Pushpak Shiva-Purana Buch 7Zurück WeiterNews

Kapitel 43 - Das Ende von Hiranyakashipu

Da fragte Vyasa:
Oh guter Sanatkumar, was geschah dann mit Hiranyakshas älterem Bruder? Was tat Hiranyakashipu? Ich bin neugierig, es zu erfahren. So bitte erzähl es mir, du großer Weiser. Verehrung sei dir!

Sanatkumar dachte an Shivas Lotusfüße und begann:
Hiranyakashipu trauerte sehr um seinen jüngeren Bruder, den Vishnu in Gestalt eines Ebers getötet hatte. Feindschaft erhob sich in ihm. Erst führte er das Wasseropfer für seinen toten Bruder aus und tröstete dessen Familie, doch dann sandte er ungestüme Dämonen in die Welten, welche den Göttern und Menschen übel mitspielten. Wieder einmal verließen die Götter zwangsweise den Himmel und wanderten trostlos über die Erde. Doch nicht genug, der Herrscher der Dämonen wollte nun noch unbesiegbar, unsterblich, unvergleichlich, der einzige Herrscher über alle Welten und vom Alter unberührt sein. In den Klüften des Mandara Berges übte er unvergleichliche Askese. Mit erhobenen Armen starrte er in den Himmel und stand nur auf seinen großen Zehen. Die Götter nutzten seine Abwesenheit vom Thron, kämpften gegen die Dämonen und nahmen wieder ihre Positionen ein. Doch nicht lange, da stieg das lodernde Feuer der Askese vom Haupt Hiranyakashipus auf und verbrannte sowohl Erde als auch Himmel. Die Götter fühlten den Schmerz wohl und flohen in Brahmas Reich. Mit bleichen Gesichtern baten sie den Schöpfer des Universums um Hilfe. Und so begab sich Brahma zur Einsiedelei des Hiranyakashipu mit Daksha, Bhrigu und den anderen himmlischen Weisen.

Liebevoll sprach Brahma zum Asketen:
Wähle einen Segen.

Unverzagt antwortete der Dämon:
Oh Schöpfer, großer Herr aller Wesen, möge ich niemals den Tod von Waffen, Blitzen, Geschossen, Bäumen, Bergen, Wasser, Feuer oder angreifenden Feinden fürchten müssen - nicht von Göttern, himmlischen Wesen, Weisen, ja, von keinem lebenden Wesen, welches du geschaffen hast. Laß es mich nicht weiter ausbauen müssen. Es möge keinen Tod für mich geben im Himmel oder auf Erden, nicht bei Tag oder Nacht, von oben oder unten, oh Herr.

Im Geiste verbeugte sich Brahma, der mitfühlende Lotusgeborene, vor Vishnu und sprach:
Ich bin entzückt, oh Herr der Dämonen, du wirst alles bekommen. Halt nun ein mit deiner Buße, welche schon 96.000 Jahre andauert. Deine Wünsche sind erfüllt, also steh auf und herrsche über dein Königreich.

Mit strahlendem Gesicht hörte der Dämon die zustimmenden Worte und war überglücklich. Brahma krönte ihn zum strahlenden Herrscher, und er fühlte sogleich den Wunsch in sich, die drei Welten zu vernichten. In Hochstimmung fiel er über die Welten her, besiegte die Götter im Kampf und zerstörte damit all seine tugendhaften Verdienste. So eilten die gequälten Götter zu Vishnu, der im Milchozean ruhte. Sie lobten und besänftigen ihn mit vielen Hymnen und erzählten dem Mitfühlenden ihre traurige Geschichte.

Als er alles vernommen hatte, tröstete er die Götter, erhob sich von seinem Sitz und sprach so strahlend wie der Gott des Feuers:
Ihr Götter, ich werde den Dämonen töten. Begebt euch beruhigt und sicher in eure Sphären zurück.

Freudig und wieder im Frieden kehrten die Götter heim und erachteten den Dämon als bereits besiegt. Die edle Seele Vishnu nahm die Gestalt eines Menschenlöwen an, denn solch ein Wesen hatte Brahma nie geschaffen. Um sein Haupt wogte eine volle Mähne, die Schnauze war fein geformt, und seine scharfen Fänge waren seine Waffen. Sein Maul hatte er weit aufgerissen, und sein kraftvoller Körper loderte wie tausend brennende Sonnen am Ende der Zeitalter. Er war mit dem Universum identisch, und keine Worte konnten ihn ausreichend beschreiben. Als die Sonne eben untergehen wollte, betrat der Menschenlöwe die Stadt des Dämonen. Erst kämpfte er gegen die Dämonen, die sich ihm in den Weg stellten, und viele fanden den Tod. Mit wundervoller Kampfeskraft bahnte er sich seinen Weg.

Als Prahlada, der Sohn Hiranyakashipus, das vielgestaltige Wesen sah, sagte er zu seinem Vater:
Ist das der universale Herr, der dort halb als Löwe und halb als Mensch erscheint? Dieser ursprüngliche Herr ist schon in deiner Stadt. Kämpfe nicht gegen ihn, sondern suche bei ihm Zuflucht. Ich erkenne seine vernichtende Löwenkraft. Es gibt niemanden in den drei Welten, der gegen ihn siegen könnte. So ergib dich lieber, damit du der Herrscher deines Landes bleibst.

Doch Hiranyakashipu antwortete ihm:
Warum so voller Furcht, mein Sohn?

Dann befahl er seiner Leibwache, alles erprobte Helden:
Geht und fangt den Löwen mit seiner wehenden Mähne und den glühenden Augen!

Die großen Kämpfer stürmten los, den Befehl ihres Herrn auszuführen, doch sie wurden in nur einem Augenblick verbrannt wie Motten, die ins Feuer stürzen. Also kämpfte der Dämonenkönig selbst gegen den Löwenmenschen. Der gräßliche Zweikampf dauerte ein ganzes Weltenalter an, und keine Waffe konnte den Kampf entscheiden. Müde und verärgert rannte endlich der Dämon mit einem Speer gegen den Löwen an, doch dieser packte ihn allein mit seinen Klauen, legte ihn sich übers Knie und schlitzte ihm mit seinen scharfen Krallen erst die Brust und dann das Herz auf. So starb der große Dämon Hiranyakashipu, und Vishnu, wieder im Frieden, winkte Prahlada zu sich. Dieser verbeugte sich vor dem Gott und wurde zum neuen König gekrönt. Dann kehrte Vishnu in sein Reich zurück, welches keine Gedanken je erfassen können. Auch die Götter atmeten wieder auf, verbeugten sich dankbar vor Vishnu, der nach vollbrachter Tat allen Lobes würdig war.

Nun habe ich dir von der Geburt Andhakas und den Schicksalen der Brüder Hiranyaksha und Hiranyakashipu erzählt. Nun höre, wie es mit Andhaka weiterging. Lausche seinem Heldenmut, den er sich von Brahma sicherte, seinem Kampf gegen Shiva, und wie er sich die Führerschaft über die Ganas gewann.


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