Narada sprach:
Oh Herr und Schöpfer, was geschah als nächstes? Bitte erzähl.
Brahma sprach:
Nun mein Lieber, es kam der mächtige Weise Vishvamitra an den Ort. Er entdeckte das überirdisch strahlende Kind und freute sich sehr. Er verbeugte sich vor dem Jungen, lobte ihn mit freudigem Herzen und wahrhaften Worten und erkannte seine Macht. Auch der Junge freute sich und wurde damit zur Quelle von noch mehr Freude.
Lachend sprach er zu Vishvamitra:
Oh du Großer mit der vollkommenen Weisheit, dank Shivas Gnaden kommst du eben des Wegs. Bitte führe meine Reinigungsriten nach den Veden aus. Von nun an sollst du mein Priester sein und mir deine Liebe angedeihen lassen. Und du wirst ganz gewiß von allen verehrt werden.
Völlig überrascht doch mit ruhiger Stimme antwortete da Vishvamitra:
Höre mein Lieber, ich bin kein Brahmane. Ich bin der Sohn von Gadhi und ein Kshatriya, ein Diener der Brahmanen und als Vishvamitra weithin bekannt. Du trefflicher Junge, nun weißt du alles über mein Leben. Doch wer bist du? Ich kann nur über dich staunen.
Also sprach der himmlische Knabe, dieser Quell von Freude und Schutz, freundlich zu Vishvamitra:
Oh Vishvamitra, durch meine Gunst bist du ab jetzt ein brahmanischer Weiser. Vasishta und die anderen werden dir für immer Respekt erweisen. So führe nun meine Reinigungsriten aus, ich bitte dich. Doch bewahre dies als unser Geheimnis. Sprich zu niemandem darüber.
Was Vishvamitra nach den vedischen Riten tat. Und Shivas Sohn übertrug ihm dafür himmlische Weisheit. Auch erwählte er ihn als Priester, so daß Vishvamitra zum großen Brahmanen und Meister im himmlischen Wirken wurde. Das war die erste Tat, die Shivas Sohn vollbrachte. Ich werde dir noch mehr erzählen, denn es ist wahrlich zum Staunen.
Zu jener Zeit erstrahlte der Junge wie ein helles Feuer, und Agni kam des Wegs, um seinen Sohn zu sehen. Als er den himmlischen und heiligen Knaben schaute, sprach er zu ihm: „Mein lieber Sohn.“ Er umarmte den Jungen, küßte ihn und gab ihm einen wunderbaren Speer. Der Junge bestieg sogleich einen Berg, schlug mit dem Speer auf den Gipfel, zerschmetterte ihn, und Billionen von heldenhaften Dämonen sprangen heraus. Sie griffen den Jungen an, doch dieser tötete sie alle mit seinem Speer. Dabei bebte die Erde, das Geschrei drang bis in den Himmel, und Indra kam herbei. Er wirbelte seinen Donnerblitz auf die rechte Seite des Jungen, da entstand ein starkes Wesen namens Shakha. Indra schleuderte nun seinen Donnerblitz auf die linke Seite des Jungen, und der starke Vishakha entstand. Als Indra nun das Herz des Jungen traf, entstand der dritte Bruder namens Naigama. Die vier Brüder griffen nun Indra und die Götterscharen an, so daß ich Indra meinen Schutz anbot. Doch Indra zog sich aufgeregt in sein Reich zurück, denn er erkannte den Jungen nicht. Dieser blieb trotz des Gefechts so furchtlos und freudvoll wie er geboren war.
Als nächstes kamen sechs himmlische Damen an den Ort. Es waren die Krittikas, die ihr Bad nehmen wollten. Als sie den prächtigen Knaben sahen, wollten sie ihn sofort annehmen und liebkosen. Doch sie stritten sich um den Jungen, so daß dieser den Streit schlichtete, indem er sechs Köpfe annahm und gleichzeitig aus ihren Brüsten trank. So waren die Damen höchst zufrieden und nahmen den Jungen mit in ihr Reich. Dort kümmerten sie sich liebevoll um ihn, sättigten den strahlenden Jungen erst mit ihrer Milch und dann mit den feinsten Delikatessen, gaben ihm schöne Kleider und Ornamente und ließen ihn niemals aus den Augen. Sie liebten ihn sehr, und wahrlich, wer ein Kind nährt und pflegt, der hat ein Anrecht auf dieses als sein eigenes.
So wuchs der Knabe als Sohn der Krittikas (daher sein Namen Kartikeya) heran und ging einmal in die Versammlung der Himmlischen. Dort zeigte sich der überaus strahlende Junge voller Wunder Vishnu und den anderen Göttern. Diese fragten ihn erstaunt: „Sag, wer bist du?“ Doch er antwortete kein Wort und kehrte unerkannt in sein Heim zurück.