Pushpak Bhagavata Purana Buch 5Zurück WeiterNews

5.6. Das Yogi-Vorbild von Rishabha

König Parikshit fragte:
Oh Brahmane, wer Selbstzufriedenheit verwirklicht und die Samen des angesammelten Karmas durch Yoga-Übung und Erkenntnis verbrannt hat, erreicht doch automatisch solche übernatürlichen Kräfte. Wie können diese Siddhis zu Hindernissen werden?

Darauf antwortete der weise Suka:
Du hast völlig recht, aber in dieser Welt sollte man den flüchtigen Gedanken nicht vertrauen, wie ein erfahrener Jäger dem eingefangenen Tier nicht vertraut. So heißt es, daß man sich mit den flüchtigen Gedanken nicht allzusehr anfreunden sollte. Damit wurde schon die Askese von vielen Hochbeseelten vernichtet. Wie ein unachtsamer Ehemann seiner Ehefrau die Gelegenheit zum Fremdgehen gibt, so gibt der unachtsame Yogi den Gedanken die Gelegenheit zu Begierde und Leidenschaft. Welcher Weise würde den wandernden Gedanken vertrauen, die den Nährboden für Begierde, Haß, Unwissenheit, Egoismus, Sorgen und Angst bilden und die Bindung an das persönliche Karma verursachen?

Obwohl Rishabha der Höchste aller Könige und Herrscher der Welt war, handelte er im Sinne dieser Weisheit in Gestalt, Sprache und Wesen wie ein Verrückter, der keinen gedanklichen Verstand hat. Er verbarg seine höchste Herrschaft, um die Yogis am eigenen Beispiel seines vergänglichen Körpers zu belehren, wie man im Yoga der Körperlichkeit entsagt. So erschien er wie ein sterbliches Lebewesen, das seinen Körper verlieren könnte, doch innerlich war er die Höchste Seele, die von der Illusions- und Schöpferkraft der Natur nicht bedrängt werden kann, und war beständig von reiner Liebe erfüllt, die jegliche Sünde und Anhaftung an einen eigenen Körper vernichtet. Wie sich ein Töpferrad von selbst noch eine Weile weiterdreht, so wanderte der Körper, den der Höchste Herr als göttlicher Rishabha angenommen hatte, noch eine Weile durch diese illusorische Welt, speziell durch die Länder Südindiens, wie Konka, Venka und Kuthaka in der Province von Karnatha. Nackt, mit einer Handvoll Steinchen im Mund und mit wilden Haaren wie ein Verrückter erreichte er schließlich einen Wald, der sich durch die Kraft des Windes und die Reibung der Bambusstämme zu einem gewaltigen Waldbrand entfachte und seinen Körper zu Asche verbrannte.

Als dann später das Kali-Yuga anbrach, hörte König Arhat, der über Konka, Venka und Kuthaka herrschte, von diesem Weg jenseits aller Rituale und Sitten und wollte dem Vorbild von Rishabha folgen. Doch von Unwissenheit verwirrt gab er den sicheren Weg des Dharmas der Tugend und Gerechtigkeit auf, das jegliche Angst vernichten kann, und folgte als König des dunklen Kali-Zeitalters einem gottlosen, dummen und illusorischen Weg, der vom Ichbewußtsein geprägt wurde. Als ein unwissender Mensch im Kali-Yuga, dem es an Reinheit, Wahrhaftigkeit und Pflichtbewußtsein bezüglich der heiligen Gebote mangelte, weil er von der Illusionskraft des Höchsten Herrn völlig verwirrt wurde, verachtete er die Gottheit und die Höchste Seele und folgte aus ichhaften Motiven unheilsamen Übungen, als er aufhörte, zu baden und den Mund zu reinigen, und begann, sich die Haare auszureißen. Mit einem Bewußtsein, daß vom Adharma der Untugend und Ungerechtigkeit des Kali-Zeitalters belastet ist, werden solche Menschen der Mißachtung der heiligen Veden, Brahmanen und Opfer sowie des Brahman und Höchsten Geistes (Purusha) verfallen. Denn wer von einem blinden Lehrer geführt die heilsamen Gebote nicht achtet und seiner Ichhaftigkeit folgt, wird genauso blind in noch dichtere Dunkelheit fallen.

Diese Verkörperung des Höchsten Herrn (in Gestalt von Rishabha) geschah, um die Menschen, die von Leidenschaft überwältigt wurden, bezüglich der Befreiung über den Weg zur ewigen Glückseligkeit zu belehren. Zu diesen Lehren singen die Menschen folgende Verse:
Wahrlich, von all den sieben Inselkontinenten zwischen den sieben Ozeanen dieser Erde ist dieses Bharata-Land (Indien) das verdienstvollste, denn sein Volk besingt die heiligen Taten von Vishnu, der durch seine Verkörperungen die Dämonen besiegt. Ach, was könnte man über die reine und ruhmreiche Königsherrschaft von Priyavrata sagen, in der sich der Höchste Geist und Herr als sein Sohn verkörperte? Dieser Unvergleichliche hat das Dharma der Tugend und Gerechtigkeit erfüllt und die Ursache für das Ansammeln von Karma aufgelöst. Gibt es einen anderen Yogi, der wie Rishabha dem Geist des ungeborenen Herrn folgen könnte? Sogar die übernatürlichen Fähigkeiten (Siddhis), für die manche Yogis hart kämpfen, erkannte er als vergängliche Illusion, auch wenn diese Kräfte automatisch zu ihm kamen.

Damit habe ich dir vom vorzüglichen Leben Rishabhas erzählt, der als Verkörperung des Höchsten Herrn ein großer Lehrer der Veden zum Wohle der weltlichen und göttlichen Menschen, der Brahmanen und heiligen Kühe war. Wer mit wachsendem Vertrauen und Hingabe aufmerksam zuhört und mit anderen über diese heiligen und heilsamen Wege spricht, die jegliche Unwissenheit und Unreinheit durch angesammeltes Karma auflösen können, kann die ganzheitliche Hingabe zum Höchsten Herrn und die höchste Glückseligkeit von Vasudeva erreichen. Wer durch beständige Hingabe die Seele gereinigt und Weisheit entwickelt hat, wird vom Leiden der weltlichen Sorgen befreit. In dieser Freiheit streben sie nicht mehr nach irgendwelchen Zielen, denn durch die Gnade des Höchsten Herrn, mit dem sie nun vereint sind, erreichen sie die Erfüllung aller Ziele im Leben (von Tugend, Verdienst, Liebe und Befreiung). Mein lieber König (Parikshit), er war zweifellos der große Herr, Lehrer und Erhalter, die verehrenswerte Gottheit, der Freund und Stammvater deines Yadu-Stammes, sowie der Diener aller Wesen. Oh Bester, er war sicherlich Mukunda, der Höchste Herr der Befreiung für alle, die sich in uneigennütziger Hingabe üben und diesen Weg, den er gelehrt hat, mit Vertrauen gehen. Verehrung sei Rishabha, in dem sich der Höchste Herr verkörperte, der sich seines wahren Wesens stets bewußt war, in sich selbst vollkommen und ohne äußere Wünsche, ein Vorbild im Handeln für das wahre Wohlergehen der Menschheit, der all jene über das Wesen der Höchsten Seele belehrte, deren ganzheitliche Intelligenz (Buddhi bzw. Vernunft) im Laufe der Zeit eingeschlafen war.


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