Pushpak Bhagavata Purana Buch 10Zurück WeiterNews

10.74. Das Rajasuya-Opfer und Sisupalas Tod

Der ehrenwerte Suka sprach:
Als König Yudhishthira ausführlich vom Tod Jarasandhas und der Macht des allmächtigen Krishnas gehört hatte, freute er sich sehr darüber und sprach schließlich:
Oh Krishna, alle spirituellen Lehrer, Götter und großen Herrscher in den drei Welten tragen durch deine Gnade, die schwer zu erlangen ist, deine Gebote auf ihren Köpfen. Daß du selbst, der lotusäugige Höchste Herr, Anweisungen von lebenden Menschen wie uns annimmst, die sich selbst als Herrscher betrachten, ist eine große Illusion durch deine Macht, oh Alldurchdringender. Du strahlst wie die Sonne und bist das vollkommene Brahman, das Eine ohne ein Zweites, und kennst als Höchste Seele durch deine Taten weder ein Zunehmen noch ein Abnehmen. Oh Madhava, die verkehrte tierhafte Mentalität, zwischen „ich und mein“ und „du und dein“ zu unterscheiden, ist wahrlich nicht dein Wesen, oh Unbesiegbarer, und so sollte es auch bei deinen Verehrern sein.

Oh König, nachdem der Sohn von Pandu gesprochen hatte, wählte er mit der Erlaubnis Krishnas einen geeigneten Zeitpunkt für das Opfer und die geeigneten Priester unter den Brahmanen aus, die Meister in den Veden waren, nämlich Dwaipayana Vyasa, Bharadvaja, Sumantu, Gotama , Asita, Vasishta, Chyavana, Kanva, Maitreya, Kavacha, Trita, Vishvamitra, Vamadeva, Sumati, Jaimini, Kratu, Paila, Parasara, Garga, Vaisampayana sowie Atharva, Kasyapa, Dhaumya, Parasurama, Asuri, Vitihotra, Madhuchanda, Virasena und Akritavrana. Auch andere wurden eingeladen, wie Drona, Bhishma, Kripa, Dhritarashtra mit seinen Söhnen und der weise Vidura. Und auch viele andere Könige kamen mit ihrem königlichen Gefolge von Brahmanen, Kshatriyas, Vaisyas und Shudras alle eifrig dorthin, um dem Opfer beizuwohnen. Dann durchfurchten die Brahmanen mit goldenen Pflugscharen den Ort zur Verehrung der Götter und weihten dort den König gemäß den Geboten ein. Alle Utensilien waren aus Gold, wie damals, als Varuna sein großes Opfer feierte. So kamen auch die von Indra angeführten Herrscher der Himmelsrichtungen (Lokapalas), wie auch Brahma und Shiva mit ihrem Gefolge, die heiligen Siddhas, die Gandharvas, Vidyadharas, Nagas, Munis, Yakshas, Rakshasas, Kinnaras, Charanas und auch die irdischen Könige mit ihren Ehefrauen von überall her zum Rajasuya-Opfer von Yudhishthira, und wunderten sich nicht über solche Fülle, denn für einen Verehrer von Krishna war dies durchaus angemessen. Dann führten die Priester, die so mächtig wie die Götter waren, das Rajasuya-Opfer für den großen König durch, wie es den vedischen Geboten entsprach und wie es die Götter einst für Varuna taten. An dem Tag, der für das Pressen des Soma-Saftes bestimmt war, verehrte der König mit besonders großer Aufmerksamkeit die Opfernden und die Erhabensten der Versammlung. Da überlegten die Mitglieder der Versammlung, wer von ihnen zuerst geehrt werden sollte, konnten aber keine befriedigende Lösung finden, weil es so viele waren. Daraufhin erhob sich Sahadeva, der jüngere Bruder von König Yudhishthira, und sprach:
Krishna verdient die höchste Position, denn er ist der Höchste Herr und Führer der Satwatas. Er steht für alle Götter, sowie für den Ort, die Zeit und die Mittel des Opfers. Dieses ganze Universum wie auch die großen Opferhandlungen, das heilige Feuer, die Opfergaben und die Mantras sind alle auf ihn gegründet. Auch Sankhya und Yoga (Theorie und Praxis) sind nur auf ihn gerichtet, denn er ist der Eine ohne einen Zweiten, auf den sich alle Lebewesen stützen. Oh ihr Mitglieder der Versammlung, er ist der Ungeborene, der sich nur auf sich selbst stützt, der alles erschafft, erhält und wieder auflöst. Seine Gnade bewirkt die verschiedenen Aktivitäten hier draußen in der Welt. Und wegen seiner Gnade strebt die ganze Welt nach den Idealen des Dharmas der Tugend und Gerechtigkeit. Daher sollte Krishna, dem Höchsten Herrn, die größte Ehre zuteil werden. Wenn wir das tun, werden wir alle Lebewesen ehren, uns selbst eingeschlossen. Diese Ehre sollte Krishna verliehen werden, der Höchsten Seele aller Wesen, der niemanden als von sich selbst getrennt betrachtet, dem Friedlichen, der vollkommen ist und jedem, der es mit hingebungsvoller Liebe wünscht, das Unvergängliche gewährt.

So sprach Sahadeva, der die Würde Krishnas kannte, so daß alle Hochbeseelten und Wahrhaftigen, die dies hörten, voller Glück riefen: „Ausgezeichnet! Vorzüglich!“ Und als der König diese Zweifachgeborenen hörte, war er erfreut, den Herzenswunsch der Versammlung zu kennen, und verehrte Krishna mit hingebungsvoller Liebe und allen Mitteln. Er wusch seine Füße und nahm das Wasser, das die Welt reinigt, auf sein Haupt, und trug es freudig zu seiner Frau, seinen Brüdern, seinen Ministern und seiner Familie. Danach ehrte er Krishna mit kostbaren gelben Seidengewändern und Schmuck, und konnte ihn wegen der Freudentränen in seinen Augen kaum ansehen. Und als die Versammelten sahen, wie Krishna auf diese Weise geehrt wurde, riefen sie alle mit gefalteten Händen: „Verehrung sei Dir! Aller Sieg sei Dein!“ Dabei verneigten sie sich vor Ihm und bestreuten Ihn mit Blumenblüten.

Doch als Sisupala, der Sohn von Damaghosha, dies hörte, erhobt er sich aufgeregt wegen der Beschreibungen von Krishnas Eigenschaften wütend von seinem Sitz, gestikulierte mit den Händen und sprach empört mit harten Worten inmitten der Versammlung zum Glückseligen: Hiermit ist das vedische Wort der Wahrheit bewiesen, daß die Zeit der unvermeidliche Herrscher ist, denn selbst die Weisheit unserer Ältesten konnte durch die Worte eines so jungen Mannes in die Irre geführt werden! Ihr alle wißt am besten, wer die Lobenswertesten wären! Oh ihr Führer dieser Versammlung, achtet nicht auf die Aussagen des jungen Sahadeva, daß Krishna vor allen anderen ausgewählt werden sollte, um geehrt zu werden. Ihr überseht die Führer in dieser Versammlung, welche die Besten unter den Weisen sind, der vollkommenen Wahrheit gewidmet und sogar von den Herrschern der Himmelsrichtungen verehrt werden. Sie sind Männer, die durch spirituelle Erkenntnis, Askese, vedisches Wissen und Gelübde ihre Unreinheiten ausgerottet haben. Wie kann es ein Kuhhirte verdienen, der für seine Familie eine Schande ist, vor ihnen verehrt zu werden? Er verdient es genausowenig wie eine Krähe den geheiligten Reiskuchen verdient. Wie kann er, der aus eigenem Antrieb außerhalb der Grenzen aller religiösen Gebote handelt, ohne richtige Erziehung, Kaste und Lebensweise als Erster geehrt werden? Wie kann dieser Trinksüchtige aus dem Yadu-Stamm, der von Yayati verflucht wurde und von tugendhaften Personen gemieden wird, eine solche Anbetung erhalten? Er hat sein Land Mathura verlassen, das von brahmanischen Weisen gesegnet war, und versteckt sich mit seinen Gefährten in einer Festung im Ozean, wo die brahmanische Ordnung nicht eingehalten wird und von wo sie als Diebe den Leuten viel Kummer verursachen.

So und mit noch härteren Worten sprach Sisupala, der sich damit selbst verurteilte, aber der Höchste Herr sprach kein Wort dazu. Er schwieg wie ein Löwe zum Geheul eines Schakals. Und als die Mitglieder der Versammlung diese unerträgliche Kritik hörten, hielten sie sich die Ohren zu und gingen davon, während sie wütend den König der Chedis verfluchten. Denn wer einen Ort nicht verläßt, an dem der Höchste Herr oder seine Verehrer so beschimpft werden, der verliert seinen tugendhaften Ruf und wird fallen. Und danach erhoben sich die Söhne von Pandu, wie auch die Matsyas, Kaikayas und Srinjayas wütend mit ihren Waffen und standen bereit, Sisupala zu töten. Doch daraufhin ergriff Sisupala unverdrossen sein Schwert und seinen Schild und forderte die Könige in der Versammlung, welche die Befürworter von Krishna waren, mit Beleidigungen heraus. In diesem Moment erhob sich der Höchste Herr, stoppte seine Verehrer, ergriff seinen unfehlbaren Diskus und trennte den Kopf Sisupalas vom Körper. So wurde Sisupala getötet, und es erhob sich ein stürmischer Aufruhr im Publikum, denn die Könige auf Sisupalas Seite fürchteten um ihr Leben und flohen. Doch da stieg direkt vor den Augen aller Anwesenden aus dem Körper von Sisupala ein wunderbares Licht auf, das in Krishna eindrang, als wäre es ein feuriger Meteor, der vom Himmel auf die Erde fällt. Denn über drei Leben war er von dieser Mentalität der Feindschaft besessen gewesen und meditierte so über die Verbindung mit Ihm. Und daran erkennt man, daß die eigene Einstellung die Ursache für die eigene Wiedergeburt ist.

Danach belohnte der König all die Priester und Mitglieder der Versammlung reichlich mit Geschenken, verehrte sie alle gemäß den heiligen Geboten und führte die abschließende Reinigungszeremonie durch. So sorgte Krishna, der Meister aller Yoga-Meister, dafür, daß das große Opfer des Königs erfolgreich abgeschlossen wurde und blieb auf Bitten seiner Verehrer noch ein paar Monate in Indraprastha. Dann nahm der Sohn von Devaki seinen Abschied vom König und kehrte zusammen mit seinen Frauen und allem Gefolge in seine Stadt zurück. Die Geschichte über die beiden Torhüter von Vaikuntha, die durch einen Fluch der heiligen Kumaras mehrfach auf Erden wiedergeboren werden mußten (und einer von ihnen schließlich als Sisupala erschien), habe ich dir ja bereits erzählt (ab Kapitel 3.15).

Als König Yudhishthira zum Abschluß des Rajasuya badete, erstrahlte er inmitten der Brahmanen und Kshatriyas so herrlich wie der König der Götter. Und alle Götter, Himmlischen und Menschen, die vom König geehrt worden waren, kehrten glücklich in ihre Reiche zurück, voller Lob für Krishna und das Opfer. Alle waren glücklich, außer dem sündhaften Duryodhana, der wie eine Krankheit der Kuru-Dynastie und eine Verkörperung des Streits im Kali-Zeitalter war. So war ihm die aufblühende Herrlichkeit der Pandavas ein Dorn im Auge, den er nicht tolerieren konnte.

Oh guter König, wer diese Taten von Lord Vishnu zur Befreiung der Könige, zur Ausführung des Rajasuya-Opfers und zum Tod des Königs von Chedi achtsam liest und rezitiert, kann von allen Sünden erlöst werden.


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