Pushpak Bhagavata Purana Buch 3Zurück WeiterNews

3.15. Der Fall aus dem Reich von Vishnu

Maitreya sprach:
Diti war sehr besorgt wegen ihrer dämonischen Nachkommen und hielt ihre Leibesfrucht, die von der Energie des Stammvaters erfüllt war, hundert Jahre zurück. Doch die Götter spürten bereits, daß sich ihr Licht verdunkelte, und befragten den Schöpfer über diese Dunkelheit, die sich in jeder Richtung ausbreitete:
Oh Brahma, weißt du, woher diese Dunkelheit stammt, vor der wir uns so sehr fürchten? Oh Verehrter, für dich sollte in dieser Schöpfung nichts verborgen sein, denn du wirst von der Zeit nicht beherrscht (zumindest nicht so sehr wie wir). Oh Gott der Götter und Erhalter der Welt, du bis das Kronjuwel aller göttlichen Wächter der Welt und kennst die Absichten (bzw. Gedanken) aller höheren und niederen Geschöpfe. - Verehrung dir als Kenner des Ursprungs von Energie und Wissen, womit durch die Illusions- und Schöpferkraft unsere Körper und alle Eigenschaften und Gefühle aus dem Ungestalteten entstehen. Verehrung dir als höchste Verkörperung aller Welten und Wesen aus der Höchsten Seele, über den die hingebungsvollen Yogis meditieren - die gereiften Yogis, die Atem, Sinne und Gedanken zügeln, deine Gnade erreichen und keinen Verlust mehr kennen. Verehrung dir als Höchsten Lehrer aller Wesen, die von dir geführt werden, wie die Stiere am Nasenring, um ihre Opfer darzubringen.

Wegen der wachsenden Dunkelheit können wir unsere gegebenen Aufgaben in der Welt nicht mehr erfüllen. Wir bitten dich, oh Großer Vater, handle zu unserem Wohl und gewähre uns den Blick deiner Gnade. Oh großer Gott, wir befürchten, daß die Frucht der Lebensenergie, die Kasyapa in den Mutterleib von Diti ergossen hat, alle Richtungen verdunkelt, wie ein Feuer, das von zuviel Brennholz erstickt wird.

Oh Vidura, als Brahma, der Große Vater der Schöpfung, diese Worte der Götter vernommen hatte, lächelte er und sprach:
Als meine geistgeborenen Söhne mit Sanaka an der Spitze, die noch vor euch geboren wurden, von jeder Leidenschaft frei durch die Welten wanderten, kamen sie eines Tages auch nach Vaikuntha, dem ewigen Reich von Vishnu, der von allen Geschöpfen verehrt wird. Alle Geistwesen, die dort leben, haben die Form von Vaikuntha (bzw. Vishnu), sind von jeglicher Leidenschaft befreit und dienen dem Höchsten Herrn mit vollkommener Hingabe. Dort lebt der ursprüngliche Höchste Herr, der in allen heiligen Schriften erklärt wird, als Verkörperung der Güte (Sattwa), um seine reinen Verehrer zu erfreuen. In diesem vollkommen geistigen Reich gibt es Wälder mit Bäumen, die alle Wünsche erfüllen und in jeder Jahreszeit Blüten und Früchte tragen. Dort wandern die Wesen mit ihren Frauen vereint im freien Raum, singen beständig das Lob des Herrn, sind von allen irdischen Bindungen befreit, und nicht einmal der Duft der irdischen Lotusblüten kann sie auf die Erde zurückziehen. Wenn dort nur eine königliche Biene summt und die Herrlichkeit des Herrn verkündet, verblassen alle irdischen Gesänge der Kuckucke, Kraniche, Chakravakas, Tauben, Schwäne, Papageien, Rebhühner und Pfauen. Dort werden sogar die kleinen Blüten einer duftenden Tulsi-Pflanze für den Geist der Entsagung mehr geschätzt und als Schmuck verehrt, wie alle irdischen Blüten der Rosen, Lilien, Orchideen und sogar des himmlischen Parijata-Baums. Dort gewährt die Verehrung der Lotusfüße des Herrn mehr Schutz als alle irdischen Paläste aus Lapislazuli, Edelsteinen und Gold und mehr lustvolle Freude als alle irdischen Frauen mit üppigen Hüften und schönsten Gesichtern, auch wenn sie noch so lustvoll lächeln. Hier lebt Shri, die Göttin des Glücks, in beständiger und vollkommener Weise und tanzt mit klingenden Lotusfüßen und einer Lotusblüte in der Hand in wunderschönster Gestalt im goldverzierten Kristallpalast des Höchsten Herrn. Sie tanzt wie eine Dienerin, um die Gunst ihres Herrn zu erlangen. Von ihren Dienern umgeben verehren die Wesen in himmlischen Gärten mit kristallklaren Teichen aus Korallen, die mit dem Nektar der Unsterblichkeit gefüllt sind, den Höchsten Herrn mit Tulsi-Blättern. Und im Wasser sehen sie die schönen Locken der Göttin spiegeln und erkennen, wie der Höchste Herr ihr wohlgeformtes Gesicht küßt. Bedauernswert unglücklich sind all jene, die dieses sündlose Vaikuntha nicht erreichen und ihre Ohren den weltlichen Geschichten widmen, die zur Sünde führen und die Vernunft töten. Sie entfernen sich vom wahren Wert des Lebens und sinken hilflos in geistige Dunkelheit. Auch wenn sie bereits die verdienstvolle Geburt eines Menschen erreicht haben, werden sie von der Illusionskraft verwirrt, folgen nicht dem heilsamen Dharma und können das Höchste nicht erkennen, weil sie den Höchsten Herrn nicht verehren. Nur wer den Fußspuren des Höchsten Herrn folgt, kann diese Region von Vaikuntha erreichen, die über der meinen steht und vom Tod weit entfernt ist. Wahrlich, diesen Weg können all jene gehen, die den Geschichten über den Höchsten Herrn lauschen und davon zutiefst berührt werden, daß ihre Körper zittern und ihre Tränen fließen.

Als nun die heiligen Kumaras durch geistige Yoga-Kraft das reine Vaikuntha erreichten, erlebten sie eine unvergleichliche Glückseligkeit in diesem Reich, das von allen Welten verehrt wird, von den geistigen Wagen der Heiligen erstrahlt und vom Höchsten Lehrer des Universums regiert wird. Nachdem sie ohne Anhaftung sechs Tore durchschritten hatten, trafen sie am siebenten Tor (vermutlich die Grenze zwischen den natürlichen Prinzipien des Ichbewußtseins und der universalen Intelligenz) auf ein Zwillingspaar als Torhüter (Jaya und Vijaya, zwei Arten des „Sieges“), die mit Keulen bewaffnet und kostbaren Armbändern, Ohrringen, Kronen und Gewändern geschmückt waren. Sie hatten vier blaue Arme und trugen Girlanden aus Wildblüten, die von berauschten Bienen umsummt wurden. Doch mit hochgezogenen Augenbrauen, unruhigem Atem und geröteten Augen wirkten sie leidenschaftlich aufgeregt. Meine geistigen Söhne sahen zwar die beiden Torhüter, doch wollten sie auch dieses siebente Tor aus Gold und Diamant so einfach durchschreiten, wie die sechs vorhergehenden, denn durch ihre Sicht der Einheit konnten sie sich ungehindert und gefahrlos überall hinbewegen. Aber die Torhüter erblickten die Heiligen, die das Höchste Selbst erkannt hatten, als vier nackte Jungen, die nicht älter als fünf Jahre waren, mißachteten ihre Göttlichkeit, befürchteten eine Entweihung des Heiligtums ihres Herrn und versperrten mit ihren Waffen den Weg. Diese geringe Behinderung vor den Augen aller Himmlischen auf ihrem Weg zum gewünschten Ziel erregte in meinen Söhnen den Zorn, der als jüngerer Bruder vom Liebesgott Kama gilt, und die vier heiligen Kumaras sprachen mit rotglühenden Augen:
Wer seid ihr beiden? Wie kamt ihr als Diener mit tugendhaften Taten nach Vaikuntha? Was unterscheidet ihr hier an der Schwelle zum Höchsten Herrn, wo es keine Feinde und keinen Haß mehr geben kann? Woher stammt eure trügerische Sicht ohne wahres Vertrauen? Hier im Körper der Gottheit, die alles in sich vereint, gibt es keine Unterschiede. Jedes Wesen gehört zur Höchsten Seele, wie der Raum in einem Gefäß zum ganzen Raum gehört. Ihr erscheint wie Bewohner von Vaikuntha und unterscheidet zwischen euch und anderen im Angesicht des Einen, der keine Unterschiede kennt?! Wie kann hier solche Feindseligkeit bestehen? Um die Wahrhaftigkeit des Höchsten Herrn zu bewahren, kann es nach unserer Meinung nicht anders sein, daß ihr mit dieser Feindseligkeit in die irdische Welt fallen müßt, wo die Gegensätze regieren, die Sünde herrscht und die Wesen unter den drei Feinden leiden (Begierde, Haß und Unwissenheit oder auch Geburt, Alter und Tod).

Diese Rede der heiligen Brahmanen traf die beiden Torhüter wie ein schrecklicher Fluch, den keine Waffe abwehren kann. Sogleich fielen sie mit großer Furcht zu den Füßen der heiligen Verehrer des Höchsten Herrn nieder und baten:
Möge es so sein, daß ihr unsere Feindseligkeit vor dem Höchsten Herrn bestraft. Wahrlich, wer die göttliche Macht mißachtet, sollte bestraft werden, um die Sünde zu reinigen. Aber wir bitten euch voller Reue: Wenn wir in die irdische Welt fallen müssen, wo die Illusion herrscht, dann möge unsere Erinnerung an den Höchsten Herrn nicht völlig verlorengehen.

Der Herr, aus dem der Weltenlotus sprießt, erkannte natürlich sofort, daß die Heiligen verletzt worden waren, und ging zu ihrer Freude zusammen mit der Glücksgöttin auf seinen Lotusfüßen, die von den Weisen und Heiligen verehrt werden, zu jenem Ort. Als die heiligen Kumaras den Herrn mit seinem Gefolge sahen, waren sie von seinem Anblick höchst entzückt. Er erschien mit Fächern, so schön wie Schwäne, die für eine kühle Brise sorgten, und einem weißen Schirm, an dem die Perlen wie Wassertropfen tanzten, in denen sich der Mond spiegelte. Mit seinem glücksverheißenden Gesicht segnete er als höchste Zuflucht alle, blickte gütig auf sie und berührte zutiefst ihre Herzen. Mit seinem dunklen Körper und der Glücksgöttin an seiner Brust erleuchtete er die höchsten geistigen Welten und verbreitete überall Glückseligkeit im Reich der Höchsten Seele (Atman). Er erschien in gelbe Kleider gehüllt, die von einem strahlenden Gürtel gehalten wurden. Er trug Girlanden aus Wildblüten, die von Bienen umsummt wurden, und schöne Armbänder. Eine Hand hatte er auf die Schulter von Garuda gelegt, den Sohn der Vinata, und mit der anderen schwenkte er eine Lotusblüte. Sein wohlgeformtes Gesicht war mit funkelnden Ohrringen geschmückt, seine Krone glänzte von Juwelen, seine Schultern trugen eine sternengleiche Kette, und sein Hals wurde vom Kaustubha-Juwel geziert. Seine achtsamen Verehrer sahen deutlich, daß die Herrlichkeit des Herrn sogar das wunderschöne Lächeln der Glücksgöttin überstrahlte. Dieser wunderbare Anblick des Herrn, der für mich (Brahma) sowie für Shiva und auch für euch so verehrungswürdig war, konnte selbst den Geist der heiligen Kumaras beeindrucken, die voller Freude ihre Köpfe verneigten. Und als der Duft der Tulsi-Blätter von den Lotusfüßen des lotusäugigen Herrn in ihre Nasen drang, erfuhren sogar sie eine innere Verwandlung, obwohl sie mit Körper und Geist dem Unwandelbaren (Brahman) hingegeben waren. Und als sie ihre Köpfe wieder erhoben hatten, sahen sie sein Gesicht, das dem Inneren einer blauen Lotusblüte glich mit einem Lächeln so rein wie weiße Jasminblüten. Nach diesem großen Segen schauten sie wieder auf seine beiden Lotusfüße, deren Nägel wie Rubine funkelten, und vertieften sich in Meditation. Denn für jene, die in der Welt auf dem Yoga-Weg Befreiung suchen, ist es der Weg der Meditation, der von vielen Yogis erprobt wurde. Und diese Vision in menschlicher Gestalt erscheint uns freundlich, obwohl damit der Ewige mit den übernatürlichen Fähigkeiten gepriesen wird, die kein Mensch erlangen kann.

Danach sprachen die heiligen Kumaras:
Obwohl du im Herzen aller lebst, zeigst du dich nur den Tugendhaften so freundlich. So sehen wir dich, oh Grenzenloser, heute so, wie unser Vater Brahma von deinem mystischen Wesen gesprochen hat, das über die Ohren unseren Geist erreicht hat. Oh Höchster Herr, wir erkennen dich als die Höchste Seele jeglicher Gestaltung voll reinster Güte, die im Herzen aller lebt. Diese Selbsterkenntnis kann durch deine Gnade mit beständigem und hingebungsvollem Dienst von den Weisen erreicht werden, die ihre Anhaftung und den Egoismus besiegt haben. Sie suchen Zuflucht zu deinen Lotusfüßen und dem Nektar der Geschichten über deine Herrlichkeit und streben nicht einmal nach ewiger Glückseligkeit oder einer anderen Form des Glücks, das dein Gesicht verdunkeln könnte. Oh Herr wir bitten dich, falls wir durch unsere Tat (gegen die beiden Torhüter) Sünde angesammelt haben und in niedere Welten fallen müssen, mögen wir immer wie fleißige Bienen, die den Nektar sammeln, deinen Lotusfüßen dienen und unsere Ohren mit den Geschichten deiner Tugenden füllen, und mögen unsere Worte wie Tulsi-Blätter sein, die zu deinen Füßen dargebracht werden. Oh höchst Ruhmreicher, deine Form, die du uns offenbart hast, oh Herr, gewährt uns höchste Befriedigung. Verehrung dem Höchsten Herrn, der ohne Selbsterkenntnis nicht zu erkennen ist, dem Höchsten Herrn, der sich uns in dieser Form offenbart hat.


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