Der ehrenwerte Suka sprach:
Nachdem der allwissende Höchste Herr, die Seele von Allen, den Bericht von Uddhava gehört hatte, wünschte er wie versprochen, der Dienerin Trivakra (der „dreifach Gebeugten“, siehe Kapitel 10.42) zu gefallen, und ging zum Haus dieser Frau, die von großer Sehnsucht geplagt war. Es war reich ausgestattet mit teurem Mobiliar, vollgestopft mit sinnlichen Gegenständen und mit Perlenketten, Fahnen, Baldachinen, Betten und Sitzgelegenheiten, sowie geschmückt mit duftendem Weihrauch, Öllampen, Blumengirlanden und Sandelholz. Als sie ihn in ihrem Haus ankommen sah, stand sie sofort auf und beeilte sich zusammen mit ihren Dienerinnen, Krishna angemessen zu empfangen, indem sie ihn respektvoll begrüßte, einen ausgezeichneten Platz anbot und so weiter. Auch Uddhava wurde geehrt, aber aus aufrichtigem Anstand berührte er nur seinen Sitz und setzte sich auf den Boden nieder. Doch Krishna war den Wegen der menschlichen Gesellschaft treu und legte sich bald ohne zu zögern auf ein luxuriöses Bett (in den inneren Gemächern), während sich die Dame vorbereitete, indem sie badete, ihren Körper salbte, sich mit Ornamenten und Girlanden schmückte, sowie Parfüm, Betelnuß, duftendes Mundwasser und dergleichen benutzte, um sich dann schüchtern, aber mit verspieltem Lächeln und verführerischen Blicken, Madhava zu näheren. Er lud die reizende Dame ein, die aus Furcht vor dieser neuen Verbindung noch ganz schüchtern war, ergriff ihre beiden verzierten Hände und legte die Schönheit auf das Bett, um gemeinsam die Liebe mit ihr zu genießen, deren einziger Frömmigkeitsbeweis darin bestand, daß sie ihm damals Salbe angeboten hatte. Daraufhin küßte sie die Füße des grenzenlosen Herrn, umarmte sie und führte sie zwischen ihre Brüste. Und ihr Geliebter, die Verkörperung reiner Liebe, heilte all ihren Schmerz, der wegen ihrer Liebe in ihrem Herzen, ihren Brüsten und Augen brannte. So gelang es ihr, all ihre Not abzulegen, die schon so lange andauerte. Weil sie ihm, dem Meister der Erleuchtung, Körpersalbe angeboten hatte, hatte sie den Herrn gewonnen, der so schwer zu gewinnen ist. Aber dann flehte sie leider um folgendes:
Oh Geliebter, bitte bleibe noch ein paar Tage hier mit mir! Genieße es, denn ich kann es nicht ertragen, diese Verbindung mit dir aufzugeben, oh Lotusäugiger!
Und er, der alle Wesen respektiert, war rücksichtsvoll mit ihr und gewährte ihr den Segen, den sie sich wünschte. Aber dann kehrte der Herr aller Geschöpfe zusammen mit Uddhava in seine eigene reiche Residenz zurück. Wer sich also voller Verehrung für Vishnu, dem Höchsten Herrn, der so schwer zu erreichen ist, für einen oberflächlichen Segen entscheidet, nutzt dabei seine höhere Intelligenz nicht besonders gut.
Oh König, danach ging Krishna, der höchste Meister, mit Uddhava und Balarama zum Haus von Akrura, den er ebenfalls ehren und mit einem Auftrag auszeichnen wollte. Als der seine strahlenden Verwandten kommen sah, stand er freudig auf, um sie zu begrüßen und zu umarmen. Er verneigte sich besonders vor Krishna und Balarama, wurde im Gegenzug begrüßt, und nachdem sie die angebotenen Plätze eingenommen hatten, verehrte er sie mit den traditionellen Gastgeschenken. Das Wasser, mit dem er ihre Füße gewaschen hatte, sprenkelte er sich über den Kopf und überreichte weitere Geschenke, feinste Kleider, Sandelholz, Girlanden und vorzüglichen Schmuck. Mit geneigtem Kopf zog er voller Verehrung Krishnas Füße auf seinen Schoß, um sie zu massieren, und dann wandte er sich demütig an Krishna und Balarama und sprach:
Zu unserem Glück habt ihr beide den sündigen Kansa mit seinen Brüdern und Anhängern getötet. Damit hast du dein Volk von endlosen Sorgen befreit und läßt es nun gedeihen. Ihr beide seid der Höchste Geist und das Meer der Ursachen (Purusha und Pradhana), die eins mit dem ganzen Universum sind. Außerhalb von euch kann keine einzige Ursache oder Wirkung gefunden werden. Dieses Universum, das aus deinen Energien erschaffen wurde, hast du nun selbst betreten. So kannst du in der Vielfalt wahrgenommen werden, oh vollkommene Wahrheit, die wir sowohl aus dem Hören der heiligen Schriften als auch durch direkte Erfahrung kennen. Wie sich die Erde und alle anderen Elemente in verschiedenen Arten von körperlichen Wesen unterschiedlich verkörpern, manifestierst du dich als Höchste Seele in der Vielfalt der verschiedenen Lebensformen. Du erschaffst, erhältst und zerstörst das ganze Universum, aber du bist mit den Qualitäten deiner Macht in Form von Güte, Leidenschaft und Unwissenheit (den drei Gunas) nicht an die karmischen Werke dieser Welt oder deren Qualitäten gebunden. Denn was könnte für dich, der Seele allen Wissens, eine Ursache für Bindung sein? Da nie bewiesen wurde, daß du von körperlichen Dingen und dergleichen bestimmt wirst, kann man bei dir auch nicht von einer gewöhnlichen Geburt oder körperlichen Gegensätzen sprechen. Aus diesem Grund gibt es für dich in Wahrheit weder eine Bindung noch eine Befreiung. Und wenn das nach deinem süßen Willen so erscheint, dann ist es eine Folge unserer Unwissenheit über dich.
Zum Wohle dieses Universums verkündigst du den heiligen Weg der Veden und nimmst Formen der Güte an, wenn übelgesinnte Personen der Gottlosigkeit folgen und ihn behindern. Oh Meister, in dieser Verkörperung bist du jetzt zusammen mit deinem anderen Teil (Balarama) in das Haus von Vasudeva herabgestiegen, um den Ruhm der Yadus zu verbreiten und die Last der hunderten übermächtigen Armeen von dieser Erde zu nehmen, indem du die feindlichen Könige tötest, die den Dharma mißachten. Oh Herr, heute wurde unser Haus höchst gesegnet durch deine Ankunft, oh Adhokshaja, dem geistigen Meister des Universums, der die Verkörperung aller Götter, Ahnen, Menschen und anderer Lebewesen ist, von dessen Füßen das Wasser (der heiligen Ganga) strömt, das die drei Welten reinigt. Welchen anderen Gelehrten gäbe es für uns? An wen sollten wir uns sonst wenden, um Schutz zu suchen, außer an dich, unseren Wohltäter, dessen liebevolle Worte für seine Verehrer immer verläßlich sind? Weil du deinen Verehrern immer gnädig bist, gibst du alles, was sie sich wünschen, sogar dich selbst, obwohl du niemals eine Verringerung oder Vermehrung kennst. Oh Janardana, zu unserem Glück können wir dich hier sehen, der selbst für die Yoga-Meister und die Berühmtesten unter den Erleuchteten ein schwer zu erreichendes Ziel ist. Oh Höchster Herr, bitte erlöse uns von den Bindungen unserer wahnhaften Existenz an Kinder, Ehefrau, Reichtum, Freunde, Zuhause, Körper und so weiter, die aus deiner Illusions- und Schöpferkraft resultieren.
So wurde Krishna, der Höchste Herr, ausgiebig von seinem Verehrer gepriesen. Dann lächelte er Akrura an und sprach mit Worten, die ihm praktisch den irdischen Boden unter den Füßen entzogen:
Oh Onkel väterlicherseits und lobenswerter Freund, du bist unser spiritueller Meister. Wir sind immer diejenigen, die von dir abhängig sind, und (wie deine Söhne) müssen wir von dir beschützt, gepflegt und beglückt werden. Jemand wie du gehört zu den Erhabensten unter den Hochbeseelten und verdient es, von jedem bedient zu werden, der das heiligste und höchste Gut wünscht. Wenn auch die Götter ihre eigenen Interessen verfolgen, aber reine Verehrer tun das nicht. Die heiligen Stätten an den Gewässern oder die Götterbilder aus Ton und Stein reinigen im Laufe der Zeit, aber die Hochbeseelten gewähren die Reinigung, sobald man ihnen begegnet. So sind sie sicherlich die allerbesten unserer Wohltäter. So bitten wir dich, daß du für uns in die Stadt gehst, die nach dem Elefanten benannt ist (Hastinapura), um herauszufinden, was zum Wohle der Pandavas getan werden muß. Als ihr Vater starb, waren sie als kleine Jungen zusammen mit ihrer Mutter in großer Not. Sie wurden vom König (Dhritarashtra) in seine Hauptstadt gebracht, wo sie seitdem wohnen, wie ich gehört habe. Doch dieser König wurde als ein Sohn von Ambika blind geboren und unter dem Einfluß seiner bösartigen Söhne (den einhundert Söhnen mit Duryodhana als Ältesten) ganz schwach im Geist, so daß er die Söhne seines Bruders (Pandu) sicherlich nicht gleich behandelt. So geh und finde heraus, ob er sie gut oder schlecht behandelt, damit wir mit diesem Wissen Vorkehrungen zum Nutzen unserer lieben Freunde treffen können.
Mit diesen Worten wurde Akrura beauftragt, und dann kehrte Krishna zusammen mit Uddhava und Sankarshana in seine Residenz zurück.