Pushpak Vishnu PuranaZurück WeiterNews

3.12. Die Lebensregeln der Hausväter

Aurva fuhr fort:
Ein frommer Hausvater sollte stets die Götter, Kühe, Brahmanen, Heiligen, Altehrwürdigen und Lehrer verehren. Er sollte die Morgen- und Abendriten beachten und Opfergaben ins Opferfeuer gießen. Er sollte keine zerrissene Kleidung anziehen, gute Kräuter und Blumen nutzen, Edelsteine tragen, sein Haar glatt und ordentlich halten, und gut duftend, ansehnlich gekleidet und mit Girlanden aus weißen Blüten geschmückt ausgehen. Er sollte nie nach dem Eigentum anderer greifen oder unfreundlich sprechen. Er sollte immer angenehm und wahrhaft sprechen und nie die Schulden eines Anderen öffentlich anprangern. Er sollte den Wohlstand eines Anderen nicht beneiden noch seine Feindseligkeit suchen. Er sollte keinen gebrechlichen Wagen besteigen noch unter der Brücke eines Flusses sitzen. Ein kluger Mensch sollte mit Ausgestoßenen, Sündern, Alkoholikern, Streitsüchtigen, Huren oder ihren Freiern, Landstreichern, Lügnern, Verschwendern, Verleumdern oder Übeltätern weder Freundschaft schließen noch denselben Weg gehen. Er sollte nicht in reißenden Strömen baden, kein brennendes Haus betreten, keine Baumspitze erklettern, nicht vor anderen seine Zähne reinigen, seine Nase schneuzen, mit offenem Mund gaffen, ausspucken, rülpsen, übermäßig lachen, laut pupsen, Nägel kauen, Haare ausreißen, sich unschicklich kratzen, auf seinem Bart kauen oder in unreinem Zustand die Himmelskörper betrachten. Er sollte keinen Ekel vor einem Leichnam empfinden, denn der Geruch einer Leiche ist ein Produkt des Mondes. In der Nacht sollte ein anständiger Mensch stets jene Orte vermeiden, wo sich vier Straßen treffen, wo der Dorfbaum steht, wo die Leichen verbrannt werden und wo zügellose Frauen sind. Er sollte nicht den Schatten einer ehrwürdigen Person kreuzen, eines Götterbildes, eines Banners oder eines Rothaarigen. Er sollte nicht allein durch einen Wald reisen oder in einem verlassenen Haus schlafen. Er sollte sich von Haaren, Knochen, Dornen, Abfall, Opferresten, Asche, Spreu und schlammigem Wasser, in dem andere gebadet haben, fernhalten. Er sollte nie den Schutz von Unwürdigen suchen, sich den Unehrlichen anschließen oder Raubtieren nähern. Er sollte nach dem Aufwachen nicht allzulange im Bett liegen noch der Müdigkeit widerstehen, wenn es Zeit zum Schlafen ist. Ein vernünftiger Mensch sollte sich von wilden Tieren mit Stoßzähnen und Hörnern fernhalten. Er sollte übermäßige Kälte oder Hitze und Sturm vermeiden. Er sollte unbekleidet weder schlafen noch baden oder seinen Mund spülen. Ohne, daß sein Gürtel fest gebunden ist, sollte er sich nicht reinigen oder irgendeinen heiligen Ritus durchführen. Wenn er in nur ein Kleidungsstück gehüllt ist, sollte er keine Opfergaben dem Feuer darbringen, den Göttern opfern, seinen Mund waschen, einen Brahmanen begrüßen oder ein Gebet sprechen. Er sollte nie mit untugendhaften Personen verkehren. Wahrlich, nicht einen Moment sollte ein Rechtschaffener an sie verschwenden. Ein kluger Mensch sollte sich nie in einen Streit mit Höhergestellten oder Untergeordneten verwickeln, denn Meinungsverschiedenheiten und Eheschließungen sollten nur zwischen Gleichrangigen geduldet werden. Ein vernünftiger Mensch sucht keinen Streit und vermeidet sinnlose Feindseligkeiten. Lieber sollte man einen kleinen Verlust hinnehmen, als Reichtum durch Feindschaft zu erwerben.

Nach dem Baden sollte man seinen Körper nicht mit seiner Kleidung oder den Händen abwischen, noch sein Haar schütteln. Im Sitzen sollte man keinen Fuß auf den anderen stellen, noch seinen Fuß gegen Höhergestellte richten, sondern die Virasana Haltung bevorzugen (den Fersensitz). Einen Tempel oder andere ehrwürdige Dinge sollte man nie zu seiner linken Hand umrunden. Ein anständiger Mensch sollte nicht spucken noch irgendeine Unanständigkeit vor dem Mond, dem Feuer, der Sonne, dem Wasser, dem Wind oder einer anständigen Person zeigen. Er sollte auch nicht im Stehen urinieren oder auf öffentlichen Wegen. Er sollte nie durch Schleim, Schmutz, Urin oder Blut gehen, noch sollte er den Schleim im Hals während des Essens, der Opfer, der Gebete oder in Gegenwart anständiger Personen ausspucken.

Ein Man sollte keiner Frau mit Verachtung begegnen noch mit allzuviel Vertrauen. Er sollte sie mit Geduld behandeln, aber nicht über wichtige Dinge bestimmen lassen. Wer die Aufgaben seiner Lebensweise beachtet, sollte sein Haus nicht verlassen, ohne sich vor dem Altar mit Kränzen, Blumen, Edelsteinen und geklärter Butter sowie den Altehrwürdigen des Hauses zu verneigen. Auf seinen Wegen sollte er respektvoll alle Orte grüßen, wo sich vier Straßen treffen oder Opfer dargebracht werden. Er sollte die Armen wohltätig behandeln und die Vedengelehrten verehren. Wer die Götter und Weisen verehrt, die Ahnen mit Kuchen und Wasser befriedigt und Gastfreundschaft übt, erreicht nach dem Tode die höchsten Bereiche. Wer klug, besonnen und freundlich spricht, geht zu jenen Welten, die eine unerschöpfliche Quelle des Glücks sind. Wer vernünftig, bescheiden und fromm ist und die Weisheit, seine Höhergestellen und die Altehrwürdigen verehrt, steigt zum Himmel auf. Wahrlich, der Fromme, der Haß und Neid überwindet, zu allen wohltätig ist und die Ängste von anderen beruhigt, wird am Ende zweifellos die Freuden des Himmels genießen.

An den heiligen Parva Tagen, zu Zeiten der Unreinheit, Gewittern, Sonnen- und Mondfinsternissen sollte ein kluger Mann das Studium der Veden unterbrechen. Wer seinen Körper vor Schaden behüten möchte, sollte auch einen Schirm gegen Sonne und Regen tragen, einen Stab bei Nacht oder im Wald und auch Schuhe. Beim Gehen sollte man nicht ständig umherblicken, sondern ein bis zwei Meter vor sich auf den Boden. Der Hausvater, der alle Quellen der Sünde auslöscht, hat die besten Voraussetzungen, die drei gewöhnlichen Lebensziele von Tugend, Wohlstand und Vergnügen zu erreichen. Wer ohne Sünde in dieser Welt voller Prüfungen lebt, freundlich zu allen Menschen spricht und seine ganze Seele der Wohltätigkeit widmet, ist wahrlich auf dem Weg zur höchsten Seligkeit. Diese ganze Erde wird durch die Tugend all jener hochgehalten, die Selbstbeherrschung üben, der Gerechtigkeit folgen sowie Begierde, Haß und Zorn überwinden. Deshalb sollte ein kluger Mensch stets wahrhaft sprechen, soweit es heilsam ist und nicht verletzt. Bevor man jemanden verletzt, möge man schweigen. Man sollte niemals lügen, auch wenn die Worte für sich und andere angenehm erscheinen, und selbst in schwierigsten Situationen stets wahrhaftig sein. Auf diese Weise kultiviert ein mitfühlender Mensch in Gedanken, Worten und Taten stets das, was zum Heil für alle Wesen sowohl in dieser als auch der kommenden Welt ist.


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