Pushpak Shiva-Purana Buch 5Zurück WeiterNews

Kapitel 6 - Parvatis Geburt

Brahma erzählte weiter:
Damit die Aufgabe der Götter ihren Lauf nehmen konnte, erinnerte sich das Paar schon bald an die große Mutter, welche ebenfalls ihrem Wunsch folgte, von Mena geboren zu werden. Freudig trat die segensreiche Göttin in den Geist des Königs der Berge ein, so daß er in außerordentlichem Glanz und großer Freude erstrahlte. Mit seinem hohen Geist wurde er unbesiegbar wie ein loderndes Feuer. Und zu einer glückseligen Stunde, als Menaka und Himavat vereint waren, übertrug er seiner Geliebten mit ekstatischem Geist die tragende Essenz der Göttin. Seine geliebte Frau empfing diese überwältigende Energie und sah aus, als ob sie in eine helle Sphäre getaucht wäre. Es war die Anwesenheit der Göttin, welche das Universum trägt, die alles erstrahlen ließ. Zur Freude ihres Ehemannes zeigte Mena schon bald erste Anzeichen ihrer Schwangerschaft, welche das Wachsen ihres Kindes und die zukünftige Freude der Götter ahnen ließen. Doch sie war bleich und so schwach, daß sie kaum ihre Ornamente anlegen konnte. Sie glich dem Sternenhimmel, wenn die Sterne trüb sind und der Mond abnimmt. Der König der Berge küßte ihr Gesicht wieder und wieder, ließ den Duft der Erde über seine Geliebte strömen, war nie gesättigt und liebte sie immer mehr. Und er sorgte unablässig für seine Frau, fragte ihre Freundinnen, was sie benötige oder wünsche, denn die Schüchterne sprach niemals über sich selbst. Und was auch immer sie sich während ihrer Schwangerschaft wünschte, das wurde ihr gebracht, denn es gab nichts, was ihr Gatte im Himmel und auf Erden nicht vollbringen konnte. So überwand sie bei guter Pflege und zärtlicher Liebe die ersten Schwierigkeiten ihrer Schwangerschaft, wurde rund und gesund, und strahlte bald wie eine üppig wachsende Blume. Ihr Ehemann betrachtete seine Königin wie die Erde, welche einen Schatz in sich trägt. Der Kluge führte alle heiligen Riten für seine schwangere Gattin durch, die seiner Liebe zu ihr, seinem hohen Geist, seinem reich gefüllten Schatzgewölbe und den Veden entsprachen. Und mit Freude sah er die Zeit kommen, daß seine Gattin bald gebären würde. In der Geburtskammer versammelten sich die Hebammen, und er freute sich sehr, daß sie sich gut und kräftig und mit der Mutter des Universums verbunden fühlte.

Und es kamen die Götter und Weisen mit Vishnu an der Spitze herbei und priesen das ungeborene Kind:
Oh Göttin, der Sieg sei mit dir, du Kluge, Große, Wahrhafte und mit heiligen Riten Angefüllte. Du bist in Wahrheit gegründet, du erfreust dich an der Wahrheit, bist die Ursache der Wahrheit, hast die wahrhafte Sicht und bist die Wahrheit der Wahrheit. Oh verehrte und geliebte Göttin, wir haben in dir Zuflucht gesucht. Du Vernichterin unserer Sorgen, Mutter der drei Welten, Gemahlin Shivas, alldurchdringend und deinen Anhängern geneigt. Oh Göttin der Welten, manifestiere dich und führe die Aufgaben der Götter aus. Wir alle sind nur dank deiner Gunst wohl beschützt. Wer glücklich ist, hat dieses Glück von dir bekommen, denn nichts strahlt so wie du.

Brahma fuhr dort:
Nach diversen Lobeshymnen in dieser Art zogen sich die Götter wieder zurück. Die neun Monate waren vorüber, und im zehnten Monat hatte die Ungeborene den Leib eines Kindes vollständig ausgeformt. Die Zeit war günstig. Alle Himmelskörper strahlten ein ruhiges Licht aus, der Himmel war klar, und die Himmelsrichtungen glänzten. Die Erde mit ihren Wäldern, Seen und Dörfern war glückselig. Die Lotusblumen blühten in jedem Teich oder See. Die Winde bliesen angenehm, gute Menschen jubelten und schlechte fühlten Scham. Die Götter im Himmel schlugen große Trommeln, und Blumen rieselten auf die Erde hinab. Die Gandharvas sangen lieblich, und die himmlischen Nymphen tanzten dazu. In den himmlischen Regionen herrschte feierliche Stimmung, und Mena sah die Göttin vor sich. Gegen Mitternacht kam dann das schöne Kind zur Welt, der Mond stand im Mondhaus Mrigashiras, am neunten Tag des Frühlingsmonats Madhu. Wie die Ganga aus der Sphäre des Mondes kommt oder Lakshmi aus dem Ozean auftaucht, so erschien das Kind, welches die große Göttin war. Shiva war selig, und ein himmlischer Duft verbreitete sich mit der sanften Brise. Regen und Blumen rieselten herab, die Feuer brannten friedlich, und die Wolken rumpelten sanft. In Himavats Stadt war alles Freude und Wohlstand, jeglicher Kummer verschwand.

Die Götter kamen zur rechten Zeit, die Neugeborene zu preisen, die Geliebte Shivas mit der großen Kraft der Illusion, die himmlische Züge trägt und in Shivas Reich wohnt:
Oh große Göttin, du Mutter des Universums und mit allem Gesegnete, du allein kannst göttlich wirken. Wir verbeugen uns immer vor dir. Oh Gnädige, handle so, daß die Götter Frieden finden. Du hast Menakas Wunsch erfüllt, nun erfülle auch den von Shiva.

Die Götter und Weisen verbeugten sich entzückt vor dem Kind, lobten es sehr und gingen wieder in ihre Reiche ein. Mena war ganz außer sich vor Freude, als sie die Göttin Uma in ihrer Tochter sah, so strahlend wie der blaue Lotus. Die himmlische Gestalt betrachtend, erlangte die Geliebte des Himavat vollkommene Erkenntnis, und sogleich pries sie die Höchste Göttin in euphorischem Entzücken:
Du hast mir eine große Gunst erwiesen, oh Göttin, denn direkt vor mir hast du dich strahlend manifestiert. Du bist die urerste aller Energien, die Mutter der Welten, die Geliebte Shivas und die hohe Seele, welche alle Götter immerzu loben. Göttin, sei mir gnädig. Verweile in dieser Gestalt in meiner Meditation, und nimm die menschliche Gestalt meiner Tochter für die Augen der Welt an.

Die Göttin antwortete ihr:
Oh Mena, früher hast du mir so vorzüglich gedient, daß ich von deiner Hingabe ganz entzückt bin. Ich kam zu dir, um dir einen Segen zu gewähren. Du wähltest mich als deine Tochter, und nun bin ich hier. Diese himmlische Gestalt habe ich für dich angenommen, damit du mich erkennst. Wäre ich dir nur als menschliches Baby erschienen, hättest du mich nicht erkannt. Und wenn du nun liebevoll an mich denkst, egal ob in himmlischer oder menschlicher Gestalt als deine Tochter, ist dir das höchste Ziel, mein Reich gewiß. Ich werde die Pflichten einer Göttin erfüllen und mein himmlisches Wirken entfalten. Ich werde Rudras Gemahlin werden und verdienstvolle Menschen erlösen.

Nach diesen Worten schwieg die Göttin und nahm nun auch für Mena ihre menschliche Gestalt an.


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