Pushpak Shiva-Purana Buch 7Zurück WeiterNews

Kapitel 47 - Sukra belebt die Toten

Vyasa sprach:
Oh Großer, du hast nur kurz erwähnt, wie in dieser horrenden Schlacht Sukra von Shiva verschluckt wurde. Oh bitte erzähl mir noch genau, was der große Yogi im Bauch Shivas alles erfuhr. Wie kam es, daß Shivas mächtiges Feuer der Verdauung, welches am Ende der Zeitalter alle Welten verbrennt, diesen weisen Lehrer der Dämonen nicht vernichtete? Und wie kam Sukra wieder heraus? Wie lobte und erfreute er Shiva? Wie erlangte er das große Wissen, welches den Tod überwindet? Wie lautet die Erkenntnis, die den Tod abwendet? Auch verlangt es mich zu hören, oh Weiser, wie Andhaka die Position eines Führers der Ganas erhielt. Wie wurde er vom Dreizack erlöst? Oh Kluger, sei mir gnädig und erzähl mir die süße Geschichte, denn ich höre dir aufmerksam zu.

Sanatkumar gedachte der Lotusfüße Shivas und sprach:
Nun kluger Vyasa, so höre vom nektargleichen Wirken Shivas. Du erfreust mein Herz, denn du bist Shiva wahrhaft zugetan. Ich hatte dir erzählt, wie erst die Dämonen mit ihren herrlichen Schlachtordnungen namens Donner und Berg die Oberhand gewannen und dann die Götter mithilfe Shivas Macht. Andhaka war darob recht niedergeschlagen, und er dachte nach, wie er siegreich sein könne. Unbeobachtet begab er sich zu Sukra, stieg von seinem Streitwagen ab, verbeugte sich vor dem Weisen und sprach wohlüberlegt:
Oh heiliger Herr, mit dem großen Respekt vor einem Lehrer trete ich vor dich hin. Noch nie waren wir unterlegen, sondern immer siegreich. Unsere Macht ließ uns alle Götter, sogar Shiva und Vishnu als so unbedeutend wie Grashalme erachten. Es war dein Segen, der die Götter das Fürchten lehrte, wie Schlangen vor Garuda flüchten. Unter deinem Schutz wagen wir uns furchtlos aufs Schlachtfeld und zögern nicht. Doch nun beherrschen uns unsere Feinde, und die Dämonen sterben. Oh rette uns, großer Brahmane, denn wir suchen Zuflucht bei dir. Sieh nur all meine großen Anführer liegen tot auf dem Boden. Die Geisterscharen Shivas haben sie mit gewaltiger Macht überrollt. Du hast einst für tausend Jahre harte Askese geübt, indem du nur Körner oder den Rauch von Spelzen zu dir nahmst. Dabei hast du großes Wissen erlangt. Jetzt ist die Gelegenheit, dieses Wissen anzuwenden. Bitte laß unsere Gegner entmutigt sehen, wie du unsere toten Kameraden wiederbelebst.

Traurig überlegte da Sukra:
Was soll ich tun? Was würde mir nützen? Mir scheint es unangebracht, doch jedes Wesen hat seiner Aufgabe zu folgen. Das Wissen erhielt ich von Shiva, und nun soll ich es gegen seine Krieger einsetzen? Doch es ist auch meine Pflicht, denen zu helfen, die mich um Hilfe bitten.

Da lächelte Sukra und stimmte Andhakas Vorschlag mit ruhigem Geist zu:
Mein Lieber, was du gesagt hast, ist wahr. Ich habe das Wissen zum Wohle der Dämonen erhalten. Nach langer, sehr harter Buße übergab es mir Shiva selbst, und es nützt den Meinen. Ich werde es gebrauchen und die toten Dämonen auf dem Schlachtfeld wieder ins Leben zurückrufen, gerade wie ein sanfter Regen die vertrockneten Pflanzen aufleben läßt. In nur einem Moment wirst du deine Gefährten wiederhaben, von allen Wunden geheilt, stark und ohne Schmerzen.

Sprach`s und murmelte für jeden gefallenen Dämonen das heilende Mantra, während er an Lord Shiva dachte. Und alle Toten erhoben sich sogleich, als ob sie einen erfrischenden Schlaf hinter sich hätten. Sie packten ihre Waffen, als ob sie großen Verdienst erlangt hätten, wie einer, der vertrauensvoll dem Dürstenden Wasser gibt oder dem hungrigen Brahmanen Speise. Unter den noch lebenden Dämonen verbreitete sich großer Jubel ob ihrer auferstandenen Kameraden, und mit neuer Kraft und großem Gebrüll wurden die Götter angegriffen. Die Ganas im Gefolge Shivas beschlossen, dies ihrem Herrn zu melden, und so begab sich Nandi zu Shiva, während das große Opfer des Kampfes weiterging.

Nandi trat vor seinen Herrn mit dem goldenen Antlitz, grüßte ihn und sprach:
Sei siegreich! Oh Herr, alle Siege über die großen Dämonen, die den Göttern reichlich schwer gefallen sind, wurden von Sukra wieder zunichte gemacht. Er hat mit seinem machtvollen Mantra alle Toten wiederbelebt. Tuhunda, Hunda, Kumbha, Jambha, Vipaka und Paka und all die anderen kehrten aus dem Reich des Totengottes Yama zurück und kämpfen erneut vernichtend gegen deine Heerscharen. Oh Herr, wie können wir unter diesen Umständen siegreich sein? Wie können die Geisterscharen Frieden erlangen?

Lächelnd antwortete Shiva seinem treuesten Diener:
Oh Nandi, geh schnell und ergreife inmitten aller Dämonen den großen Brahmanen Sukra. Bring ihn zu mir wie ein Geier sein zitterndes Opfer davonträgt.

Da brüllte Nandi wie ein Stier und stürmte davon. Pfeilschnell durchpflügte er die feindlichen Heerscharen, und obwohl die Dämonen ihren Lehrer gut bewachten und viele Waffen bei sich hatten, ergriff er den Heiligen wie eine riesige, achtbeinige Sarabha einen Elefanten packt. Die Dämonen beschossen ihn auf seinem Rückweg mit vielen Geschossen, doch Nandi verbrannte hunderte seiner Angreifer mit dem Feuer aus seinen Nüstern und hielt seine Beute fest, während der Heilige ordentlich durchgeschüttelt wurde. Seine Kleider hingen lose, das Haar war zerwühlt, und er verlor alle seine Ornamente.

Im Nu war Nandi wieder bei Shiva und übergab ihm Sukra mit den Worten:
Oh Herr, hier ist der Brahmane.

Shiva ergriff den Heiligen, wie er ein Geschenk von einem Verehrer annehmen würde. Und ohne ein Wort zu sagen, steckte er ihn sich in den Mund, als ob er eine Frucht wäre. Als die Dämonen dies sahen, erhob sich großes Wehgeschrei in ihren Reihen.


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