Pushpak Bhagavata Purana Buch 3Zurück WeiterNews

3.2. Die Antwort von Uddhava

Shri Suka sprach:
Als Uddhava, der große Verehrer des Herrn, auf diese Weise von Vidura über das Wohlergehen seines geliebten Herrn befragt wurde, konnte er von tiefster Hingabe ergriffen lange Zeit nichts antworten. Schon als er fünf Jahre alt war und von seiner Mutter zum Frühstück gerufen wurde, hörte er sie nicht, weil er gerade auf kindliche Weise Krishna verehrte. Und mit dieser großen Verehrung über viele lange Jahre war er alt geworden. Wie konnte er also antworten, wenn er sich an die Lotusfüße des Herrn erinnerte? Vom Nektar dieser Lotusfüße befriedet sank er zunächst in große Stille und tiefste Hingabe. Er wurde von höchster Gottesliebe durchdrungen, die Tränen flossen aus seinen geschlossenen Augen, und die Härchen sträubten sich vor Liebe. Und Vidura sah, daß er das Höchste erreicht hatte. Nur langsam kam er aus dem göttlichen Reich in die Welt der Sterblichen zurück, rieb sich die Augen und sprach verwundert:
Oh Vidura, was soll ich über unser Wohlergehen sagen? Die Krishna-Sonne ist untergegangen, und die Schlange der Zeit hat unser Haus mit allem Reichtum verschlungen. Ach, unglücklich ist diese Welt und verflucht sind die Nachkommen von Yadu, weil sie mit Krishna zusammenlebten, aber ihn nicht erkennen konnten, wie die Fische im Wasser den Mond nicht erkennen. All die Satwatas, die höchst fähig waren und ein gutes Urteilsvermögen hatten, lebten mit ihm, als wäre dieser Herr aller Geschöpfe nur ein Führer ihres Stammes. Vollkommene Hingabe zum Höchsten Herrn mit ganzem Herzen war nötig, um von den Worten jener nicht verwirrt zu werden, die von der Illusionskraft des Allmächtigen ergriffen waren und dem Göttlichen sogar feindlich begegneten. Nachdem er sich vor jenen Menschen verkörpert hatte, die nie beständige Askese übten und sich entsprechend auch nicht der höheren Sicht erfreuen konnten, verschwand er wieder vor ihren getrübten Augen.

Um seine Illusionskraft zu zeigen, nahm er im kosmischen Spiel einen Körper an, der menschliche Taten vollbringen konnte. Es war ein Wunder an Herrlichkeit, und sein Körper war ein Juwel der Juwelen. Als König Yudhishthira sein königliches Rajasuya-Opfer feierte, konnten alle diesen Körper sehen, der jedes Auge erfreute. Und die drei Welten waren sich einig, daß er die vollkommenste Schöpfung von Brahma war. So war es auch kein Wunder, daß ihn die Mädchen im Hirtendorf mit ihren Augen und Herzen verfolgten. Doch als sie durch sein liebliches, lächelndes, freundliches und spielerisches Wesen von stolzer Liebe ergriffen wurden und ihre häuslichen Pflichten vergaßen, verschwand er vor ihren Augen.

Wenn sich der Ungeborene verkörpert, der allbarmherzige Herr und höchste Geist der universalen Intelligenz, dann erscheint er jedem nach eigener Verfassung - dem Friedlichen als Freund voller Mitgefühl und dem Gewalttätigen wie ein loderndes Feuer. Es erstaunt mich immer wieder, daß der Ungeborene in der Familie von Vasudeva geboren wurde, daß er im Hirtendorf gelebt und den Götterfeinden das Fürchten gelehrt hatte, und auch auf welche Weise der grenzenlos Allmächtige aus seiner Stadt wieder verschwunden war. Es rührt mein Herz, wenn ich daran denke, wie er seine Eltern verehrte, sich zu ihren Füßen verneigte und sprach: „Oh liebe Mutter, vergib uns! Aus großer Furcht vor Kansa konnten wir dir nicht zur vollen Zufriedenheit dienen.“ Wer einmal den Staub von seinen Lotusfüßen gerochen hat, wie könnte er Ihn vergessen, der mit einem strafenden Blick seiner Augen der Mutter Erde ihre große Last erleichterte? Hast du nicht selbst gesehen, wie König Sisupala, der während des königlichen Rajasuya-Opfers von Yudhishthira seine große Feindschaft zu Krishna zeigte, trotzdem das Vollkommene erreichte, wofür die Asketen härteste Gelübde üben? Wer könnte die Trennung von Ihm ertragen? Auch die anderen heldenhaften Krieger, die im Kampf mit ihren Augen den Nektar vom Lotusgesicht Krishnas trinken konnten und von den Waffen Arjunas gereinigt wurden, erlangten sein himmlisches Reich. Er ist niemand anderes, als der Höchste Herr der drei Welten. Er gewährt jedes Glück und die Erfüllung aller Wünsche. Seine Füße werden von den Göttern und Wächtern der Himmelsrichtungen verehrt, und ihm werden alle Opfer dargebracht. Oh Vidura, für seine Diener ist sein Dienst unerträglich. Er selbst verneigte sich vor Ugrasena, der auf seinem königlichen Thron saß, und sprach: „Oh König, gebiete uns!“

Welchen Schutz sollte ich sonst suchen? Sogar die übelgesinnte Dämonin (Putana), die ihn mit der Milch aus ihren Brüsten vergiften wollte, erhob er in den Stand seiner Mutter. Wer könnte mehr Mitgefühl zeigen? Selbst die Dämonen betrachtet er als seine Verehrer, denn auch ihr Geist ist ihm gewidmet, wenn auch auf feindliche Weise, und im Kampf sehen sie ihn mit dem Diskus in der Hand und auf dem König der Vögel reitend. So wurde der Höchste Herr auf Wunsch von Brahma zum Wohle der Welt im Gefängnis des Bhoja-Königs Kansa als Sohn von Vasudeva und Devaki geboren. Dann wurde er aus Furcht vor Kansa von seinem Vater in das Hirtendorf zu Nanda gebracht. Dort lebte er elf Jahre* zusammen mit seinem Bruder Balarama wie ein verborgenes Feuer. Der Allmächtige hütete mit den anderen Kuhhirten die Kühe und vergnügte sich im Wald und am Ufer der Yamuna, wo die Vögel ihre Lieder sangen. Nur die Bewohner des Hirtendorfes konnten seine Kinderspiele bezeugen, wenn er zu lachen oder zu weinen pflegte und wie ein junger Löwe heranwuchs. Als Erhalter aller Reichtümer beschützte er den Reichtum der Hirten an Kühen und Stieren und erfreute sie mit dem wunderbaren Spiel seiner Flöte. Schon als Junge besiegte er die Dämonen, die vom Bhoja-König Kansa gesandt wurden und jede beliebige Form annehmen konnten, als wären sie sein Spielzeug. So besiegte er auch den Schlangenkönig Kalya, rettete alle Kühe, die sein todbringendes Gift im Wasser getrunken hatten und reinigte das Wasser. Um den Reichtum des Führers der Kuhhirten gut zu nutzen und den Stolz von Indra zu zügeln, sorgte er dafür, daß sie in ihrem Opfer die Kühe anstatt Indra verehrten. Daraufhin fühlte sich Indra in seiner Ehre verletzt, wurde zornig und begann, unaufhörliche Regengüsse über das Hirtendorf auszuschütten, so daß die Bewohner in große Not gerieten. Doch Krishna rettete sie alle, indem er spielerisch einen großen Berg wie einen Schirm über sie hielt. Und an den Abenden, die vom strahlenden Herbstmond geschmückt waren, pflegte er im Kreise der Hirtenmädchen wunderschöne Lieder zu singen.

(* Hier bemerkt der Übersetzer M.N.Dutt im Jahre 1895 bzgl. der übertriebenen Liebesgeschichten in einer Fußnote: Diese Passage offenbart die Tatsache, daß die Anschuldigungen gegen Krishnas Charakter alle unbegründet sind. Ein Junge von elf Jahren konnte mit den Frauen des Hirtendorfes nichts Ungebührliches anfangen, wie es die populären Geschichten behaupten. Es ist nur offensichtlich, daß er ein Junge war, der so viele wundervolle Charaktereigenschaften besaß, daß er sowohl Männer als auch Frauen anzog. Nicht nur die Mädchen im Hirtendorf vergaßen sich in seiner Gesellschaft, sondern auch die Jungen.)


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