Pushpak Shiva-Purana Buch 2Zurück WeiterNews

Kapitel 8 - Shiva vergibt Brahma

Nandikeshvara fuhr fort:
Um Brahmas Stolz zu zügeln, erschuf Shiva ein wundersames Wesen aus der Mitte seiner Augenbrauen.

Dieser Bhairava kniete vor Shiva nieder und sprach:
Oh Herr, was soll ich tun? Bitte gib mir sogleich deine Anweisungen.

Shiva antwortete:
Mein Lieber, dies hier ist Brahma, der erste Gott des Universums. Erweise ihm mit deinem schnellen und scharfen Schwert alle Ehre.

Mit der einen Hand packte Bhairava den Schopf des fünften Kopfes von Brahma, welcher der gemeinen Lüge schuldig war und schüttelte ihn. Mit der anderen Hand erhob er das scharfe Schwert und schlug ihm den Kopf ab. Brahma zitterte wie Espenlaub im Wirbelsturm, seine Ornamente waren überall verstreut, seine Kleider zerwühlt, die Blumengirlande lose, das Oberkleid hing in Fetzen an ihm herab, und die glänzenden Haare waren ganz und gar zerzaust, als er zu Füßen Shivas niederfiel.

Auch der mitfühlende Vishnu beugte sich mit zusammengelegten Händen vor Shiva und bat mit tränenüberströmtem Gesicht, gerade wie ein Kind seinen Vater anfleht:
Oh Herr, du gabst ihm einst die fünf Häupter als besonderes Symbol. Nun sind es nur noch vier. Bitte vergib ihm seine erste Sünde, und sei ihm gnädig.

Sogleich war Shiva besänftigt und gebot Bhairava einzuhalten. Dann wandte sich der Herr an den betrügerischen Brahma, der sich tief vor ihm verbeugte:
Um von den Menschen Verehrung zu erpressen, wolltest du auf schurkische Weise Herr werden. Darum sollst du nicht verehrt werden und weder einen Tempel noch ein Festival haben.

Da bat Brahma:
Oh Herr, du Leben Spendender, sei besänftigt. Ich erachte die Abtrennung meines Kopfes als großen Segen. Verehrung sei Dir, oh Herr, Gefährte und Ursache des Universums. Du vergibst uns unsere Fehler, du Großzügiger mit dem Bogen.

Shiva sprach:
Mein Kind, das ganze Universum geht zugrunde, wenn es keine Ehrfurcht vor dem Herrscher gibt. Von nun an bestrafst du die Schuldigen und trägst die Last dieses Universums. Doch ich werde dir noch einen anderen Segen gewähren, der schwer zu erlangen ist. In allen Opfern wirst du die führende Instanz sein. Auch wenn alle Riten ausgeführt und alle Gaben ordnungsgemäß verschenkt wurden, trägt ein Opfer ohne dich keine Früchte.

Dann wandte sich der Herr an die des Meineides schuldige Ketaki Blume:
Oh Ketaki, du warst hinterhältig und falsch. Geh fort von hier. Von nun werde ich dich nicht mehr in meine Verehrung einschließen.

Nach diesen Worten Shivas mieden auch die anderen Götter die Blume.

Und die Ketaki sprach:
Verehrung Dir, oh Herr. Dein Wunsch bedeutet, daß schon meine Geburt fruchtlos ist. Oh mögest Du besänftigt sein und mir meine Sünde vergeben, damit ich Sinn erlange. Schon das Gedenken an Dich löscht alle Sünden aus, seien sie bewußt oder unbewußt begangen worden. Nun, da ich Dich gesehen habe, wie kann mich da Sünde besudeln?

Auf diese Bitte inmitten aller Götter erwiderte Shiva:
Es ist nicht angemessen für mich, dich weiterhin zu tragen. Ich bin der Herr, und meine Worte müssen wahr bleiben. Doch meine Anhänger und Gefolgsleute werden dich tragen, und damit trägt deine Geburt Früchte. Und in den Vasen über meinen Abbildern darfst du auch als Schmuck dabei sein.

So segnete der Herr sowohl Brahma, als auch Vishnu und die Ketaki Blume, und die Götter priesen den Strahlenden.

(In der Vorlage für diese Übersetzung (Herausgeber J.L. Shastri) wird in einer Fußnote darauf verwiesen, daß Brahma in der Kushana Periode im 1.-3. Jahrhundert A.D. mit fünf Köpfen dargestellt wird, und erst danach die Darstellung mit vier Köpfen üblich wurde.)


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