Pushpak Bhagavata Purana Buch 5Zurück WeiterNews

5.13. Jadas Belehrung über Leben in der Welt

Der Brahmane sprach:
Oh König Rahugana, die individuell verkörperte Seele wird durch die natürlichen Qualitäten von Güte, Leidenschaft und Unwissenheit von der Höchsten Seele getrennt und wandert mit der Vision des karmischen (bzw. eigennützigen) Handelns auf dem mühevollen Weg des weltlichen Lebens, um sich höher zu entwickeln und höheren Wohlstand zu suchen, aber kann auf diese Weise kein beständiges Glück finden. Oh König, wer der falschen Führung folgt und Träumen nachjagt, wird in dieser Welt von den sechs Räubern (der Sinne und Gedanken) geplündert. Sie dringen wie Schakale ins Herz und tragen den verwirrten Geist davon, wie der Tiger ein Lamm. In einer dichten Höhle aus Schlinggewächsen wähnt er sich zwischen dem Himmel der Gandharvas und der dämonischen Hölle, wo er von grausam beißenden Mücken gepeinigt wird. Auf weltlichen Wegen wandert er hin und her, nennt einen Teil der Erde, des Wassers oder anderen Reichtums sein eigen, hat die wahre Richtung verloren und wird vom irdischen Staub geblendet wie in einem Wirbelsturm. Vom Zirpen unsichtbarer Grillen in seinem Ohr beunruhigt, durch den nächtlichen Ruf der Eulen im Herzen erschüttert und von Hunger und Durst getrieben sucht er die Früchte unfruchtbarer Bäume und läuft dem Wasser einer Fata-Morgana hinterher. Er läuft zu Flüssen, die kein Wasser führen, und bittet die um Nahrung, die nichts besitzen. Er verzweifelt über Waldbrände, die sein Haus bedrohen, und Räuber, die seinen Besitz stehlen. Er wird von weltlichen Herrschern versklavt, von Trauer im Herzen überwältigt, verliert seine Vernunft und fällt voller Sorgen in tiefste Verwirrung. Dazwischen erscheint kurze Freude, als hätte er den höchsten Himmel auf Erden und das wahre Glück gefunden. Wenn er dann läuft, werden seine Füße von Dornen und Steinen gequält, wenn er aufsteigen will, rutscht er ab, und als Hausvater verzweifelt er am unersättlichen Hunger seiner Familie. Manchmal würgt ihn eine Python, und er kann sich kaum noch bewegen, manchmal beißt eine Giftschlange, und er liegt krank am Boden, und manchmal fällt er aus Blindheit in dunkle Gruben. In seiner Gier nach süßem Honig wird er von wilden Bienen gejagt, und was er mühevoll ergreifen will, schnappt ihm ein Rivale weg. Dann wird er von Kälte, Hitze, Sturm oder Regen überwältigt, fühlt sich hilflos und elend, und wegen kleinster Geschäfte wird er zum Betrüger und schafft sich Feinde.

In diesem Wald der Welt bettelt er um ein Stück Land, ein Haus und Reichtum von anderen, und bekommt nie das, was er wirklich braucht. Er begehrt den Besitz anderer und wird zum Dieb. Er heiratet, um sich zu vermehren, sorgt sich um Haus und Familie, wird in Besitz verstrickt und muß gegen andere kämpfen. Seine Existenz und aller Reichtum werden von Unglück und Ruin bedroht. Auf diese Weise wandern alle Lebewesen mit eigennützigen Interessen durch die Welt, müssen die Toten zurücklassen und sind an die Lebenden gebunden. Oh Held, bis jetzt hat niemand auf diesen weltlichen Wegen jemals ein wahres Ziel erreicht. Wer versucht, die großen Elefanten der Himmelsrichtungen zu besiegen, wird in dieser Welt durch die Vorstellung von „Ich“ und „Mein“ gefangen und muß am Ende sein Leben im Kampf gegen Feinde lassen, die er sich selbst geschaffen hat. Sie erreichen nicht den wahren Reichtum der Entsagung, die frei von Feindseligkeit zur Vollkommenheit führt. Wer sich wie eine Kletterpflanze an den Schutz seines Ehepartners klammert, singt wie die Vögel bald nur noch das Lied, das der Partner hören möchte. Dann denkt er nicht mehr an den Höchsten Herrn, der den Diskus trägt, und freundet sich mit Krähen, Reihern und Geiern an. Von ihnen betrogen, wendet er sich als nächstes an die Schwäne (die Weisen), doch unzufrieden mit ihren Geboten hält er sich lieber an die Affen, die sich gegenseitig begaffen und Befriedigung gewähren, ohne sich ihrer Vergänglichkeit bewußt zu sein. Man will sich an den Früchten des eigenen Baumes erfreuen, haftet an Frau und Kindern an und bleibt innerlich unerfüllt. Man kann nicht loslassen und bleibt an die Früchte des Handelns gebunden. Er ist in eine tiefe Grube gefallen, klammert sich voller Angst an eine herabhängende Kletterpflanze und wird vom Tod und dem Elefanten der Zeit bedroht (siehe auch MHB 11.5). Und wenn er auch dieser Gefahr entkommt, beginnt er wieder ein ähnliches Leben und jagt nach den Genüssen im Wald der Welt mit einer Seele, die von der Illusions- und Schöpferkraft (Maya) beherrscht wird, so daß er wieder auf seinen Tod trifft, ohne wahre Erkenntnis erreicht zu haben. Oh König Rahugana, das ist der Weg, den du durch den Wald dieser irdischen Welt gehst. Nur wenn du deine Anhaftung ans Königreich aufgibst und uneigennützig zum Wohle aller Wesen handelst, kannst du von dieser Unwissenheit befreit werden. Benutze das Schwert der Erkenntnis, schärfe es im hingebungsvollen Dienst am Höchsten Herrn und erreiche das Höchste jenseits dieser Welt.

Darauf sprach der König:
Oh Hochbeseelter, gesegnet ist meine Geburt, denn es gibt nichts Besseres, nicht einmal im Himmel, als auf einen Lehrer wie dich zu treffen, dessen Herz durch die Herrlichkeit von Hrishikesha, dem Herrn der Sinne, gereinigt wurde. Es ist kein Wunder, durch Liebe und Hingabe im Staub zu den Lotusfüßen des Höchsten Herrn befreit zu werden. Schon die kurze Verbindung mit dir konnte die Wurzel der Unwissenheit illusorischer Gedanken in mir abschlagen. Verehrung aller Hochbeseelten, ob sie als Kinder, Jugendliche oder Erwachsene erscheinen. Mögen alle Könige auf dieser Erde diesen Segen empfangen, wie ich ihn empfangen konnte!

Und der ehrenwerte Suka fuhr fort:
Oh Parikshit, aufgrund seiner großen Güte und höchsten Selbstverwirklichung konnte der Brahmanen-Sohn, obwohl er körperlich beleidigt wurde, zum geistigen Lehrer für Rahugana, dem König von Sindhu, über die Wahrheit der Höchsten Seele werden. Der König verehrte die Füße von Bharata-Jada, dessen Seele einem grenzenlosen Ozean glich, der von den Wellen der Sinne und Gedanken nicht mehr aufgewühlt werden konnte, und deshalb frei durch die Welt wanderte. So erreichte der König durch die Belehrung des Hochbeseelten die wahre Erkenntnis der Höchsten Seele, folgte dem Weg der Hingabe zum Höchsten Herrn und konnte die körperliche Anhaftung und das Ichbewußtsein aufgeben, die er aus Unwissenheit angenommen hatte.

Darauf fragte König Parikshit:
Oh höchst Verehrter, was du hier mit vielen Symbolen über den Weg der verkörperten Seele in der Welt erklärt hast, ist sicherlich den Weisen verständlich, doch die gewöhnlichen Menschen mit weniger Erfahrung werden es kaum verstehen. Deshalb bitte ich dich, erkläre uns noch einmal die Bedeutung mit anderen Worten, um dieses Thema zu vertiefen, das so schwer zu verstehen ist.


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