Pushpak Shiva-Purana Buch 4Zurück WeiterNews

Kapitel 21 - Shivas und Satis Tändeleien

Narada sprach:
Du bist allwissend, oh Sündenloser, und deine Rede ist vollkommen. Wie wunderbar, dies alles von dir zu hören, denn es vernichtet die Illusion, verleiht wahre Erkenntnis und Glückseligkeit. Und ich wünsche, mehr davon zu vernehmen. Du bist mir mehr als gewogen, so sprich weiter zu mir von Shiva und Sati.

Brahma erzählte:
Du tust wohl daran, dich über die Geschichten des mitfühlenden Gottes zu erkundigen. So erfahre von mir, was Shiva tat, nachdem er mit seiner Gemahlin sein Heim erreicht hatte. Zuerst stieg er freudig von seinem Bullen ab und betrat mit der Mutter des Universums sein prachtvolles Heim. Dann entließ er sein Gefolge, indem er zu Nandi und den anderen sprach:
Nun meine Getreuen, sammelt euren Geist immerzu in mir und kommt nur zu mir, wenn ich euch rufe.

Schnell zerstreute sich da sein Gefolge, und Shiva und Sati waren allein. In großer Freude verbrachten sie ihre Zeit gemeinsam. Mal sammelte er Waldblumen, wand eine feine Girlande daraus und legte sie ihr um den Hals. Wenn Sati sich dann im Spiegel bewunderte, trat er hinter sie und lachte in den Spiegel hinein. Manchmal spielte er mit ihren Ohrringen, rubbelte daran, nahm sie ab und legte sie ihr wieder an. Mal bemalte er ihre Hände und Füße mit roter Farbe. Auch wisperte er ihr so manches ins Ohr, was zwar jedermann hören konnte, doch er wollte ihrem Gesicht nahe sein. Ab und zu entfernte er sich ein Stückchen von ihr, kam plötzlich zurück, hielt ihr die Augen zu und fragte sie nach seinem Namen, gerade, wenn sie an etwas anderes dachte. Oder er machte sich unsichtbar, und wenn sie dann ängstlich wurde, umarmte er sie herzlich. Hin und wieder malte er mit Moschus Zeichen auf ihre knospenden Brüste, als ob Bienen darüber gelaufen wären. Oder er stahl ihr die Ketten und Ringe, nur um sie ihr gleich wieder anzulegen. Immerzu liebkoste und neckte er sie, während sie sich in den Bergen tummelten. Niemals bewegte er sich ohne sie, ruhte ohne sie oder handelte ohne sie. Denn ohne sie war er nicht mehr glücklich. Nach einiger Zeit, als sie einmal den Kailash verlassen hatten, dachte Shiva an Kama. Und sogleich erschien der Liebesgott und mit ihm der Frühling. Der Schnee schmolz, die Bäume und Pflanzen blühten in allen Farben, die Teiche waren mit Lotusblüten bedeckt, und die Bienen summten. Eine köstliche Brise wehte und brachte süßeste Düfte herbei. Die schimmernden Palasa Blumen, die wie eine Mondsichel geformt sind, glichen den Blumenpfeilen Kamas. Der himmlische Wind streichelte die Gesichter der Wesen, und auch die goldenen Blüten der Nagakesara Bäume bezauberten jeden Sinn. Leidenschaft breitete sich aus, und versüßte den Wesen alle Sinneseindrücke. Das klare Wasser der Seen mit den schönen Lotusblüten strahlte wie der Geist der Weisen, in dem sich der höchste Glanz der großen Seele widerspiegelt. Die Tautropfen bildeten in den warmen Sonnenstrahlen aufsteigende Nebel und vergingen wie die Gedanken der Menschen, wenn sie mit der höchsten Freude verschmelzen. Die Nächte waren klar und mondhell und ließen schöne Frauen in Gesellschaft ihrer Liebsten erstrahlen. In dieser Umgebung verbrachte Lord Shiva mit seiner Sati eine lange und glückselige Zeit in den Wäldern, Höhlen und auf den Bergeshängen des Himalaya. Satis Einfluß auf den Herrn war so tiefgreifend, daß er nicht einen Moment von ihr getrennt sein konnte, ohne seinen geistigen Frieden zu verlieren. Die Göttin verwebte sich mit seinem Geist und schien in ihrer Vereinigung mit seinem Körper zu verschmelzen. Und er ließ sie seine Essenz trinken. Er schmückte ihren Körper immer wieder aufs Neue und fühlte höchste Glückseligkeit und Euphorie, wenn er mit ihr lachte und scherzte, mit immer neuen Blicken den Nektar ihres geliebten Antlitzes trank, wenn er sie über das Selbst belehrte oder mit sinnlichen Genüssen seinen Körper stärkte. Und es schien, als ob Lord Shiva so fest gebunden wäre, wie ein Elefant mit Stricken, der sich nicht mehr bewegen kann. So vergingen 25 göttliche Jahre, in denen Shiva und Sati die Welten mit Wonne erfüllten.


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