Pushpak Shiva-Purana Buch 7Zurück WeiterNews

Kapitel 26 - Wie Vishnus Verwirrung verschwand

Vyasa sprach:
Oh Sohn des Brahma, Verehrung sei dir. Du bist gesegnet und ein ausgezeichneter Verehrer Shivas, denn du hast mir diese wunderbare und himmlische Geschichte erzählt. Doch bitte, großer Weiser, berichte mir noch aus Liebe zu mir, wie es Vishnu erging. Was tat er, nachdem er Jalandharas Gattin verführt hatte? Wohin ging er und an wen wandte er sich?

Sanatkumar gab zur Antwort:
Nun, lieber und kluger Vyasa, höre die Geschichte von Vishnu, und wie sie sich mit der von Shiva vermischt. Als Brahma und die anderen Götter nach ihrem Lobgesang schwiegen, sprach Shiva erfreut und mitfühlend zu ihnen, denn er nimmt immer Anteil an denen, die sich an ihn wenden:
Ihr guten Götter, für euch wurde Jalandhara getötet, obwohl er wahrhaftig ein Teil von mir war. Und nun sagt mir dir Wahrheit: Seid ihr nun glücklich? Denn nur für euch tauche ich ins Handeln ein, obwohl ich frei davon bin.

Mit leuchtenden Augen verbeugten sich Brahma und die anderen Götter und erzählten ihm von Vishnu:
Oh großer Herr, wir alle wurden durch dich von Feindesgefahr gerettet. Doch es ist noch etwas anderes passiert, und was sollen wir in dieser Sache tun? Oh Herr, Vrinda, die Gattin Jalandharas, wurde von Vishnu verzaubert, und als sie es entdeckte, verbrannte sie sich und erreichte das große Ziel. Doch Vishnu haben ihre Schönheit und Tugend verwirrt, und geblendet von deiner Illusion hat er sich mit der Asche von ihrem Scheiterhaufen eingeschmiert. Wir, die Götter, und auch die Weisen im Himmel haben ihn in allem Respekt versucht zu besänftigen. Doch er findet einfach nicht wieder zu seinem früheren Selbst zurück. Oh bitte, Herr, sei ihm geneigt und gib ihm den Frieden wieder. Denn die gesamte Schöpfung ist dir untertan.

Shiva, der immerzu handeln kann, wie es ihm beliebt, antwortete den ehrfurchtsvoll Bittenden:
Nun ihr Götter, hört meine Worte mit Achtsamkeit. Meine Illusion verwirrt alle Welten und kann nicht gemieden werden. Alle Götter und menschlichen Wesen unterliegen der Täuschung. Auch Vishnu geschah dies, als er ein Opfer sinnlicher Liebe wurde. Der Illusion kann man die verschiedensten Namen geben: Uma, Mahadevi, die große Göttin, die Mutter der drei Götter, die größte und urerste Natur, oder auch die liebliche Parvati. Also, ihr Götter, sucht Zuflucht bei der fesselnden Göttin namens Illusion, damit Vishnus Verwirrung beendet werden kann. Sie verleiht die ersehnten Segen und ist immer würdig, daß man bei ihr Zuflucht sucht. Singt das Lob, das meine Shakti befriedet. Wenn sie froh und zufrieden ist, wird sie euer Begehren erfüllen.

Danach verschwand der fünfgesichtige Herr nebst seinem Gefolge an Ganas. Und die Götter begannen im Geiste, die urerste Natur zu preisen, die ihren Verehrern immer gnädig zugeneigt ist.

Die Götter sprachen:
Wir verbeugen uns vor der unentfalteten Natur, aus der sich die drei Qualitäten Güte, Trägheit und Eifer erheben, die wiederum Schöpfung, Erhaltung und Vernichtung verursachen, und aus denen sich damit das ganze Universum erhebt und auch wieder auflöst. Möge uns die große Illusion erretten, die hohe Natur, die überall im Universum deutlich zu uns spricht und über Sinne, Intellekt, Ego, Denken und die Elemente herrscht. Wir verbeugen uns vor der unentfalteten Natur, deren Urform oder Wirkungen die drei Welten nicht erkennen. Wir verbeugen uns vor der unentfalteten Natur, die ihren Verehrern immer gnädig geneigt ist, und wer mit Hingabe an sie versehen ist, den können Armut, Vernichtung oder Verwirrung nicht quälen. Oh große Göttin, hilf uns, oh Parvati, bitte befreie Vishnu von seiner Illusion. Oh Göttin Durga, Verehrung sei dir. Oh Gattin des Shiva, als der Kampf zwischen Shiva und Jalandhara begann, hat Vishnu auf deine Bitte hin die Gemahlin Jalandharas verführt. Damit hat sie ihre Tugend verlassen, verbrannte im Feuer und gewann sich die Erlösung. Jalandhara wurde von Shiva im Kampf besiegt, denn er zeigte Mitgefühl mit uns und segnete uns. Wir wurden von der Furcht befreit. Und nun suchen wir auf sein Bitten bei dir Zuflucht, denn du und Shiva seid immer bemüht, eure Verehrer zu erheben. Vishnu wurde von Vrindas Schönheit gelähmt, und er steht immer noch dort an ihrem Scheiterhaufen. Er hat sein Gleichgewicht verloren, ist verwirrt, bedeckt sich mit der Asche ihrer Überreste und findet nicht mehr zum Selbst zurück, denn deine Illusion hat ihn völlig im Griff. Auch Trost und Rat der Götter und himmlischen Weisen haben ihm nicht geholfen. Oh große Göttin, sei gnädig und erhelle seinen Geist, damit Vishnu in seine Region zurückkehren und mit gefaßtem Geist seine Aufgabe erfüllen kann.

Nach diesen Lobesworten nahmen die Götter eine leuchtende Sphäre im Himmel wahr, die alles durchdrang, und eine himmlische Stimme sprach zu ihnen:
Ihr Götter, ich bin es, die in drei Erscheinungen durch die Verschiedenheit der drei Qualitäten von Güte, Eifer und Trägheit vor euch steht. Meine drei Erscheinungen sind Gauri, die Goldene (Parvati) - Lakshmi, die Schöne - und Sarasvati, die Gelehrte. Wendet euch mit Respekt an diese, meine drei Formen. Wenn die drei Göttinnen zufrieden sind, werden sie eure Bitte erfüllen.

Und als die Götter noch staunend starrten, da verschwand die glänzende Erscheinung schon wieder. So folgten die Götter der Bitte und verbeugten sich vor den drei Göttinnen Gauri, Sarasvati und Lakshmi. Brahma und die anderen Götter priesen die drei Shaktis mit lieblichen Worten und ehrfurchtsvollen Gesten, bis die drei vor ihnen erschienen. Oh Vyasa, was für ein Anblick! Die Göttinnen erleuchteten alles ringsumher mit ihrem Glanze und gewährten den Göttern, worum sie baten.

Sie gaben ihnen Samen und sprachen:
Sät diese Samen aus, wo Vishnu steht, und eure Aufgabe wird vollendet sein.

Dann verschwanden die Göttinnen mit den drei Qualitäten, diese Shaktis von Vishnu, Brahma und Shiva. Die Götter folgten dem Rat und säten die Samen ringsum Vishnu aus, wo der Scheiterhaufen von Vrinda angezündet worden war. Dann blieben sie, warteten und gedachten der Shaktis. Aus den Samen wuchsen schnell drei Pflanzen: der Myrobalan aus Sarasvati geboren (indische Stachelbeere), der Jasmin aus Lakshmi und das heilige Basilikum (Tulsi) aus Parvati. Vishnu erkannte in den Pflanzen die Qualitäten der göttlichen Damen und erhob sich voller Wonne. Das Basilikum und der Myrobalan schauten ihn ebenso liebevoll an, doch die Jasminpflanze aus der Shakti Lakshmis fühlte Neid. Die Eifersucht ließ sie verdorren, so daß ihre Blüten ganz rot wurden. In diesem Zustand wird sie gemieden (in der Verehrung für Vishnu), wobei die anderen beiden Pflanzen Vishnu immer lieb sind. Und der Gott vergaß seinen Kummer und begab sich mit allen zurück nach Vaikuntha in sein Reich. Die Götter beugten sich vor ihm, denn er war völlig im Frieden.

Nun, großer Brahmane, wisse, daß Myrobalan und Basilikum den Göttern und besonders Vishnu im Monat Kartika lieb sind. Speziell das heilige Basilikum ist vor allen gesegnet und erfreut die Götter, nur Ganesha liebt es nicht.

Nachdem Vishnu wieder in seiner Region zu Hause war, nahmen die Götter voller Respekt ihren Abschied und kehrten in ihre eigenen Sphären zurück. Vishnu war erneut von jeglicher Illusion befreit und bewahrte Shiva in seinem glücklichen Geist wie zuvor. Diese Geschichte vernichtet jede Sünde und gewährt alle Wünsche der Menschen. Sie vermehrt die Erkenntnis und läßt die Ablenkung durch niedere Lüste verschwinden. Wer sie täglich liest, hört oder lehrt, wird in jeder Schlacht siegreich sein und mit Demut das höchste Ziel erreichen. Dem Brahmanen verleiht sie das Wissen des Veda, dem Krieger den Sieg, dem Händler Wohlstand und dem Diener Glück. Oh Vyasa, diese Erzählung überträgt so viel Hingabe an Shiva, daß sie alle Sünden vernichten kann, und das höchste Ziel in diesem Leben und danach erreicht wird.


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