Pushpak Markandeya PuranaZurück WeiterNews

Kapitel 46 - Über unfassbare Dimensionen und periodische Schöpfung

Und Kraustuki antwortete damals:
Der Verehrte hat mir die Verkörperung von diesem Ei anschaulich beschrieben. Und weiter hat der Hochbeseelte von der Verkörperung der Seele in diesem Brahma-Ei gesprochen. Nun wünsche ich, oh du Nachkomme der Bhrigu Familie, die Wahrheit zu erfahren, wann und wie im Laufe der Zeit alles wieder in der Auflösung endet? Was wird am Ende dieser Zeit der Auflösung aus den Elementen und in was werden sie umgewandelt oder existieren sie überhaupt nicht mehr?

Markandeya sprach:
Wenn sich dieses vergängliche Weltall wieder in sein ursprüngliches Wesen verliert, dann sprechen die Gelehrten von der Auflösung in die Prakriti. Wenn das Unmanifeste den Lauf der Schöpfung in sich selbst zurückgezogen hat, dann bestehen beide, sowohl Prakriti als auch Purusha, in ihrem eigenen Wesen weiter. Dann verweilen die zwei Qualitäten von Tamas und Sattwa in einem Zustand des Gleichgewichts, ohne Zunahme oder Abnahme, in Harmonie miteinander. Und so wie das Öl im Sesamsamen oder die Butter in der Milch besteht, so schläft die dritte Qualität von Rajas in den Qualitäten von Tamas und Sattwa.

Es heißt, die Lebenslänge von Brahma (ein sogenanntes Mahakalpa) beträgt ca. 200.000.000.000.000 Jahre. Die Länge der Tage dieses höchsten Herrn ist die gleiche wie die Länge der Nächte bzw. seines Schlafes. Am Anfang eines Tages ist er die unverursachte Ursache dieser flüchtigen Welt, die Quelle von allem, unerreichbar von jeglichen Gedanken. Dieser höchste Geist, der vor allen Aktivitäten bereits ist, erwacht. In diesem Moment tritt die Seele der Welt in Prakriti und Purusha ein (in Natur und Geist), und der höchste Herr von allem belebt sie neu aufgrund seiner untrennbaren Verbindung mit ihnen. Wie der Pfeil der Liebe die Sinne einer Jungfrau erweckt, oder wie der Blitz die Atmosphäre belebt, so wirkt dieser Herr auf Prakriti und Purusha und bewegt sie.

Ich habe dir bereits ausführlich beschrieben, wie sich durch die Bewegung in der Prakriti der Strahlende, Brahma genannte, selbst entfaltet, indem er in diesem „fruchtbaren Ei“ lebendig wird. Er ist der erste Beweger der Prakriti, und indem er sie (von innen heraus) belebt, wird er seine eigene Gattin und belebt sich selbst. Und so wohnt er in der Prakriti mit diesem zweifachen Charakter und entfaltet das, was der Prakriti innewohnt. Zuerst war er die Ursache der Bewegung des ursprünglichen Wesens. Dann wurde der Herr des ursprünglichen Wesens selbst der Bewegte. Auf diese Weise ist er es, der durch den gegensätzlichen Prozess der Auflösung und Schöpfung zugleich als Natur und als Pradhana (Unentfaltetes) besteht. So wird er als Ursprung dieses vergänglichen Weltalls aktiv. Und obwohl er selbst jenseits der drei Gunas ist, ergreift er doch die Eigenschaft von Rajas und treibt das Werk der Schöpfung voran. So erschafft er als Brahma die Wesen, um sie dann im Überfluss von Sattwa als Vishnu zu führen und als Dharma (Gesetz & Tugend) diese ganze Welt zu stützen. Und infolge des Wachstums der natürlichen Qualität von Tamas, zieht er als Rudra (Shiva) dieses ganze, riesige Weltall in sich selbst zurück und wird wieder untätig.

Obwohl Er in Wahrheit frei und jenseits der drei Gunas von Rajas, Sattwa und Tamas ist, entfaltet er doch in den drei Phasen der Entstehung, Bewahrung und Auflösung der Welt diese drei Eigenschaften in dieser Reihenfolge. Inwieweit er, der vor der Schöpfung bereits als alldurchdringendes Wesen bestand, im Laufe der Welt als ihr Beweger und Bewohner, Erhalter und Zerstörer erscheint, wird er als Brahma, Vishnu oder Rudra bezeichnet. Als Brahma erschafft er die Welten, als Rudra löst er sie auf und als Vishnu bewahrt er sie.

Doch obwohl der Selbstverursachte diese drei Zustände in seinem Inneren entfaltet, bleibt er doch als ganzes Wesen unbewegt. Rajas ist Brahma, Tamas ist Rudra und Sattwa ist Vishnu. Der Herr des Weltalls erscheint in diesen Formen durch das Ungleichgewicht der Gunas. So entfalten sich diese drei Götter durch die drei Gunas. Doch obwohl sie paarweise, wie eine Kette miteinander verknüpft, beschrieben werden, gibt es doch niemals einen Moment der Trennung. Keiner von ihnen kann diese Dreiheit verlassen.

Auf diese Weise ergriff der viergesichtige Brahma, der Gott der Götter, vor der Entfaltung dieser Welt die Rajas Eigenschaft, um in das Werk der Schöpfung einzutreten. Er ist das Hiranyagarbha (goldene Ei), der Ursprung der Götter und in diesem Sinne ohne Anfang. Dieser Brahma, der in der Schale des Lotus-Samens dieser Welt wohnt (d.h. der selbst der Samen von allem ist, was ist) war das Erste, was ins Sein kam. Man sagt, die Lebenszeit dieses hochbeseelten Wesens betrage hundert Jahre. Wie diese Jahre nach brahmanischen Maßen berechnet werden, das höre jetzt von mir:

Fünfzehn Nimeshas (Augenblicke) sind ein Kashtha. Dreißig Kashthas sind ein Kala. Dreißig Kalas sind ein Muhurta. Dreißig solche Muhurtas sind ein menschlicher Tag (und Nacht). Dreißig solcher Tage oder zwei Pakshas (vierzehn Tage) sind ein Monat. Sechs dieser Monate sind ein Ayana (Jahreshälfte, Äquinoktium) und zwei Ayanas ein Jahr. Diese Ayanas werden in südliche und nördliche Ayanas unterschieden. Ein solches Jahr mit zwei Ayanas ist ein Tag der Götter. Dabei ist das nördliche Ayana der helle Teil des Göttertages. Und zwölftausend Jahre der Götter sind ein Maha-Yuga, bestehend aus vier Yugas (die vier Zeitalter: Satya, Treta, Dwapara und Kali).

Höre von mir ihre zeitliche Aufteilung. Viertausend Götterjahre werden das Satya-Yuga (goldene Zeitalter) genannt. Die beiden Dämmerungen (Überganszeit am Anfang und am Ende des Yugas) dauern jeweils vierhundert Götterjahre. Das Treta (silberne Zeitalter) wird aus dreitausend Götterjahren gebildet und die Dämmerungen sind jeweils dreihundert Götterjahre. Das Dwapara (bronzene Zeitalter) enthält zweitausend Götterjahre und die Dämmerungen sind jeweils zweihundert Götterjahre. Oh vorzüglicher Brahmane, das Kali-Yuga (das dunkle Eiserne Zeitalter) ist eintausend Götterjahre, und man sagt, die Dämmerungen sind jeweils hundert Götterjahre.

Diese zwölftausend Götterjahre werden durch die Gelehrten ein Maha-Yuga genannt. Und tausend solcher Maha-Yugas nennt man die helle Hälfte von einem Tag Brahmas (ein Kalpa). Oh Brahmane, an einem solchen Brahmatag werden nacheinander vierzehn Manus (Stammväter) hervorgebracht und die tausend Maha-Yugas teilen sich dementsprechend in vierzehn Manwantaras. Die Götter, die sieben Rishis mit Indra, Manu und dessen Söhne, sowie die Könige werden alle mit jedem Manu neu geschaffen und immer wieder mit ihm aufgelöst. Ein Manwantara besteht damit aus über siebzig Maha-Yugas.

Höre von mir die Zahl, der in einem Manwantara enthaltenen irdischen Jahre. Volle 306.720.000 menschliche Jahre sind ein Manwantara. Und höre jetzt das Maß eines Manwantara gemäß der Götterjahre. Man spricht von 852.000 Götterjahren, die mit vierzehn multipliziert einen Brahmatag bilden. Am Ende dieses Brahmatages, so sagen die Weisen, findet eine periodische, universale Auflösung statt. Die entfalteten Bereiche der Erde, des Himmels und der Raum selbst sind vergänglich und werden in dieser Zeit alle aufgelöst. Nur der Maharloka (der Bereich der Heiligen) bleibt bestehen.

Die Bewohner dieser Welten werden durch die Hitze, die zur Zeit der Auflösung entsteht, in einen ausgeglichenen Zustand getrieben. So werden die drei Welten ein einziges endloses Meer (das Meer der Ursachen) und in diesem Meer schläft Brahma während seiner Nacht. Die Nacht von Brahma hat die gleiche Länge wie sein Tag. Am Ende dieser Nacht erschafft er diese Welt wieder. Und 360 solcher Brahmatage sind ein Brahmajahr, und die Lebenszeit Brahmas soll 100 solcher Jahre betragen (ein Para, ein Mahakalpa). 50 Brahmajahre werden ein Parardha genannt.

Oh Bester der Brahmanen, das gegenwärtige Mahakalpa hat den Namen Padma (Lotus). Wir befinden uns im zweiten Parardha (im 51.Brahmajahr) und man sagt, es sei zurzeit der erste Brahmatag dieses Brahmajahres mit dem Namen Varaha-Kalpa.

Die Zyklen von Mahakalpa, Kalpa, Mahayuga und Yuga


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