Pushpak Shiva-Purana Buch 13Zurück WeiterNews

Kapitel 2 - Shivas Herrschaft

Die Weisen fragten:
Was ist das Pashupata Wissen? Wie ist Shiva der Herr der Pashus (Geschöpfe)? Was hat der allseits tätige Krishna Upamanyu gefragt? Oh Vayu, bitte erklär uns das alles. Es gibt keinen anderen in allen drei Welten, der es uns besser erzählen könnte, als du, oh Herr.

Da dachte Vayu an Shiva und begann:
Shiva hat das vorzügliche Pashupata Wissen einst der Göttin auf dem Berg Mandara kundgetan. Und Krishna hat genau danach gefragt - nach der Herrschaft Shivas und der Natur der Geschöpfe. Ich werde es euch in Kürze so darlegen, wie es Upamanyu Krishna erklärte. Damals verbeugte sich Vishnu in Gestalt von Krishna vor Upamanyu und sprach höflich zu dem in seiner Einsiedelei Sitzenden.

Krishna sprach:
Oh Herr, ich möchte alles über das göttliche Pashupata Wissen erfahren wie es der Gott einst der Göttin erklärte, denn ich möchte seine Herrlichkeit und Pracht vollkommen erkennen. Warum wird der Herr Pashupati, Herr aller Geschöpfe, genannt? Wer sind die Geschöpfe (Pashus)? Und was sind die Stricke (Pashas), mit denen sie gebunden sind? Wie können sie befreit werden?

Nach diesen Fragen des edlen Krishna verbeugte sich Upamanyu vor Gott und Göttin und gab zur Antwort:
Ein jedes Geschöpf von Brahma bis zum unbelebten Wesen wird Pashu genannt im Gegensatz zum Herrn der Götter, denn jedes Geschöpf unterliegt der vergänglichen Existenz. Shiva wird also Pashupati, der Herr der Geschöpfe, genannt, und die Bindungen (Pashas) der Geschöpfe sind die Unreinheiten (durch Verblendung). Er allein kann davon befreien, wenn man über ihn meditiert und ihn mit Hingabe ehrt. Die 24 Prinzipien, Maya, Karma und die drei Gunas sind die Bindungen und werden auch Visayas genannt. Sie binden alles, von Brahma bis zum Grashalm, denn Shiva hat sie zu dazu verpflichtet. Auf sein Geheiß bildet sich aus der unentfalteten Natur (Prakriti) die kosmische Intelligenz (Buddhi), daraus das Ichbewußtsein (Ahankara), daraus die fünf Sinnesorgane, fünf Handlungsorgane, das Denken (Manas) und die fünf subtilen Elemente (Tanmatras). Aus den subtilen bzw. feinstofflichen Elementen bilden sich die grobstofflichen Elemente (Bhutas), und aus denen entstehen die Körper aller stofflichen Wesen. Die Intelligenz bzw. Vernunft untersucht und entscheidet. Das Ichbewußtsein fühlt Stolz und identifiziert sich mit Besitz. Das Bewußtsein beobachtet und wird sich der Dinge bewußt. Das Denken empfängt und konzipiert und erkennt als Organ des Wissens getrennte Dinge. Die Sinnesorgane ergreifen diese Objekte, und die Organe des Handelns folgen ihrer Tätigkeit - und das alles ist genau das himmlische Gebot des Herrn. Shivas Gebot ist es, daß Klang, Berührung und die anderen Sinneseindrücke aufgesogen werden, daß die Rede erklingt und alles andere auch. Sein gewichtiges Gebot kann niemals von niemandem übertreten werden. Der Raum durchdringt alles und gibt den Platz für die Elemente auf sein Gebot. Der Wind erhält das ganze Universum auf sein Gebot, auch wenn er innen und außen mit verschiedenen Namen wie z.B. Prana erscheint. Der Feuergott trägt die Opfergaben zu den Göttern und Ahnen auf sein Gebot, und ermöglicht das Kochen und Brennen. Das Wasser belebt alles auf sein Gebot, und die Erde trägt für immer das Leben. Es ist sein unverletzliches Gebot, daß Indra die Götter beschützt, die Dämonen züchtigt und die Welten bewacht. Es ist auf sein Gebot hin, daß Varuna über die Wasser herrscht und die zu Strafenden mit seiner Schlinge bindet. Es ist sein Gebot, daß Kuvera mit seinen Yakshas die Reichtümer unter den lebenden Wesen nach ihrem Verdienst verteilt. Auf Shivas Bitten gewährt Ishana den Klugen Erkenntnis und Wohlstand und züchtigt die Übeltäter. Auf sein Geheiß trägt (die Urschlange) Sesha die Erde, wird die dunkle und leidenschaftliche Form Vishnus geboren, die Vernichtung bringt, und es sind alles seine drei Formen und Gestalten, die das Universum beschützen, erschaffen und am Ende als Rudra wieder vernichten. Es ist sein Gebot, wenn die Zeit erschafft, gewährt und wieder verschlingt. Es sind seine drei Teile des Glanzes, mit denen die Sonne das Universum erhält, die Schauer befehligt und es im Himmel regnen läßt. Auf sein Gebot hin ernährt der Mond die Pflanzen, erfrischt die lebenden Wesen und wird von den Göttern aufgesogen. Und alles, einfach alles in diesem Universum - die Adityas, Vasus, Rudras, Aswins, Maruts, die himmlischen Bewohner und Weisen, Siddhas, Schlangen, Menschen, Raubtiere, Vögel, Würmer, Pflanzen, Flüsse, Meere, Berge, Wälder, Seen, die Veden und ihre Zweige, die Schriften und Sammlungen an Mantras, Opfern usw. alle Welten von Kalagni bis zum Reich Shivas und deren Herrscher, die ungezählten Schöpfungen (Brahmandas), Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft, alle Himmelsrichtungen, all die Einheiten der Zeit - was immer man hören oder sehen kann, das wird von Shivas Gebot beherrscht. Er erhält die Erde mit ihren Wäldern, Bergen, Wolken, Meeren und die Sterne, Indra und die Götter, alle lebenden Wesen und unbelebten Dinge, ob sie über Gefühle oder Bewußtsein verfügen oder nicht.

Oh Krishna, höre dazu das Wunder, daß der allmächtige Shiva einst vollbrachte und das ich aus den Upanishaden kenne. Nach einem Sieg über die Dämonen begannen die Götter einst zu streiten und jeder behauptete:
Ich bin der Sieger, ich allein!

Da nahm Lord Shiva die Gestalt eines Yaksha an und stand unerkannt unter ihnen. Er steckte einen Grashalm in die Erde und sprach zu den Göttern:
Wer diesen Grashalm ausreißen kann, hat die Dämonen besiegt.

Zornig erregt packte da Indra den Halm und wollte ihn lächelnd ausreißen, doch es gelang ihm nicht. Sogar seinen Donnerblitz schleuderte er auf den Halm, doch der prallte nur ab, und es klang, als ob er auf Metall getroffen wäre. Als nächstes erprobten die Herrscher über die Himmelsrichtungen ihre Stärke und wirbelten tausende, himmlische Waffen auf den Grashalm. Da loderten Flammen, tobten Stürme und Wassermassen ergossen sich, als ob das Ende der Welten erreicht wäre. Doch der Halm blieb stehen, und alle göttlichen Anstrengungen waren umsonst. Ja Krishna, es war die Macht des Yaksha allein.

Da fragte Indra erregt den Yaksha:
Wer bist du?

Doch dieser verschwand vor aller Augen. In dem Moment erschien Parvati, die Tochter des Himavat, am Himmel und ließ ihn mit ihrer Schönheit, ihrem Lächeln und ihren glänzenden Ornamenten wieder erstrahlen. Die verwunderten Götter verbeugten sich demütig vor der Göttin und fragten sie:
Wer ist dieser ungewöhnliche Yaksha?

Die Göttin lächelte und antwortete:
Er ist unsichtbar für euch. Er ist der Herr, der das Rad der Welten drehen läßt. Am Anfang erschafft er das Universum, und am Ende vernichtet er es. Nichts kann sich seiner Herrschaft entziehen, denn er durchdringt alles.

Nach diesen Worten verschwand auch die große Göttin, und die erstaunten Götter verbeugten sich und kehrten in den Himmel zurück.


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