Brahma erzählte weiter:
Garga drängte den schön gekleideten Himavat, mit der Zeremonie fortzufahren, und so hielten Mena und Himavat den goldenen Topf auf beiden Seiten. Himavat opferte Wasser, Kleider, Ornamente und Sandel, warb um den Bräutigam und bat als nächstes die Priester, alle weiteren Hymnen aufzusagen und die Riten fortzuführen, denn die Stunde sei günstig. Was diese freudig taten. Als nächstes sprach Himavat lächelnd zu Shiva:
Oh Shiva, bitte zögere nicht und zähle uns deine Vorfahren auf. Erkläre deine himmlische Abstammung, deine Familie, deinen Namen und deinen Veda mitsamt den Zweigen.
Doch Shiva wandte schweigend sein liebes Gesicht ab und stand gelassen in dieser seltsamen Situation. Die Götter standen ebenfalls schweigend, doch du, oh Narada, fühltest Shivas Wunsch und tatest etwas Erheiterndes. Du spieltest die Laute, und dein Geist war dabei fest auf Shiva gerichtet und im Brahman gegründet. Himavat und die Gäste verboten dir streng, jetzt Musik zu machen, doch du spieltest einfach weiter, bis Himavat beinahe die Geduld verlor und es dir erneut und diesmal sehr vehement verbot.
Da sprachst du zum König der Berge:
Du bist leider so schrecklich verblendet, denn du weißt so gar nichts über Shiva. Hast du keine innere Erkenntnis? Du hast Shiva nach seiner Abstammung gefragt, doch diese Bitte ist wahrlich zum Lachen und auch noch sinnlos. Oh Berg, selbst Vishnu oder Brahma kennen weder seine Familie noch seinen Namen. Nur durch Parvatis strenge Buße konntest du Shiva sehen, ihn, in dem an einem Tag Millionen von Brahmas geboren und aufgelöst werden. Oh Berg, er ist das formlose, höchste Brahman. Er hat keine Eigenschaften und ist größer als die urerste Natur. Er hat keine Gestalt und kennt keine Verwirrungen. Er ist der Meister der Illusion und ist größer als das Größte. Er hat keine Familie, keine Abstammung und keinen Namen. Denn er ist unabhängig. Da er seinen Verehrern geneigt ist, nimmt er hier und da Körper und Namen an. Dann ist er voller Eigenschaften. Und so ist er sowohl ohne Abstammung, und gleichzeitig hat er die beste Abstammung von allen. Seine Familie ist die edelste, und gleichzeitig hat er keine Familie. Danke Parvatis Buße, daß er nun dein Schwiegersohn wird. Daran gibt es keinen Zweifel. Das ganze Universum mit alle belebten und unbelebten Wesen darin wurde von ihm verblendet in seinem göttlichen Spiel. Oh trefflicher Berg, selbst die Weisesten können ihn nicht ganz und gar erkennen. Als Shiva die Form des Linga annahm, konnte Brahma den Kopf Shivas nicht sehen, und Vishnu sah selbst in den niederen Welten nicht seine Füße. Wie überrascht und verwundert die beiden waren! Doch genug der Reden, Shivas Magie ist unergründlich. Die Götter, ja die drei Welten dienen nur ihm. So überlege, oh Vater der Parvati, und hege nicht den geringsten Zweifel über den Bräutigam deiner Wahl.
Und dann sprachst du weiter, nach Shivas Willen weise und den König der Berge tröstend und erfreuend:
Mein Lieber, oh König der Berge, großer Vater von Parvati, höre meine Worte. Danach wirst du deine Tochter dem Shiva geben. Man sagt auch, der himmlische Klang Nada ist seine Abstammung, und alle Formen, die er annehmen kann während seines göttlichen Wirkens, das ist seine Familie. Shiva ist identisch mit Nada und Nada mit Shiva. Es gibt keinen Unterschied zwischen den beiden. Der Klang Nada war vor Shiva in seiner körperlichen Gestalt da, kann also hier als das Beste angesehen werden. Und daher, oh Himavat, habe ich auf Geheiß Shivas die Laute gespielt.
Brahma fuhr fort:
Nach diesen Worten war der Herr der Berge beruhigt und die Verwirrung seines Geistes verschwand. Die Götter lobten dich: „Wohl getan, wohl getan!“, und die Klugen unter den Gästen erkannten die Herrschaftlichkeit in Shiva. Sie waren angenehm überrascht und sprachen zueinander:
Shiva ist eine Form der Erkenntnis, größer als das Größte, und auf seine Bitten wurde dieses weite Universum geboren. Seine Bewegungen sind unabhängig, doch mit größter Konzentration kann man ihn erkennen. Und wir sehen ihn nun, ihn, den Herrn der drei Welten.
Auch die anderen Berge wie Meru sprachen nun zu Himavat:
Oh Berg, sei standhaft und bleibe bei deinem Entschluß. Wenn du dich jetzt weigerst, wirst du verlieren. Wir sagen die Wahrheit. Zögere nicht und gib deine Tochter dem Shiva.
Was Himavat tat. Er sprach zu Shiva:
Oh Herr, ich gebe dir dieses Mädchen, meine Tochter zur Gemahlin. Sei so gütig, sie anzunehmen, oh Herr von allem.
Und indem er freudig die Hand seiner Tochter in die Hand Shivas legte, wiederholte er das Mantra „Tasmai Rudraya Mahate“. Dabei fühlte er die große Zufriedenheit, den Ozean seiner Wünsche überquert zu haben. Lord Shiva nahm die Hand Parvatis und sprach mit großer Freude die vedischen Mantras. Dann berührte er den Boden und rezitierte „Kamasya Kodat“, wie es die Tradition gebot. Großer Jubel erhob sich nun und hallte durch Himmel und Erde. Die Menschen riefen „Verehrung“ oder „Wunderbar“, die himmlischen Musiker sangen süß, und die Nymphen tanzten.
(Kamasya Kodat... aus White Yajurveda nach R.T.H. Griffith:
Wer hat es übergeben? Wem wurde es übergeben? Leidenschaft übergab es, denn er gab es für die Leidenschaft. Leidenschaft ist Geber und Empfänger. Dies, oh Leidenschaft, sei dir gewidmet.)
Alle Gesichter strahlten, als Himavat die Geschenke an Shiva übergab. Seine Familie ehrte den Bräutigam und übergab ebenfalls Parvati und viele Geschenke an Shiva, wie es die Schriften gebieten. Darunter waren Münzen, Juwelen und Gefäße mit Edelsteinen, hunderttausende Kühe, Pferde und Dienerinnen von lieblicher Natur, Elefanten und goldfunkelnde Wagen. Der Vater der Braut war sehr zufrieden und gab reichlich, faltete dann ehrfürchtig seine Hände und pries Lord Shiva mit Hymnen aus dem Weißen Yajurveda. Die Weisen führten auf Bitten Himavats jubelnd die heilige Waschung über dem Haupt von Parvati aus, indem sie unter freudigem Jubel der Gäste die Namen Shivas sangen.