Pushpak Bhagavata Purana Buch 9Zurück WeiterNews

9.3. Der Sohn des Manus namens Sharyati

Der ehrenwerte Suka sprach:
König Sharyati, ein weiterer Sohn von Manu, war ein hochbeseelter königlicher Weiser, der sogar befugt war, am zweiten Tag eines Opfers von Angiras die Opferhandlungen zu erklären. Er hatte eine lotusäugige Tochter namens Sukanya, mit der er eines Tages in den Wald ging, um die Einsiedelei des Heiligen Chyavana zu besuchen. Während sie in Begleitung ihrer Freundinnen Blumen und Früchte von den Bäumen sammelte, erblickte sie in einem Ameisenhaufen zwei leuchtende Lichter. Das junge Mädchen versuchte in ihrer Unwissenheit mit einem Dorn in die Lichter zu stochern, aber da strömte plötzlich Blut heraus. Ihre Beschützer standen vor Schreck wie angewurzelt, und als der König sah, was geschehen war, sprach er zu den Erschrockenen:
Ach, wir haben einen großen Fehler gemacht, als wir uns diesem erleuchteten Weisen nähern wollten. Damit haben wir den heiligen Einsiedler verletzt.

Darauf sprach Sukanya ängstlich zu ihrem Vater:
Ich war es, die ohne zu wissen, was sie tat, mit einem Dorn in diese beiden glänzenden Lichter gestochert hat.

Als der König diese Worte von seiner Tochter gehört hatte, war er in größter Sorge und wollte dem Weisen gefallen, der gelassen und zufrieden im Ameisenhügel saß. Als er dann erkannte, was hier nötig war, um die Situation wieder in Ordnung zu bringen, übergab er mit schwerem Herzen seine Tochter dem (erblindeten) Weisen und kehrte dann mit dessen Erlaubnis nach Hause zurück. So wurde Sukanya die Ehefrau von Chyavana, die ihm diente, obwohl er schon alt und mürrisch war. Doch sie versuchte, ihm zu gefallen, indem sie achtsam alle seine Wünsche erfüllte. Nachdem nun auf diese Weise einige Zeit vergangen war, erschienen die himmlischen Aswin-Zwillinge in der Einsiedelei. Der Weise begrüßte sie mit Respekt und sprach:
Oh ihr Heiler des Himmels, gebt mir die Jugend zurück! Ich weiß, daß ihr keinen Soma trinken dürft, aber ich werde euch einen Topf voller Soma-Saft anbieten, wenn ihr mir die Kraft und Jugend gebt, die für junge Frauen so wünschenswert ist.

Und die himmlischen Heiler sprachen zum Weisen:
So sei es! Tauche einfach in diesen See ein, und du wirst einen vollkommenen Körper empfangen.

So sprachen die Aswins und halfen dem alten Mann mit grauen Haaren, schlaffer Haut und gebrechlichem Körper, an dem man jede Ader sehen konnte, in den See. Und als sie wieder herauskamen, erschienen sie alle drei in größter Schönheit, die sich Frauen nur wünschen können, mit Lotusgirlanden, Ohrringen, herrlichen Körpern und schönsten Kleidern. Doch als die jugendliche und keusche Ehefrau alle drei Männer vor sich sah, konnte sie sich zunächst nicht entscheiden, wer ihr Ehemann war, denn sie erstrahlten alle gleich schön und hell wie die Sonne. Da betete sie zu den Aswins, und erfreut über die Kraft ihres Glaubens zeigten sie auf ihren Ehemann, verabschiedeten sich vom Weisen und kehrten auf ihren himmlischen Wagen in ihr himmlisches Reich zurück.

Als dann König Sharyati ein Opfer durchführen wollte und zur Einsiedelei von Chyavana ging, erblickte er dort einen herrlichen jungen Mann an der Seite seiner Tochter, der wie eine Sonne strahlte. Doch obwohl die Tochter sich vor ihrem Vater verneigte und ihn mit allen Ehren empfing, verwehrte er seinen Segen und sprach erzürnt:
Was tust du hier? Betrügst du jetzt deinen Ehemann, den großen Weisen, der von allen verehrt wird? Hast du ihn, weil er so altersschwach und blind war, aufgegeben und dir diesen fremden Mann von der Straße als Liebhaber genommen? Bist du untreu und verrückt geworden? Wenn du diesen Liebhaber behältst, wirst du als meine Tochter zur Schande unserer ganzen angesehenen Familie werden und deinen Vater und auch deinen Ehemann schamlos in die tiefste Hölle stürzen.

Doch sie lächelte schüchtern, und sprach zu ihrem erzürnten Vater:
Oh Vater, dies hier ist dein Schwiegersohn, der mächtige Sohn des Bhrigu.

Dann erklärte sie die ganze Geschichte, wie der Weise sein Alter abgelegt und diese jugendliche Schönheit erlangt hatte, so daß der Vater höchst erstaunt und erfreut war und seine Tochter liebevoll umarmte. Dann amtierte der Heilige Chyavana im Opfer des Königs und brachte den Aswins den versprochenen Topf voller Soma-Saft dar, der ihnen eigentlich verwehrt war. Doch darüber war Indra erzürnt, ergriff wütend seinen Donnerblitz, um den Weisen zu töten, aber der Sohn von Bhrigu lähmte den Arm, der den Blitz hielt. Und seitdem gibt es mit Erlaubnis aller (Götter) auch einen vollen Topf Soma-Saft für die Aswins, die himmlischen Heiler, der ihnen bisher verwehrt war.

König Sharyati hatte drei mächtige Söhne namens Uttanavarhi, Anarta und Bhurishena. Der Sohn von Anarta war Revata, der auf einer Insel im Ozean die Stadt Kushasthali (später Dwaraka) erbaute und das reiche Land Anarta regierte. Er hatte hundert Söhne, von denen Kakudmi der Älteste war. Kakudmi ging mit seiner Tochter Revati zum Wohnsitz von Brahma jenseits der irdischen Eigenschaften, um den Allmächtigen um einen passenden Ehemann für sie zu bitten. Doch der Große Vater der Welt war gerade beschäftigt, die Musik der Gandharvas zu genießen, und als er damit fertig war, hatte er Zeit für Kakudmi, der Brahma gebührend verehrte und ihm seinen Wunsch vortrug. Da lächelte der allmächtige Vater über diesen Wunsch und sprach:
Oh König, wen du auch immer als Ehemann für deine Tochter im Sinn hattest, der ist schon längst gestorben. Niemand spricht mehr von ihm und auch nicht von seinen Söhnen, Enkeln und Nachkommen. Denn während du hier (zwanzig Minuten) gewartet hast, sind auf der Erde dreimal neun Mahayugas vergangen (116.640.000 Menschenjahre, denn ein Brahma-Tag ist ein ganzer Schöpfungstag). Gehe daher zu Lord Balarama. Er ist eine äußerst mächtige Verkörperung des Gottes der Götter (Vishnu). Übergib deine vorzügliche Tochter diesem vorzüglichen Mann, oh König. Denn der Höchste Herr und ewige Wohltäter, dessen Namen mit viel Verdienst gehört und gesungen werden, hat sich in ihm verkörpert, um der Erde ihre übermäßige Last zu erleichtern.

Nach diesen Worten erwies der König dem selbstgeborenen Brahma seinen ganzen Respekt und kehrte wie geboten in seine Hauptstadt (nach Kushasthali) zurück, die nun schon lange von seinem Stamm und allen Nachkommen verlassen war, die sich aus Angst vor Dämonen in alle Richtungen zerstreut hatten. Dort übergab er seine wunderschöne Tochter dem mächtigen Balarama (der mittlerweile mit Krishna und seinem Volk in dieser Stadt, die nun Dwaraka hieß, eingezogen war) und ging danach in die Einsiedelei Vadarika von Nara und Narayana, um dort Askese zu üben und der Welt zu entsagen.


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