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1.29. Der Stamm von Anena und Vriddhasharma

Vaisampayana sprach:
Rambha, der dritte Sohn von Ayu, blieb ohne Nachkommen. Doch höre, wie ich dir die Nachkommen von Anena, dem fünften Sohn von Ayu, beschreibe. Sein Sohn war der berühmte Praktikshatra, und ihm folgten in der Stammeslinie Srinjaya, Jaya, Vijaya, Kriti, Haryaswan, der mächtige König Sahadeva, der besonders tugendhafte Nadina, Jagatsena, Satkriti und der fromme und wohlbekannte Kshatradharma, der stets die Aufgaben der Kshatriyas erfüllte. Damit habe ich dir die Nachkommen von Anena aufgezählt.

Höre nun über die Nachkommen von Kshatravridha (bzw. Vriddhasharma, dem zweiten Sohn von Ayu). Sein Sohn war der berühmte Sunahotra. Er hatte drei sehr fromme Söhne namens Kasha, Shala und Gritsamada. Der Sohn von Gritsamada war Shunaka, von dem die Saunakas abstammen, die als Brahmanen, Kshatriyas, Vaisyas und Shudras lebten. Der Sohn von Shala war Arshnisena, und dessen Sohn war Sutapa. Oh König, Kashas Söhne waren Kashya und Dirghatapa. Der Sohn von Dirghatapa war der gelehrte Dhanvantari. Noch als alter König vollbrachte Dirghatapa harte Askese und erhielt dafür Dhanvantari als Sohn, der sich als Gott der Medizin einst beim Quirlen aus dem Milchozean erhob und nun ein zweites Mal in dieser Welt geboren wurde.

Da fragte Janamejaya:
Oh Herr, warum wurde Dhanvantari in der Menschenwelt wiedergeboren? Das wünsche ich von dir ausführlich zu erfahren.

Wie Dhanvantari, der Gott der Medizin, auf Erden geboren wurde

Und Vaisampayana antwortete:
Oh Bester der Bharatas, höre von mir die Geschichte der Geburt von Dhanvantari. Als damals das Amrit aus dem Milchozean gequirlt wurde, erhob sich Dhanvantari in himmlische Gnade gehüllt aus dem Ozean mit einem Gefäß Amrit in seinen Händen. Als er sich erhob, erblickte er Vishnu und meditierte über ihn, um seine Aufgabe zu erfahren und seinen Segen zu erhalten. Und Vishnu sprach zu ihm:
Weil du aus dem Ozean geboren wurdest, sollst du den Namen Abja („wassergeboren“) tragen.

Und so kam es, daß er Abja genannt wurde, und Abja antwortete:
Oh Herr, ich bin dein Sohn. So gib mir bitte einen Anteil an den Opfergaben und weise mir einen Platz in dieser Welt zu.

So sprach er zum göttlichen Herrn, den er vor sich sah, und dieser antwortete aus der Wahrheit:
Die Götter, die sich selbst in den Opfern zeigen, haben schon seit Urzeiten die Verteilung der Opfergaben unter sich bestimmt. Auch die großen Rishis haben die verschiedenen Dinge den entsprechenden Göttern geweiht. Deshalb erkenne, daß ich dir davon nichts abgeben kann, wie klein es auch sein mag. So ist es in den ewigen Veden bestimmt. Oh mein Sohn, du bist nach den Götter geboren und wirst an den Opfergaben keinen Anteil haben können. Doch höre, in deiner zweiten Geburt wirst du in der Welt großen Ruhm gewinnen. Schon im Mutterleib wirst du die Yoga-Kraft zur höchsten Befreiung empfangen und noch in diesem Körper die Würde der Götter erreichen. Die Zweifachgeborenen werden dich mit Reis, Mantras, Gelübden und Hymen verehren. Du wirst den heiligen Ayurveda mit seinen acht Zweigen verkünden. Sei beruhigt, all das wird sicherlich geschehen, denn der lotusgeborene Brahma hat es so bestimmt. Wenn das nächste Dwapara Zeitalter beginnt, wirst du zweifellos in der Welt wiedergeboren werden.

Nachdem Dhanvantari diesen Segen von Vishnu empfangen hatte, verschwand er vor seinen Augen. Deshalb begann am Anfang des bronzenen Dwapara Zeitalters Dirghatapa, der Enkelsohn von Sunahotra, der damals König von Kasi war, harte Askese zu üben, um endlich einen Sohn zu erhalten. Er meditierte: „Ich nehme zu dem Gott Zuflucht, der mir einen Sohn geben kann.“ Auf diese Weise verehrte er den göttlichen Abja, und als dieser Himmlische mit dem König zufrieden war, sprach er zu ihm:
Oh Gelübdetreuer, ich gewähre dir einen Segen. Sage mir, was du wünschst.

Und der König antwortete:
Oh Herr, wenn du mit mir zufrieden bist, dann bitte ich dich, als mein ruhmreicher Sohn geboren zu werden.

Der Himmlische sprach „So sei es!“ und verschwand. Und es dauerte nicht lange, da wurde der göttliche Dhanvantari im Hause des Königs geboren. Er wurde zum König von Kasi und konnte alle Krankheiten heilen. Nachdem er das Wissen des Ayurveda vom Weisen Bharadwaja erhalten hatte, teile er dieses medizinische Werk in acht Zweige und lehrte sie seinen Schülern. Der Sohn von Dhanvantari wurde unter dem Namen Ketuman bekannt. Sein Sohn war der heroische Bhimaratha und dessen Sohn war der höchst tugendhafte König Divodasa, der als König in Varanasi regierte.

Wie Varanasi zur Wohnstätte von Shiva wurde

Oh König, zur Regierungszeit von Divodasa sorgte der Rakshasa Kshemaka, ein Geschöpf von Rudra, dafür, daß die Stadt Varanasi von allen Bewohnern verlassen wurde. Denn der intelligente und hochbeseelte Nikumbha sprach über diese Stadt den Fluch: „In dir sollen über tausend Jahre keine Menschen mehr wohnen!“ Nachdem dieser Fluch über Varanasi verhängt war, verlegte König Divodasa seine schöne Hauptstadt an die Ufer der Gomati (nicht weit von Varanasi). Zuvor gehörte Varanasi Bhadrashrenya, dem Sohn von Mahishman aus dem Yadu Stamm. Doch Divodasa besiegte die hundert Söhne von Bhadrashrenya, die vorzügliche Bogenschützen waren, und eroberte die Stadt. So wurde Bhadrashrenya seines Königsreiches beraubt.

Da fragte Janamejaya:
Warum verfluchte der mächtige Nikumbha die Stadt Varanasi? Und wer war dieser Nikumbha, der diesen heiligen Ort verfluchte?

Und Vaisampayana antwortete:
Nachdem der höchst kraftvolle Herrscher, der königliche Weise Divodasa, diese wohlhabende Stadt erobert hatte, begann er dort zu leben. Zu jener Zeit hatte Shiva seine Gattin Parvati geheiratet und lebte zu ihrer Freude mit ihr im Palast seines Schwiegervaters, dem Himalaya. Und Shiva gebot seiner ganzen Geisterschar, die ihm an Kraft und Charakter glichen, seine Braut Parvati mit Tanz, Gesang und anderen Dingen zu erfreuen. Die Göttin Parvati war darüber sehr glücklich, doch ihre Mutter Mena nicht. Sie war über diese ungezügelten Vergnügungen verärgert und rügte wiederholt Shiva und Parvati. Und eines Tages sprach sie zu ihrer Tochter:
Dein Ehemann Shiva tut viele üble Dinge in Gesellschaft seiner wilden Geister. Er ist unanständig, und sein Verhalten ist nicht edel.

So angesprochen von ihrer Mutter, wurde die von Verehrung verwöhnte Göttin ärgerlich, wie es das Naturell der Frauen ist. Sie überdeckte ihren Ärger mit einem Lächeln und ging zu Shiva. Dort sprach die Göttin mit bleichem Gesicht zum Gott:
Oh Herr, ich möchte hier nicht länger leben. Bring mich in dein eigenes Heim!

Da ließ Mahadeva seine Augen durch die Welt streifen und suchte einen geeigneten Wohnort. Oh Nachkomme des Kuru, der höchst mächtige Gott wählte die Stadt Varanasi, wo jeder den Weg der Befreiung gehen konnte. Als Shiva erkannte, daß die Stadt von Divodasa besetzt war, sprach er zu Nikumbha:
Oh Bester meiner Geister (Ganas), geh zur Stadt Varanasi und sorge dafür, daß sie von allen Bewohnern verlassen wird. Doch handle bedächtig, denn der König ist sehr mächtig.

Daraufhin ging Nikumbha nach Varanasi, erschien im Traum eines Barbiers namens Kanduka („Spielball“) und sprach zu ihm:
Oh Sündloser, ich werde für dein Wohlergehen sorgen. Fertige ein Bildnis von mir an und plaziere es als Gegenstand der Verehrung am Eingang der Stadt.

Oh König, der Barbier handelte nach seinem Traum. Er holte sich die Erlaubnis des Königs und begann, am Stadttor jeden Tag das Bildnis von Nikumbha mit Düften, Girlanden, Räucherwerk, Lämpchen, Speise und Wasser zu verehren. Diese Verehrung erwies sich als höchst segensreich, und so wurde Nikumbha, dieser Erste der Geisterwesen von Shiva, täglich auch von anderen Menschen verehrt. Daraufhin begann er den Bewohnern der Stadt hunderte Segen zu gewähren wie Söhne, Gold, Gesundheit und andere gewünschte Dinge. So kam es eines Tages, daß auch Suyasha, die bis dahin kinderlose Ehefrau des Königs Divodasa, von ihrem Gatten dorthin geschickt wurde, um einen Sohn zu erbitten. Entsprechend verehrte sie Nikumbha mit reichen Opfern und bat ihn täglich um einen Sohn. Doch er hatte gute Gründe, ihren Wunsch nicht zu erfüllen. Denn er wußte, wenn der König zornig wird, kann er sein Ziel erreichen. So kam es auch, daß nach langer Zeit der König vom Zorn ergriffen wurde und dachte:
Dieser Geist, der am Tor der Stadt aufgestellt ist, gewährt meinen Untertanen voller Freude hunderte Segen. Warum gewährt er mir nicht wenigstens einen? Er wird täglich von den Bewohnern meiner Stadt und sogar von meiner Königin verehrt. Warum mißachtet dieser Undankbare mich als König und gewährt mir keinen Sohn? Ich denke, dieser Geist verdient meine Gunst nicht. So werde ich diesen Übelgesinnten strafen und seine Stätte der Verehrung zerstören.

Nachdem sich der König so entschlossen hatte, zerstörte er voller Zorn das Bildnis, worin Nikumbha, dieser Erste der Geisterwesen von Shiva, wohnte. Und als Nikumbha sein Haus zerstört sah, nutze er die Chance und verfluchte Divodasa:
Oh König, ich habe dir nichts Böses angetan. Weil du mich meiner Wohnstätte beraubt hast, sollen auch alle deine Untertanen ihre Wohnstätten verlieren und diese Stadt verlassen!

Durch diesen Fluch entvölkerte Nikumbha die Stadt Varanasi und kehrte danach zu Mahadeva zurück. Die Bewohner von Varanasi flohen (mit allen anderen Göttern und Geistern unter dem Angriff des Rakshasa Kshemaka) in alle Richtungen davon und Gott Shiva errichtete sein Haus inmitten dieser Stadt. Danach lebte Mahadeva (allein mit seiner Geisterschar) an diesem Ort und vergnügte sich mit Parvati, der Tochter des Königs der Berge. Doch weil nun an diesem Ort niemand mehr Befreiung erreichen konnte, gefiel es der Göttin bald nicht mehr, und sie sprach eines Tages:
Ich möchte hier nicht länger so abgeschieden leben!

Und Shiva antwortete:
Oh Göttin, ich werde mein Haus nicht verlassen und irgendwo anders hingehen. Denn mein Haus sei Avimukta („nie verlassen“). Doch wenn du es wünschst, dann mögen alle Bewohner in ihre Häuser zurückkehren.

Diese Worte sprach Shiva, der dreiäugige Gotte und Zerstörer der dreifachen Stadt Tripura, mit einem freundlichen Lächeln. Und seit dieser Zeit wird die Stadt auch Avimukta genannt, wie sie von Shiva selbst bezeichnet und gesegnet wurde. So wurde Varanasi ein heiliger Ort, wo die Gottheit stets gegenwärtig ist. Seit dieser Zeit lebt hier, verehrt von allen Himmlischen, der hochbeseelte Gott Mahadeva mit seiner Göttin über die drei Zeitalter Satya, Treta und Dwapara. Im Kali Zeitalter wird diese Stadt wieder verschwinden und Mahadeva wohnt dort vor allen verborgen. So geschieht es aufgrund eines Fluchs, daß Varanasi immer wieder entvölkert und neu belebt wird.

Bhadrasrenya hatte einen Sohn Durdama. Diesen verschonte König Divodasa aus Mitgefühl, als er die hundert Söhne im Kampf tötete, damit Bhadrasrenya nicht ohne Nachkommen sei. Oh großer König, Durdama suchte Zuflucht bei seinem Stamm, den Haihayas, und mit ihrer Hilfe konnte der hochbeseelte König das Reich seines Vaters zurückerobern, das damals von Divodasa besetzt wurde.

Doch Divodasa zeugte mit Drishadvati den heroischen Pratardana. Und dieser Held besiegte wiederum König Durdama und nahm ihm das Königreich erneut ab. Pratardana hatte zwei Söhne namens Vatsa und Bharga. Der Sohn von Vatsa war Alarka, und dessen Sohn war Samnati. Alarka, der König von Kasi, war wahrhaftig und den Brahmanen hingegeben. Die Heiligen sangen damals folgenden Vers zum Lob des königlichen Weisen Alarka:
Dieser Beste der Könige von Kasi möge sich 6.600 Jahre seiner Jugend und Schönheit erfreuen.

Durch den Segen von Lopamudra erhielt er dieses lange Leben, und so regierte dieser ewig junge und herrliche König ein ausgedehntes Königreich. Nachdem der Fluch von Nikumbha ein Ende gefunden hatte, schlug er den Rakshasa Kshemaka und bevölkerte erneut die schöne Stadt Varanasi. Der Sohn von Samnati war der fromme Sunitha, und ihm folgten der berühmte Kshema, Ketuman, Suketu, Dharmaketu, der mächtige Wagenkrieger Satyaketu, Bibhu, Avarta, Sukumara, der fromme Dhristaketu, Venuhotra und Bharga. Vatsa gründete das Reich der Vatsas, und das Reich von Bharga wurde entsprechend Bharga genannt. Sie alle waren mit Angiras verwandt (Vriddhasharma war der Schwiegervater von Yashoda, der geistgeborenen Tochter der Angirasas, die zweite Art der formhaften Ahnen) und hatten tausende Söhne unter den Brahmanen, Kshatriyas und Vaisyas. Damit habe ich dir die Dynastie der Kasi Könige beschrieben (siehe auch Stammbaum-Harivamsha). Höre nun über die Nachkommen von Nahusha, dem ältesten der fünf Söhne von Ayu.


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