Parasara fuhr fort:
Akrura brach in seinem schnellen Wagen auf und fuhr, um Krishna auf den Weiden von Nanda zu besuchen. Als er auf dem Weg war, gratulierte er sich zu seinem hohen Glück, diese Gelegenheit zu finden, einen verkörperten Teil der Gottheit zu sehen. Er dachte:
Heute hat mein Leben seine Früchte getragen. Meiner Nacht wird die Morgendämmerung des Tages folgen, weil ich das Gesicht von Vishnu sehen werde, das einem voll aufgeblühten Lotus gleicht. Gesegnet sind meine Augen und meine Zunge, daß ich Vishnu sehen und mit ihm reden darf. Ich werde diesen Lotusäugigen verkörpert erblicken, der schon als imaginäre Versinnbildlichung die Sünden der Menschen bereinigt. Ich werde heute diesen höchst Berühmten erblicken, diesen Mund von Vishnu, aus dem alle Veden und ihre Zweige fließen. Ich werde den Herrscher des Universums sehen, der diese ganze Welt stützt und als höchstes männliches Wesen (Purusha) sowie als das Männliche im Opfer der Opferriten angebetet wird. Ich werde Kesava sehen, der ohne Anfang und Ende ist, und durch dessen Verehrung Indra die Herrschaft über die Götter erhielt. Mein Körper wird noch heute Hari berühren, dessen wahres Wesen weder Brahma noch Indra, Rudra, die Aswins, Vasus, Adityas oder Maruts kennen. Die Allseele, der Allerkenner, Allseiende, Ewigwährende, Unvergängliche und Alldurchdringende wird mit mir reden. Der Ungeborene, der die Welt in verschiedenen Formen als Fisch, Schildkröte, Eber, Pferd und Löwe gerettet hat, wird heute zu mir sprechen. Gegenwärtig hat der Herr der Erde, der sich nach Belieben gestaltet, diese menschliche Form angenommen, um ein in seinem Herzen gehegtes Werk zu vollbringen. Jener Ananta, der die Erde auf seinem Kopf trägt und auf die Erde zu ihrem Schutz herabgestiegen ist, wird mich noch heute bei meinem Namen nennen. Verehrung sei diesem Wesen, dessen illusionäre Erscheinung als Vater, Sohn, Bruder, Freund, Mutter oder Verwandter für die Welt unbegreifbar ist. Verehrung sei ihm, der die unergründliche Wahrheit ist, den die Yogis in ihrem Herzen erkennen und damit die endlosen Weiten der weltlichen Unwissenheit und Illusion durchqueren. Ich verneige mich vor ihm, der das Männliche im Opfer (Yajna-Purusha) genannt wird, weil er alle heiligen Riten vollendet. Ich verneige mich vor ihm, den die Frommen Vasudeva und die Philosophen Vishnu nennen. Möge mir das Wesen, in dem Ursache und Wirkung und damit die ganze Welt enthalten sind, durch seine Wahrheit gnädig sein. Denn stets baue ich mein ganzes Vertrauen auf den ungeborenen, ewigen Hari, durch dessen geistige Gegenwärtigkeit der Mensch voller Güte und Wohlstand gedeiht.
Mit diesem, durch frommen Glauben belebten Geist und tiefsinnig meditierend fuhr Akrura den Weg nach Gokula und erreichte sein Ziel kurz vor Sonnenuntergang während der Zeit des Melkens der Kühe. Dort erblickte er Krishna zwischen den Kühen, so dunkel wie die Blätter der blühenden Lotusblumen, seine Augen ebenso dunkel, seine Brust mit dem Srivatsa Zeichen (dem Endlosknoten) geschmückt, seine langen Arme, seine breite Brust, seine hohe Nase und sein liebliches Gesicht, das von einem fröhlichen Lächeln erstrahlte. Er stand fest auf dem Boden, mit Füßen, deren Nägel rötlich gefärbt waren, in gelbe Kleidung gehüllt, mit einer Girlande aus Waldblüten geschmückt, eine frisch gepflückte Blume in seiner Hand und einen Kranz aus weißen Lotusblüten auf seinem Kopf. Akrura erblickte dort auch Balarama, so weiß wie Jasmin, ein Schwan oder der Mond, in blaue Kleidung gehüllt, mit großen und starken Armen und einem Gesicht so leuchtend wie eine Lotusblume in voller Blüte. Er erschien wie ein zweiter Kailash Berg, mit einem Kranz aus weißen Wolken gekrönt. Als Akrura diese zwei Jungen sah, breitete sich ein großes Entzücken auf seinem Gesicht aus, und die Haare standen ihm vor Freude zu Berge. Er dachte:
Das ist höchstes Glück und Wohlergehen. Das ist die doppelte Verkörperung des göttlichen Vasudeva, und doppelt sind meine Augen gesegnet, daß ich den Schöpfer des Universums sehen darf. Heute wird meine körperliche Form ihre Früchte tragen, wenn ich durch die Gunst der Gottheit mit Krishna zusammenkomme. Wenn dieser Träger unendlicher Formen nur seine Hand auf meinen Rücken legen würde, dann genügte die Berührung seiner Finger allein, um alle Sünde abzuwaschen und unvergängliche Glückseligkeit zu erreichen. Diese Hand, welche den mächtigen Diskus wirft, der mit den Flammen aller Feuer, Blitze und Sonnen lodert und die Heerschar der Dämonen zerschlägt, aber auch die Tränen aus den Augen seiner Liebenden trocknet. Diese Hand, in welche Vali Wasser goß und daraufhin unbeschreibliche Freuden in der Unterwelt, Unsterblichkeit und Herrschaft über die Götter für ein ganzes Manwantara ohne die Gefahr von Feinden erhielt. Doch ach! Er wird mich wegen meiner Verbindung zum übelgesinnten Kansa mißachten, obwohl ich davon nicht verunreinigt wurde. Verflucht ist eine Geburt unter Untugendhaften! Doch was sollte ihm in dieser Welt unbekannt sein, der in den Herzen aller Menschen wohnt, überall gegenwärtig, ohne Unvollkommenheit, der Innbegriff von Reinheit und eins mit der Wahrheit ist? Mit einem Herzen, das ihm ganz allein hingegebenen ist, werde ich mich dem Herrn aller Herren nähern, dem verkörperten Teil von Vishnu, dem höchsten Geist, der ohne Anfang, Mitte und Ende ist.