Pushpak Bhagavata Purana Buch 2Zurück WeiterNews

Buch 2 - Primäre Schöpfung

2.1. Der kosmische Körper

Shri Suka sprach:
Oh König, deine Frage betrifft das Höchste, das würdig ist, den Menschen erklärt zu werden, denn es ist höchst förderlich für das Wohlergehen der Menschheit und wird von denen gepriesen, die das wahre Selbst (die Höchste Seele bzw. Atman) erkannt haben. Oh bester König, für Menschen, die ihr eigenes Wesen nicht kennen und an weltlichen Dingen anhaften, gibt es tausende interessante Themen. Ihre Nächte verbringen sie mit Schlafen oder sexuellen Freuden, und die Tage mit Familiensorgen und Geldverdienen. Sie haften an den Illusionen des Körpers und alles, was an Familie usw. dazugehört, und sind sich der allgegenwärtigen Vergänglichkeit nur selten bewußt. Deshalb, oh Nachkomme der Bharatas, ist die Gottheit, der Höchste Herr und die Höchste Seele das Würdigste, was jene hören, meditieren und verehren sollten, die sich nach Erlösung von allen Ängsten sehnen. Man sagt, durch Sankhya und Yoga kann man in Theorie und Praxis seine Aufgabe im Leben erfüllen, das Höchste erreichen und im Tod mit dem Geist von Narayana verschmelzen. Oh König, sogar die Heiligen, die jenseits aller Gesetze und Grenzen und von allen natürlichen Eigenschaften befreit sind, erfreuen sich an den Gesprächen über die Herrlichkeit des Höchsten Herrn.

Am Ende des bronzenen Dwapara-Zeitalters empfing ich von meinem Vater Vyasa das Purana namens Bhagavatam („vom Höchsten Herrn offenbart“), das den Veden ebenbürtig ist. Obwohl ich von allen natürlichen Eigenschaften frei bin, studierte ich dieses Werk über das kosmische Spiel des Höchsten Herrn voller Begeisterung. Dieses großartige Purana werde ich dir nun erzählen, weil du der Verehrung des Höchsten Geistes (dem Maha-Purusha) hingegeben bist. Wer dieses Purana mit ganzer Aufmerksamkeit hört, entwickelt festes Vertrauen in den Höchsten Herrn, der die Befreiung gewähren kann. Oh König, dieser Gesang seines Namens gilt als verläßlicher Weg zur Befreiung für alle Yogis, die sich Erlösung von den Sorgen dieser Welt wünschen. Welchen Nutzen haben viele Lebensjahre für einen achtlosen Menschen, der sie in Unwissenheit verbringt? In dieser Welt ist es besser, eine kurze Lebenszeit zu haben, aber diese für das Höchste zu nutzen.

Oh Nachkomme der Kurus, als der königliche Heilige Khatvanga (vom langen Kampf gegen die Dämonen aus dem Himmel auf die Erde zurückkehrte und) erfuhr, daß er hier nur noch eine Stunde zu leben hatte, entsagte er in dieser kurzen Zeit allem und nahm Zuflucht beim Höchsten Herrn, der von jeder Angst befreit. Dir sind noch sieben Tagen bis zum Ende dieses Lebens gegeben. Nutze diese Zeit gut, damit du dich aus diesem Zustand erheben kannst. Wenn der Tod naht, sollte man keine Angst hegen, sondern mit der Waffe der Loslösung jegliche Anhaftung an den Körper und allem, was damit zusammenhängt, vernichten. Man sollte zufrieden sein Haus verlassen, in heiligen Gewässern baden, sich reinigen, niedersetzen und an einem reinen Ort meditieren. Man sollte im Geist das heilige OM mit den drei Buchstaben AUM üben, seinen Atem zügeln, die Gedanken beherrschen und sich an den Samen (die lebendige Essenz) des Brahman erinnern. Wer die Vernunft (Buddhi) zum Wagenlenker macht, kann mit den Gedanken (Manas) alle Sinne beherrschen. Dann wendet man die Gedanken vom Karma der weltlichen Dinge ab und einem höheren Bewußtsein zu. So sollte man mit ungeteiltem Bewußtsein über die allseiende Gottheit meditieren, die Gedanken von allen weltlichen Objekten zurückziehen und sich nicht mehr ablenken lassen. Das ist der höchste Weg von Vishnu, womit der Geist Glückseligkeit erreicht. Mit Selbstbeherrschung unterwirft der Weise die Gedanken, die von Leidenschaft und Unwissenheit aufgewühlt werden, und mit Selbsterkenntnis entfernt er die geistige Unwissenheit. Durch diese konzentriere Übung der Meditation (Dharana) erkennt der Yogi die höchste Zuflucht und erreicht alsbald den Yoga der Hingabe.

Darauf bat der König:
Oh Brahmane, wie übt man diese meditative Konzentration (Dharana)? Welcher Weg wird empfohlen, um die Unreinheit einer Person so schnell wie möglich aufzulösen?

Und Shri Suka sprach:
Man sollte Körper und Atmung zügeln, die Sinne besiegen, mit der Vernunft die gedankliche Anhaftung an weltliche Dinge auflösen und über den kosmischen Körper der Gottheit meditieren. Sein Körper ist größer als das Größte, und in ihm manifestieren sich alle karmischen Taten der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Dieser kosmische Körper des ganzen Universums ist der Höchste Herr (Bhagavan) und der Höchste Geist (Purusha). Er wird von sieben Schalen umhüllt (universale Intelligenz, Ichbewußtsein, Raum, Wind, Feuer, Wasser und Erde) und ist das große Ziel der meditativen Konzentration. Man sagt, die Sohle seiner Füße verkörpert Patala (die unterste Ebene der Unterwelt), seine Füße verkörpern Rasatala, seine Knöchel Mahatala, seine Unterschenkel Talatala, seine Knie Sutala und seine Oberschenkel Vitala und Atala. Die Hüfte des kosmischen Körpers wird zu Mahitala (der Erdoberfläche), sein Bauch mit dem Nabel wird zum Luftraum (Bhuvarloka), seine Brust zum Himmel mit den Sternen (Swarloka), sein Hals zum Maharloka, sein Mund zum Janaloka, seine Stirn zum Tapaloka und der Scheitel dieses Tausendköpfigen wird zum Satyaloka. Man sagt auch, seine Arme bilden die Götter mit Indra an der Spitze, seine Ohren die Himmelsrichtungen, womit der Klang sein Gehörsinn ist, seine beiden Nasenlöcher die beiden Aswins Nasatya und Dasra, womit der Geruch sein Geruchssinn ist, und sein Mund bildet das lodernde Feuer. Seine Augenhöhlen sind der Raum, seine Augäpfel werden zur Sonne, seine Augenlider werden zu Tag und Nacht, seine Augenbrauen sind die Füße von Brahma, sein Speichel vom Gaumen wird zum Wasser und seine Zunge zum Geschmack. Man sagt auch, seine Krone sind die Veden, seine Kiefer der Gott des Todes, seine Zähne die Gefühle der Anhaftung, sein Lächeln ist der Zauber der Illusion (Maya) für alle Wesen, sein Blick ist die unendliche Gestaltung der Geschöpfe, seine Oberlippe ist die Bescheidenheit und seine Unterlippe die Habgier, seine Brust ist die Gerechtigkeit und sein Rücken die Ungerechtigkeit, sein Penis ist der Schöpfergott Brahma, und seine beiden Hoden sind Mitra und Varuna, sein Bauch ist der Ozean, und seine Knochen sind die Berge. Oh großer König, die Blutgefäße dieses kosmischen Körpers, der das ganze Universum bildet, sind die Flüsse, seine Körperhaare sind die Bäume, sein Atem ist der Wind, seine Bewegung ist die Zeit, und sein Handeln ist das Wirken der natürlichen Eigenschaften. Oh Bester der Kurus, das Kopfhaar dieses Höchsten Herrschers sind die Wolken, sein Gewand die Dämmerungen, sein Herz ist das Ungestaltete (die Höchste Seele), sein Denken ist der Mond, der geistige Bewegung verursacht, seine Intelligenz ist die universale Intelligenz (Mahat), und sein Ichbewußtsein ist Rudra. Die Fingernägel dieser kosmischen Verkörperung sind die Pferde, Maultiere, Esel und Elefanten, aus seiner Taille entstehen die Wildtiere und aus seinem Kunstsinn die Vögel, sein Verstand wird zu Manu (dem Stammvater der Menschen), sein Wohnort ist die Menschheit, seine musikalischen Töne sind die Gandharvas, Vidyadharas, Charanas und Apsaras, und seine Heldenkraft sind die Scharen der Dämonen. So sagt man auch, der Mund dieses kosmischen Körpers des Herrn sind die Brahmanen, seine Arme sind die Kshatriyas, seine Schenkel die Vaisyas und seine Füße die Shudras. Sein Wesen ist das Wesen der vielfältigen Götter, und sein wesentliches Werk ist die Darbringung der Opfer.

Damit habe ich dir die kosmische Verkörperung des Höchsten Herrn versinnbildlicht. Darauf sollte man seinen Geist konzentrieren, denn außerhalb der Gottheit existiert nichts. Wie man im Traum verschiedene Gestalten sieht, so erscheint in der Höchsten Seele alles durch die Intelligenz des Bewußtseins. Nur darauf sollte man den Geist richten, auf das Wesen von Wahrheit und vollkommener Glückseligkeit. Jede andere Anhaftung spaltet und erniedrigt die Seele.


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