Pushpak Shiva-Purana Buch 7Zurück WeiterNews

Kapitel 22 - Jalandhara gegen Shiva

Sanatkumar erzählte weiter:
Es nahm der große Shiva eine fürchterliche Gestalt an und ritt lächelnd auf seinem Bullen in die Schlacht. Alle Ganas schöpften neuen Mut und folgten ihm. Heldenhaft schwangen sie ihre Waffen und kämpften erneut gegen die Dämonen. Viele von denen flohen schon beim Anblick Shivas davon, so wie Sünden verschwinden, wenn sie einen wahrhaften Verehrer sehen. Jalandhara stellte sich sogleich Shiva und griff mit tausenden Pfeilen an. Hinter ihm standen die mächtigen Dämonenanführer und bissen sich entschlossen auf die Lippen. Sie alle, die großen Dämonen wie Nisumbha, Sumbha, Kalanemi, Khadgaroma, Balahaka, Ghasmara und Prachanda griffen Shiva und seine Geisterwesen an. Doch Shiva vertrieb die Dunkelheit, die ihre Pfeileschauer verursachten, und sandte von sich aus nun viele Waffen aus, welche die Dämonen vor sich hertrieben wie Wölkchen im Wind. Mit einer Axt trennte er Khadgaroma den Kopf ab. Mit einer Keule spaltete er das Haupt von Balahaka. Ghasmara fing er mit der Schlinge ein und schmetterte ihn zu Boden. Und der große Held Prachanda fiel unter Shivas Dreizack. Auch sein Stier tötete einige Dämonen, andere wurden von einem Pfeilehagel getötet. Und die Dämonen waren unfähig, vor Shiva zu bestehen, wie Rehe gegen Löwen keine Chance haben.

Doch zornig rief Jalandhara seinen zaudernden Kriegern zu:
Wofür war all das Prahlen über eure heldenhafte Abstammung, wenn ihr jetzt vor den angreifenden Feinden flieht? Wer als Krieger den Kampf scheut, verleugnet seine eigene Mutter. Es ist weder lobenswert noch sichert es euch den Himmel, wenn ihr euch erst Helden nennt und dann wie Feiglinge sterbt. So kommt und besteht vor meinen Blicken, wenn ihr noch Vertrauen in den Kampf habt, genügend Mut in euren Herzen und keine noch so sinnliche Ablenkung euch völlig beherrscht. Der Tod in der Schlacht ist hervorragend. Er erfüllt alle Wünsche, denn er sichert Ruhm und Erlösung. Wer als Asket mit höchster Weisheit ohne Anhaftung ist und der Kämpfer, der im Angesicht seines Feindes tapfer stirbt - die beiden kommen in die höchsten Regionen, nachdem sie die Sonnensphäre hinter sich gelassen haben. Kein Kluger sollte jemals den Tod fürchten. Denn er ist unvermeidlich, wieviel ihr auch dagegen unternehmen wollt. Ach ihr Helden, wer geboren wurde, stirbt auch wieder. Ob nun heute oder in hundert Jahren - alle lebenden Wesen sterben gewiß. So laßt alle Angst vorm Tod fahren, ihr Helden. Kommt und kämpft mit Freude! Das gewährt euch in jeder Hinsicht Glückseligkeit, hier und hernach.

So versuchte Jalandhara, seine Mitkämpfer zu ermutigen, doch vergebens. Sie alle flohen, und seine Truppen waren schnell nicht mehr zu sehen. Dies ließ Jalandhara erst recht erzürnen, und mit donnernder Stimme forderte er Shiva zum Kampf:
Hey Asket, kämpfe nun mit mir! Wozu die Schwachen schlagen? Zeige mir, wie wenig Kraft du hast!

Nach dieser Eröffnung entließ der große Dämon einen dichten Schauer an Pfeilen auf Shiva. Dieser blies sie lachend mit seinen eigenen Pfeilen fort und spaltete mit sieben scharfen Geschossen Jalandharas Pferde, sein Banner, den Schirm und den Bogen. Schnell sprang der Sohn des Ozeans von seinem nun nutzlosen Wagen ab, und stürmte mit der Keule auf Shiva zu. Doch mit schnellen Pfeilen spaltete Shiva spielerisch die riesige Keule. Nun ballte der Dämon die blanken Fäuste, doch Shiva blies ihn mit einem Pfeilehagel quer über das Schlachtfeld. Da erkannte Jalandhara, daß Shiva mächtiger war. Und er nahm Zuflucht zur Illusion, mit welcher er flugs viele himmlische Tänzer schuf, die Shiva auf seltsame Weise verzauberten. Es erschienen plötzlich schöne, himmlische Damen und Herren, die wundersam tanzten, musizierten und sangen. Shiva konzentrierte sich völlig auf den Tanz und beachtete dem Kampf nicht mehr.

Doch sobald Shiva auf die verführerischen Geister konzentriert war, überkam Jalandhara die Wollust. Er übergab seinen Anführern das Kommando, nahm die Gestalt Shivas an und begab sich sogleich zu Parvati. Er ritt auf einem Bullen, hatte zehn dunkle Arme, fünf Gesichter, drei Augen und verfilzte Locken und glich Shiva aufs Haar. Parvati kam mit ihren Gefährtinnen ihrem Gemahl entgegen, doch als Jalandhara die Sinnliche erblickte, entglitt ihm sein Samen und seine Glieder waren gelähmt. Parvati erkannte sofort den Dämon und flüchtete erschreckt zum nördlichen Ufer des Manasa Sees.

Nachdem sie wie ein Blitz verschwunden war, kehrte Jalandhara zurück, um gegen Shiva zu kämpfen. Und Parvati dachte an Vishnu, welcher im nächsten Moment vor ihr stand und das Haupt beugte. Erleichtert sprach Parvati zu ihm:
Oh Vishnu, ist es dir denn nicht bekannt, daß der üble Dämon Jalandhara eine beleidigende Tat vollbringen konnte?

Vishnu beugte bei diesen Worten der Mutter des Universums das Haupt noch tiefer, faltete die Hände und gab zur Antwort:
Durch deine Gunst weiß ich davon, oh Mutter. Gebiete, wie es dir beliebt, und ich werde es mit deiner Erlaubnis ausführen.

Und Parvati sprach:
Er selbst hat die Wirkung angezeigt. Handle, wie er gehandelt hat. Entweihe auf meinen Befehl hin die Keuschheit seiner Ehefrau. Oh Vishnu, dieser Dämon kann nicht auf andere Weise getötet werden, denn es kann sich keine Tugend auf Erden mit der Keuschheit messen.

Vishnu akzeptierte mit gebeugtem Haupt ihre Worte und begab sich in die Stadt Jalandharas, um Trick und Täuschung anzuwenden.


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