächtigen Beinen der Wahrheit (Satya), des Mitgefühls (Daya), der Entsagung (Tapas) und der Nächstenliebe (Dana). Die Menschen sind im Höchsten Selbst zufrieden, barmherzig, freundlich, friedlich, beherrscht, tolerant, glückselig, gleichmütig und weitestgehend asketisch. Im silbernen Treta-Yuga geht dann ein Viertel dieser Beine des Dharmas allmählich verloren und wandelt sich in das Adharma der Untugend und Ungerechtigkeit durch Unwahrheit, Gewalt, Unzufriedenheit und Zwietracht. In diesem Zeitalter sind die Menschen hingebungsvoll mit Ritualen und Buße, aber noch ohne übermäßige Gewalt oder mutwillige Begierde. Sie gedeihen in ihrem Respekt vor den drei Veden und folgen den drei großen Lebenszielen von Tugend, Verdienst und Liebe (Dharma, Artha und Kama), während in den vier Kasten die Brahmanen überwiegen. Im bronzenen Dwapara-Yuga werden dann die Dharma-Eigenschaften von Askese, Mitgefühl, Wahrheit und Nächstenliebe aufgrund der Adharma-Eigenschaften von Gewalt, Unzufriedenheit, Lügen und Haß um ein weiteres Viertel auf die Hälfte reduziert. Die Menschen sind aber immer noch von hoher moralischer Stärke, man liebt den Ruhm und vertieft sich in das Studium der Veden. Sie sind reich mit großen Familien und fröhlich, während Brahmanen und Kshatriyas die größte Kraft unter den vier Kasten bilden. Im eisernen Kali-Yuga schwindet dann das Dharma wegen der ständigen Zunahme des Adharmas weiter auf ein Viertel, und so steht das Dharma nur noch auf einem Bein, bis es schließlich ganz vergeht. In diesem dunklen Zeitalter werden die Menschen gierig, unerzogen, ohne Mitgefühl, anfällig für nutzlosen Streit, unglücklich und von materiellen Begierden besessen sein, während sie hauptsächlich aus Shudras und Barbaren bestehen.

Entsprechend verändern sich die natürlichen Grundqualitäten der Güte, Leidenschaft und Unwissenheit, die man je nach Zeitalter beobachten kann, durch die Macht der Zeit im Geist der Seele. Die Zeit, in der die Intelligenz, das Denken und die Sinne in der Qualität der Güte (Sattwa) gedeihen, sollte als Satya-Yuga verstanden werden, das Zeitalter der Freude an Erkenntnis und Entsagung. Oh Weiser, wenn die Menschen beginnen, selbstsüchtig zu handeln und nach persönlicher Ehre streben, sollte man durch die aufkommende Herrschaft der Leidenschaft (Rajas) diese Zeit als Treta-Yuga betrachten. Wenn vorwiegend Gier und Unzufriedenheit, überheblicher Stolz, Neid und Heuchelei zu sehen sind, und die Taten von Egoismus beherrscht werden, spricht man von der Zeit des Dwapara-Yugas, dem Zeitalter der Leidenschaft und der Unwissenheit (von Rajas und Tamas). Und das Kali-Yuga ist bekannt als das Zeitalter der Unwissenheit (Tamas), das von Täuschung, Lüge, Trägheit, Lethargie, Gewalt, Depression, Wehklagen, Illusion, Angst und Armut beherrscht wird. Als Folge werden die Sterblichen kurzsichtig, unglücklich, fettleibig, gierig und ärmlich sein, während die Frauen untreu und unkeusch werden. In den besiedelten Gebieten werden unzivilisierte Menschen herrschen, die vedischen Schriften werden von unwissenden Lehrern verdorben, die politischen Führer werden die Menschen verschlingen, und die Zweifachgeborenen werden ihren Bäuchen und Genitalien dienen. Die Schüler (Brahmacharins) werden ihre Gelübde mißachten und sich unrein verhalten, die Hausväter (Grihastas) werden sich wie Bettler ernähren, die Waldeinsiedler (Vanaprasthas) werden wie Stadtbewohner leben, und die Bettelmönche (Sannyasins) werden gierig nach Reichtum streben. Die Menschen werden kleiner, unersättlich und immer zahlreicher, verlieren jede Scham, führen grobe Reden und sind hemmungslos und hinterlistig wie Diebe. Die Kaufleute werden sich dem Betrug hingeben, ihre Geschäfte werden unheilsam, und für Geld geht man jeder noch so unwürdigen Arbeit nach. Die Diener werden ihren Herrn verlassen, der sein Vermögen verloren hat, selbst wenn er der Beste in der Gegend ist, und die Herren werden einen erkrankten Diener entlassen, selbst wenn er seit Generationen zur Familie gehörte, wie auch die Kühe ebenso schnell verlassen (und getötet) werden, wenn sie keine Milch mehr geben. Die Männer werden im Kali-Yuga von Frauen beherrscht werden, unglücklich leben und ihre Väter, Brüder, Freunde und Verwandten verlassen, und stattdessen mit den Brüdern und Schwestern ihrer Frauen verkehren, wobei Freundschaft nur noch sexuelle Begierde ist. Shudras, die als Bettelmönche verkleidet sind, werden religiöse Almosen sammeln, um ihren Lebensunterhalt zu verbessern, und einen hohen Sitz besteigen, um über religiöse Angelegenheiten zu sprechen, ohne die Prinzipien des Dharmas zu kennen. Ihr Geist wird beständig voller Unruhe sein, Hungersnöte und Steuern werden das Volk auszehren, Dürrekatastrophen suchen die Erde heim, und so, oh König, werden die Menschen im Kali-Yuga von unzähligen Sorgen geplagt und in ständiger Angst leben. Ohne Kleidung, Essen, Trinken, Ruhe, Liebe, Reinigung und Schmuck werden sie wie gespenstische Kreaturen erscheinen. Im Zeitalter von Kali wird man sogar wegen einer einzigen Geldmünze Haß und Feindschaft entwickeln, freundschaftliche Beziehungen zerbrechen, Selbstmord begehen und sogar seine Verwandten quälen und töten. Man wird sich nur noch um den eigenen Bauch und die Genitalien kümmern, und selbst in angesehenen Familien wird man Eltern, Ehefrau und Kinder nicht mehr beschützen. Oh König, mit ihrem vom Materialismus beherrschten Geist werden die Sterblichen im Kali-Yuga kaum noch den Unfehlbaren verehren, den Höchsten Herrn und geistigen Meister der drei Welten, zu dessen Füßen sich alle Meister verneigen. Die Menschen verehren Ihn nicht mehr, obwohl er derjenige ist, durch den ein Mensch, der in größter Not zusammenbricht und mit stockender Stimme hilflos seinen Namen anruft, von den Ketten des Karmas befreit wird und das Höchste erreicht. So werden auch alle Dinge, Nahrungsmittel, Orte und Persönlichkeiten der Menschen als Ergebnis des Kali-Yugas verunreinigt.

Aber wenn man Bhagavan, den Höchsten Herrn, in sein Herz setzt, läßt Er alle diese Verunreinigungen verschwinden. Denn von einem Menschen, der den Höchsten Herrn wahrhaft hört, verherrlicht, meditiert, anbetet oder verehrt, wird jedes Unglück genommen, das sich aus tausenden Geburten in seinem Herzen angesammelt hat. So wie die Verunreinigungen von Gold im Feuer entfernt werden, so werden auch die Unreinheiten des Geistes im Yoga entfernt, wenn Vishnu in ihr Herz eingetreten ist. Weisheit, Entsagung, Atemkontrolle, Mitgefühl, Reinigungsriten, Gelübde, Wohltätigkeit und Mantramurmeln verwirklichen die Reinigung des Geistes, aber noch mehr ist es die Anwesenheit des allmächtigen Höchsten Herrn im Herzen. Deshalb, oh König, gib dein Bestes, um Krishna in deinem Herzen zu verwirklichen. Dann wirst du (hier nach dieser Woche) im Sterben deine Aufmerksamkeit auf Ihn allein richten und das höchste Ziel erreichen. Der Höchste Herr, über den die Sterbenden meditieren, ist der Höchste Führer, die Höchste Seele und Zuflucht von Allem, der sie zu ihrer wahren Identität führt. Oh König, so gibt es im Ozean der Leiden des Kali-Yugas glücklicherweise ein großes Heilmittel: Allein durch das hingebungsvolle Singen der Namen Krishnas kann man von den materiellen Fesseln befreit werden und die Glückseligkeit erreichen. So erreicht man das gleiche Ergebnis wie im Satya-Yuga durch Meditation über Vishnu, im Treta-Yuga durch Opfer und im Dwapara-Yuga durch die Verehrung der Lotusfüße, indem man im Kali-Yuga den Höchsten Herrn besingt (durch Hari-Kirtan).


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