Pushpak Markandeya PuranaZurück WeiterNews

Kapitel 45 - Was Markandeya einst über die Entstehung der Welt sprach

Jaimini sprach:
Oh ihr Besten der Zweifachgeborenen, möget ihr mir den zweifachen vedischen Pfad von Pravritti (Handeln) und Nivritti (Nichthandeln) beschreiben. Was für ein großes Wunder, dass ihr durch die Gnade eures Vaters solches Wissen erhalten habt, wodurch sich eure Unwissenheit, trotz der Geburt als Vögel, auflösen konnte. Gesegnet seid ihr, da euer Geist im ursprünglichen Zustand verweilt und nicht durch Unwissenheit verwirrt wurde, die aus den weltlichen Erscheinungen entsteht.

Freudig sprach der verehrte und weise Markandeya von euch, der alle Zweifel und Unwissenheit vertreiben kann. Während die Menschen in dieser höchst lebensbedrohlichen Welt umherziehen, können sie eine Verbindung zu solchen Asketen wie euch kaum finden.

Wenn ich mein hohes Ziel in Gesellschaft solch weiser Wesen nicht vollbringen kann, wo sollte ich dann Erfolg finden? Ich glaube, dass sich niemand anders mit solch klarem Wissen über die Erscheinung des zweifachen Handelns finden lässt, wie ihr es bezüglich der Betätigung in weltlichen Erfolgen und dem Rückzug von weltlichen Taten entfalten könnt.

Oh Beste der Zweifachgeborenen, wenn euer Geist gewogen ist, mir diese Gunst zu erfüllen, dann erklärt mir all dieses vollkommen. Wie ist dieses Weltall mit allem Belebten und Unbelebten entstanden? Wohin geht alles während der Zeit der universalen Auflösung? Wie wurden die verschiedenen Familien der Götter, Rishis, Pitris und der anderen Wesen geschaffen? Was sind die Manwantaras und wie ist die Geschichte der verschiedenen Familien, all der verschiedenen Schöpfungen, all der verschiedenen Zerstörungen und all der verschiedenen Manwantaras? Welchen Standort und welches Ausmaß hat die Erde, und was ist das Wesen der Ozeane, Berge, Flüsse und Wälder? Was sind die Bereiche der Erde, des Himmels und der Unterwelt? Wie bewegen sich Sonne, Mond, Sterne, Planeten und andere Himmelskörper? Ich möchte alles über sie vom Ursprung bis zur Auflösung hören. Und ich möchte auch wissen, was nach der Auflösung dieses Weltalls noch bleiben wird.

Die Vögel sprachen:
Oh Erster der Weisen, furchtlos sind die Fragen, die du uns gestellt hast. Höre, oh Jaimini, wir werden sie ausführlich behandeln. Genau dieses Thema wurde damals von Markandeya dem Sohn des Brahmanen Kraushtu erklärt, welcher intelligent und mit ruhiger Seele gerade seine Studienzeit vollendet hatte. Oh Herr, eben diese Fragen wurden durch Kraushtuki dem hochbeseelten Markandeya gestellt, als jener von führenden Zweifachgeborenen umgeben war.

Höre, oh Erster der Zweifachgeborenen, wir werden berichten, was vom Nachkommen des Bhrigu damals gesprochen wurde. In tiefer Verehrung vor dem Herrn des Universums, dem Lotus-entsprungenen Brahma, dem Ursprung der Welt, der die Schöpfung in Form von Vishnu beschützt und in Form des schrecklichen Rudra zerstört, sprach Markandeya:

Sobald der selbstgeschaffene Brahma erwachte, flossen aus seinen vier Mündern alle Puranas und Veden. So verfassten die vorzüglichen Weisen viele altehrwürdige Werke und schufen die tausendfache Vielfalt der Veden. Dharma, Weisheit, Entsagung und Erlösung, diese Vierheit kann ohne Brahmas Offenbarung nie erreicht werden.

Die sieben ursprünglichen Rishis erhielten als geistige Nachkommen Brahmas die Veden von ihm, während die ursprünglichen Munis als seine geistigen Söhne die Puranas empfingen. Bhrigu gab diese Puranas weiter an Chyavana und durch ihn wurden die zweifachgeborenen Weisen belehrt. Und diese hochbeseelten Weisen öffneten sich dem Daksha. Und Daksha offenbarte sie damals mir. Und heute werden sie dir gegeben sein und können die Sünden zerstören, die diesem Kali-Yuga (dem dunklem Zeitalter) eigentümlich sind.

Oh du höchst Glücklicher! Höre dies alles von mir mit ungeteilter Aufmerksamkeit. Ich werde es dir berichten, so wie ich es damals, vor langer Zeit, von Daksha hörte. Mit Verehrung Brahmas, der selbst ungeboren und unvergänglich ist, aber aus dem diese ganze Welt entspringt, die Zuflucht der belebten und unbelebten Schöpfung, die Bühne des Weltalls, die höchste Wohnstadt, dieses ursprüngliche Wesen, welches Geburt, Existenz und letztendlich die Auflösung der Welt ist, und mit Verehrung von Hiranyagarbha (Brahma als das goldene Ei der Welt), dem Führer aller Wesen und Inspiration der Intelligenz, werde ich dir die Natur des Daseins enthüllen.

Höre von dieser ganzen Schöpfung, vom Mahat der Sankhya Philosophie bis zum Vishesha von Kanad, über die unmanifestierte Quelle von Materie und Geist, über alle Erscheinungen und ihre Eigenschaften, welche nur durch die fünf Formen der Wahrnehmung in Verbindung mit den fünf Toren der Sinne erkannt werden, welche trotz ihrer scheinbaren Wandlungen durch die Anwesenheit des Purushas (dem Höchsten Geist) in ihrem Wesen jenseits aller Veränderung sind.

Oh du Glücklicher, höre all dies mit hochkonzentriertem Geist. Die unentfaltete Ursache, die im Sankhya Pradhana (das Meer der Ursachen) heißt und durch die Maharshis oder großen Weisen als Prakriti bezeichnet wird, ist das subtile Wesen der Natur, das sowohl in dem besteht, was ist, als auch in dem, was nicht ist, aber werden kann. Dies, was immerwährend, subtil und unzerstörbar ist, was nicht altert und nicht gemessen werden kann, was unabhängig, leer von Form, Geruch, Geschmack, Geräusch und Fühlbarkeit ist, aus dessen Quelle diese Welt mit den drei Qualitäten von Sattwa, Rajas und Tamas geboren wird, was jenseits von Verlust oder Zerfall, mit nichts anderem verbunden und außerhalb jeglicher Begriffe ist, das ist wahrlich das Brahman, was vor jedem Anfang bereits bestand. Es durchdringt und erfüllt Alles. Nach jeder universalen Auflösung (Pralaya, Weltennacht) bleibt es als ausgeglichene Harmonie aller Eigenschaften bestehen.

Oh Muni, zur Zeit eine Neuentstehung geraten die Eigenschaften zum Zwecke der Schöpfung wieder in schwingende Bewegung, die Essenz des Pradhana entfaltet sich und bildet das noch unmanifestierte Mahat (Mahat Tattva, die universelle Intelligenz). So wie sich der fruchtbare Kern in einem Samen bildet, so entsteht das Mahat im unentfalteten Pradhana (im Meer der Ursachen). Dieses Mahat manifestiert sich in dreifältiger Form, je nachdem, welche der drei Eigenschaften von Sattwa, Rajas und Tamas vorherrscht. Mit dem Mahat erwacht das dreifache Ichbewusstsein (Ahankara) entsprechend als Vaikarika (gütig, gerecht), Taijasa (schöpferisch, begehrend) und Tamasa (träge, zerstörend), welches die Quelle aller Erscheinungen ist.

Wie sich im unentfalteten Pradhana das Mahat entfaltet, so entfaltet sich im Mahat das Ichbewusstsein. Und durch Schwingungen aus dieser Quelle der Erscheinungen entsteht der universale Klang, ein Element, das dem Gehörsinn zugeordnet wird (das Schwingende, das Hörbare). Damit ist das (feinstoffliche) Raumelement (Akasha) geschaffen, dessen Eigenschaft vom Klang geprägt ist. So entfaltet sich im Bewusstsein das Raumelement, dessen Maß der einfache Klang (die Schwingung) ist.

Es ist offensichtlich, dass sich in diesem Raum das Element bildet, das dem Tastsinn zugeordnet wird (das Fühlbare). So entstand das (feinstoffliche) Windelement, das voller Kraft ist, und bekanntlich ist die Fühlbarkeit eine Eigenschaft des Windes. So entfaltete sich im Raumelement, dessen Maß der Klang ist, das Windelement, dessen Maß das Gefühl ist.

Und durch Verdichtung im Wind entsteht ein Element, das dem Sehsinn zugeordnet wird (das Sichtbare). Der Wind bringt das Feuerelement bzw. Licht hervor, und die Eigenschaft des Lichtes ist die Form. So entfaltet sich im Windelement, dessen Maß das Gefühl ist, das Feuerelement, dessen Maß die Form ist.

Und durch Verdichtung im Feuer entsteht ein Element, das dem Geschmackssinn zugeordnet wird (das Schmeckbare). Damit ist das (feinstoffliche) Wasserelement geboren, und bekanntlich ist der Geschmack eine wesentliche Eigenschaft des Wassers. So entfaltete sich im Feuerelement, dessen Maß die Form ist, das Wasserelement, dessen Maß der Geschmack ist.

Und durch Verdichtung im Wasser entsteht ein Element, das dem Geruchssinn zugeordnet wird (das Riechbare). Damit ist das (feinstoffliche) Erdelement geboren, und bekanntlich ist der Geruch eine grundsätzliche Eigenschaft der Erde.

Auf diese Weise spricht man aufgrund der jeweiligen Eigenschaften der Elemente von ihrer messbaren Erscheinung (Wirklichkeit). Eine andere Unterscheidung kann es für sie nicht geben. Nur dadurch werden sie verschiedenartig benannt. Doch jenseits dieser, vom unwissenden Ichbewusstsein (Ahankara) hervorgebrachten Unterscheidungen, sind diese Elemente weder friedlich, noch bewegt, noch träge. (Sie sind jenseits der Gunas). Mit dem Ichbewusstsein bildet sich aufgrund der Sattwa Eigenschaft eine weitläufige Bewegung. Denn es entspricht der Natur von Sattwa, dass diese Evolution abläuft und die ganze Schöpfung sich gleichzeitig im Bewusstsein entfaltet.

Die fünf Sinne und die fünf Handlungsorgane sind voller Licht, Intelligenz und Kraft, und erscheinen wie zehn Schöpfergötter. Unter ihnen gilt das Denken als der Elfte. So spricht man auch von den elf entfaltenden Göttern. Ohr, Haut, Auge, Zunge und Nase können Klang, Gefühl, Form, Geschmack und Geruch erkennen. Deshalb sagt man, dass sie mit Intelligenz verbunden und voller Licht (Erkenntnisfähigkeit) sind. Beine, Verdauungsorgan, Geschlechtsorgan, Hände und Sprachorgan sind die fünf Handlungsorgane und erfüllen (im Rahmen der Schöpfung) die Funktionen der Fortbewegung, Verdauung, Fortpflanzung, Arbeit und Kommunikation.

Wenn der Raum der Schwingung das Fühlbare entfaltet, dann ist damit der Wind hervorgebracht, geprägt durch die drei Gunas. Und man sagt, die beiden Eigenschaften des Windes sind Klang und Fühlbarkeit. Auf gleiche Weise entfaltet sich aus dem Hör- und Fühlbaren das Element des Sichtbaren, wobei das Feuerelement hervorgebracht wird, das ebenfalls durch die drei Gunas geprägt ist. Es besitzt damit die drei Eigenschaften von Klang, Fühlbarkeit und Sichtbarkeit. Klang, Fühlbarkeit und Sichtbarkeit entfalten das Element des Schmeckbaren, damit wird das Wasserelement hervorgebracht, das entsprechend vier Eigenschaften hat und in seiner Natur mit dem Geschmack verbunden ist. Klang, Fühlbarkeit, Sichtbarkeit und Geschmack entfalten das Element des Riechbaren, damit wird das Erdelement hervorgebracht und erfüllt diese ganze Erde.

Diese Erde, welche die fünf Eigenschaften von Klang, Fühlbarkeit, Sichtbarkeit, Geschmack und Geruch besitzt, erscheint damit unter den groben und greifbaren Dingen. Deshalb sind diese erkennbaren Elemente, die Visheshas, von den Gunas geprägt, friedlich, bewegt oder träge. So entfaltet sich das Eine im Anderen und alles ist voneinander abhängig.

Dieses ganze angefüllte Universum kann, soweit die Sonnen strahlen, Halt und Fundament in diesem verfestigten Element finden, denn darin ist alles enthalten. Infolge ihrer relativ stabilen Erscheinung lassen sich die erkennbaren Elemente als Objekte den Sinnen zuordnen. Dabei erben die neuentstandenen Elemente die Eigenschaften all ihrer Vorgänger. Wären die Elemente nicht alle miteinander verbunden, und würden ihre Kräfte nicht gemeinsam wirken, könnten sie niemals irgendein Objekt der Schöpfung hervorbringen. Durch die gegenseitige Beziehung und allseitige Abhängigkeit existiert alles durch die Gunst des Unentfalteten in einer mysteriösen Einheit miteinander, und diese Elemente werden (dadurch automatisch) zum Sitz des Purusha (dem Höchsten Geist) oder der Großen Seele und bilden das fruchtbare Ei dieses Universums, welches Alles, von der universellen Intelligenz (Mahat) bis zu den unterscheidbaren Dingen (Vishesha) enthält.

Oh du Wissender, wie die feinen Bläschen im Wasser, so schläft das grenzenlose Ei von den Elementen getragen im Meer (der Ursachen). Die Seele, deren Bewusstsein das von Brahma ist, wächst in diesem Ei der Natur. Er wird deshalb der Eigentümer aller Körper, der Erste und der Purusha genannt. Er ist der höchste Herr der Elemente, er ist Brahma. Er ist da, noch vor jeder anderen Erscheinung, durch ihn ist diese ganze Welt mit allem Belebten und Unbelebten durchdrungen. Die Himmelsrichtungen entstanden durch ihn, wie auch der Berg Meru. Und die Ozeane sind wie das Fruchtwasser in diesem ungeheuer geräumigen Ei.

Diese ganze Welt mit Göttern, Menschen und Dämonen, die in ihr wohnen, die Inseln, Berge, Ozeane und all die vielen Himmelskörper sind in diesem Ei enthalten. Das Ei ist von den (feinstofflichen) Elementen Wasser, Feuer, Wind und Raum umhüllt und schließlich vom Ichbewusstsein (Ahankara), wobei jedes 10-mal größer ist. Darüber befindet sich das Mahat (die universelle Intelligenz) in gleicher Ausdehnung und wirkt als Maß und Erkenntnisfähigkeit. Und das Mahat mit allem zusammen ist vom Unerkennbaren (dem Purusha, dem Höchsten Geist oder der Höchsten Seele) umhüllt und durchdrungen. So ist das Ei von diesen sieben Hüllen der Prakriti umgeben, und so existieren diese acht Formen der Prakriti (bzw. Natur) jeweils ineinander. Diese Prakriti ist das Ewige, und das ist der unvergängliche Purusha (der Höchste Geist), der in allem besteht.

Brahma Ei umgeben von den Hüllen der Natur
(zur Größe vom Brahma-Ei siehe Kapitel 54)

Von Ihm, auch Brahman oder Höchste Seele genannt, habe ich bereits zu dir gesprochen. Doch höre von Ihm noch weitere Details: Wenn ein lebendiges Wesen aus dem Wasser entsteht, dann erscheint es wie etwas Neugeborenes. So werden zwei unterscheidbare Dinge geschaffen, das aus dem Wasser Geborene und das Wasser selbst. Auf diese Weise entfaltet Brahma die unentfaltete Natur. Das Unentfaltete wird als Kshetra oder das Feld bezeichnet, und Brahma wird der Kenner und Bewohner des Feldes (Kshetrajna) genannt. Wisse, dass all diese vielen Worte nur wenige Eigenschaften von Kshetra und Kshetrajna beschreiben können. Denn diese ganze natürliche Schöpfung, die durch den Kshetrajna (Innewohnenden) regiert wird, tritt ohne jeden vorbedachten Plan (ohne äußere Absicht) ins Sein, wie ein Blitz in der Finsternis.


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