Pushpak Bhagavata Purana Buch 10Zurück WeiterNews

10.11. Der Umzug des Hirtendorfes nach Vrindavan

Der ehrenwerte Suka sprach:
Oh Bester der Kurus, die von Nanda angeführten Kuhhirten hörten das laute Krachen der fallenden Bäume und liefen zu diesem Ort, weil sie fürchteten, der Donnerblitz habe eingeschlagen. Doch als sie sahen, wie die beiden Arjunas zu Boden gefallen waren, waren sie zunächst sehr erstaunt und konnten keine Ursache für diesen Sturz finden. Wer konnte das getan haben? Das Kind, das den Holzmörser am Seil hinter sich herschleppte, an dem es angebunden war? Wie konnte so ein Wunder passieren? Die Hirten waren ratlos. Doch die anderen Kinder sagten:
Er hat es getan! Er zog den Mörser zwischen die Bäume. Und es erschienen auch zwei herrliche Personen. Wir haben es mit eigenen Augen gesehen!

Doch die Hirten wollten es nicht glauben, daß so ein kleines Kind zwei so große Bäume entwurzeln konnte. Nur wenige begannen zu zweifeln, und als Nanda sah, daß sein Sohn an diesen Mörser gebunden war, den er mit sich herumschleppte, mußte er lächeln und befreite ihn von diesem Strick.

So spielte der Höchste Herr unter den Menschen und tanzte und sang auf Wunsch der Hirtenfrauen, als wäre er ein einfaches und gewöhnliches Kind, das man wie eine Holzpuppe bewegen kann. Manchmal holte er auf ihren Wunsch einen hölzernen Stuhl, einen Krug oder ein Paar Schuhe, und manchmal ahmte er die Erwachsenen nach, um sie zu belustigen. So handelte der Höchste Herr im Hirtendorf wie ein Kind, und zeigte damit der Welt, was er für seine Verehrer alles tun kann.

Eines Tages hörte Krishna eine Obstverkäuferin rufen: „Oh Leute kommt, und holt euch Früchte!“ Da ergriff der Allmächtige, der alle Früchte gewährt, schnell eine Handvoll Reiskörner und ging, um Obst zu kaufen. Doch bis er dort war, rieselten die Körner durch seine Finger und er kam mit leeren Händen an. Doch die Obstverkäuferin gab ihm trotzdem einige Früchte, und daraufhin füllte er ihr den Obstkorb mit Gold und Juwelen.

Nicht lange nach dem Ereignis mit den Arjuna Bäumen rief Rohini eines Tages nach Krishna und Balarama, die mit anderen Kindern am Flußufer spielten. Doch als sie nicht hörten, weil sie ganz im Spiel vertieft waren, schickte sie Mutter Yasoda, um die Söhne zu holen. Sie ging und rief nach den beiden, die noch so spät mit den anderen spielten. Doch bei ihrem Anblick floß ihr vor Liebe solgleich die Milch aus den Brüsten, und sie sprach:
Oh Krishna, mein lotusäugiger Liebling, hör auf zu spielen und trinke etwas Milch. Du mußt müde und hungrig sein, mein Sohn. Oh Balarama, bitte komm jetzt mit deinem jüngeren Bruder! Oh Freude deiner Familie, du hast heute nur dein Frühstück genossen und mußt doch jetzt von Hunger gequält sein. Oh Liebster, der Führer der Hirten möchte nun essen und wartet auf dich. Komm her, sei lieb und laß die anderen Jungen auch nach Hause gehen. Oh mein Sohn, du bist ganz mit Schlamm bedeckt, so komm und laß dich baden. Heute ist der Tag deines Geburtssterns. Da solltest du rein sein, und dann werden wir den Brahmanen Kühe schenken. Sieh nur, wie die anderen Jungs in deinem Alter von ihren Müttern gewaschen und schön angezogen werden! So laß auch dich baden und schmücken, und genieße deine Mahlzeit.

So war Mutter Yasoda voller Liebe, betrachtete den Höchsten Herrn als ihren Sohn, nahm Krishna und Balarama an die Hand und brachte sie nach Hause, um sie zu reinigen und schön zu machen.

Shri Suka fuhr fort:
Dann versammelten sich die älteren Hirten, die alle bedrohlichen Ereignisse im großen Wald von Vraja miterlebt hatten, zusammen mit Nanda, um darüber zu beraten. Upananda (Nandas älterer Bruder) war der Älteste und Weiseste mit der größten Erfahrung und überlegte sich, was nach Zeit und Umständen im Interesse von Krishna und Balarama das Beste wäre. Dann sprach er:
Wenn wir das Beste für unser Hirtendorf in Gokula wünschen, dann sollten wir alle zusammen diesen Ort verlassen. Hier wird es immer wieder zu großen Unruhen kommen, denn es gibt die bösartige Absicht, diese beiden Jungen zu töten. Der Grund liegt wohl darin, weil Krishna durch die Gnade des Herrn irgendwie aus den Händen der Dämonin (Putana) befreit wurde, die hierherkam, um die Kinder zu töten. Danach hätte ihn auch fast der umfallende Ochsenkarren erschlagen. Und der Herr der Götter mußte ihn auch vor dem Dämon des Wirbelsturms retten, der ihn so hoch in die Lüfte entführte und so schrecklich auf den Felsen herabstützte. Nur weil dieses Kind zusammen mit den anderen Kindern vom Allmächtigen beschützt wurde, entkamen sie auch den umstürzenden Arjuna-Bäumen. Deshalb sollten wir im Interesse der Kinder an einen anderen Ort ziehen, bevor es zu spät ist. Es gibt da einen anderen Wald, der Vrindavan heißt, mit viel frischem Grün und friedlichen Bergen, der mit seinem üppigen Reichtum an Gras und Bäumen ein geeigneter Ort für uns, unsere Frauen und die Kühe ist. Deshalb sollten wir noch heute dahin gehen und keine Zeit verschwenden. Wenn ihr alle einverstanden seid, dann beladen wir unsere Karren mit allem Besitz und ziehen mit den Kühen los.

Als die Hirten diese Rede gehört hatten, waren sie alle einverstanden, lobten den Vorschlag und begannen, die Kühe zusammenzutreiben und ihre Habseligkeiten auf ihre Ochsenkarren zu laden. Darauf setzten sie dann die Alten, Kinder und Frauen, ergriffen besorgt Pfeil und Bogen und zogen mit ihren Priestern an der Spitze unter dem Klang der Signalhörner los. Die Hirtenfrauen waren schön gekleidet, ihre Körper waren liebevoll mit frischem Kumkuma verziert, und während der Fahrt auf den Karren sangen sie mit großer Freude viele Lieder über die Spiele von Krishna. Auch Yasoda und Rohini saßen zusammen mit Krishna und Balarama auf einem Karren und freuten sich sehr über diese gesungenen Geschichten. Als sie Vrindavan erreichten, den Ort, der zu allen Jahreszeiten angenehm war, entschieden sie sich für ein Kuhgehege, indem sie ihre Karren in einem Halbkreis ähnlich einem Halbmond aufstellten.

Oh König, als Krishna und Balarama dort ankamen und Vrindavan mit dem Berg Govardhana und die Ufer der Yamuna erblickten, waren sie überaus glücklich. Und die beiden Jungen begeisterten mit ihren Kinderspielen und ihrer Kindersprache die ganze Hirtengemeinschaft. Nach einiger Zeit waren sie dann auch alt genug, um sich um die Kälber zu kümmern. Daraufhin hüteten sie zusammen mit den anderen Hirtenkindern mit allen Arten von Spielen und Zeitvertreiben die Kälber im Land der Hirten. Manchmal spielten sie ihre Flöten, manchmal spielten sie mit Bilva-Früchten Fußball, daß ihre Knöchelglöckchen weit erschallten, manchmal spielten sie Kuh und Stier, während sie laut brüllten und die Tiere nachahmten, die sich gegenseitig bekämpften, und manchmal imitierten sie die Stimmen der Tiere, die sie ringsherum gehört hatten. So wanderten Krishna und Balarama wie zwei normale Kinder über diese Erde.

Doch es dauerte nicht lange, da erschien eines Tages am Ufer der Yamuna, wo sie mit ihren Spielkameraden die Kälber hüteten, wieder ein Dämon, der Krishna und Balarama töten wollte. Er nahm die Gestalt eines Kalbes an und mischte sich unter die anderen Kälber. Aber der Herr entdeckte ihn und gab Balarama ein Zeichen, während er sich ihm unauffällig näherte. Dann packte ihn Achyuta an den Hinterbeinen und am Schwanz, wirbelte ihn wild im Kreis herum und warf ihn sterbend auf einen großen Baum. Dort nahm der Dämon wieder seinen riesigen Körper an und stürzte zusammen mit dem Baum zu Boden. Die Kinder, die dieses Ereignis miterlebt hatten, waren überaus erstaunt, lobten ihn und riefen: „Gut gemacht! Sehr gut!“ Und auch die Götter waren erfreut und ließen himmlische Blüten herabregnen.

So wurde dieses Paar, das der Schutz aller Welten ist, zum Beschützer der Kälber und ging jeden Morgen nach dem Frühstück, um die jungen Tiere zu hüten. Jeder von ihnen war für eine eigene Gruppe Kälber zuständig. Und eines Tages, als sie sich an einem See trafen, wo sie die Tiere tränkten und auch ihren eigenen Durst stillten, sahen die beiden Jungen einen riesigen und schrecklichen Körper, der wie ein vom Blitz abgeschlagener Bergesgipfel dalag. Er gehörte einem mächtigen Dämon namens Vaka, der den Körper eines riesigen Reihers angenommen hatte. Und plötzlich erhob er sich und verschluckte Krishna mit seinem spitzen Schnabel. Als die Kinder mit Balarama sahen, daß Krishna von diesem Reiher verschlungen worden war, waren sie völlig verblüfft und starrten ratlos umher. Doch der Sohn des Kuhhirten und Meister des Universums begann, tief in der Kehle des Dämons wie ein Feuer zu brennen und wurde sofort ohne jegliche Verletzung wieder ausgespuckt. Daraufhin versuchte ihn der Reiher mit seinem spitzen Schnabel zu töten. Doch während dieses erneuten Angriffs packte Krishna den Dämon, der ein Freund von Kansa war, am langen Schnabel und riß ihn vor den Augen der Kinder so leicht auseinander, wie man einen Grashalm spaltet. Damit erfreute der Führer der Hochbeseelten die Bewohner des Himmels, so daß die Götter duftende Jasminblüten aus dem Reich von Indra herabregnen ließen, und die himmlischen Pauken und Trompeten zusammen mit Gebeten und Lobeshymnen erklangen, um den Feind von Vaka zu preisen. Bei diesem Anblick waren die Söhne der Kuhhirten höchst erstaunt. Und wie die Sinne mit dem Bewußtsein wieder zurückkehren, so kehrte auch das Leben in ihnen zurück, als sie Krishna wieder aus dem Schnabel des Reihers befreit sahen. Erlöst von dieser Gefahr umarmten sie ihn, sammelten ihre Kälber ein und kehrten in das Hirtendorf zurück, wo sie alles erzählten. Und die Hirten mit ihren Frauen waren ebenfalls höchst erstaunt, als sie diese Geschichte hörten, und bejubelten die Kinder, als wären sie aus dem Reich des Todes zurückgekehrt, und konnten ihre Augen voller Bewunderung und Freude von den Jungen nicht abwenden. Sie sprachen zu sich:
Was für ein Wunder, daß dieser Junge, dessen Leben schon so oft bedroht wurde, immer noch lebt, während alle, die solche Schrecken verbreiteten und ihn bedrohten, selbst sterben mußten?! Trotz all ihrer Versuche gelang es keinem der bösartigen Verschwörer in ihrer verrückten Bosheit erfolgreich zu sein. Alle, die ihn bedrängten, starben wie die Fliegen im Feuer. So ist es wohl: Die Worte der Kenner des Brahman erweisen sich niemals als falsch. Was der große Meister (Garga) vorhergesagt hatte, ist genau so geschehen.

Auf diese Weise faßten die Hirten von Nanda Vertrauen, fürchteten sich nicht vor den Leiden der Welt und sprachen mit Freude über die Geschichten von Krishna und Balarama. Und so verbrachten die beiden Jungen ihre Kindheit in der Gemeinschaft der Kuhhirten mit verschiedensten Kinderspielen, wie Verstecken, Dämme bauen oder nach Art der Affen umherspringen.


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