Pushpak Shiva-Purana Buch 7Zurück WeiterNews

Kapitel 45 - Beginn der Schlacht

Sanatkumar erzählte weiter:
Andhaka trank Wein, rüstete sich und schritt so stolz wie ein brünstiger Elefant mit rollenden Augen in die Schlacht. Viele Dämonenkrieger begleiteten ihn, die Majestät, und schon bald sah er die Höhle, die Viraka bewachte. Dem tapferen Gana näherte er sich wie die Motte, die gierig in die Flamme flattert. Erst fühlte er nur die brennende Wollust und nicht die schmerzenden Hiebe Virakas. Staunend und ohne zu beben fragte er den kühnen Wächter: „Wer bist du und was machst du hier?“ Viraka gab keine Antwort, sondern griff Andhaka mit Felsen, Bäumen, Blitzen, Wasser, Feuer und Schlangen an. Und unglaublich für Andhaka - der Gana zerschmetterte sein unfehlbares Schwert und ließ ihn eine Niederlage erleiden. Sogleich war der Hochmut verflogen und Andhaka floh vom Schlachtfeld. Hunger und Durst schwächten ihn und vor allem Kummer. Nicht so Prahlada und die anderen Dämonenhelden. Sie stellten sich Viraka und kämpften heftig. Doch obwohl sie stark und fürchterlich waren, wurden sie von hunderten Waffen gestoppt, bis die Schlinge der Scham ihren Geist endgültig fesselte. Große Helden wie Virochana, Vali, Vana, Sahasrabahu, Bhaji, Kujambha, Sambara, Vritra und andere wurden von Viraka in Teile zerstückelt. Schon bald tanzten auf dem Schlachtfeld die Schakale, Gespenster und Raubtiere im Rausch zwischen Bergen aus Fleisch und Fett, im Himmel rief es „Sieg“, und der dreizacktragende Gott sprach sanft zu Parvati:
Geliebte, schon einmal habe ich den großen Pashupata Ritus ausgeführt, doch alle Stärke, die ich damals gewann, scheint erschöpft zu sein. Denn sieh nur, die Unsterblichen fielen durch die Hand von Sterblichen (evtl. auch: die in ihrem Wesen unvergänglichen Dämonen fielen durch die Hand meines geborenen Sohnes Viraka). Oh Göttin, die Ursache liegt wohl in meinem körperlichen Kontakt mit dir. Ich werde einen himmlischen Wald schaffen und dort noch einem Ritus folgen, damit du, oh schöne Dame, wieder ohne Angst und Kummer bist.

Und so tat er. Er erschuf einen schönen, unerreichbaren Hain, verkündete seine Absicht, sprach langsam und volltönend „OM“ und übte für tausend Jahre eine Askese, die kein Gott oder Dämon je ausüben kann. Parvati blieb in der Höhle des Mandara zurück und erwartete die Rückkehr ihres Herrn. Nur ihr Sohn Viraka blieb bei ihr als Schutz, und doch war die Dame voller Sorgen und Nöte.

Nach einiger Zeit hatte sich Andhaka wieder erholt, neue Kräfte gesammelt und wagte den nächsten Angriff auf die Höhle. Mit vielen Kriegern kämpfte er gegen Viraka für 505 Tage und Nächte, bis Viraka schwer verwundet von Pfeilen, Äxten, Speeren, Keulen, Schleudern, Schwertern, ja auch Steinen und Baumstämmen und himmlischen Waffen erschöpft zusammenbrach. Der Eingang der Höhle war jedoch von all den Geschossen und zerbrochenen Waffen versperrt, und auch Viraka war von ihnen ganz eingeklemmt. Da fürchtete sich Parvati noch mehr und dachte im Innern der Höhle an Brahma und Vishnu. Die beiden und auch viele himmlische Wesen nahmen weibliche Formen an und kamen unter Donnergetöse, Trommelwirbel und dem Dröhnen von Muschelhörnern Parvati zu Hilfe. Viraka kam wieder zu Bewußtsein, packte die Waffen seiner Gegner und kämpfte weiter. Und all die Shaktis, welche der Göttin zur Hilfe geeilt waren, bewaffneten sich und kämpften ebenfalls gegen die Dämonen. Brahmi trug ihren Stab, Gauri den Zorn, und Narayani hielt Diskus, Keule, Muschel, Schwert und Bogen bereit. Die Shakti von Indra kämpfte mit dem Donnerblitz gegen hundert Dämonen gleichzeitig. Die weibliche Energie von Yama kämpfte Seite an Seite mit der Shakti Kuveras, und viele Waffen leuchteten in ihren Händen. Die Göttin des Feuers zeigte kein sanftes Antlitz mehr, und die Shakti Varunas hielt die tödliche Schlinge fest in Händen. Mit Keulen und Schwertern, Klauen und Pfeilen stürmten hunderte Göttinnen in den Kampf und setzen den Dämonen heftig zu, was Parvati wieder beruhigte. Doch die Dämonen waren verwirrt, bleich und schwachen Herzens, als sie sich dieser gewaltigen Armee gegenübersahen. Andhaka formierte seine Truppen und ließ die Großen unter seinen Kriegern vorangehen. Lange kämpften die Gegner und groß waren die Taten auf beiden Seiten. Doch nun, nach tausend Jahren Schlacht, erschien der alles überstrahlende Shiva. Parvati freute sich sehr, beugte ihr Haupt vor ihm, und er begab sich zu ihr in die Höhle. Viraka wurde wieder als Wächter am Eingang postiert, und all die Göttinnen wurden höflich aus dem Kampf entlassen.

Andhaka hatte weder Shiva noch Parvati sehen können, und sandte einen Boten namens Vighasa (Nahrung) in die nun wieder stille Höhle. Die Glieder des Boten waren blutig und schmerzten von all den Hieben, die er in der Schlacht abbekommen hatte. Und doch sprach er rauhe Worte zu Shiva, nachdem er sich verbeugt hatte:
Ich wurde von meinem Herrn gesandt und betrete daher deine Höhle. Du hast nichts zu tun mit einer Frau. Übergib mir die schöne, junge Dame. Du bist gewöhnlich ein Asket, so bleibe dabei. Ich habe es mir gut überlegt, ob ich einen Weisen angreifen sollte. Auch fühlte ich Vergebung in meinem sanften Geist. Doch du bist nicht wirklich ein Weiser und Asket für mich, sondern ein Feind. Du bist den Dämonen feindlich gesinnt, so kämpfe mit mir. Oh niederträchtiger Asket, ich werde dich in die niederen Bereiche zum Heim des Todesgottes senden.

Shiva, dieser große Herr mit den drei Augen, das Ziel aller Wahrhaften, der Vernichter von Hochmut und Träger der Kette aus Totenschädeln, antwortete betrübt:
Deine Worte sind immer noch schrecklich. So eile und kämpfe mit mir, wenn du die Macht dazu fühlst. Mögen die dank ihrer Kräfte übermütigen Dämonen nur kommen. Ich habe es längst bedacht und handle entsprechend. Welchen Sinn haben Frau oder Reichtum, seien sie auch noch so schön und prachtvoll, für einen schwachen Mann in der Welt? Wie könnte der Schwache auch nur seinen Körper erhalten? Mögen die Dämonen tun, was ihnen bestimmt ist. Ich handle auch, wie es vonnöten ist. Daran gibt es keinen Zweifel.


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