Pushpak Shiva-Purana Buch 8Zurück WeiterNews

Kapitel 16 - Shivas Inkarnation als Yakshesvara

Nandi erzählte:
Höre nun auch von der Inkarnation als Yakshesvara (Fürst der Yakshas), welche den Hochmut vertreibt und zu heilsamer Hingabe führt. Als damals die Götter und Dämonen für ihre Ziele den Milchozean quirlten, da kam nicht der erwartete Nektar als erstes heraus, sondern ein alles verbrennendes Gift. Weder Gott noch Dämon konnten dem Einhalt gebieten und so flohen sie angstvoll zu Shiva. Vor ihm beugten sie demütig ihr Häupter und baten um Hilfe. Shiva, dieses Juwel unter den Göttern, schluckte das Gift und bewahrte es in seinem Hals, der sich daraufhin blau verfärbte. Von der Gefahr befreit, quirlten Götter und Dämonen weiter, und viele Juwelen kamen aus dem schäumenden Ozean hervor. Doch das geschätzte Ziel war der Nektar der Unsterblichkeit, den am Ende nur die Götter tranken. Dies sorgte für Streit und schmerzhaften Kampf, der Mond wurde von Rahu (Mond- und Sonnenfinsternis) bedroht und floh panisch zu Shiva. Zitternd und unter vielen Verbeugungen bat er Lord Shiva um seinen Schutz, und dieser trägt ihn seither auf seinem Haupt. Doch auch Rahu kam zu Shiva, bat mit süßen Worten um Zuflucht, denn Vishnu hatte ihm mittlerweile das Haupt abgeschlagen. Shiva verstand den Wunsch von Rahu und band sich dessen Haupt, welches auch Ketu genannt wird, um den Hals. Am Ende siegten die Götter in dieser Schlacht über die Dämonen, doch der Sieg ließ sie hochmütig werden. Sie überschätzten ihre durch den Nektar der Unsterblichkeit gewonnene Kraft, und dies ließ sie ihre Hingabe vergessen.

Da wurde Shiva zu einem großen Yaksha, eilte zu den Göttern, und sah Vishnu und die anderen Götter, wie sie im Geiste die Arroganz pflegten. Und als Yaksha sprach er zu ihnen, um sie von ihrem Hochmut zu befreien.

Yakshesvara sprach:
Oh ihr Götter, warum habt ihr euch hier versammelt? Sagt mir den Grund, denn ich möchte ihn erfahren.

Die Götter antworteten:
Oh Herr, es gab eine gräßliche Schlacht, in der alle Dämonen geschlagen wurden. Nur einige wenige flohen davon. Und daher sind wir nun große Helden und mächtige Sieger. Ach, wie unbedeutend ist die Kraft der Dämonen, wenn sie vor uns bestehen soll.

Da sprach Yakshesvara:
Oh Götter, hört aufmerksam auf meine Worte. Ich werde euch die Wahrheit sagen, denn die ist gut für euch. Seid nicht so arrogant. Es gibt noch einen anderen Herrn, welcher sowohl Schöpfer als auch Vernichter ist. Ihr habt den großen Herrn vergessen, wenn ihr euch eurer Stärke rühmt, die doch gar nichts wert ist vor dem Großen. Wenn ihr allerdings meint, daß ihr stark seid, dann spaltet hier vor meinen Augen mit euren Waffen diesen Grashalm.

Sprach`s und hielt ihnen einen grünen Halm hin. Die Götter wirbelten alle ihre berühmten Waffen, doch keiner konnte den Grashalm zerschneiden. Shiva ließ ihre Macht erschlaffen, um ihren Hochmut zu beenden. Schließlich erklang eine Stimme aus dem Himmel:
Ach ihr Götter, dieser Yaksha ist Lord Shiva. Er ist es selbst, der Schöpfer, Erhalter und Vernichter. Es ist seine Macht, die in allen Wesen wirkt. Ohne seine Gnade, sind die Wesen nichts. Ihr habt euch blenden lassen und ihn nicht erkannt. Dabei ist er die verkörperte Weisheit.

Da erkannten ihn die Götter, verbeugten sich und priesen diesen Fürsten der Yakshas:
Oh Herr der Götter, du Vernichter jeglichen Hochmuts, oh höchst wirkungsvoller Yakshesvara, Herr, dein Spiel ist voller Wunder. Selbst jetzt sehen wir noch deine Yaksha-Gestalt. Da wir uns deiner nicht bewußt waren, fühlten wir uns getrennt von dir und sprachen übermütige Worte. Oh Herr, dank deiner Gnade dämmert wieder die Erkenntnis in uns: Du bist Shiva, du allein bist Schöpfer, Erhalter und Vernichter, niemand sonst. Du gewährst alle Macht und ziehst sie auch wieder zurück. Du bist der Herr von allem, die große Seele, der Unvergleichliche und Unveränderliche. Als Yaksha hast du uns aus Zuneigung und mit Freundlichkeit von unserer Arroganz geheilt. Wir sind ja so gesegnet!

Da segnete der Yaksha die Götter, erfreute sie mit diversen Belehrungen und verschwand vor aller Augen. Nun habe ich dir auch diese Geschichte erzählt, die ebenfalls Freude, Befriedigung und Schutz gewährt, wenn sie achtsam gehört wird. Sie ist heilsam, vertreibt den Hochmut, verleiht damit Frieden, weltliche Freuden und Erlösung. Der Kluge, der sie aufmerksam hört oder erzählt, bekommt seine Wünsche erfüllt und erlangt die Befreiung.


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