Parasara sprach:
Oh Maitreya, die Dämonen beobachteten dieses Verhalten von Prahlada und meldeten es ihrem König, der es verurteilte und sogleich nach seinen Köchen schickte, um ihnen zu befehlen:
Mein übelgesinnter und charakterloser Sohn unterrichtet jetzt sogar andere in seiner höchst bedrohlichen Lehre. Deshalb tötet ihn, indem ihr heimlich seine Nahrung vergiftet! Zögert nicht und vernichtet diesen Schuft so schnell wie möglich!
Und sie handelten entsprechend und mischten dem tugendhaften Prahlada tödliches Gift in seine Speise. Doch während Prahlada von der vergifteten Speise aß, wiederholte er beständig die Namen des Unvergänglichen und verdaute die Nahrung zusammen mit dem tödlichen Gift, ohne an Körper und Geist irgendeinen Schaden zu nehmen. Denn die Kraft dieser Namen konnte jedes weltliche Gift neutralisieren. Als die Köche sahen, daß ihr starkes Gift ohne die erhoffte Wirkung blieb, eilten sie betroffen zu ihrem Herrn, fielen vor ihm nieder und sprachen:
Oh König der Dämonen, das fürchterliche Gift, das wir deinem Sohn gegeben haben, wurde von ihm zusammen mit seiner Speise verdaut, als ob es etwas Gutes war.
Darauf sprach Hiranyakashipu voller Zorn:
Oh ihr dienstbereiten Priester des Dämonenstammes, schnell, beeilt euch! Führt sogleich die versprochenen Riten durch, die seinen unfehlbaren Untergang bewirken!
Unverzüglich gingen die Priester zu Prahlada, der sich respektvoll vor ihnen verneigte, und sprachen zu ihm:
Du wurdest, oh Prinz, im Stamm von Brahma, der überall in den drei Welten gelobt wird, als Sohn von Hiranyakashipu, dem König der Dämonen geboren. Warum machst du dich von den Göttern abhängig? Wozu brauchst du eine ewige Gottheit? Dein Vater ist die Zuflucht und Stütze aller Welten, wie auch du es sein solltest. Höre auf, das Lob unserer Feinde zu singen und erinnere dich, daß der Vater der Ehrwürdigste von allen Lehrern ist.
Darauf antwortete ihnen Prahlada:
Oh berühmte Brahmanen, ich kenne die Macht und den Ruhm meines Vaters. Ich gebe auch zu, daß er in den drei Welten unbestreitbar die Herrschaft hat. Und es gibt auch keinen Zweifel daran, daß der Vater der Verehrenswerteste unter allen Lehrern ist. Er verdient in jeder Hinsicht größten Respekt. Ich denke, in all diesen Dingen stimme ich mit euch überein. Aber wenn ihr mich fragt „Wozu brauchst du eine ewige Gottheit?“, wie sollte ich das mit Worten erklären?
So sprach er und schwieg eine Weile aus Respekt vor den anwesenden Priestern. Dann fuhr er lächelnd fort:
„Wozu braucht man eine ewige Gottheit?“ Ausgezeichnet! Wozu etwas Ewiges? Oh verehrte Lehrer, das ist eine wahrlich würdige Frage. Wenn es euch nichts ausmacht, so hört, wozu man eine ewige Gottheit braucht. Man sagt, die vier großen Ziele im Leben der Menschen sind Tugend, Wohlstand, Vergnügen und Erlösung (Dharma, Artha, Kama und Moksha). Ist es dann unsinnig, den zu verehren, der die Quelle dieses vierfachen Erfolges ist? Daksha, Marichi und andere Stammväter haben aus diesem Ewigen ihre Tugend empfangen. Ihre Nachkommen empfingen aus diesem Ewigen ihren Wohlstand und ihr Vergnügen. Und jene, die durch wahrhafte Weisheit und heilsame Meditation das Wesen von diesem Ewigen erkennen, werden von ihren körperlichen Fesseln befreit und erreichen die zeitlose Befreiung. Die Verehrung von Hari, der in der Einheit erreichbar ist, wird zur Wurzel für alle Reichtümer, Würde, Ehre, Weisheit, Nachkommenschaft, Gerechtigkeit und Befreiung. Oh Brahmanen, Tugend, Verdienst, Liebe und sogar die vollkommene Freiheit sind von ihm geschenkte Früchte. Weshalb fragt ihr also, wozu man eine ewige Gottheit braucht? Aber genug der Worte. Ihr seid meine ehrwürdigen Lehrer, und ob eure Meinung gut oder schlecht ist, sollte mein kindliches Urteil nicht unterscheiden.
Da sprachen die Priester:
Wir bewahrten dich, als du im Feuer verbrannt werden solltest und vertrauten darauf, daß du als unser Schüler zukünftig die Feinde deines Vaters nicht mehr lobst. Wir wußten nicht, daß du so unbedacht handelst. Wenn du diese Vernarrtheit auf unseren Rat hin nicht lassen willst, dann werden wir die Riten durchführen müssen, welche dich unvermeidlich zerstören.
Auf diese Drohung antwortete Prahlada:
Oh ihr Brahmanen, wer zerstört ein anderes Lebewesen, und wer wird zerstört? Wer bewahrt ein anderes Lebewesen, und wer wird bewahrt? Jeder ist sein eigener Zerstörer oder Bewahrer entsprechend seiner unheilsamen oder heilsamen Gesinnung.
So sprach der Junge, was die Priester der Dämonen erzürnte, und sogleich begannen sie, mit ihren magischen Beschwörungen ein todbringendes weibliches Wesen hervorzubringen, das in lodernde Flammen gehüllt war. Höchst gräßlich erschien sie, und unter ihrem Schritt verdorrte die Erde, als sie sich Prahlada näherte und ihren glühenden Dreizack gegen seine Brust schlug. Doch vergebens, die Waffe zerbrach in hundert Stücke und fiel wirkungslos zu Boden. Denn selbst der Donnerblitz würde an einer Brust zersplittern, in welcher allein der unvergängliche Hari wohnt. Daraufhin wandte sich das magische Wesen um, das gegen den tugendhaften Prinzen gesandt wurde, und richtete sich gegen die übelgesinnten Priester, verbrannte sie unverzüglich und verschwand. Als Prahlada sie in den Flammen vergehen sah, rief er sogleich den ewigen Vishnu zur Hilfe und sprach:
Oh Krishna, der du überall bist, der Schöpfer und Erhalter der Welt, beschütze diese Brahmanen vor diesem magischen und todbringenden Feuer. Bei der Wahrheit, daß du als Vishnu und Beschützer der Welt in allen Wesen wohnst, laß diese Priester wieder ins Leben zurückkehren. Bei der Wahrheit, daß ich den allgegenwärtigen Vishnu verehre und keine Sünde gegen die mir feindlich Gesinnten hege, laß diese Priester wieder ins Leben zurückkehren. Bei der Wahrheit, daß ich jene, die mich mit Waffengewalt oder Gift töten wollten, aber auch das verzehrende Feuer, die angreifenden Elefanten und die beißenden Schlangen als Freunde betrachte, laß diese Priester wieder ins Leben zurückkehren. Bei der Wahrheit, daß ich in meinem Innersten standhaft blieb und vor deinen Augen ohne Schuld bin, flehe ich dich an, laß diese Priester der Dämonen wieder ins Leben zurückkehren.
So betete Prahlada und sogleich erhoben sich die Brahmanen unversehrt und sprachen respektvoll zu ihm:
Oh Bester der Prinzen, mögest du mit einem langen Leben gesegnet sein, mit unschlagbarer Kraft, Macht, Wohlstand und Nachkommenschaft!
Mit diesen Worten zogen sie sich zurück, gingen zum König der Dämonen und erzählten ihm alles, was geschehen war.