Pushpak Shiva-Purana Buch 4Zurück WeiterNews

Kapitel 16 - Gebet an Shiva

Brahma fuhr fort:
Nach unserem Lobpreis war Shiva sehr zufrieden und lächelte. Dann sprach dieser Hort an Schutz zu uns und unseren Gefährtinnen und fragte nach dem Grund unseres Besuchs.

Shiva sprach:
Oh Vishnu und Brahma, all ihr Götter und Weisen, bitte sagt mir, warum ihr hier seid. Habt keine Furcht, ich bin erfreut über die Hymne, die ihr gesungen habt. Doch nun wünsche ich den Grund dafür zu hören und welche Aufgabe erledigt werden soll.

Auf Vishnus Geheiß antwortete ich, der Große Vater der Welten:
Oh Herr der Götter, du Ozean an Gnade, bitte vernimm, warum wir alle hierher kamen. Oh Gott mit dem Stier im Zeichen, deinetwillen sind wir hier. Denn sonst wäre das Universum nicht im Gleichgewicht. Oh großer Herr, es gibt Dämonen, die von mir, Vishnu, dir oder deinem Sohn zu vernichten sind. Die Götter sind nur glücklich, wenn du es gewährst. Und das Universum kennt nur Frieden und Furchtlosigkeit, wenn die Dämonen vernichtet sind. Doch du selbst bist voller Güte, kennst weder Begierde noch Haß und gehst einzig den Weg des Yoga. Und so kannst du keine Dämonen töten. Oh Herr, wie können die Aufgaben von Schöpfung, Erhaltung und Auflösung verrichtet werden, ohne die Dämonen zu töten?

Wir sind den von dir gegebenen Aufgaben schon gefolgt, und nur durch die Illusion kann ein Unterschied in unseren Formen wahrgenommen werden. Zwar ist unsere wahre Form eins, durch unsere Aufgaben unterscheiden wir uns jedoch. Würden wir uns im Handeln nicht unterscheiden, dann wäre auch der Unterschied in den Formen bedeutungslos. Lord Shiva als Höchste Seele manifestiert sich mittels seiner Illusion in drei Formen. Er selbst hängt nicht von seinen himmlischen Taten ab. Vishnu wurde von seiner linken Seite geboren und ich aus seiner rechten. Und du, seine vollkommene Inkarnation, kamst aus seinem Herzen. So wurden wir drei mit unterschiedlichen Formen. Wir sind die Kinder des Großen Gottes und der Großen Göttin. Erhöre uns, oh Ewiger. Vishnu und ich vereinten uns mit unseren Frauen, damit wir unsere Aufgaben ausführen können. Und mit großer Freude folgen wir nach deinem Gebot unseren Pflichten in der Welt. Doch für das Wohl des Universums und das Glück der Götter solltest auch du eine glücksverheißende Gefährtin als deine Ehefrau akzeptieren.

Oh großer Herr, höre noch eine Sache aus alten Tagen, an die ich mich gerade erinnere. Du selbst als Shiva hast einst zu uns gesagt:
Oh Brahma, dies ist meine große Form, und genauso wird sie sich durch deinen Körper manifestieren und als Rudra in der Welt bekannt sein. Brahma ist die Ursache der Schöpfung, Vishnu kümmert sich um die Erhaltung, und in Gestalt von Rudra bin ich die Ursache für die Auflösung der Welt. Als solcher werde ich eine Frau heiraten und vorzügliche Aufgaben erfüllen.

Dies waren deine Worte. Erinnere dich und bitte erfülle dein Versprechen. Du selbst hast es so bestimmt. Ich bin der Schöpfer, Vishnu der Beschützer, und Shiva hat sich in deiner Form manifestiert als Ursache für die Vernichtung. Wir beide sind ohne dich nicht in der Lage, unseren Pflichten nachzukommen. So erwähle dir eine geliebte Gemahlin, die sich auch in der Welt betätigt. Oh Shiva, akzeptiere eine liebe Dame als deine Lebensgefährtin, so wie Vishnu die Göttin des Wohlstandes nahm und ich die Göttin der Rede.

Nach wie vor lächelnd antwortete Shiva:
Oh Brahma und Vishnu, ihr beide seid mir ewig lieb. Wenn ich euch sehe, wird meine Freude noch größer. Ihr seid die Besten unter den Göttern. Ihr seid die Meister der drei Welten. Was ihr sagt, hat Gewicht, denn ihr seid euch Shivas Willen bewußt. Ihr Guten, für mich ist es nicht angebracht zu heiraten, denn ich hänge nicht an der Welt, bin enthaltsam und immer im Yoga vertieft. Welchen Sinn hätte eine Geliebte für mich in dieser Welt, da ich dem Pfad der Abstinenz folge, mir selbst genug bin, frei von jeder Anhaftung, makellos, mit dem Körper eines Asketen, voller Weisheit, mich selbst erkennend, ohne Ablenkungen des Geistes oder Schwelgerei. Und äußerlich bin ich dreckig und unangenehm. So sagt mir, was könnte ich mit einem liebenden Weibe schon anfangen? Wenn ich im Yoga verweile, erfahre ich mystische Glückseligkeit. Nur ein Mensch ohne Erkenntnis macht sich viel aus einer Vermählung und rennt ihr eifrig nach. Denn tatsächlich ist sie eine starke Fessel. Daher habe ich daran kein Interesse. Das sage ich euch aufrecht, und es ist die Wahrheit.

Allerdings, wird keine meiner Taten aus eigenem Interesse geleitet. Und so werde ich ausführen, was du für das Wohl der Welt vorgeschlagen hast. Da ich mein Wort immer erfülle, und es der Schöpfung dient, werde ich heiraten. Denn meinen Anhängern diene ich immerzu. Nun Vishnu und Brahma, so hört denn, welche Art von Frau ich annehmen werde, um mein Versprechen angemessen zu erfüllen. Denkt an eine Frau mit hübschen Gesichtszügen und Yoga Praxis, die in der Lage sein wird, einen Teil meiner Energie aufzunehmen. Sie muß eine Yogi sein, wenn ich Yoga übe, und eine liebende Frau, wenn ich mich der sinnlichen Liebe widme. Manchmal werde ich an Shiva denken, diese strahlende Form von mir, von der die Wissenden sagen, sie ist unvergänglich. Dann sitze ich in tiefer, meditativer Trance, und diese Frau soll verdammt sein, wenn sie mich darin stört. Es ist für uns außerordentlich angemessen, über das Brahman zu meditieren, denn wir drei, Vishnu, Brahma und ich, sind Teile desselben. Dies war auch ein Grund, warum ich unverheiratet blieb. So findet eine Frau für mich, die mich in allen meinen Aktivitäten unterstützt. Und es gibt noch eine Bedingung, die ich stelle. Höre, oh Brahma, wenn diese Frau jemals einen Unglauben in mich oder meine Worte zeigt, werde ich sie verbannen.

Nun war es an mir, freudig zu lächeln, und ich erwiderte demütig:
Oh Lord Shiva, ich werde genau so eine Frau vorschlagen, wie du sie dir wünschst. Es ist die große Göttin, mein Herr. Sie hat sich schon als Sarasvati und Lakshmi, unsere beiden Ehefrauen, manifestiert, um ihre Aufgabe zu erfüllen. Nun hat sie eine dritte Gestalt angenommen. Als Dakshas Tochter Sati kam sie in die Welt. Sie wird dir eine vollkommene Gefährtin sein und dir allseits dienen. Oh Herr der Götter, zur Zeit übt sie schwere Askese, um dir anzugehören. Sie ist so standhaft dabei, denn sie wünscht sich dich zum Manne. Ja, sie strahlt prächtig. Sie ihr gnädig gestimmt, oh Herr. Gewähre ihr den gewünschten Segen, und heirate sie in Liebe.

Oh Shiva, dies ist unser aller Wille, und schau auch auf unser Begehr mit gütigen Augen. Laß uns die Heiratszeremonien mit aller Hingabe vorbereiten. Laß deine Vermählung ein glücksverheißendes Fest für die drei Welten sein, welches alle Übel und Zweifel vertreibt.

Als ich geendet hatte, ergriff noch Vishnu das Wort und sprach zum wohlwollenden Shiva, der alle Formen in seinem himmlischen Spiel annehmen kann:
Oh großer Herr, Gott der Götter, oh gnadenreicher Shiva, an Brahmas Worten gibt es keinen Zweifel. Ich schließe mich ihm an. So sei unserer Bitte günstig gestimmt. Heirate sie und überschütte die Welt mit Segen als ein Herrscher mit liebenden Blicken.

Nun schwieg auch der kluge Vishnu, und Rudra, der treffliche Herr, stimmte lächelnd zu:
So sei es.

Und freudig kehrten wir Götter mit unseren Gemahlinnen wieder in unsere Sphären zurück.


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