Pushpak Vishnu PuranaZurück WeiterNews

4.13. Die Geschichte vom Syamantaka Juwel

Parasara fuhr fort:
Die Söhne von Satwata waren Bhajina, Bhajamana, Divya, Andhaka, Devavridha, Mahabhoja und Vrishni. Bhajamana hatte mit der ersten Ehefrau drei Söhne, nämlich Nimi, Krikana und Vrishni, und mit einer weiteren Satajit, Sahasrajit und Ayutajit. Der Sohn von Devavridha war Babhru, über den folgender Vers rezitiert wird:
Wir hören überall in der Ferne und sehen es in der Nähe, daß Babhru der Beste der Menschen und sein Vater Devavridha den Göttern gleich war. Sechsundsechzig Schüler hatte der eine und sechstausendacht der andere, die alle die Unsterblichkeit erreichten.

Mahabhoja war ein frommer König, und seine Nachkommen waren die Bhojas sowie die Könige von Mrittikavati, die man Marttikavatas nannte. Vrishni hatte zwei Söhne namens Sumitra und Yudhajit. Letzterem wurden die Söhne Anamitra und Sini geboren. Der Sohn von Anamitra war Nighna, der wiederum zwei Söhne hatte, nämlich Prasena und Satrajit, dessen Freund der Sonnengott Aditya war. Denn eines Tages ging Satrajit an der Küste des Meeres entlang, richtete seinen Geist auf die Sonne und sang ihr Lob. Darauf erschien der Gott vor ihm persönlich, und angesichts seiner undeutlichen Gestalt sprach Satrajit zur Sonne:
Ich habe dich, oh Herr, als einen Feuerball am Himmel gesehen. Gewähre mir nun deine Gunst, so daß ich deine wahre Form sehen kann.

Daraufhin nahm der Sonnengott das Juwel Syamantaka von seinem Hals und legte es nieder, so daß Satrajit seine winzige, zwergenhafte Statur mit einem Körper wie poliertes Kupfer und etwas rötlichen Augen sah. Er brachte ihm seine ganze Verehrung dar, und der Sonnengott wünschte, ihm einen Segen zu gewähren. Daraufhin erbat sich Satrajit das Juwel. Der Sonnengott schenkte es ihm und nahm seinen Platz am Himmel wieder ein. Nachdem er dieses reine Juwel aller Juwelen erhalten hatte, trug es Satrajit an seinem Hals und erschien dadurch ebenso strahlend wie die Sonne selbst. Er erfüllte alle Bereich mit seinem Glanz, und kehrte nach Dwaraka zurück. Als die Bewohner dieser Stadt ihn kommen sahen, begaben sie sich zu jenem Purusha, dem anfangslosen und höchsten Geist, der die Last der Erde trägt und eine sterbliche Form angenommen hatte. Sie sprachen zu Krishna:
Oh Herr, zweifellos kommt der Sonnengott, um dich zu besuchen.

Aber Krishna lächelte und antwortete:
Es ist nicht der Sonnengott, sondern Satrajit, dem Aditya das Syamantaka Juwel gegeben hat, das er nun an seinem Hals trägt. Geht und schaut ihn ohne Furcht an!

Diese Worte beruhigten die Bewohner von Dwaraka, die daraufhin in ihre Häuser zurückgingen, wie auch Satrajit. Dort legte er das Juwel ab, das täglich acht Ladungen Gold gab und durch seine erstaunliche Wirkung jegliche Furcht vor bösen Omen, wilden Tieren, Feuern, Räubern und Hungersnöten zerstreute. Krishna wußte, daß dieser Edelstein mit diesen wunderbaren Eigenschaften des Königs Ugrasena würdig war. Doch obwohl er die Macht dazu hatte, forderte er dieses Juwel nicht von Satrajit, damit in der Familie kein Streit provoziert würde. Satrajit fürchtete jedoch, daß Krishna ihn darum bitten würde, und übergab das Juwel seinem Bruder Prasena. Doch es war die Eigenschaft dieses Juwels, daß es eine unerschöpfliche Quelle für Reichtum und Wohlstand war, solange es von einem Tugendhaften getragen wurde. Für einen unreinen Träger wurde es dagegen zur baldigen Ursache seines Todes. So nahm Prasena das Juwel, hängte es um seinen Hals, bestieg sein Pferd und ritt zur Jagd in die Wälder, wo er während einer längeren Hatz von einem Löwen getötet wurde. Der Löwe wollte das Juwel verschlingen und weiterziehen, da erblickte es Jambavan, der König der Bären, der den Löwen tötete und das Juwel mit sich nach Hause in seine Höhle nahm und seinem Sohn Sukumara zum Spielen gab. Als einige Zeit vergangen war, und Prasena verschwunden blieb, begannen (Satrajit und) die Yadavas untereinander zu tuscheln:
Das war bestimmt das Werk von Krishna. Er wünschte sich dieses Juwel, aber konnte es nicht erlangen. So hat er für den Tod von Prasena gesorgt, um es in seinen Besitz zu bekommen.

Als diese verleumderischen Gerüchte Krishna bekannt wurden, versammelte er mehrere Yadavas und verfolgte mit ihnen die Spur von Prasena. So fanden sie heraus, daß er und sein Pferd von einem Löwen getötet wurden, und Krishna wurde von den Verleumdungen befreit. Doch bestrebt, das Juwel wiederzuerlangen, folgten sie den Spuren des Löwen und kamen bald zu jenem Ort, wo der Löwe vom Bären getötet worden war. Daraufhin folgten sie den Spuren des Bären bis zum Fuß eines Bergs, wo Krishna den Yadavas gebot, auf ihn zu warten, während er selbst die Verfolgung fortsetzte. Am Ende der Fußspuren entdeckte er eine Höhle, die er betrat und bald die Amme von Sukumara hörte, wie sie sprach:
Prasena wurde von einem Löwen getötet und der Löwe durch Jambavan. Weine nicht, oh Sukumara, das Syamantaka Juwel ist nun dein.

So war sich Krishna seines Zieles sicher und ging tiefer in die Höhle, wo er das hervorragende Juwel in den Händen der Amme erblickte, die es Sukumara zum Spielen gab. Doch bald bemerkte die Amme seine Anwesenheit und in großer Angst um das Juwel schrie sie laut um Hilfe. Ihre Schreie hörte Jambavan, der voller Zorn die Höhle betrat, und zwischen Krishna und ihm begann ein Kampf, der einundzwanzig Tage dauerte. Die Yadavas warteten noch sieben oder acht Tage auf seine Rückkehr, aber als der Madhu Vernichter nicht erschien, beschlossen sie, daß er seinen Tod in der Höhle gefunden haben mußte. Sie dachten: „Es kann doch nicht so viele Tage dauern, einen Feind zu überwinden.“ So gingen sie fort und kehrten nach Dwaraka zurück, wo sie verkündeten, daß Krishna getötet worden war. Als die Verwandten von Krishna diese Nachricht hörten, führten sie alle nötigen Totenriten durch. Und die Speise und das Wasser, welche auf diese Weise für Krishna während des Sraddhas dargebracht wurden, dienten ihm auf vorzüglich Weise, sein Leben zu erhalten und seine Kraft in jenem großen Kampf zu stärken, den er gerade führte. Sein Gegner wurde dagegen im täglichen Kampf mit diesem mächtigen Feind immer müder. Und gequält an jedem Körperteil durch die schweren Schläge und geschwächt wegen der fehlenden Nahrung, konnte er schließlich nicht länger widerstehen. Überwältigt von seinem mächtigen Gegner warf sich Jambavan zu Krishnas Füßen und sprach:
Oh du mächtiges Wesen! Du bist sicherlich unbesiegbar durch alle Geister des Himmels, der Erde und der Hölle. Noch viel weniger bist du von den sündhaften und kraftlosen Wesen in menschlicher Gestalt besiegbar und auch nicht von den tierischen Wesen. Zweifellos bist du ein verkörperter Teil meines verehrten Herrn, dem Narayana, dem Erhalter des Weltalls.

So angesprochen von Jambavan offenbarte ihm Krishna, daß er herabgestiegen war, um die Last der Erde auf sich zu nehmen. Und voller Güte berührte er den König der Bären mit seiner Hand und linderte ihm den körperlichen Schmerz, den er durch diesen Kampf ertragen mußte. Jambavan verneigte sich tief vor Krishna und übergab ihm seine Tochter Jambavati als ein passendes Geschenk für diesen ehrwürdigen Gast wie auch das Syamantaka Juwel. Und obwohl es nicht schicklich war, Geschenke von einer solchen Person anzunehmen, akzeptierte Krishna das Juwel, um seinen Ruf zu reinigen, und kehrte zusammen mit seiner Braut Jambavati nach Dwaraka zurück. Als die Bewohner von Dwaraka sahen, wie Krishna lebendig zurückgekehrt war, wurden sie von großer Freude erfüllt, so daß selbst die Alten wieder jugendliche Kraft fühlten. Alle Yadavas, die Männer und die Frauen, versammelten sich um Vasudeva, den Vater des Helden, und gratulierten ihm. Daraufhin erzählte Krishna der ganzen Versammlung der Yadavas alles, was geschehen war und wie es sich ereignet hatte. Schließlich gab er das Syamantaka Juwel zurück an Satrajit und wurde damit von dem Verdacht gereinigt, dafür ein Verbrechen begangen zu haben. Danach führte er Jambavati in die inneren Gemächer. Und Satrajit erkannte, wie er zur Ursache aller Verleumdungen von Krishna geworden war und fühlte sich schuldig. Um den Prinzen zu versöhnen, gab er ihm seine Tochter Satyabhama zur Ehefrau. Doch diese Jungfrau wurde bereits von den Besten der Yadavas wie Akrura, Kritavarman und Satadhanwan umworben. Die waren nun höchst erzürnt, daß sie einem anderen gegeben wurde, und hegten Feindseligkeit gegen Satrajit. So sprachen Akrura und Kritavarman zu Satadhanwan:
Dieser niederträchtige Satrajit hat dir und uns als Freier für seine Tochter eine grobe Beleidigung zugefügt, indem er sie Krishna gegeben hat. Laß ihn nicht leben! Warum tötest du ihn nicht und nimmst dir das Juwel? Und falls sich Krishna in den Kampf einmischt, werden wir auf deiner Seite sein.

Mit diesem Versprechen entschloß sich Satadhanwan, Satrajit zu töten. Mittlerweile traf die Nachricht ein, daß die Söhne von Pandu im Lackhaus verbrannt worden waren, und Krishna, der die Wahrheit kannte, reiste nach Varanavata, um die Feindseligkeit bezüglich Duryodhana zu beruhigen und die Pflichten zu erfüllen, die seine Verwandtschaft erforderten. Satadhanwan nutze seine Abwesenheit, tötete Satrajit im Schlaf und ergriff das Juwel. Als dessen Tochter Satyabhama davon erfuhr, bestieg sie sogleich ihren Wagen und fuhr voller Zorn über den Mord an ihrem Vater nach Varanavata. Dort berichtete sie ihrem Ehemann, wie Satrajit von Satadhanwan aus Zorn über ihre Heirat mit einem anderen getötet worden war und wie er das Juwel geraubt hatte. Sie flehte ihn an, schnelle Maßnahmen zu ergreifen, um so abscheuliches Unrecht zu rächen. Als Krishna, der innerlich stets ruhig war, von diesen Geschehnissen erfuhr, ließ er seine Augen zornig aufblitzen und sprach zu Satyabhama:
Das ist wahrlich eine kühne Verletzung! Ich werde mich so einem übelgesinnten Schuft nicht beugen. Doch man kann nicht den Baum fällen, ohne die Vögel zu töten, die dort in den Nestern aufwachsen. Gib dich keiner übermäßigen Sorge hin! Du brauchst nicht wehklagen, um meinen Zorn zu erregen.

So kehrte Krishna unverzüglich nach Dwaraka zurück, suchte seinen älteren Bruder Balarama auf und sprach zu ihm unter vier Augen:
Ein Löwe tötete Prasena als er in den Wäldern jagte. Jetzt wurde auch Satrajit durch Satadhanwan ermordet. Beide sind schon durch den Besitz des Juwels gestorben. So laßt uns einen Wagen besteigen und auch Satadhanwan töten. Danach sollten wir das Juwel in unseren Besitz nehmen.

So von seinem Bruder gebeten, war Balarama entschlossen zu handeln. Aber Satadhanwan war sich dieser Gefahr bewußt und ging zu Kritavarman, um seine Hilfe zu erbitten. Doch Kritavarman lehnte ab und erklärte seine Unfähigkeit, den Kampf mit Balarama und Krishna aufzunehmen. Daraufhin ging Satadhanwan enttäuscht zu Akrura, aber auch der sprach:
Du solltest Zuflucht bei einem anderen Beschützer suchen. Wie könnte ich imstande sein, dich zu verteidigen? Nicht einmal unter den Unsterblichen, deren Ruhm überall im Universum gefeiert wird, gibt es ein Wesen, das dem Träger des Diskus widerstehen könnte, unter dessen Fußtritt die drei Welten erzittern, dessen Hand die Ehefrauen der Dämonen zu Witwen macht, und dessen Waffen keine noch so mächtige Heerschar widerstehen kann. In gleicher Weise ist auch niemand fähig, den Träger des Pfluges zu ertragen, der die Heldenkraft seiner Feinde schon durch den Blick seiner Augen vernichtet, die vom Rausch des Weines rollen, und dessen riesiger Pflug seine Kraft entfaltet, womit er auch die mächtigsten Feinde zerschlägt.

Darauf antwortete Satadhanwan:
Wenn du mir nicht helfen kannst, dann nimm wenigstens das Juwel und bewahre es.

Und Akrura sprach:
Ich werde es tun, wenn du mir versprichst, unter keinen Umständen zu verraten, daß es in meinem Besitz ist.

Satadhanwan stimmte zu und Akrura nahm das Juwel. Danach floh Satadhanwan aus Dwaraka mit seiner schnellsten Stute, die hundert Yojanas am Tag laufen konnte. Als Krishna von seiner Flucht erfuhr, spannte er seine vier Pferde namens Saivya, Sugriva, Meghapushpa und Valahaka vor seinen Wagen und nahm zusammen mit Balarama die Verfolgung auf. Die Stute von Satadhanwan hielt ihre Geschwindigkeit und schaffte die hundert Yojanas, aber als sie das Land von Mithila erreichte, war ihre Kraft erschöpft, und sie fiel tot zu Boden. Daraufhin setzte Satadhanwan seine Flucht zu Fuß fort. Als seine Verfolger zu jenem Ort kamen, wo die Stute gestorben war, sprach Krishna zu Balarama:
Bleibe hier im Wagen während ich dem Schuft zu Fuß folge und ihm den Tode bringe. Der Boden hier ist schlecht, und die Pferde werden nicht fähig sein, den Wagen darüber zu ziehen.

So blieb Balarama beim Wagen und Krishna folgte Satadhanwan zu Fuß. Nachdem er ihn über zwei Kos (ca. 6km) gejagt hatte, warf er seinen Diskus, und obwohl Satadhanwan noch weit entfernt war, trennte ihm diese Waffe den Kopf vom Rumpf. Dann durchsuchte er den toten Körper, aber fand das Syamantaka Juwel nicht. So kehrte er zu Balarama zurück und sagte ihm, daß sein Tod vergeblich war, weil er das wertvolle Juwel, die Quintessenz aller Welten, nicht bei sich gehabt hatte. Als Balarama das hörte (und Krishna verdächtigte, ihm das Juwel vorenthalten zu wollen), geriet er in Wut und sprach zu Vasudeva:
Schande über dich, daß du so gierig nach Reichtum bist! Ich kündige hiermit unsere Bruderschaft und gehe meine eigenen Wege. Tue was dir beliebt! Ich verlasse Dwaraka, dich und unsere ganze Familie. Versuche nicht, mich mit irgendwelchen Versprechungen umzustimmen!

So beschimpfte Balarama seinen Bruder, der vergeblich bemüht war, ihn zu beruhigen, und ging zur Stadt von Videha (Mithila), wo König Janaka ihn gastfreundlich empfing, so daß er dort seinen Wohnsitz nahm, während Krishna nach Dwaraka zurückkehrte. Im Laufe seines Aufenthalts im Palast von Janaka geschah es auch, daß Duryodhana, der Sohn von Dhritarashtra, zum Schüler von Balarama wurde, und von ihm die ganze Kunst des Keulenkampfes lernte. Erst nach drei Jahren gingen Ugrasena und andere Führer der Yadavas, die mittlerweile überzeugt waren, daß Krishna das Juwel nicht an sich genommen hatte, nach Videha und konnten auch Balarama davon überzeugen, so daß er mit ihnen wieder nach Hause zurückkehrte.

Akrura verbarg sorgfältig die Schätze, die ihm das wertvolle Juwel sicherte, vollbrachte viele tugendhafte Opfer und reinigte sich mit heiligen Gebeten. So lebte er für zweiundfünfzig Jahre im Wohlstand, und durch die Kraft dieses Juwels gab es auch im ganzen Land keinen Mangel noch irgendwelche Seuchen. Am Ende dieser Zeit wurde Shatrughna, der Urenkel von Satwata, durch die Bhojas getötet. Und wegen dieses entstandenen Streites verließ Akrura mit seinen Verwandten die Stadt Dwaraka. Doch nachdem er gegangen war, erschienen plötzlich verschiedene Katastrophen, böse Omen, giftige Schlangen, Mangel, Plagen und ähnliches, so daß Krishna, dessen Symbol Garuda ist, die führenden Yadavas mit Balarama und Ugrasena zusammenrief und ihnen empfahl, herauszufinden, warum plötzlich so viel Unheil erschien. Darauf sprach Andhaka, einer der Älteren des Yadu-Stammes:
Schon Swaphalka, der Vater von Akrura, hatte die wunderbare Macht, daß an jedem Ort, wo er wohnte, Hungersnöte, Seuchen, Mangel und andere Plagen unbekannt waren. Einst fehlte es an Regen im Königreich von Kasi. Daraufhin wurde Swaphalka ins Land gebracht, und sofort kehrte der Regen zurück. Es geschah auch, daß die Königin von Kasi empfing und mit einer Tochter schwanger war. Aber als die Zeit zur Geburt kam, wollte das Kind nicht aus dem Mutterleib heraus. Zwölf Jahre vergingen, und dennoch blieb das Mädchen ungeboren. Da sprach der König von Kasi zu dem Kind: „Oh Tochter, weshalb wird deine Geburt so verzögert? Komm heraus! Ich wünsche, dich zu sehen. Warum ziehst du das Leiden deiner Mutter so in die Länge?“ Darauf antwortete das Kind: „Oh Vater, wenn du jeden Tag den Brahmanen eine Kuh darbringst, werde ich nach weiteren drei Jahren zur Welt kommen.“ So schenkte der König täglich eine Kuh an die Brahmanen, und am Ende der drei Jahre wurde das Mädchen geboren. Ihr Vater nannte sie Gandini, und später gab er sie an Swaphalka in die Ehe, als dieser im Palast erschien und sich alles zum Guten wandelte. Und auch Gandini gab, so lange sie lebte, jeden Tag eine Kuh an die Brahmanen. Akrura war ihr Sohn mit Swaphalka, und damit gingen bereits seiner Geburt eine Menge ungewöhnlicher Wohltaten voraus. Wenn solch ein Mann uns verläßt, ist es dann ein Wunder, daß Hungersnot, Seuchen und andere Plagen uns heimsuchen? Bittet ihn, zu uns zurückzukehren! Die kleinen Fehler von edlen Menschen sollten nicht so streng verurteilt werden.

Nach diesem Rat des altehrwürdigen Andhaka sandten die Yadavas eine Gesandtschaft, die durch Krishna, Ugrasena und Balarama angeführt wurde, um Akrura zu versichern, daß man keinerlei Feindschaft gegen ihn hegte, und er nicht in Gefahr sei. So brachten sie ihn nach Dwaraka zurück und sogleich nach seiner Ankunft vergingen alle Plagen, Mängel, Hungersnöte und andere Katastrophen und böse Omen durch die Kraft des Juwels. Krishna beobachtete dies und überlegte, daß Akrura, der Sohn von Gandini und Swaphalka, nicht persönlich die Ursache für eine so unverhältnismäßige Wirkung sein konnte, sondern eine viel stärkerer Macht wirken muß, damit Seuchen und Hungersnöte aufhören. So sprach er zu sich selbst:
Mit Sicherheit ist das mächtige Syamantaka Juwel in seinem Besitz, denn genau diese Anzeichen kenne ich als seine Eigenschaften. Akrura hat in der letzten Zeit Opfer auf Opfer gefeiert, obwohl er gar nicht die Einkünfte für solche Ausgaben hat. Zweifellos ist das Juwel bei ihm.

Nach diesem Entschluß veranstaltete er ein Treffen aller führenden Yadavas in seinem Haus unter dem Vorwand eines Festes. Nachdem sie sich alle gesetzt hatten, der Grund ihrer Versammlung erklärt und das Angekündigte erledigt worden war, suchte Krishna das Gespräch mit Akrura und nach einigem Lachen und vielen Scherzen sprach er zu ihm:
Oh Landsmann, du bist wie ein König in deiner Großzügigkeit. Wir wissen sehr wohl, daß Sudhanwan das wertvolle Juwel, das er gestohlen hatte, in deine Obhut gegeben hat. So ist es jetzt in deinem Besitz zum großen Vorteil unseres Königreichs. Das soll auch so bleiben, denn wir alle empfangen viel Segen durch seine Macht. Doch mein Bruder Balarama verdächtigt mich, daß ich es besitze. Deshalb sei doch so gütig zu mir, und zeige es dieser Versammlung.

Als Akrura, der das Juwel bei sich hatte, auf diese Weise herausgefordert wurde, wußte er zunächst nicht, was er tun sollte. So überlegte er:
Wenn ich bestreite, daß Juwel zu besitzen, werden sie mich durchsuchen und den Edelstein unter meiner Kleidung verborgen finden. Das werde ich nicht verhindern können.

Mit diesen Gedanken sprach Akrura zu Narayana, dem Urgrund der ganzen Welt:
Es ist wahr, daß Satadhanwan mir das Syamantaka Juwel anvertraut hat, bevor er von hier floh. Ich wartete jeden Tag darauf, daß du mich darum bitten würdest. So habe ich es unter vielen Entbehrungen bis heute bewahrt. Die Sorge um das Juwel hat mich von so vielen Ängsten erfüllt, daß ich unfähig war, irgendein Vergnügen zu genießen und keinen Moment der Ruhe mehr kannte. Ich befürchtete, daß du mich als ungeeignet betrachten würdest, dieses Juwel zu bewahren, das so wichtig für die Wohlfahrt unseres Königreichs ist. Deshalb habe ich es dir nicht gesagt, daß es in meinen Händen ist. Doch nun nimm es an und gib es dem, den du als würdig dafür betrachtest.

So sprach Akrura und zog aus seiner Kleidung eine kleine goldene Dose hervor, aus der er das Juwel nahm. Als er es der Versammlung der Yadavas zeigte, wurde der ganze Raum durch seinen Glanz erleuchtet. Und Akrura sprach zu allen:
Das ist das Syamantaka Juwel, das mir von Satadhanwan übergeben wurde. Möge es nun derjenige zurücknehmen, dem es gehört.

Als die Yadavas das Juwel sahen, wurden sie von großem Erstaunen erfüllt und brachten lautstark ihre Freude zum Ausdruck. Sogleich forderte Balarama das Juwel als sein Eigentum zusammen mit Krishna, weil es ihr uraltes Recht war, während Satyabhama ihr Anrecht gelten machte, weil es ursprünglich ihrem Vater gehört hatte. Zwischen diesen beiden fühlte sich Krishna wie ein Ochse zwischen den zwei Rädern eines Karrens. Und so sprach er zu Akrura vor allen Yadavas:
Dieses Juwel wurde dieser Versammlung gezeigt, um meinen Ruf zu reinigen. Es ist der gemeinsame, rechtmäßige Besitz von Balarama und mir selbst, aber auch das Erbe von Satyabhama. Doch damit dieses Juwel zum Wohle und Nutzen des ganzen Königreichs wirkt, sollte es von einer Person in Obhut genommen werden, die ein Leben in beständiger Enthaltsamkeit führt. Denn wird es von einer unreinen Person getragen, wird es bald die Ursache seines Todes sein. Ich selbst habe gegenwärtig sechzehntausend Ehefrauen und so bin ich nicht geeignet, dieses Juwel zu bewahren. Auch Satyabhama wird nicht den Bedingungen genügen, die der Besitz dieses Juwels erfordern. Und Balarama ist zu sehr an Wein und Sinnesfreuden gewöhnt, um ein Leben der Entsagung zu führen. So sind wir außerhalb der Wahl. Deshalb, oh freigebigster Akrura, erhöre die Bitte von allen Yadavas, Balarama, Satyabhama und mir selbst, und behalte die Sorge um das Juwel, wie du es bisher zum Nutzen aller getan hast. Denn du bist dafür geeignet, und in deinen Händen war und wird es zum Segen des ganzen Landes sein. Mögest du uns diesen Wunsch erfüllen!

Auf dieses Drängen akzeptierte Akrura das Juwel, und trug es von da an öffentlich um seinen Hals, wo es ringherum alles erleuchtete. Seitdem bewegte sich Akrura wie die Sonne selbst mit einer Girlande aus Licht. Wer diese Art und Weise, wie Krishna seinen Ruf von allen Verleumdungen reinigte, in seiner Erinnerung bewahrt, soll niemals von grundlosen Beschuldigungen überwältigt werden. Er wird in der vollen Weite und Tiefe seiner Sinne leben und von jeder Sünde gereinigt sein.


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