Pushpak Shiva-Purana Buch 1Zurück WeiterNews

Kapitel 2 - Die Erlösung von Devaraja

Saunaka sprach:
Oh Suta, du bist ein gesegneter und glücklicher Kenner der großen Wahrheit. Dein großes Mitgefühl teilt uns die göttliche und wundervolle Geschichte mit, welche eine Unzahl an Sünden vernichtet, den Geist reinigt und Lord Shiva gnädig stimmt, wie wir vernommen haben. Dank deiner Güte haben wir eindeutig verstanden, daß nichts so wohltuend und schön ist, wie diese Geschichte. Wer sind die Sünder des Kali Zeitalters, welche durch sie geheiligt wurden? Bitte, erkläre uns das, und stimme die ganze Welt gütig.

Suta antwortete:
Ja, hiermit werden Menschen wieder rein, welche gewöhnlich sündigen, bösartig handeln und lüstern sind. Denn dies ist ein Opferritus für Weisheit und Erkenntnis, der sowohl weltliches Entzücken als auch Befreiung bereit hält, alle Sünden vernichtet und Shiva erfreut. Wenn Menschen von Habsucht und Lüge überwältigt sind, wenn sie sogar ihre Eltern verunglimpfen, weil sie so arrogant, eitel und aggressiv sind, dann werden sie durch dieses Purana geheilt. Wer nie den Pflichten seiner Kaste und des Lebens folgt und von arglistigem Temperament ist, der wird dank dieses weisen Opfers sogar im Kali Yuga geheilt. Wer immerzu betrügt, unbarmherzig und grausam ist, der wird dank dieses weisen Opfers im Kali Yuga geheilt. Wer die Habe von Brahmanen unterschlägt, sich damit bereichert und sogar frevelhaften Ehebruch begeht, wird dank dieses weisen Opfers sogar im Kali Yuga geheilt. Auch Sünder und Schurken werden dank dieses weisen Opfers im Kali Yuga geheilt. Sowohl Menschen mit unreinem Betragen und hinterhältigem Geist, die keinen Frieden kennen oder das Eigentum von Tempeln oder Freunden verschlingen, werden dank dieses weisen Opfers sogar im Kali Yuga geheilt.

Der Verdienst aus diesem Purana vernichtet wahrlich große Sünden, gewährt weltliche Freuden und Erlösung und erfreut Shiva. Es gibt da diese alte Geschichte, die gern als Beispiel erzählt wird, und die vom bloßen Zuhören schon alle Sünden restlos zerstreut.

In der Stadt Kiratas wohnte einst ein völlig verarmter und auch unwissender Brahmane. Tatsächlich lebte er wie ein Vaisya, denn er verkaufte Getränke, um zu überleben, und mied die Verehrung von Göttern und jegliche tugendhafte Tat. Niemals führte er die täglichen Gebete oder Waschungen aus. Auch zögerte er niemals, gutgläubige Menschen zu betrügen. Sein Name war Devaraja. Selbst vorm Töten oder Rauben schreckte er nicht zurück, und bestahl Brahmanen, Kshatriyas, Vaisyas und andere. So sammelte er mit faulen Mitteln nach und nach Reichtum an, doch verdorben wie er war, nutzte er nicht einmal den winzigsten Teil seiner Habe für tugendhafte Zwecke. Eines Tages begab sich dieser Brahmane zu einem See zum Baden. Dort erblickte er die Dirne Sobhavati, deren Anblick ihn sehr erregte. Die wunderschöne Frau war höchst erfreut, weil ein reicher Brahmane ihr sklavisch zu Füßen lag. Und des Brahmanen Herz füllte sich sogleich mit Liebe, denn sie sprach freundlich und liebreizend zu ihm. Schnell beschloß er, sie zu heiraten, womit sie sogleich einverstanden war. Und so verbachten sie eine vergnügliche Zeit in gegenseitiger Zuneigung. Wie sie saßen, lagen, aßen, tranken und sich miteinander vergnügten, war kein Unterschied zu einem verheirateten Paar zu sehen. Zwar versuchten seine Eltern, seine erste Ehefrau und andere ihn davon abzubringen, doch er achtete niemals ihre Worte und lebte weiter in sündige Taten verstrickt. Einmal wurde er sogar so zornig, daß er Vater, Mutter und Ehefrau in tiefer Nacht tötete, während sie schliefen, und ihre Güter an sich riß. Völlig verrückt nach seiner Geliebten überließ er ihr all seinen Reichtum nebst den Sachen, die er von seiner Familie geplündert hatte. In ihrer Gesellschaft nahm er alle Arten von unheilsamer Nahrung zu sich, wurde süchtig nach Wein und Alkohol und aß sogar vom selben Teller wie seine heiß begehrte Dirne.

Eines Tages wollte es das Schicksal, daß er nach Pratisthana kam und dort einen Shiva Tempel erblickte, in dem sich heilige Männer versammelt hatten. Devaraja befiel sofort ein heftig brennendes Fieber, und während er krank im Tempel darniederlag, hörte er diese Belehrung über Shiva, welche einer der Brahmanen hielt. Am Ende des Monats starb Devaraja, wurde von Yamas Boten mit der Schlinge gebunden und in das Reich des Totengottes geführt. Zugleich kleideten sich Shivas Diener in weiße Gewänder, beschmierten sich mit Asche, schlangen sich Rudraksha Ketten um den Hals, packten jeder einen Dreizack und stürmten wild von Shivas Region zu Yamas Stadt. Sie griffen Yamas Boten an und schlugen sie nieder. So erlösten sie Devaraja aus deren Griff und setzten ihn in einen wunderschönen Wagen. Als sie gerade bereit waren, zum Kailash zurückzukehren, erhob sich ein großer Tumult in Yamas Stadt, denn der Gott des Todes und der Gerechtigkeit kam höchstselbst aus seinem Palast heraus. Als er die vier Boten sah, die Rudra selbst glichen, grüßte und ehrte der Kenner aller Tugend sie, wie es der Brauch gebot. Mit seiner Sicht der Weisheit erkannte Yama alles und brauchte die edlen Diener Shivas nicht weiter zu befragen. Mit seiner Erlaubnis reisten sie zum Kailash und übergaben den Brahmanen Devaraja an Shiva, diesem unendlich großen Ozean des Mitgefühls, und der göttlichen Mutter Parvati.

Ja, das Shiva Purana ist wahrlich gesegnet, diese heilige aller heiligsten Geschichten, wenn schon das bloße Hören den größten Sünder zur Erlösung führt. Die würdige Heimstatt des stets freundlichen Shivas ist die größte und nobelste Stätte in allen himmlischen Bereichen - so erklären es uns die Vedengelehrten. Devaraja war ein niederträchtiger Brahmane, alkoholsüchtig, mit einer gemeinen Hure verbunden, der Mörder seiner eigenen Eltern und Ehefrau, welcher aus Geldgier viele andere Brahmanen, Kshatriyas, Vaisyas und Shudras getötet oder beraubt hatte. Und doch wurde er eine erlöste Seele, die unverzüglich die höchste Region, nämlich den Himmel von Shiva, erreichte.


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