Pushpak Bhagavata Purana Buch 10Zurück WeiterNews

10.70. Wie der Höchste Herr in der Welt wirkt

Der ehrenwerte Suka sprach:
In der Morgendämmerung hörten die Frauen des geliebten Herrn nur ungern die krähenden Hähne. Dann legten sie noch einmal ihre Arme um den Hals ihres Mannes und fürchteten die Trennung, wenn der Tag anbricht. Die Vögel, die von den Bienen im Wind des Parijata-Baums aus ihrem Schlaf gerüttelt wurden, weckten Krishna mit ihrem lauten Gesang, als wären sie die Barden am Hof. Auch Rukmini mochte diese glücksverheißendste Zeit des Tages nicht, weil sie dann die Umarmung ihres geliebten Krishnas aufgeben mußte. Doch Madhava erhob sich während der Brahma-Stunde (vor Sonnenaufgang), berührte Wasser und klärte seinen Geist, um über das unvergleichliche, einzigartige und selbstleuchtende Selbst jenseits aller Trägheit der Materie zu meditieren. Dieses wahre Selbst vertreibt durch seine eigene, vollkommene Natur fortwährend die Unreinheit und schenkt die Freude des Daseins. Es ist auch als Brahman bekannt, das mit seiner Energie die Ursache für die Entstehung und Auflösung dieses Universums bildet. Nachdem er gemäß den Geboten in reinem Wasser gebadet hatte, zog der Wahrhaftige zuerst sein Unter- und Obergewand an, führte dann die gesamte Abfolge der Anbetung in der Morgendämmerung durch und brachte danach dem Feuer die Opfergaben dar, während er mit ruhigem und gezügeltem Geist die vedischen Mantras murmelte. Getreu seiner eigenen Natur, versöhnte er in der Anbetung der aufgehenden Sonne seine eigenen Verkörperungen. Mit gebührendem Respekt vor den Göttern, Heiligen und Ahnen, den Ältesten und Weisen, spendete er Tag für Tag viele gutmütige Kühe mit Gold an den Hörnern, Silber an den Hufen und Perlenketten um den Hals, die reichlich Milch gaben und nur ein Kalb geboren hatten. Schön geschmückt wurden sie den gelehrten Brahmanen zusammen mit Leinen, Hirschfellen, Sesam und Schmuck dargebracht. So zeigte er den Kühen, Gelehrten, Hochbeseelten, Altehrwürdigen, geistigen Lehrern und allen anderen Lebewesen, die alle Teilaspekte von ihm selbst waren, seinen Respekt und segnete sie durch seine Hand mit einem glücklichen Leben. Er war das wahre Juwel der Gesellschaft und schmückte sich mit schönen Kleidern, himmlischen Girlanden, duftenden Pasten und kostbarem Schmuck, wie es ihm angemessen war. Er kümmerte sich sowohl um die geklärte Butter und andere Utensilien für die Opfer, als auch um die Kühe, Stiere, Zweifachgeborenen, Götter und alle wünschenswerten Dinge. Er stellte Geschenke zur Befriedigung aller in der Stadt und im Palast lebenden Menschen aller Kasten bereit und begrüßte seine Minister, die auf alle Bedürfnisse des Volkes eingingen. Und erst nachdem er Girlanden, Betelnüsse und Sandelholzpaste nacheinander an die Weisen, seine Freunde, Diener und Frauen verteilt hatte, nahm er schließlich seinen eigenen Anteil. Als nächstes erschien sein Wagenlenker, der bis dahin seinen überaus wunderbaren Wagen mit Sugriva und den anderen Pferden angespannt hatte, und verneigte sich vor ihm. Daraufhin ergriff er die Hand des Wagenlenkers und bestieg zusammen mit Satyaki und Uddhava den Wagen, als wäre er die Sonne, die über den Bergen im Osten aufgeht. Ungern ließen ihn die Frauen im Palast gehen und blickten ihm mit sehnsuchtsvollen und liebevollen Blicken nach, als er sich mit einem Lächeln entfernte, weil er ihre Gedanken kannte. Dann betrat er, von allen führenden Vrishnis erwartet, die Versammlungshalle Sudharma, die für alle, die hier eintreten, die sechs Wellen beruhigt (auf dem Ozean der Existenzen). Dort saß der Allmächtige als Bester der Yadus auf seinem Thron inmitten der Yadus, die wie Löwen unter den Menschen waren, erleuchtete alle Richtungen mit seinem Glanz und erschien wie der Mond am Himmel im Kreis der Sterne. Oh König, hier gab es auch Narren, Schauspieler, Zauberer und tanzende Frauen, die dem Allmächtigen mit verschiedenen Formen der Unterhaltung dienten. Die Frauen tanzten zu den Klängen von Saiteninstrumenten, Trommeln, Flöten, Becken und Muschelhörnern, während die Barden, Geschichtenerzähler und Lobredner sangen und lobten. Manche Brahmanen, die dort saßen, murmelten beständig vedische Mantras, während andere Geschichten über die Könige der Vergangenheit erzählten, die für ihre Tugenden berühmt waren.

Oh König, eines Tages erschien dort ein Mann, den man hier noch nie gesehen hatte. Von den Torhütern angekündigt, erhielt er Zugang zum Glückseligen. Und nach seiner Ehrerbietung vor Krishna, dem Höchsten Herrn, erklärte er mit gefalteten Händen, daß viele Könige litten, weil sie von Jarasandha gefangengehalten wurden. Denn während seiner Eroberung aller Himmelsrichtungen nahm er alle Könige gefangen, die ihn nicht in völliger Unterwürfigkeit aufgenommen hatten. Etwa zwanzigtausend von ihnen wurden in der Festung Girivraja gewaltsam festgehalten. Und diese Könige hatten die Botschaft gesandt:
Oh Krishna mit der unermeßlichen Seele, der du den hingegebenen Seelen jede Angst nimmst, wir sind im Geist den Gegensätzen unterworfen und haben in unserer materiellen Existenz Angst, so daß wir Zuflucht bei dir suchen. Die ganze Welt, die sich am Fehlverhalten erfreut, ist über die Pflichten hier draußen verwirrt, um dich gemäß deinen Geboten anzubeten. Verehrung sei dir, dem immer Wachsamen, der augenblicklich die illusorische Hoffnung des Ichbewußtseins auf ein (endloses) Leben in dieser Welt vernichten kann. Du bist als Höchster Herr dieses Universums zusammen mit Balarama herabgekommen, um die Heiligen zu beschützen und die Übelgesinnten zu zügeln. Oh Herr, wir verstehen weder, wie jemand, der dein Gesetz übertritt (wie Jarasandha) eine solche Autorität erlangen kann, noch warum jene, die dir hingegeben sind, solche (leidvollen) Früchte ernten müssen. Mit der Last dieses sterblichen Körpers, die wir mit ständiger Angst tragen, ist unser Glück wie das bedingte Glück von Königen, die nur davon träumen, König zu sein. Denn wenn wir das Glück der Seele ablehnen, das durch selbstlose Hingabe zu dir erlangt wird, müssen wir durch deine verwirrende Illusions- und Schöpferkraft (Maya) hier draußen das größte Elend erleiden. Deshalb, oh Gütiger, dessen Lotusfüße allen Kummer beseitigen, bitte befreie uns, deine hingegebenen Seelen, von den Fesseln des Karmas, die der König von Magadha gebildet hat. Wie der König der Tiere die Schafe fängt, hat er uns ganz allein mit der Kraft von zehntausend wilden Elefanten in seinem Palast gefangengenommen. Achtzehnmal hast du deinen Diskus erhoben und ihn geschlagen. Nur einmal gelang es ihm, dich im Kampf zu besiegen, als du im Vertrauen auf deine grenzenlose Macht in menschliche Angelegenheiten vertieft warst. Und jetzt quält er uns voller Stolz, deine Untertanen, oh Unbesiegbarer. Bitte berichtige das!

Und der Bote fuhr fort:
Diejenigen, die von Jarasandha gefangengehalten werden, sehnen sich daher danach, dich in ihrer Hingabe zu deinen Füßen zu sehen. Bitte gewähre diesen armen Seelen ihr Wohlergehen.

Nachdem der Gesandte der Könige so gesprochen hatte, erschien der höchste Rishi Narada, der mit seiner gelblichen Masse an verfilzten Locken wie eine Sonne erstrahlte. Sobald ihn Krishna, der Höchste Herr und Meister aller Welten, erblickt hatte, stand er zusammen mit seinen Anhängern und den Mitgliedern der Versammlung erfreut auf und bewies mit geneigtem Kopf seinen Respekt. Danach bot er dem Muni einen vorzüglichen Platz an, erfreute ihn mit Gastgeschenken gemäß den Geboten und sprach als nächstes mit wahrheitsgetreuen und freundlichen Worten:
Es ist wohl so, daß heute die drei Welten vollständig von aller Angst befreit wurden, denn das ist die Qualität eines so mächtigen Hochbeseelten wie dir, der durch die Welten reist. So gibt es innerhalb der drei von Brahma geschaffenen Welten nichts, was du nicht kennst. Laß uns daher von dir hören, was die Pläne der Pandavas sind.

Und der heilige Narada antwortete:
Oh Allmächtiger, der du sogar den Schöpfer des Universums verwirrst, ich bin schon oft Zeuge deiner unergründlichen Illusions- und Schöpferkraft (Maya) geworden. Es erstaunt mich nicht, oh Allumfassender, daß du dich unter den erschaffenen Wesen bewegst, von deiner eigenen Illusionskraft bedeckt, wie ein Feuer von seinem Licht bedeckt wird. Wer wäre fähig, den Zweck von dir wahrhaft zu verstehen, wenn du durch deine Illusions- und Schöpferkraft dieses Universum erschaffst und zurückziehst, das (für die Wesen) manifestiert wurde, um in Beziehung zu dir zu existieren (und das Wesentliche zu erfahren). Verehrung sei dir, dessen Natur unvorstellbar ist, denn für die individuelle Seele, die im Rad der Geburten keine Befreiung von den Sorgen findet, die der materielle Körper mit sich bringt, entzündest du deine Fackel der Herrlichkeit durch die weltlichen Spiele deiner Verkörperungen. Bei diesem Herrn suche ich Zuflucht. Oh Höchste Wahrheit, die sich als Mensch verkörpert hat, wie du es wünschst, werde ich dir berichten, was dein großer Verehrer vorhat, König Yudhishthira, der Sohn deiner Tante. Der Sohn von Pandu wünscht als König die Souveränität, und möchte um deinetwillen das größte königliche Opfer, das Rajasuya genannt wird, vollbringen. Kannst du das bitte segnen? Oh Herr, dieses Beste aller Opfer wird von allen Hochbeseelten und die dich gern sehen wollen, wie auch von allen siegreichen Königen voller Herrlichkeit besucht werden. Wenn schon gewöhnliche Menschen durch bloßes Hören, Singen und Meditieren über dich als vollkommene Verkörperung der Wahrheit große Reinigung erfahren, was wäre dann zu erwarten, wenn man dich wahrhaftig sehen und berühren kann? Oh Glücksbringer für alle Welten, dein makelloser Ruf, der sich in alle Richtungen ausbreitet, wird im Himmel, auf der Erde und in der Unterwelt verkündet. Vom Wasser, das von deinen Füßen fließt, wird das ganze Universum gereinigt, und diese Gnade wird in den göttlichen Sphären Mandakini, in der Unterwelt Bhogavati und hier auf Erden Ganga genannt.

Doch die Yadus im Gefolge von Krishna waren mit diesem Vorschlag (für ein Rajasuya-Opfer) nicht einverstanden, weil sie die Niederlage (durch Jarasandha) befürchteten. Da sprach der Glückselige mit einem Lächeln und charmanten Worten zum weisen Uddhava:
Du bist das Auge von uns und unseren wohlwollenden Freunden und weißt durch deine Sicht genau, was diesbezüglich von Nutzen wäre. Bitte sagen uns, was zu tun ist. Wir haben volles Vertrauen zu dir und werden tun, was du sagst.

Auf diese Bitte seines Bewahrers, der so tat, als ob er als Allwissender verwirrt wäre, gab Uddhava, der demütig diesem Wunsch folgte, die folgende Antwort.


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