Der ehrenwerte Suka sprach:
Oh König, so lebte der Herr und Meister der Göttin des Wohlstandes glücklich in Dwaraka. Seine in jeder Hinsicht herrliche Stadt war von den prominentesten Vrishnis und ihren wohlgekleideten Frauen bevölkert, die in der Schönheit ihrer Jugend wie Blitze erstrahlten, wenn sie auf den Dächern mit Bällen und anderem Spielzeug spielten. Auf den Straßen sah man immer geschmückte und geehrte Elefanten mit Soldaten, Pferden und Streitwagen, die vor Gold glänzten. Die Stadt war reich an Gärten und Parks mit blühenden Baumreihen, in denen überall das Summen der Bienen und der Gesang der Vögel zu hören waren. Dort erfreute sich Krishna mit seinen sechzehntausend Frauen, für die er sich als ihr alleiniger Liebhaber in ihren reich ausgestatteten Wohnungen in ebenso vielen verschiedenen Körpern vervielfältigt hatte. Es gab kristallklare Teiche, die vom Gesang der Vögel widerhallten und Tag und Nacht nach blühenden Lotusblumen und Seerosen dufteten. Dort vergnügte sich Krishna als vollkommene Verkörperung, indem er in das Wasser tauchte und sein Körper von den Frauen umarmt wurde, so daß das Kumkum ihrer Brüste an ihm zurückblieb. Er wurde von himmlischen Sängern gepriesen, die Trommeln, Pauken und Trompeten spielten, sowie von Lobrednern, die Vinas spielten, und seine lachenden Ehefrauen bespritzen ihn mit Wasser. Und er spritzte zurück und spielte mit ihnen wie Kuvera, der Gott der Reichtümer, mit seinen Apsaras. Mit nassen Kleidern, unter denen sich ihre Schenkel und Brüste abzeichneten, erschienen sie mit Blüten in den Haaren und leuchtenden Gesichtern überaus strahlend im Bann von Amor, fielen in die Arme ihres Ehemanns und versuchten lachend, seine Wasserspritze zu ergreifen. Wie der König der Elefanten von seinen Elefantendamen umgeben ist, so genoß es Krishna, von den Frauen besprüht und geneckt zu werden, während das Kumkum ihrer Brüste an seiner Girlande haftete und im Spiel vertieft seine Haare und sein Schmuck ganz zerzaust wurden. Und nach diesen Spielen beschenkte Krishna die Künstler und Künstlerinnen, die ihren Lebensunterhalt durch Singen und Musizieren verdienten, mit Schmuck und Gewändern, wie er sie selbst und seine Frauen trugen. So eroberte Krishna wie im Spiel die Herzen der Frauen mit seinen Bewegungen, Reden, Blicken und Lächeln, sowie seinen Witzen, Liebesbezeugungen und Umarmungen. Ihre Gedanken waren ausschließlich auf Mukunda gerichtet, und sie sprachen ganz verzaubert, als wären sie verrückt. Höre mich an, wie ich dir die Worte erzähle, die sie über den Lotusäugigen untereinander sprachen.
Die verliebten Frauen sprachen:
Oh Adlerweibchen, du jammerst! Schlaflos kommst du nicht zur Ruhe, weil der Herr heute nacht irgendwo anders auf der Welt an einem unbekannten Ort schläft. Kann es sein, daß dein Herz, genau wie unseres, oh Freundin, tief von seinem Lächeln und den großzügigen verspielten Blicken seiner Lotusaugen ergriffen wurde? Oh Entenweibchen, nachdem du deine Augen für die Nacht geschlossen hast, weinst du immer noch herzzerreißend um deinen unsichtbaren Freund. Oder möchtest du vielleicht, nachdem du diese Dienerschaft erlangt hast, genau wie wir in deinem geflochtenen Haar den Kranz tragen, der von Krishnas Füßen geehrt wurde? Oh je, lieber Ozean, du machst immer so ein Geräusch und schläfst nie. Leidest du unter Schlaflosigkeit? Oder wurde vielleicht auch dein Herz von Mukunda gestohlen, so daß du in diesen schwer zu heilenden Zustand geraten bist? Oh Mond, warum bist du so abgemagert, daß du die Finsternis mit deinen Strahlen nicht mehr vertreiben kannst? Oder bist du vielleicht sprachlos, oh Liebster, weil du dich, genau wie wir, nicht mehr erinnern kannst, was Mukunda alles gesagt hat? Oh Wind aus den Malaya-Bergen, was haben wir Unliebsames getan, daß unsere Herzen vom Liebesgott verführt werden, die bereits von Govindas Seitenblicken erobert wurden? Oh ehrenwerte Wolke, du bist sicherlich ein liebster Freund des Führers der Yadavas, der das Srivatsa auf seiner Brust trägt. Wir sind in unserer Meditation über die reine Liebe genauso an ihn gebunden wie dein gutes Selbst. So ist wohl auch dein eifriges Herz genauso verzweifelt wie unseres. Auch wir erinnern uns immer und immer wieder an ihn. Das führt bei euch zu Regengüssen, während uns immer wieder die Tränen fließen. Es kann so schmerzlich sein, mit Ihm verbunden zu sein! Oh süßer Kuckuck, bitte sag mir, was ich tun soll, um dir zu gefallen, dessen Klang Ihm so lieb ist, und sogar fähig, die Toten wiederzubeleben. Oh Berg mit deiner weitherzigen Intelligenz, du bewegst dich nicht und sprichst nicht. Beschäftigst du dich mit großen Dingen, oder möchtest du vielleicht genauso wie wir die Füße des geliebten Sohnes von Vasudeva an deine Brüste halten? Oh ihr Flüsse, Frauen des Ozeans, eure Seen haben leider ihren Reichtum an Lotusblumen verloren, die jetzt verdorrt sind, genau wie wir, die ganz dünn geworden sind, weil wir den liebevollen Blick unseres geliebten Mannes nicht mehr erhalten, dem Herrn von Madhu, der so oft unsere Herzen gestohlen hat. Oh lieber Schwan, sei willkommen und setz dich, bitte, trink etwas Milch und erzähl uns die Neuigkeiten, oh Lieber, denn wir wissen, daß du ein Bote von Krishna bist. Geht es dem Unbesiegbaren gut? Erinnert er sich, der in seiner Freundschaft so wankelmütig ist, noch daran, daß er vor langer Zeit mit uns gesprochen hat? Warum sollten wir ihm nachlaufen, um ihn anzubeten? Sag ihm, der unsere Liebe weckt, daß er uns ohne die Göttin besuchen möge. Warum sollte diese Frau das ausschließliche Recht seiner Liebe haben?
So sprachen die Frauen von Krishna mit solch ekstatischer Liebe über den Yoga-Meister und handelten entsprechend, um das höchste Ziel zu erreichen. Er, der in zahlreichen Liedern auf vielfältige Weise verherrlicht wird, zieht mit großer Kraft die Gedanken jeder Frau an, die nur von ihm gehört hat. Um wieviel attraktiver wäre er dann für diejenigen, die ihn direkt vor sich sehen? Wie können wir jemals die Entsagung der Frauen beschreiben, die mit dem Wunsch, den geistigen Lehrer des Universums als ihren Ehemann zu gewinnen, mit reiner Liebe seinen Füßen dienen? Auf diese Weise demonstriert er, der das Ziel aller Heiligen ist, das Dharma gemäß den Veden, wie jemand im Hausleben die Lebensziele von Artha, Kama, Dharma und Moksha (Reichtum, Liebe, Tugend und Befreiung) erreichen kann. Weil Krishna dem höchsten Lebensstandard eines Hausvaters entsprach, hatte er über sechzehntausendeinhundert Ehefrauen. Unter ihnen waren acht besondere Juwelen, die von Rukmini angeführt wurden, die ich zusammen mit ihren Söhnen bereits beschrieben habe. Und Krishna, der Höchste Herr, der in seinem Vorhaben niemals versagt, zeugte mit jeder seiner Frauen zehn Söhne (und eine Tochter). Unter diesen befanden sich achtzehn Maharathas von grenzenloser Stärke, deren Ruhm sich weit verbreitete. Ihre Namen waren: Pradyumna und (dessen Sohn) Aniruddha, Diptiman, Bhanu, Samba, Madhu, Vrihadbhanu, Chitrabhanu, Vrika, Aruna, Pushkara, Vedabahu, Shrutadeva, Sunandana, Chitrabahu, Virupa, Kavi and Nyagrodha. Oh Bester aller Könige, Pradyumna, der Sohn von Rukmini, war von diesen Söhnen von Krishna der prominenteste und glich am meisten seinem Vater. Er, der große Wagenkämpfer, heiratete Rukmavati, die Tochter von Rukmi, die ihm Aniruddha gebar, der mit der Kraft von zehntausend Elefanten gesegnet war. Aniruddha heiratete, wie du weißt, Rukmis Enkelin (Rochana), die ihm den Sohn Vajra gebar, einer der wenigen, die den Kampf der Keulen überlebten. Und ihm folgten in der Stammeslinie Pratibahu, Subahu, Shantasena und dessen Sohn Shatasena. Niemand, der in dieser Familie geboren wurde, war arm an Vermögen oder hatte wenige Kinder, war kurzlebig, gering an Fähigkeiten oder vernachlässigte die Brahmanen.
Die glorreichen Taten der Männer, die in der Yadu-Dynastie geboren wurden, können nicht einmal in zehntausend Jahren zusammengefaßt werden, oh König. Ich habe gehört, daß es allein 38.800.000 Lehrer für die Kinder der Yadu-Familien gab. Wer könnte die Yadavas zählen, wenn schon Ugrasena mit seinen großen Führern von zehntausend mal zehntausend mal hunderttausend Männern unterstützt wurde? Denn die erbarmungslosen Dämonen, die in den Kriegen zwischen den Göttern und Dämonen getötet worden waren, wurden unter den Menschen geboren und beunruhigten durch ihren Egoismus zunehmend die Bevölkerung der Erde. Deshalb wurde auch den Göttern vom Herrn befohlen, in die einhunderteins Stämme herabzusteigen, um die Dämonen zu unterwerfen. Krishna war für sie wegen seiner Meisterschaft die Autorität von Vishnu, aufgrund derer alle Yadavas Erfolg hatten, die ihm treu nachfolgten. Weil die Vrishnis immer an Krishna dachten, vergaßen sie beim Schlafen, Sitzen, Gehen, Sprechen, Spielen, Baden usw. sogar die Anwesenheit ihres eigenen Körpers (und waren daher ohne Anhaftung und furchtlos). Oh König, als Krishna unter den Yadus geboren wurde, überstrahlte er sogar die Pilgerstätten der himmlischen Ganga, die von seinen Füßen fließt. Aufgrund seiner Verkörperung erreichten sowohl die Freunde als auch seine Feinde ihr Ziel. Ihm gehörte die unbesiegte und überaus vollkommene Göttin Shri, um die andere ringen. Und wer seinen Namen hört oder singt, kann jedes Unglück vernichten. Denn er legte das Dharma für alle nachfolgenden Generationen fest. Weil Krishna die Diskus-Waffe hält, die das Rad der Vergänglichkeit ist, war es kein Wunder, daß die Last der Erde erleichtert wurde. Er ist glorreich als der höchste Wohnsitz und auch als Sohn der Devaki bekannt. Er ist die Hingabe der Yadu-Kshatriyas, die mit ihren Armen die Ungerechten bekämpfen. Er ist der Zerstörer der Not aller mehr oder weniger beweglichen Lebewesen. Er ist der Mann, der mit seinem schönen und lächelnden Gesicht die Liebe der Hirtenfrauen erweckt. Dafür nimmt er auf seinem Weg im Spiel der Welt (Lila) verschiedene persönliche Formen an. Und damit ist er ein Vorbild für die Menschen, um die Last des Karmas aufzulösen. Wenn man seinen Füßen folgen will, muß man sich nur die Geschichten über diesen Besten unter den Yadus anhören. Ein Sterblicher, der bei jeder Opferzeremonie von den wunderbaren Taten von Mukunda hört, davon singt und darüber nachdenkt, begibt sich bereits auf den Weg zu Seinem Wohnsitz, dem Ort, an dem der unausweichliche Einfluß des Todes aufgehalten wird. Sogar große Könige, die diese Erde regierten, gingen aus diesem Grund in den Wald.
Hier endet das 10. Buch des Shrimad Bhagavatam mit dem Titel: „Die Geschichte von Krishna“