Pushpak Shiva-Purana Buch 2Zurück WeiterNews

Kapitel 9 - Shiva wird zum Maheshvara ernannt

Nandikeshvara sprach weiter:
Brahma und Vishnu hatten sich schweigend und mit ehrfürchtig gefalteten Händen zu beiden Seiten Shivas aufgestellt. Dann baten sie Lord Shiva mitsamt seiner Familie, auf einem strahlenden Sitz Platz zu nehmen, und ehrten ihn mit allen heiligen Dingen wie Halsketten, Armreifen, Diademen, Ohrringen, Opferschnüren, Kleidern mit Spitzenbordüren, Girlanden, seidenen Tüchern, Ringen, Blumen, Betelblättern, Kampfer, Sandelpaste, Parfümen und Salben (aus z.B. Aloe), Lichtern, weißen Schirmen, Fächern, Flaggen und anderen himmlischen Dingen, die so schön waren, daß man sie nicht einmal in Gedanken beschreiben könnte. Mit all diesen Gaben ehrten sie den Herrn, welche einer Gottheit würdig waren und nie von einer gewöhnlichen Person erlangt werden können. Und Lord Shiva war dieser Gaben würdig.

Freudig übergab Shiva all diese wunderschönen Dinge seinen treuen Gefolgsleuten, wie es ihrem Rang entsprach. Da gab es ein großes Gewimmel von Anhängern, an deren Spitze Brahma und Vishnu demütig warteten. Shiva freute sich über ihre Haltung sehr, und lächelnd sprach er zu ihnen, ihre Hingabe noch vermehrend.

Shiva sprach:
Meine Lieben, ich bin entzückt über eure Verehrung an diesem heiligen Tag. Von nun an soll dieser Tag als „Shivaratri“ (Shivas Nacht) gerühmt werden und der heiligste aller heiligen Tage sein, der mir lieb ist. Wer an diesem Tag mein Linga und mein Bild verehrt, wird zur Schöpfung und Erhaltung des Universums in der Lage sein. Meine Anhänger sollen an Shivaratri fasten, sowohl am Tag als auch in der Nacht. Sie sollen ihre Sinne zügeln und mich mit Blumen verehren, wenn es ihnen möglich ist. Und niemand soll an diesem Tag getäuscht werden. Die Früchte aus der Verehrung an Shivaratri gleichen von nun an denen, als ob man mich für ein ganzes Jahr verehrt. Heute schwillt die Tugend der Hingabe an mich an, wie die Wellen des Ozeans unter dem Einfluß des Mondes. Festlichkeiten und das Aufstellen von göttlichen Symbolen sind heute besonders glücksbringend. Der Ardra Stern im Monat Margasirsa (November/Dezember) zeigte sich, als ich mich als Feuersäule manifestiert habe. Wer mich in Begleitung meiner Gattin an diesem Tag zukünftig schaut, oder mein Linga oder Bild verehrt, der ist mir lieber als mein eigener Sohn. Wird schon die Vision allein üppige Früchte tragen, so wird der Verdienst unvorstellbar, wenn noch die Verehrung hinzukommt. Da ich mich hier, auf diesem Schlachtfeld, als Säule zeigte, soll der Ort Lingasthana heißen. Für den Segen der Welt, die Vision und Verehrung verkleinert sich nun die Säule ohne Anfang und Ende zum Linga. Das Linga überträgt Freude und Erlösung. Seht es an, berührt es oder meditiert darüber, und es wird eure zukünftigen Geburten abwenden. Da mein Symbol des Linga sich hoch erhob und einem Berg aus Feuer glich, wird der Ort von nun ab als Ruddy oder Aruna Berg bekannt sein (Arunachala, westlich des Kailash). Hier werden viele heilige Zentren entstehen. Wer hier wohnt oder stirbt, sichert sich die Erlösung. Ob es das Feiern mit festlichen Umzügen sein wird, oder die Gemeinschaft mit wahrhaften Anhängern, das Verschenken von Gaben, Opfern oder Beten - dies alles wird an diesem Ort millionenfach wirksam sein. Von allen mir gewidmeten heiligen Orten wird dieser hier der beste sein. Schon, wer mit reinem Geist an diesen Ort denkt, wird Erlösung erlangen, denn hier wohnen Glück, Wohlstand und Befreiung. Ja, ehrt mein Linga Symbol und führt auch alle anderen Riten durch, und es wird euch zu den fünf Graden der Befreiung führen (Saloka, Samipya, Sarupya, Sarsti, Sayujya). Möget ihr alle eure Wünsche erfüllt bekommen.

Nandikeshvara fuhr fort:
So segnete Shiva die nun demütigen Götter Brahma und Vishnu, belebte mit seiner nektargleichen Macht alle Kämpfer wieder, die in der Schlacht zuvor getötet worden waren, und sprach erneut zu ihnen, um ihre Torheit und Feindschaft aufzuheben.

Shiva sprach:
Ich bin von zweierlei Art: manifest und unmanifest. Wer diese beiden Arten nicht erkennt, ist kein Herr. Meine lieben Kinder, erst habe ich mich euch in der Gestalt einer Feuersäule und dann in meiner verkörperten Form gezeigt. Diese beiden sind immer in mir. Wer diese beiden nicht hat, darf sich nicht für einen Herrn halten. Brahma und Vishnu, ihr beiden habt euch von falscher Geltung und Hochmut davontragen lassen, und so hattet ihr keine Herrschaft, so unglaublich das klingen mag. Um euch das zu zeigen, erhob ich mich inmitten des Schlachtfeldes. Entledigt euch dieses falschen Stolzes. Fokussiert euren Geist auf mich als Herrn. Durch meine Gunst ist Licht in den Dingen des Universums. Was der Lehrer sagt ist Erinnerung und Leitfaden bei allen Gelegenheiten. So werde ich euch aus Zuneigung die geheime Wahrheit des Brahman enthüllen.

Ich bin das Höchste Brahman. Meine Form ist manifest und unmanifest. Meine Pflicht ist das Segnen. Oh Brahma und Vishnu, seht meine grenzenlose Gestalt und meine Fähigkeit, alles zu erschaffen. Ich bin Atman (die Allseele), ich durchdringe alles, und mir sind alle Dinge gleich wert. Wer dies nicht erkennt, ist eine individuelle Seele. Alle Handlungen zwischen dem Beginn und dem Ende der Schöpfung kommen aus mir, denn ich bin der Herr. Damit ihr das Brahman versteht, was euch bisher unbekannt war, habe ich die Säule geschaffen. Und damit ihr versteht, daß es auch eine erkennbare Gestalt gibt, bin ich euch als Herr erschienen. Das Linga soll mein Symbol sein, denn es enthält alles Wichtige. Ehrt es täglich, meine Kinder. Zwischen Linga und Bild gibt es keine Unterschiede. Beides ist mit mir identisch, beides ist der Verehrung würdig, und beides bringt die Anhänger mir nahe.

Und wenn auch nur das Symbol verehrt wird, seid euch sicher, meine Kinder, daß ihr mich verehrt. Gleiche Früchte werden euer sein, und ihr könnt euch mit mir vereinen. Dem Symbol gebe ich sogar den Vorzug vor meinem Bilde. Also schmückt die Tempel für mich mit dem Shiva Linga, denn ohne es, ist der Tempel fruchtlos, egal, wie reich ihr ihn sonst mit meinen Bildern geschmückt habt.


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