Pushpak Bhagavata Purana Buch 9Zurück WeiterNews

9.15. Die Krieger-Verkörperung des Herrn als Parasurama

Suka, der Sohn von Vyasa, sprach:
Urvasi gebar ihrem Ehemann, König Pururava, sechs Söhne namens Ayu, Srutayu, Satyayu, Raya, Vijaya und Jaya. Srutayu hatte einen Sohn namens Vasuman, Satyayu einen Sohn namens Srutanjaya, Raya einen Sohn namens Eka und Jaya einen Sohn namens Amita. Der Sohn von Vijaya hieß Bhima, und ihm folgten in der Stammeslinie Kanchana, Hotraka und Jahnu, der das Wasser der Ganga mit einem Zug austrank. Der Sohn von Jahnu war Puru, und ihm folgten in der Stammeslinie Valaka, Ajaka und Kusha, der wiederum die vier Söhne Kusambu, Tanaya, Vasu und Kusanabha hatte. Der Sohn von Kusambu war Gadhi, dessen Tochter Satyavati vom Brahmanen Richika zur Ehefrau gewünscht wurde. Doch König Gadhi betrachtete ihn zunächst als unpassend und sprach: „Bitte gib mir als Mitgift für diese Tochter aus dem Kusha-Stamm tausend Pferde, so strahlend hell wie das Mondlicht und jeweils mit einem schwarzen Ohr.“ Der Weise verstand, was er damit meinte und begab sich zum Wohnsitz von Varuna, von wo er die Pferde herbrachte und übergab. Der König war nun zufrieden, und so heiratete er die schöne Tochter.

Dann wurde der heilige Brahmane von seiner Ehefrau und seiner Schwiegermutter, die sich jeweils einen besonders guten Sohn wünschten, um eine Zauberspeise gebeten, die mit Mantras gestärkt war (ein Brahmanen-Mantra für seine Frau und ein Kshatriya-Mantra für die Schwiegermutter). Nachdem er die Speise bereitet hatte, ging der Weise baden. Doch in der Zwischenzeit wurde Satyavati von ihrer Mutter gedrängt, die beiden Opferspeisen auszutauschen, weil sie dachte, daß die Ehefrau die bessere bekommen sollte. So gab Satyavati ihre Speise der Mutter und verzehrte die Speise, die für die Kshatriya-Frau gedacht war. Als der Weise davon erfuhr, sprach er zu seiner Frau: „Du hast einen großen Fehler gemacht. Nun wird dein Sohn die wilde Art eines Kriegers bekommen, während dein Onkel ein spiritueller Gelehrter wird.“ Satyavati erschrak und bat den Weisen, daß es nicht so sein soll. Darauf sprach der Sohn von Bhrigu: „Gut, aber dann wird der Sohn von deinem Sohn diese Eigenschaft bekommen.“ Daraufhin wurde Jamadagni geboren, und Satyavati wurde später zum großen heiligen Fluß Kausika, der alles Weltliche reinigen kann.

Jamadagni heiratete Renuka, die Tochter von Renu, die ihm mehrere Söhne zur Welt brachte, von denen Vasumana der Älteste und der berühmte Parasurama der Jüngste war. Parasurama wurde (aufgrund des Mantras) ein überaus mächtiger Krieger und galt als eine Verkörperung von Vishnu. Er besiegte die Haihaya-Stämme und befreite die Erde einundzwanzigmal von allen Kshatriya-Kriegern. Denn Mutter Erde hatte ihn darum gebeten, sie von dieser übermächtig und stolz gewordenen Herrscherkaste zu befreien, die zunehmend von Leidenschaft und Unwissenheit erfüllt wurde und die Brahmanen immer weniger achtete. Daraufhin hatte er sie überall bekämpft, auch wenn sie ihn nicht angegriffen hatten.

Da fragte König Parikshit:
Oh Suka, bitte erkläre mir ausführlicher, worin die Sünde der Kshatriyas bestand, so daß sie vom Höchsten Herrn immer wieder vernichtet wurden?

Und der Sohn von Vyasa sprach:
Kartavirya-Arjuna, der König der Haihayas, verehrte damals Dattatreya, die Verkörperung von Narayana, und erhielt dafür im Kampf tausend Arme. So wurde er zum Schrecken aller Feinde, denn er konnte nicht mehr besiegt werden, war klug, mächtig, berühmt, herrlich und überaus stark. Aufgrund seiner Yoga-Beherrschung hatte er die übernatürlichen Fähigkeiten (Siddhis) gewonnen und konnte unermüdlich wie der Wind durch die ganze Welt reisen. Als er eines Tages mit seinen schönen Frauen ein Bad im Wasser der Narmada genoß, staute er im Stolz auf seine siegreichen tausend Arme das Wasser des Flusses. Das erzürnte den überstolzen zehnköpfigen Ravana, dessen Lager stromaufwärts überschwemmt wurde. So forderte ihn Ravana mit vielen Beleidigungen in Gegenwart seiner Frauen zum Kampf heraus. Aber Arjuna nahm ihn einfach gefangen und brachte ihn in seine Hauptstadt Mahishmati wie einen eingefangenen Affen. Erst nach einer Weile ließ er ihn (auf Bitten von Pulastya, dem Großvater Ravanas) wieder frei.

Als der tausendarmige Arjuna eines Tages auf einer Jagd durch die Wälder wanderte, kam er auch zur Einsiedelei von Jamadagni. Der Weise konnte mit Hilfe seiner wunscherfüllenden Kuh (Kamadhenu) den König mit seinem ganzen Gefolge an Ministern und Soldaten einen königlichen Empfang bereiten und alles bieten, was das Herz begehren konnte. Als der König sah, wie dieser Reichtum seinen eigenen weit überstieg, wurde er gierig und wünschte, die Opferkuh zu besitzen. In seiner Unwissenheit gebot er seinen Soldaten diese Kuh dem Weisen wegzunehmen und zusammen mit ihrem Kalb nach Mahishmati zu bringen, obwohl sie jämmerlich über diese Gewalttat weinte. Nachdem der König gegangen war, hörte Parasurama, als er zur Einsiedelei seines Vaters zurückkehrte, von dieser üblen Tat und wurde so wütend, wie eine getretene Schlange. Er konnte diese Verletzung nicht ertragen, ergriff seine mächtige Axt sowie Schild, Pfeile und Bogen und verfolgte den König, wie ein Löwe einen Elefanten verfolgt. Als der König seine Hauptstadt betrat, entdeckte er Parasurama hinter sich herkommen, mit Pfeil und Bogen sowie einer großen Axt bewaffnet. Sein Körper war mit einem schwarzen Hirschfell bedeckt, er trug verfilzte Locken und strahlte wie eine aufgehende Sonne. Da sandte er nacheinander siebzehn große Armeen in den Kampf mit Elefanten, Streitwagen, Pferden und Fußsoldaten, die mit Schwertern, Pfeilen, Lanzen, Schlingen und Keulen bewaffnet waren, aber Parasurama, der Herr und Meister, besiegte sie alle ganz allein. Als Meister im Kampf mit der Axt schlug er die Angreifer so schnell wie der Wind oder die Gedanken, so daß es überall Arme, Beine und Köpfe zu Boden regnete. Als der tausendarmige Arjuna sah, wie seine Soldaten unter der Axt und den Pfeilen von Parasurama fielen und überall mit ihren Schilden, Fahnen und Waffen im blutigen Schlamm des Schlachtfeldes verstreut lagen, eilte er wütend selbst in den Kampf. Er legte mit fünfhundert Armen gleichzeitig fünfhundert Pfeile auf fünfhundert Bögen, um Parasurama im Kampf zu besiegen. Doch dieser schoß sie alle mit nur einem Bogen in Stücke. Dann griff der König mit Steinen und Bäumen an, die er mit seinen Händen entwurzelte. Doch als er damit auf dem Schlachtfeld voranstürmte, wurden ihm von Parasurama alle Arme mit der messerscharfen Axt und gewaltiger Kraft abgeschlagen, so daß sie wie die Köpfe einer tausendköpfigen Schlange zu Boden fielen. Und nachdem die Arme abgeschlagen waren, fiel auch noch der Kopf wie der Gipfel eines Berges. Als ihr Vater auf dem Schlachtfeld gefallen war, flohen auch seine tausend Söhne aus Angst davon.

So befreite der Vernichter aller überheblichen Krieger die Opferkuh mit ihrem Kalb, die sehr gelitten hatten, und brachte sie in die Einsiedelei seines Vaters zurück. Dort erzählte Parasurama seinem Vater und seinen Brüdern alles, was geschehen war. Doch als Jamadagni es gehört hatte, sprach er:
Oh Parasurama, du hast eine Sünde begangen, weil du diesen göttergleichen Mann unnötigerweise getötet hast, der alle Götter in sich verkörperte. Wir sind Brahmanen, mein lieber Sohn, also Menschen, die aufgrund der Kraft ihrer Vergebung einen besonderen Status des Respekts erreicht haben. Durch diese Eigenschaft hat auch Brahma seine besondere Position als Schöpfergott und geistiger Vater der Welt erlangt. Durch Vergebung erstrahlen Herrlichkeit, Glück und Erfolg auf dem geistigen Weg wie eine aufgehende Sonne. Denn wer Vergebung übt, mit dem wird der Höchste Herr schnell zufrieden. Einen König zu töten, der als König der Könige berühmt ist, ist schlimmer, als einen Brahmanen zu töten. Deshalb reinige dich von dieser Sünde, mein Bester, indem du deinen Geist auf den Allmächtigen richtest und die heiligen Pilgerstätten besuchst.


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