Pushpak Bhagavata Purana Buch 10Zurück WeiterNews

10.84. Das Opfer auf Kurukshetra und der Weg zur Befreiung

Der ehrenwerte Suka sprach:
Als Pritha, die Tochter des Königs von Suvala, und Draupadi, Subhadra und die Frauen der Könige sowie auch seine Hirtenfrauen von der liebevollen Bindung der Ehefrauen von Krishna hörten, der Seele aller Wesen, waren sie überaus erstaunt und hatten Tränen in ihren Augen. Und während sich die Frauen so mit den Frauen und die Männer mit den Männern unterhielten, kamen auch die Weisen zu jenem Ort, um Krishna und Balarama zu sehen, nämlich Vyasa Dwaipayana, Narada, Chyavana, Devala Asita, Vishvamitra, Satananda, Bharadvaja und Gautama, sowie Lord Parasurama und seine Schüler, Vasishta, Galava, Bhrigu, Pulastya, Kasyapa, Atri, Markandeya, Vrihaspati, Dwita, Trita, Ekata und die Söhne Brahmas (die vier Kumaras), sowie Angiras, Agastya, Yajnavalkya, Vamadeva und viele andere. Als die Pandavas, Krishna, Balarama, die Könige und andere, die dort saßen, die Weisen erblickten, standen sie sofort auf, um sich vor den Hochbeseelten zu verneigen, die im ganzen Universum verehrt werden. Sie alle, einschließlich Krishna und Balarama, ehrten sie gebührend mit Begrüßungsworten, Sitzgelegenheiten, Wasser zum Waschen ihrer Füße und Wasser zum Trinken, Blumengirlanden, Weihrauch und Sandelholzpaste. Und als die Weisen bequem saßen, wandte sich der Höchste Herr, der in seiner Verkörperung das Dharma verteidigt, mit konzentrierter Aufmerksamkeit an die Versammlung der großen Seelen. Und Krishna sprach:
Heute ernten wir alle Früchte dieser Geburt auf Erden, nämlich diese Zuhörerschaft der Yoga-Meister, die selbst von den Göttern selten gewonnen wird. Wie ist es möglich, daß Menschen, die nicht vollkommen entsagend sind und ihren Gott in der Form von Tempelgottheiten sehen, jetzt eure Gesellschaft genießen, euch berühren, euch Fragen stellen, sich vor euch verneigen und zu euren Füßen sitzen dürfen? Wenn man euch, ihr Heiligen, nur sieht, wird man sofort gereinigt, während dies bei den heiligen Stätten, die aus Wasser bestehen, oder bei den Götterbildern aus Ton und Stein erst nach langer Zeit geschieht. Weder die Sonne, der Mond oder das Firmament, weder Erde, Wasser, Feuer, Wind oder der Raum, weder die Sprache noch Gedanken vernichten durch Verehrung und Anbetung die Sünden einer Person, die in weltliche Gegensätze verstrickt ist. Aber schon durch wenige Augenblicke des Dienstes an euch hochbeseelten Weisen werden sie hinweggewischt. Mit der Illusion, daß man dieser Körper ist, der mit den drei Körpersäften so stinken kann, mit der Illusion von persönlichem Ehepartner und Eigentum, mit der Illusion, daß Figuren aus Ton etwas Anbetungswürdiges sind, und mit der Illusion, daß manche Gewässer besondere Pilgerorte sind, sind wir eigentlich nicht besser als eine Kuh oder ein Esel und damit solcher Männer der Weisheit nicht würdig.

Als die Weisen diese Worte von Krishna, dem Höchsten Herrn mit grenzenloser Weisheit, gehört hatten, schwiegen sie zunächst, verwirrt von der schwer verdaulichen Bedeutung. Die Weisen dachten einige Zeit über den Herrn und die untergeordnete Position nach (die er eingenommen hatte) und kamen zu dem Schluß, daß seine Worte dazu gedacht waren, die Menschen zu erleuchten. So wandten sie sich mit einem Lächeln an den spirituellen Meister des Universums und sprachen:
Sieh nur, wie wir, die besten Kenner der Wahrheit und der führenden Götter des Universums, von der Macht der weltlichen Illusion verwirrt sind, die durch die Aktivitäten des Höchsten Herrn geschaffen wurde, der sich als Allbeherrschender so erstaunlich darin versteckt hat. Mühelos erschafft er ganz allein die Vielfalt dieses Universums und erhält und zerstört es, ohne sich selbst darin zu verstricken. In seinem Handeln gleicht er dem Erdelement mit den vielen Namen und Formen seiner Transformationen. Was für ein Handelnder ist der Allmächtige in seinen Aktivitäten! Dein Höchstes Selbst und der Höchste Geist der Seele nimmt jedoch oft die natürliche Qualität der Güte (Sattwa) an, um dein Volk zu beschützen und die Übelgesinnten zu züchtigen. Es ist die Qualität, in der du den ewigen vedischen Pfad der Kasten und Lebensweisen durch dein weltliches Spiel aufrechterhältst. Der Geist des Absoluten (wie durch die Veden bekannt) ist dein reines Herz, in dem die körperlich, geistige und ganzheitliche Sicht durch Enthaltsamkeit, Studium und innere Einkehr mittels konzentrierter Meditation verwirklicht wird. Oh vollkommene Wahrheit, du zeigst deinen Respekt für die Gemeinschaft der Brahmanen, weil man durch diese vollkommenen Repräsentanten die offenbarten Schriften verstehen kann. Folglich bist du der Führer aller Seelen, welche die brahmanische Kultur bewahren. Heute erreichen wir die Erfüllung unserer Geburt, Erziehung, Entsagung und Vision, denn es ist das Ziel der heiligen Seelen, die Verbindung mit dir, dem höchsten Wohlergehen, zu finden. Oh Krishna, wir erweisen dir unsere Ehrerbietung, oh Höchster Herr, dessen Weisheit unvergänglich ist, oh Höchste Seele, die ihre Größe mit deiner Illusions- und Schöpferkraft (Yoga-Maya) bedeckt. Keiner dieser Könige, die deine Gesellschaft genießen, noch die Vrishnis wissen, daß du dich hinter dem Vorhang der Maya versteckst, als die Höchste Seele, die Zeit und der Herr. Wie eine schlafende Person, die sich eine geistige Realität mit Namen und Formen vorstellt, in ihrer manifestieren Welt keine andere Realität kennt, so kann man auch dich in deiner Verkörperung durch Namen und Formen in dieser Welt nicht erkennen, vor allem wegen der Begrenzung der eigenen Erinnerung durch die Aktivität der Sinne und Gedanken, die durch deine Maya getäuscht werden. Doch heute hast du uns die Sicht auf deine Füße gewährt, von denen die Ganga entspringt, die Berge von Sünden abwaschen kann. Wer diese in sein Herz führt und in seiner Yoga-Übung der vollkommenen Hingabe gereift ist, kann diesen körperlichen Geist der individuellen Seele zerstreuen, der dich verdeckt, und dich als höchstes Ziel erreichen. So bitten wir dich, zeige deinen Verehrern deine Barmherzigkeit.

Oh Weiser unter den Königen, so sprachen die Weisen, verabschiedeten sich von Krishna, Dhritarashtra und Yudhishthira und bereiteten sich darauf vor, in ihre Einsiedeleien zurückzukehren. Doch als Vasudeva (der Vater von Krishna) dies sah, näherte er sich ihnen und ergriff mit einer Verneigung ihre Füße, während er die folgenden, sorgfältig ausgewählten Worte aussprach:
Verehrung sei euch, die ihr alle Götter repräsentiert. Oh ihr Seher, bitte hört meine Frage und sagt uns: Wie können wir durch Handeln von unserem Karma befreit werden?

Darauf sprach der Heilige Narada:
Oh ihr Weisen, diese Frage, die Vasudeva in seiner Suche nach dem höchsten Gut stellte, ist überraschend, wenn man bedenkt, daß Krishna als sein Sohn geboren wurde. So sieht man in dieser Welt oft das Gute nicht, das einem so nahesteht, wie auch mancher, der an der Ganga lebt, woanders hingeht, um Reinigung zu suchen. Dabei kann das Bewußtseins von Krishna, dem Höchsten Herrn, niemals durch zeitabhängige Dinge wie die Schöpfung oder Auflösung dieses Universums getrübt werden, weder durch seine eigenen Aktivitäten noch durch andere. Denn das Bewußtsein von ihm, dem einen Herrn ohne zweiten, wird nicht durch Hindernisse, weltliche Handlungen und deren Folgen oder die natürlichen Qualitäten mit ihrem Fluß von Veränderungen beeinflußt (von Kleshas, Karma und Gunas). Doch viele können ihn hinter seinen eigenen Verkörperungen der natürlichen Elemente und des Lebensatems nicht sehen, so wie die Sonne von Wolken, Staub oder Finsternissen verdeckt wird.

Oh König, daraufhin wandten sich die Weisen in Gegenwart aller Könige sowie von Krishna und Balarama an Vasudeva und sprachen:
Es ist richtig, daß dem Karma durch besonderes Handeln entgegengewirkt wird, nämlich mit Vertrauen und hingebungsvollen Opfern zur Verehrung von Vishnu als Herrn aller Opfer. Auch die Gelehrten bestätigen aus der Sicht der heiligen Schriften, daß diese Religiosität der ganzheitlichen Verbundenheit der einfachste Weg ist, um den Geist zu beruhigen, und es bringt auch Freude ins Herz. Auch für die Zweifachgeborenen im Hausleben ist es der beste Weg zum Erfolg, den Höchsten Geist (Purusha) anzubeten und hingebungsvolle Opfer mit tugendhaft erworbenem Besitz darzubringen. So sollte ein intelligenter Mensch durch Opfer und Nächstenliebe dem Verlangen nach Reichtum entsagen. Er sollte auch die anhaftende Begierde nach Frau und Kindern aufgeben, indem er sich in der Gottesverehrung übt. Und angesichts der Vergänglichkeit im Rad der Zeit sollte er die Sehnsucht nach der Welt für sich vergessen, oh Vasudeva. So können die Weisen (im Alter) auf ihre Wünsche nach einem Haushälterleben verzichten und in den Wald gehen, um Buße und Askese zu üben. Oh Vasudeva, ein Zweifachgeborener wird mit drei Schulden geboren, nämlich gegenüber den Göttern, den Weisen und seinen Ahnen. Wenn er sie nicht durch Opfer, Studium der heiligen Schriften und Zeugung von Kindern auflöst, wird er beim Verlassen des Körpers fallen. Du, oh Vasudeva, bist jetzt von zwei der Schulden befreit, nämlich gegenüber den Weisen und den Ahnen. Oh großherzige Seele, nun befreie dich noch von deiner Schuld gegenüber den Göttern und verzichte auf dein Hausleben (und werde ein Waldeinsiedler). Oh Vasudeva, (in einem früheren Leben) hast du offenbar den Höchsten Herrn des Universums mit großer Hingabe ausgiebig verehrt, denn er hat sich als dein Sohn verkörpert.

Oh Bester der Könige, nachdem Vasudeva diese Worte gehört hatte, wählte er die Weisen zu seinen Priestern und ehrte sie, indem er sein Haupt verneigte. Daraufhin führten die Weisen für den Hochbeseelten ein Feueropfer nach den Geboten auf dem heiligen Feld von Kurukshetra durch. Und als er (zum Waldeinsiedler) eingeweiht werden sollte, kamen die Vrishnis freudig zum Opferplatz, gebadet, gut gekleidet und mit Girlanden geschmückt. Sie kamen zusammen mit ihren Königinnen, welche die Ritualgegenstände in ihren Händen trugen und in feinste Kleider gehüllt waren, mit strahlendem Schmuck und duftender Sandelholzpaste. Da erklangen die Pauken, Trommeln, Muscheln und andere Musikinstrumente, die Tänzerinnen tanzten, und Barden sangen mit süßer Stimme zusammen mit den Sängern des Himmels und ihren Frauen. Dann wurde Vasudeva nach den Geboten von den Priestern mit geheiligtem Wasser besprenkelt, seinen Augen wurden mit Kollyrium geschmückt, und sein Körper wurde mit frischer Butter eingerieben. So erschien er zusammen mit seinen achtzehn Frauen wie der von Sternen umringte Mondkönig. Und so erstrahlte er mit seinen Frauen, die mit seidenen Saris, Armreifen, Halsketten, Knöchelglöckchen und Ohrringen fein geschmückt waren, als ein Eingeweihter in ein Hirschfell gekleidet, wie auch seine Priester mit ihren Juwelen und Gewändern erstrahlten, als stünden sie in der Opferarena von Indra.

Oh großer König, zu dieser Zeit traten auch die beiden Herrn Balarama und Krishna hervor, die im Kreis ihrer Frauen, Söhne und Verwandten als Verkörperungen ihrer Herrlichkeit ebenso prächtig erstrahlten. Und dann vollbrachte Vasudeva entsprechend den Geboten mit Respekt vor dem Herrn der Opfer all die Mantras und Rituale der beiden Feueropfer, dem ursprünglichen und individuellen. Als nächstes entschädigte er zur vorgesehenen Zeit die bereits reichgeschmückten Priester mit Dankgeschenken, die sie noch mehr schmückten, sowie mit Dienerinnen, Kühen und wertvollem Land. Nachdem die großen Weisen das Ritual mit Opfergaben des Opfernden und seinen Frauen sowie auch das Abschlußritual ausgeführt hatten, badeten die Brahmanen mit Vasudeva, dem Führer des Opfers, an der Spitze in den Seen von Lord Parasurama. Und nachdem er gebadet hatte, verschenkte er zusammen mit seinen Frauen ihren Schmuck und ihre Kleidung an die Barden und ehrte auch alle anderen Anwesenden und sogar die Hunde mit Nahrung. So beschenkte er auch großzügig seine Verwandten, ihre Frauen und Kinder, die Führer der Vidharbhas, Kosalas, Kurus, Kasis, Kekayas und Srinjayas, die Beamten, die Priester, die verschiedenen Arten der Hochbeseelten, die gewöhnlichen Menschen, die Geister, die Ahnen und alle anderen ehrwürdigen Persönlichkeiten. Dann verabschiedeten sie sich von Krishna, der Wohnstätte von Shri, um voller Lob für das dargebrachte Opfer (in die Wälder) zu gehen. Auch die anderen Familienmitglieder, wie Dhritarashtra und sein jüngerer Bruder Vidura, Pritha und ihre Söhne Arjuna, Bhima und Yudhishthira sowie die Zwillinge Nakula und Sahadeva, Bhishma, Drona, Narada, Vyasa und andere umarmten ihre Freunde und Verwandten der Yadus und kehrten dann mit schweren Herzen über diese Trennung zu ihren jeweiligen Plätzen zurück, wie auch die übrigen Gäste. Nanda blieb aus Zuneigung zu seinen Verwandten bei den Kuhhirten, die von Krishna, Balarama, Ugrasena und den anderen mit besonders reichen Geschenken geehrt wurden. Doch Vasudeva, der mit Leichtigkeit den Ozean seines weltlichen Ehrgeizes überquert hatte, war am zufriedensten. Umgeben von seinen Wohltätern nahm er Nandas Hand.

Und Vasudeva sprach:
Ich glaube, das von Gott geschmiedete Band der Menschen, das man Zuneigung nennt, ist selbst für Helden und Yogis schwer aufzugeben. Auch wenn die Freundschaft, die du uns so heilig dargebracht hast, von uns nie entsprechend erwidert wurde, und wir oft vergaßen, was du getan hast, so wird sie doch niemals aufhören, denn sie ist unvergleichlich. Früher (in der Gefangenschaft von Kansa) konnten wir nicht für dich handeln, und jetzt sind wir so wohlhabend, oh Bruder, daß wir dich nicht wahrhaft sehen, obwohl du vor uns stehst, weil unsere Augen verblendet sind, berauscht von unserem Wohlstand. Oh bester Freund, möge niemand, der nach dem wahren Sinn des Lebens sucht, jemals das weltliche Glück der Könige finden, denn mit dieser getrübten Sicht ist er selbst für die Bedürfnisse seiner eigenen Familie und Freunde blind.

So sprach Vasudeva, und als er sich daran erinnerte, was Nanda in seiner Freundschaft alles getan hatte, mußte er mit erweichtem Herzen und tränenden Augen weinen. Und aus Liebe zu seinem Freund, der seine Zuneigung zeigte, und zu Krishna und Balarama sprach Nanda: „Ich werde noch eine Weile hierbleiben.“ Und so blieb er noch drei Monate bei den Yadus, die ihn entsprechend ehrten. Zu seine Zufriedenheit empfing er wertvolle Ornamente, feinste Leinen und unschätzbare Möbelstücke, und nahm die Geschenke an, die ihm von Vasudeva, Ugrasena, Krishna, Uddhava und anderen angeboten wurden. Dann verabschiedete er sich von den Yadus, und reiste zusammen mit den Bewohnern von Vraja und seiner Familie ab. Und auf ihrer Fahrt nach Mathura trugen Nanda mit den Hirten und ihren Frauen Govindas Lotusfüße immer in ihren Gedanken und blickten oft zurück. Als nun ihre Verwandten gegangen waren, sahen die Vrishnis, die Krishna als ihre Gottheit hatten, den Beginn der Regenzeit kommen und kehrten daher nach Dwaraka zurück. Und dort berichteten sie den Leuten von dem großen Fest und den Ereignissen in Bezug auf den Herrn der Yadus und all die Wohltäter, die sie während der Pilgerfahrt gesehen hatten.


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