Pushpak Vishnu PuranaZurück WeiterNews

1.8. Das Männliche und Weibliche

Parasara sprach:
Damit habe ich dir, oh großer Muni, die Schöpfung von Brahma beschrieben, in der die natürliche Qualität der Trägheit (bzw. Unwissenheit) vorherrschte. Nun werde ich dir die Schöpfung namens Rudra erklären. Höre achtsam zu! Zu Beginn des Schöpfungstages (Kalpa), als sich Brahma einen Sohn wünschte, der ihm gleich sei, erschien ein kleiner Junge mit purpurrotem Teint. Sogleich wurde er unruhig und begann, mitleiderregend zu schreien. Und Brahma fragte ihn voller Mitgefühl: „Warum schreist du?“ Darauf antwortete der Junge: „Gib mir einen Namen!“ Und Brahma sprach: „Oh Göttlicher, dein Name soll Rudra (der Schreiende oder Brüllende) sein. Schrei nicht mehr, sei beruhigt!“. Doch trotz des Trostes schrie der Junge noch siebenmal. So gab ihm der Vater weitere sieben Namen und auch die Wohnsitze für diese acht Rudras mit ihren Frauen und Söhnen. Der Große Vater nannte sie Rudra, Bhava, Sarva, Ishana, Pasupati, Bhima, Ugra und Mahadeva, und gab ihnen die Wohnorte Sonne, Wasser, Erde, Wind, Feuer, Raum, initiierte Brahmanen und den Mond. Ihre Gattinnen wurden Suvarchala, Uma, Vikesi, Siva, Swaha, Disa, Diksha und Rohini. So höre jetzt auch von ihrer Nachkommenschaft, durch die im Laufe der folgenden Generationen die ganze Welt bevölkert wurde. Ihre Söhne waren Sanaischara (Saturn), Sukra (Venus), der rotglühende Mars, Manojava (Hanuman), Skanda, Swarga, Santana und Budha (Merkur). Auf diese Weise empfing Rudra auch Sati als seine Frau. Doch jene Sati gab aus Zorn auf (ihren Vater) Daksha ihren Körper auf. Danach wurde sie als Tochter vom Himavat und seiner Gattin Mena wiedergeboren. Und in dieser Form wurde sie vom mächtigen Bhava als Uma und einzige Gattin erneut geheiratet.

Danach wurden die beiden Götter Dhata und Vidhata durch Bhrigu gezeugt und von seiner Gattin Khyati geboren, wie auch die Tochter Shri, welche zur Frau von Narayana, dem Gott der Götter, wurde.

Da fragte Maitreya:
Man sagt doch gewöhnlich, daß die Göttin Shri aus dem Milchozean geboren wurde, als ihn die Götter und Dämonen für das Amrit verbutterten. Wie kannst du nun behaupten, daß sie die Tochter von Bhrigu und Khyati war?

Parasara sprach:
Die Göttin Shri, die Frau von Vishnu und Mutter der Welt, ist ewig und unvergänglich. Und wie Er alles durchdringt, so ist auch Sie allgegenwärtig, oh bester Brahmane. Er ist der Sinn und Sie die Rede. Er ist das Gesetz und Sie die Tugend. Er ist der Verstand und Sie die Erfahrung. Er ist der Verdienst und Sie die Wohltätigkeit. Er ist der Schöpfer und Sie die Schöpfung. Er ist der stützende Raum und Sie die Erde. Er ist der Seelenfrieden und Sie die Askese. Er ist der Wunsch und Sie die Begierde. Er ist das Opfer und Sie die Opfergabe. Er ist der Opferpriester und Sie die Opferhandlung. Er ist der Opferraum und Sie die Opferstätte. Er ist der Opferpfahl und Sie das Opfertier. Er ist das heilige Kusha-Gras und Sie die Opferbutter. Er ist der Saman Veda und Sie die gesungene Saman Hymne. Er ist das Opferfeuer und Sie das Opfermantra (Swaha). Er ist Shiva und Sie Uma. Er ist der glanzvolle Sonnengott und Sie die strahlende Sonne. Er ist der Stamm der Ahnen und Sie das nährende Ahnenopfer (Swadha). Er ist der Himmel und Sie die Seligkeit. Er ist der Mond und Sie die Fruchtbarkeit. Er ist der Wind und Sie die Bewegung. Er ist der Ozean und Sie die Küste. Er ist Indra, der König im Götterreich, und Sie seine Königin Sachi. Er ist Yama, der König im Totenreich, und Sie seine dunkle Königin Dhumorna. Er ist Kuvera, der König aller Schätze, und Sie die Göttin des Wohlstandes. Er ist Varuna, der Gott des Ozeans, und Sie seine berühmte Göttin Gauri. Er ist Skanda, der himmlische Heerführer, und Sie die himmlische Heerschar. Er ist der Widerstand und Sie die Kraft. Er ist der Moment und Sie die Sekunde. Er ist der Stundenschlag und Sie die vergängliche Zeit. Er ist das Feuer und Sie das Licht. Er ist der Baum und Sie die Kletterpflanze. Er ist der Tag und Sie die Nacht. Er ist der Bräutigam und Sie die Braut. Er ist der Fluß und Sie die Strömung. Er ist das symbolische Wappen und Sie das getragene Banner. Er ist der Körper und Sie die Seele. Er ist der Liebende und Sie die Genießende. Oh Kenner der Tugend, endlos könnte man diese Liste fortsetzten. Aber wozu? Es reicht, wenn man erkennt: Vishnu ist das männliche Wesen und Shri das weibliche Wesen in allen Geschöpfen. Darüber hinaus existiert nichts anderes.


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