Pushpak Bhagavata Purana Buch 9Zurück WeiterNews

9.11. Wie Rama die Welt regierte

Der ehrenwerte Suka sprach:
König Rama, die Verkörperung des Höchsten Herrn und Seele aller Götter, folgte seinem Lehrer (Vasishta) und brachte reiche Opfer dar. So verehrte er sich selbst durch sich selbst. Dem Hota-Priester (der die Opfer darbringt) schenkte er zum Dank den ganzen Osten, dem Brahma-Priester (der das Opfer leitet) den Süden, dem Adhvaryu-Priester (der die Yajur-Mantras rezitiert) den Westen und dem Udgata-Priester (der die Saman-Hymnen singt) den Norden. Und im Bewußtsein, daß die Brahmanen, die von weltlicher Anhaftung frei sind, die ganze Erde verdienen, schenkte er seinem Lehrer den Rest des ganzen Landes. Was auf diese Weise für ihn selbst übrigblieb, waren die persönlichen Ornamente und Kleider, und auch Sita, die Tochter des Königs von Videha, besaß nur das, was sie am Körper trug. Und als die Brahmanen sahen, wie sehr er sich als König um sie kümmerte, schmolzen ihre Herzen, und sie ehrten ihn voller Zufriedenheit mit ihren Gebeten, schenkten ihm alle Gaben zurück und sprachen:
Oh Höchster Herr und Meister des Universums, bist du es nicht, der uns alles gegeben hat? Wenn du in unsere Herzen eintrittst, zerstreust du mit deiner Herrlichkeit das Dunkel unserer Unwissenheit. Oh Rama, unsere ganze Verehrung sei dir, oh Gott der Götter und Führer aller Hochbeseelten, dessen Lotusfüße von all denen verehrt werden, die von Gewalt frei sind, und deren Weisheit niemals durch Angst getrübt wird.

So regierte Rama lange Zeit. Doch eines Nachts ging er unbemerkt in Verkleidung durch die Straßen, um die Meinung des Volkes zu erfahren, und da hörte er jemanden zu seiner Ehefrau sprechen:
Ich kann dich nicht länger als Ehefrau unterhalten, denn du bist unrein und untreu geworden, weil du dich so lange im Haus eines anderen Mannes aufgehalten hast. Ich kann dich nicht so einfach wieder akzeptieren, wie es Rama mit seiner Sita getan hatte (nachdem sie solange im Haus von Ravana war).

Und weil sich nun Rama darum sorgte, was sein Volk dachte, auch wenn sie aus Unwissenheit die wahren Hintergründe nicht kannten, verbannte er Sita aus seinem Haus. Daraufhin ging sie in die Einsiedelei des Heiligen Valmiki. Und weil sie bereits schwanger war, als sie Rama verließ, brachte sie dort nach einiger Zeit ein Zwillingspaar zur Welt, zwei Jungen, die vom Heiligen, der die Geburtsrituale durchführte, die Namen Kusha und Lava bekamen. Ähnlich wurden auch von der Ehefrau Lakshmanas zwei Söhne geboren, nämlich Angada und Chitraketu (bzw. Chandraketu). Auch Bharata hatte zwei Söhne, die Taksha und Pushkala hießen. Und Suvahu und Shrutasena (bzw. Shatrughati) waren die Söhne von Shatrughna. Bharata eroberte alle Himmelsrichtungen und besiegte Millionen Gandharvas, so daß er all ihren Reichtum König Rama anbieten konnte. Shatrughna besiegte den Rakshasa Lavana, ein Sohn des Dämons Madhu, im großen Wald von Madhuvana, wo er dann die Stadt Mathura gründete (und regierte). Sita, die von ihrem Ehemann weggeschickt worden war, meditierte beständig über die Lotusfüße von Rama, vertraute ihre Söhne dem Heiligen an und ging wieder in die Erde ein. Als Rama, der Höchste Herr, davon hörte, war er untröstlich, erinnerte sich an ihre vorzüglichen Eigenschaften und Tugenden und konnte sich kaum noch auf etwas anderes konzentrieren. Denn die körperliche Anhaftung zwischen Ehemann und Ehefrau ist eine große Quelle vieler Ängste. Und wenn dies schon für solche mächtigen Herrscher gilt, was soll man da über einen einfachen Hausvater sagen, der ein gewöhnliches Hausleben führt? Nachdem Sita gegangen war, übte Rama strengste Entsagung und führte ein Feuer-Opfer durch, das 13.000 Jahre ohne Unterbrechung dauerte. Danach erhob er sich in seine selbststrahlende Welt und ließ in den Herzen seiner Verehrer die Erinnerung an seine reinen Lotusfüße zurück, die auf seiner Wanderung von den Dornen des Dandaka-Waldes durchbohrt worden waren.

Doch Rama, der König aus dem Raghu-Stamm, der sich für das weltliche Spiel verkörpert hatte, kannte eigentlich keine Notwendigkeit für all die verehrenden Gebete der Götter und Hochbeseelten, das Besiegen der Rakshasas oder den Bau der Brücke über den Ozean. Er benötigte auch keinen Pfeil und Bogen oder die Hilfe der Affenarmee, um irgendeinen Feind zu besiegen. Höchste Verehrung sei diesem König der Raghus, dessen makelloser Ruhm, der so rein wie ein weißes Tuch ist, das einen siegreichen Elefanten bedeckt, der noch heute in königlichen Versammlungen und von den Weisen in allen Himmelsrichtungen gepriesen wird, und dessen Lotusfüße, die alle Sünden besiegen, von den irdischen Königen und himmlischen Göttern verehrt werden. Und so folgten ihm auch die Menschen aus dem Reich von Kosala, denn ihre Herzen waren immer bei ihm, ob sie aßen oder schliefen, so daß sie auch die hohe Welt erreichten, in die er einging, und wohin auch die Yogis auf dem Bhakti-Weg der liebenden Hingabe gehen. Oh König, so kann jeder, der von den Taten Ramas mit Hingabe hört und Mitgefühl übt, aus den Fängen des Karmas befreit werden.

Da fragte König Parikshit:
Wie verhielt sich Rama, der Höchste Herr, zu seinen Brüdern, die doch auch seine Verkörperungen waren? Und wie verhielten sich seine Verwandten und das ganze Volk zu ihm, dem Höchsten Herrn?

Und Suka, der Sohn von Vyasa, sprach:
Nachdem er den Thron des irdischen Königreichs bestiegen hatte, befahl der Herr des Universums seinen Brüdern, die Welt zu erobern, während er sich selbst um sein Volk kümmerte und mit seinen Ministern in der Hauptstadt (Ayodhya) regierte. Die Straßen waren mit parfümiertem Wasser und dem Brunstsaft der Elefanten besprengt. Und es war dem Volk die höchste und größte Freude, ihren Meister und Herrscher persönlich anwesend zu sehen. Die Paläste, Stadttore, Versammlungshäuser, Plätze, Tempel und dergleichen waren mit goldenen Wassertöpfen und Fahnen geschmückt. Und wenn Rama erschien, verwandelte man alles in ein Freudenfest mit Triumphbögen, Wandteppichen, Girlanden, Betelnüssen, Blumen, Früchten, Palmenwedeln, bunten Fahnen und Spiegeln. Wo immer er erschien, kamen die Einheimischen mit ihren Kultartikeln auf ihn zu, um seinen Segen zu empfangen, und sprachen: „Oh Höchster Herr, segne dieses Land, das du wie schon oft zuvor (in deinen Verkörperungen) wiedererlangt hast!“ Die Männer und Frauen der Stadt, die sich danach sehnten, den Herrn mit den Lotusaugen zu sehen, stiegen auf die Dächer ihrer Häuser, um ihre durstigen Augen zu befriedigen, und streuten Blüten auf ihn herab. Und nach seiner Prozession durch die Stadt betrat er wieder den Palast seiner Familie, der von seinen Vorfahren in eine reiche Schatzkammer verwandelt wurde, die mit allem Wünschenswerten gefüllt war. Die Türpfosten waren aus Korallen, die Säulen aus Kristall, die Böden aus Edelsteinen und die Wände aus Marmor. Es gab alle Arten von Blumen und Flaggen wie auch Teppiche, Perlen und wertvollste Juwelen. In all dieser erfreulichen Herrlichkeit, mit den vielen Blumensträußen, dem duftenden Weihrauch und den strahlenden Lampen, erschienen die anwesenden Männer und Frauen, deren körperliche Schönheit mit ihrem Schmuck konkurrierte, wie die Götter und Göttinnen im Himmel. Und Rama, der Höchste Herr, der sich an der liebenden Hingabe erfreut, lebte dort in vollkommener Zufriedenheit mit seiner geliebten Frau Sita. Und alle Menschen, die über seine Lotusfüße meditieren, können wie er alle Freuden des Lebens zur rechten Zeit genießen und in Zufriedenheit im Einklang mit dem Dharma leben.


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